Zeraphine + LAB
Herford, X 26.03.2005

Wie immer, wenn Konzerte an einem Samstag im eX Kick stattfinden, heißt es früh aus den Startlöchern zu kommen, schließlich will sich der Laden das eindringliche Disco-Geschäft mit irgendwelchen "belanglosen" Konzerten nicht ruinieren.

Das frühe Erscheinen hatte sich an diesem Osterwochenende aber auch wirklich gelohnt. Die Finnen LAB boten eine halbe Stunde lang grandiosen Gitarren-Pop vom feinsten. Ein audio-visueller Hochgenuß war natürlich vor allem die Frontfrau Ana, welche irgendwo zwischen eleganter Kate Bush und positiv verrückter Cindy Lauper liegt. Gleich zu Beginn spielten LAB ihre aktuelle Single "when heaven gets dirty" und hatten mit diesem Power beladenen Song das Auditorium gleich auf ihre Seite gebracht. Ana's kraftvoller Gesang wurde immer mit einem lasziven Lächeln begleitet. "Raining dogs" wurde von einem Refrain begleitet, der sich bereits beim ersten Hören als Ohrwurm ins Gehör implantiert. Aber auch die ruhigen, melancholischen Klänge hielten bei dem dramatisch intonierten "Danger" einzug. Ana, die zwischendurch mit perfekten deutschen Ansagen oder Erklärungen überraschte kniete und ließ ihre Stimmbänder emotional vibrieren. Das poppige "Love like hell" erinnerte ein wenig an "In between days" von Cure. Betörend, dass zwischen atmosphärischer Ruhe und energischer Saitenarbeit pendelnde "Insane with love". Die wundervollste halbe Stunde, welche ich je einer Vorband geopfert habe.

Nicht ganz einfach war es danach, sich auf die Hauptband zu konzentrieren. Zeraphine fegten mit dem überraschend harten Opener "I never to be like you" kurzerhand meine Tagträumereien dahin. Die Berliner Melancholiker haben auf ihrem aktuellen Album eine große Portion Alternativ-Rock getankt, was die Songs von der Melodie her ein wenig sperriger erscheinen lässt. So waren es an diesem Abend neben "be the Rain" (von Traumaworld) vor allem die Stücke des ersten Albums, welche mich am meisten überzeugt habe. Und Gott sei Dank gab es davon reichlich. An erster Stelle natürlich das betörende "Sterne sehen" (für mich immer noch der beste Song), "die Wirklichkeit" oder "in der Tiefe". Wurden zuvor die Männerherzen in tachycarde Schwingungen versetzt, gelang dieses Sänger Sven Friedrich bei dem anderen Geschlecht. Neben dem Aussehen mit der seit ewigen Tagen gleichen Frisur überzeugt er auch durch sein warmes Timbre, welches er ab und an (z.B. "Flieh mit mir") auch in Schrei Vocals ausarten ließ, was diesen Stücken neben tiefer Melancholie auch eine enorme emotionale Kraft verleiht. Soundtechnisch war es heuer nicht immer perfekt, gerade bei den heftigeren Stücken erschien der Sound ein wenig schwammig. Neben Songs aus ihren drei Alben gab es auch zwei Cover Versionen zu hören. Während die U2 Hymne "new years day" seit längerer Zeit im Live Programm zu finden ist, überraschte man mit dem Schlusssong, eine Interpretation von Coldplay's "in your place". Insgesamt 90 unterhaltsame Minuten.

Noch ein Wort zu der Besucherzahl: Es war alles sehr übersichtlich.

Setlist Zeraphine:
I never want to be like you
Die Macht in dir
No more doubts
In der Tiefe
Sterne sehen
Die Welt kann warten
No tears
Ohne dich
United and lost
New year's day
Stop pretending
Sometimes
I'm numb
I feel your trace
Licht
Die Wirklichkeit
Jede Wahrheit
Kaltes Herz
Be my rain
When walls arise
Wenn du gehst
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Flieh mit mir
Kannst du verzeihen
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In your place

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