Xandria + Entwine
Osnabrück, Lagerhalle 19.11.2004



Im Schlauch der Lagerhalle mitten in Osnabrück kamen wir leider gerade so pünktlich, um die Schlussklänge der ersten Band, LAB, mitzubekommen. Man kann nur sagen, sie waren auch da.
Um kurz nach 21 Uhr betraten dann die Finnen Entwine die Bühne und rockten erstmal knapp 40 Minuten so richtig schön dunkel melancholisch ab. War in meinen Ohren ein echt klasse Auftritt von Entwine, auch wenn der Sound ein klein wenig seltsam klang und die Spielzeit mir etwas zu kurz war. Egal, die Finnen haben sich bei ihrem Set auf die richtig rockig abgehenden Nummern aus ihren Alben konzentriert, meistens dabei gleich 2-3 Stücke ohne Pause ineinander übergehend gespielt. Egal ob Stücke wie "Bitter Sweet", "Six feet down below" oder "Someone to blame" vom aktuellen Album "diEversity" oder alte Songs (hier sind "Time of despair" und "Thru the darkness" als meine persönlichen Highlights zu nennen), Entwine konnten voll überzeugen, auch wenn die Stimmung im Publikum etwas enthusiastischer hätte sein können. Immer hin war die Band voll motiviert und gut drauf, aber auch wenn Sänger Mika Tauriainen das Publikum immer wieder zum Klatschen animierte, gab's erst beim Headliner Xandria eine durchweg ausgelassene Atmosphäre. (eller)



Xandria gehören zu den Bands, welche Live immer noch eine Schüppe im Vergleich zu den Alben drauflegen. Derartig spielfreudig wie am heutigen Abend hat man sie aber selten gehört. In den 90 Minuten spielten sie fast ihr gesamtes Repertoire aus den beiden erfolgreichen Alben "kill the sun" und "Ravenheart" und wechselten geschickt zwischen balladesker Romantik und brachialem Goth Metal. Live dürfen die Saiten auch mal etwas schrebbeln und die Drums etwas scheppern, die Keys erzeugen dazu einen sphärischen Teppich auf dem sich der liebliche Gesang der rotgelockten Lisa variabel ausbreitet. Spielt sie in "Ravenheart" oder "eversleeping" noch die Elfe, lässt sie in einem der besten Stücke des aktuellen Werkes, "Black Flame", die Rock Röhre raus. In "Snow White" gelingt es ihr gar, einen Text fast dunkel rezitierend erklingen zu lassen, um im eingängigen Refrain die Stimmbänder weich vibrieren zu lassen. Die Saitenfraktion bekommt auch einen Platz zum Austoben und Lisa beendet den Song mit fast bösen, angegrowlten Vocals. Das gutgefüllte Auditorium zollte reichlich Beifall und gab sich bei den Singles auch beim Mitsingen sehr textsicher. Die Melodien stehen bei den Bielefeldern eindeutig im Vordergrund, auch wenn man gerade live den Spätachtziger Metal nicht verleugnet. Die poppige Seite und dezente Kitschansätze umschifft man aber geschickt, in dem man das Songwriting sehr abwechslungsreich aufbaut. Fast ist man geneigt zu sagen, jeder Musiker bekommt im Verlaufe des Programms reichlich Platz, sich in den Vordergrund zu spielen. Vielleicht ist auch das das Geheimnis, warum es auf der Bühne immer mehr nach Spaß als nach Arbeit aussieht. Wenn mir das aktuelle Album auch mal die Schamesröte ins Gesicht treibt, live ist das alles sehr ausgegoren und gelungen. (andreas)