The Mission
Bochum, Matrix 17.10.2005

Bochum und The Mission, das passt seit 1986 perfekt zusammen, leider fehlt seit einigen Jahren die dritte Konstante, die Zeche. Der Irrgarten des Matrix mit seinem schlauchförmigen Konzertbereich besitzt zwar eine atmosphärische Dichte, aber rein praktisch ist es nur den ersten zehn Reihen möglich, einen guten Blick zu habe. Und was den Sound angeht, meine Güte, der Standart war ja vor Erfindung der Elektrizität besser.

Aber wer die Engländer seit fast zwanzig Jahren begleitet, weiß natürlich, dass eine perfekte PA wie damals '88 in Düsseldorf selten an der Tagesordnung war. Auf einer gewissen Seite ist mir das natürlich auch lieber, so bleiben die Konzertpreise einigermassen erträglich.

Kommen wir aber zum wichtigsten, der Musik. Doch zuvor der Hinweis auf die Vorgruppe: Elusive. Eigentlich hatte ich mich auch auf die Norweger gefreut. Ein Stau, ein Schlüssel und eine falsche Abfahrt wussten das aber zu verhindern.

Nach einem typisch verspielten Intro betraten die vier Protagonisten die Bühne, um gleich ganz weit in die Vergangenheit zur wandern, zum Ursprung quasi. Die erste Single "serpent's kiss" gab die Eingangspforte in ein Konzert, welches gespickt war mit ollen Kamellen und lange nicht gespielten Stücken. Wie perfekt das von der aktuellen stammende "Evangeline" im Kontext der alten Songs funktioniert, davon konnte man sich überzeugen, weil der Song perfekt platziert zwischen "Serpent's kiss" und "Severina". Ein gelöster und gut gelaunter Wayne kann natürlich auch die Dark Pop Schiene befahren, was mit "Heaven knows" eindringlich bewiesen wurde. Eine sehr gelungene Version von "Garden of delight" folgte. Danach begab man sich auf neues Terrain, denn den Wenigsten dürfte das romantisch angehauchte Rockstück der aktuellen MCD bekannt gewesen sein. Wayne sang diesen Song sehr inbrünstig, die verspielte orientalische Komponente im Zwischenspiel erinnerte teilweise an "Children" Zeiten. Überraschend "Fabienne", selten gespielte B-Seite einer Maxi. Dann bewies die Band, wie man betörende Pop Songs zelebriert. "Butterfly on the wheel" gehört wohl zu einem der besten (Nicht) Liebessongs der vergangenen Jahre. Ein weiteres neues Stück erklang mit "family", welches ein wenig Hippie-like intoniert wurde. Back to the Roots ging es mit "Naked and Savage" und gerade bei diesem Klassiker, der sich ruhig und gänshautartig über die Gehörmuscheln türmt, war der Sound leider saumäßig. Die üblichen Verdächtigen "Beyond the Pale" und "Deliverance" beendeten der normalen Set.

Und die folgende Zugabe hatte es in sich. Zwar gab es nicht den dritten Song der ersten Single ("Wake"), was Wayne ein wenig schadenfroh erzählte, sondern das sozialkritische "Amelia", welches von wuchtigen Gitarren und dominierendem Schlagzeug beherrscht wurde. Cover Songs sind bei Mission wie bei vielen anderen Bands an der Tagesordnung. Ich steh eher auf die eigenen Songs und betrachte derartige Unternehmungen immer als schmückendes Beiwerk. Anders bei "Like a hurricane". Im Original von Neil Young und in der Umsetzung von The Mission der beste Cover Song, der jemals gemacht wurde: Punkt Aus. "Sweet bird of Passage" erklang melancholisch und ist ein Song der nicht gerade zum Standartrepertoire der Band gehört. Anders geartet ist es mit "Wasteland" und dem engültigen Schlusssong, der Mission Hymne schlechthin "Tower of strength". Nach über 50 Konzerten weiß ich nicht, in welcher Kategorie ich die heutige Veranstaltung einordnen soll (Setlist brilliant, Auftritt zu kurz, Sound schlecht), es war einfach schön zu sehen, dass alte Helden niemals sterben und auch nicht kurz davor sind. (andreas)

P.S: Einen schönen Ausklang fand der Abend mit einer 80er Party. Hier konnte das Matrix 12 der vorhergegeben 50 Minuspunkte streichen.

01. Intro
02. Serpent's Kiss
03. Evangeline
04. Severina
05. Heaven Knows
06. Garden of Delight
07. Breathe me in
08. Fabienne
09. Butterfly on a Wheel
10. Family
11. Naked & Savage
12. Beyond the Pale
13. Deliverance
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14. Amelia
15. Like a Hurricane
16. Bird of Passage
17. Wasteland
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18. Tower of Strength




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