Tanzwut + Nik Page
Bielefeld, Triebwerk 06.12.2004

Für einen Montagabend im verschlafenen OWL war das Triebwerk recht gut gefüllt. Eröffnet wurde der Abend von Nik Page, der Blinde Passagier stellte vor allem sein aktuelles Album "sinmachine" vor, welches wie bereits das Debüt "sacrifight" mit reichlich Gastmusikern daherkommt. Heute war es eine wahrlich puristische Darbietung, da auch noch der Keyboarder kurzzeitig wegen Krankheit ausfiel. Der hinter einem monumentalen, reich verzierten Mikrofon stehende Nik hatte von Beginn an Probleme mit dem statischen Publikum. Während sich die weiblichen Gäste mit dem Lesen der letzten SMS oder dem Herunterladen von Klingeltönen beschäftigten, wünschte sich das männliche Publikum eine kleine Krankheit, um von der in Lack gekleideten Krankenschwester behandelt zu werden. Nik hatte Probleme die zwischenmenschlichen Beziehungs-Strömungen zu verbinden und ebenso gelang es ihm nicht, das Auditorium zu animieren. Egal ob goth-rockig, stampfend elektronisch oder mit verspielten, betörenden Refrain wie in "Dein Kuss", Nik kämpfte gegen Windmühlen in Form von gelangweilten Zuhörern. Musikalisch (auch wenn notgedrungen viel vom Band kam) und gesanglich war es ein gelungener Opener, der aber leider von der berühmten Morbus Vorgruppe infiziert war.



Ganz anders dann die Stimmung bei Tanzwut. Ausgelassen feierte man die druckvolle Darbietung aus Mittelalter, Elektronik und Rock. Nach kurzem Intro und "wieder da" begrüßte Teufel mit gewohnt rauer Stimme das Publikum und gleich anschließend das Motto für den Abend in den Laden zu schreien: "Laßt uns durchdrehen". Sicherlich habe ich Publikums erlebt, welche wesentlich energischer diesem Aufruf folgten, aber hey, wir sind in OWL und es ist Montag. Erneut wandelte die Band durch ihre Geschichte und ließ auch die musikalische Geschichte nicht außer acht. Sei es in Form neuerer Cover Versionen wie "bitte, bitte" oder moderne Aufbereitungen altertümlicher Musik. Dazwischen agierte man auch mit verträumter Melancholie, wie im elegischen "Meer" oder "Niemals ohne dich". Tanzwut gelingt auch die Mischung aus dramatischen Auftritten und theatralischer Monumentalität. Kleine Gimmicks sorgen für atmosphärische Dichtheit. Übergroße Hüte werden neben kleinen Lichtlein von Schwarzlicht zum erleuchteten gebracht. Bei "Fatue" fährt man ein altes Grammophon auf die Bühne und erfreut sich dem Knistern einer Schallplatte. Beim folgenden Lied der Galeere verlässt der Teufel die Bühne und überlässt seinen Musikern die Szenerie. Zwei große Trommeln im Hintergrund geben den Rhythmus und vorne verausgaben sich die Dudelsäcke. "Wächter", "was soll der Teufel im Paradies" oder Königreich", erneut bot man beim zweistündigen Auftritt sämtliche Klassiker und heimliche Hits. "Caupona" beendete den ersten Block, die Zugabe Rufe genoß man hinter einer großen Box und kam schlußendlich noch mal mit "Extase" und "Gigolo" zurück. Auch wenn der Bandname nur peripher ins Tanzbein der Anwesenden schwappte war es ein gelungener Abend. (andreas)