Elis + Visions Of Atlantis + Lyriel
Herford, Elfenbein 07.04.2005

Dass es bei Konzerten ein exorbitantes Missverhältnis zwischen Besucherzahl und Qualität der auftretenden Bands geben kann, weiß man - und man weiß es in OWL ganz besonders. Die Zahl der zahlenden Zuschauer sei mal verschwiegen und kurz auf die Zählkünste eines Dreijährigen verwiesen. Sicherlich gibt es viele Gründe für geringe Zuschauerzahlen, sei es die Faulheit (wohl Hauptgrund), sei es das in der Nachbarstadt stattfinde Konzert von Apocalyptica (Mittelmässiger Grund), sei es der Eintrittspreis von 14 Euro (wohl abwegiger und untergeordneter Grund).

Die drei Bands werden wohl in erster Linie in die Schublade "Gothic Metal" gepresst. Wie vielfältig das Treiben in dieser viel zu engen Kommodenunterteilung sein kann, bewiesen die drei Bands eindrücklich.





Da haben wir als erstes die mittelalterlich und Fantasy angehauchten LYRIEL, welche neben traditionellen Instrumenten auch Geige und Cello beherrschen. Der Gesang ist lieblich bis gefühlvoll und die siebenköpfige Combo verstand es, die Songs der CD trotz einiger technischer Wirren perfekt umzusetzen. Dabei beherrscht man sowohl die romantisch, verträumte Seite wie die druckvolle Komponente. Sängerin Jessica überzeugte mit harmonischen Stimmbändern, auch wenn sie sich ein wenig zurückhaltend gab. Songs wie "Prisonworld" oder der heutige Opener "The crown of the twilight" sind einfach Klasse. Perfekt in diese Kombination passte auch das einzig neue Stück "Fairyland", welches lustmachtend den neuen Werk entgegen fiebern lässt. Dazwischen gab es puristische Folk Songs, welche stimmlich an Candice Night erinnern. In "Lind e-huil" sang Jessica in der Elbensprache (in Sindarin), leider funktionierten hier die weiblichen Backings der Cellistin Linda nicht so richtig, was aber allein an technischen Gründen lag. Hatte man deren Mikro eigentlich eingeschaltet? Selbige übernahm tags zuvor wegen stimmlicher Probleme Jessicas gar die Position der Frontfrau. Heute aber ließ Jessica nichts anbrennen und bot auch erstmals das stimmlich nicht einfache "The singing nightingale" zu hören. Nach vierzig Minuten war leider Schluß und mein Höhepunkt des heutigen Trios verließ die Bühne. (incus)





Gefolgt wurden die Gummersbacher von den Österreichern VISIONS OF ATLANTIS. Und hier werden die musikalischen Unterschiede deutlich. VOA sind wesentlich gitarrenorientierter unterwegs und haben einen komplett anderen Gesangsstil. Nicole wirkt Stimmbandmässig als opernhafte Diva mit Sopran, lässt aber auch ihre trinkfeste Lolita-Seite zum Tragen kommen. Hinzu kommen, herrlich untypisch, keine männlichen Growls, sondern warme Gefühle aus den, aus Y-Chromosomen hergestellten Stimmbändern. Mit dieser Mischung bot man vor allem die Stücke der aktuellen CD dar. Mario übernahm aber nicht nur den romantischen Part, sondern ließ uns auch in kurzen Ansagen etwas näher in die Songs blicken. Die getragene Seite der Songs zelebrierte er auch schon mal, in dem er sich tagträumerisch auf die oberste Stufe zur Bühne setzte und folgsam ein betörendes Duett mit Nicole einforderte. (incus)





Den Abschluss des an sich musikalisch (und optisch) sehr schönen Abends bildeten die Lichtensteiner/Schweizer Band ELIS, die manch einer sicher schon unter ihrem alten Namen "Erben der Schöpfung" kennengelernt hat. Frontfrau Sabine schien auf den ersten Blick nicht sonderlich begeistert über die kleine Zuschauermenge, aber wie auch die anderen beiden Bands gaben sich ELIS professionell und spielten einen guten Gig herunter, in dessen Mittelpunkt natürlich die Songs der beiden veröffentlichten ELIS-Alben "God's Silence, Devil's Temptation" und "Dark Clouds In A Perfect Sky" standen, aber nicht nur die, auch der "Erben der Schöpfung"-Zeit huldigte man ("Elis", "Sleep and death"). Kennen konnte man vor allem "Der letzte Tag" durch seine aktuelle Rotation bei VivaPlus, aber dieser ist auch der einzige vom neuen Album, der mir richtig zusagt. Besser kamen die Tracks des ELIS-Erstlings in meinen Gehörgängen an, vor allem das der erst kurz vor Schluß gespielte "Such a long time". Halt Geschmackssache, trotzdem hat mir der Auftritt gefallen. (eller)


Zum Abschluß sei allen drei Bands Dank gesagt, auch im Namen der restlichen (zahlenden) Zuschauer, dass man trotz der kleinen Besucherzahl alles gegeben hat, um den Abend in schönes "Gothic Metal" Event zu packen.



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