Samsas Traum
Herford, Elfenbein 03.12.2004



Knapp hundert Leute waren anwesend, als Alexander Kaschte samt Gefolge pünktlich um 20.30 die Bühne betrat. Sofern es eine Vorband gab, kann ich darüber nichts erzählen, weil sie sodenn weit vor Konzertbeginn aufgetreten ist. Das Elfenbein hat in etwa den Charme einer Schulaula und Alexander gab passend dazu eine Mischung aus Waldorf Schüler und rebellischer Gymnasiast.

Samsas Traum spielten einen Querschnitt aus ihrer gesamten Schaffensphase und eröffneten den Set mit zwei Stücken des neuen Albums. Musikalisch ist ST schwer einzuordnen und liegt irgendwo im Dunstkreis zwischen Gothic, Musical, Metal und NDW und überzeugt vor allem durch die bewusst überzogenen, teils voller Ironie steckenden Texte. Diese Ironie steckte auch immer wieder in den Ansagen zwischen den Songs, mal offensichtlich, mal versteckt. Wie die Ansage gegen Drogen zu verstehen ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Politisch wurde er mit bissigen Bemerkungen über das BKA. Alexander versteht es, das Auditorium zu animieren und benutzt dazu auch mal eine kleine Handpuppe, die am Schluß ein wenig lieblos in die Ecke gepfeffert wurde.

Teilweise schien es so, als hätte die Band ihren eigenen großen Fan Club mitgebracht, denn die meisten Songs wurden lauthals und sehr textsicher mitgesungen. Neben "Endstation:Eden" gefiel besonders das schräge "Stromausfall im Herzspital" oder "für immer". Atmosphärische Keys wurden von straighten Saiten unterstützt, besonders hervorzuheben ist aber Danial Schröder, der den Sound abwechselnd mit Saxophon und Bassklarinette vervollständigt. Diese Instrumente sorgen für den eigenständigen und unverwechselbaren Sound von Samsas Traum. Natürlich wird das Ganze erst perfekt mit einem Sänger, der manchmal wie ein verspielter Junge wirkt, trotzdem seine Texte sehr professionell intoniert und sich bis zum letzten Schweißtropfen zu verausgaben vermag. Nach einer guten Stunde verabschiedete sich die Band Arm in Arm mit einer tiefen Verbeugung. Als Zugabe folgten eine Akustik Version von "Der Junge lebt im Brunnen", das unveröffentlichte "Rache" (lt. Alexander wird es auch nie veröffentlicht, wer's glaubt) und dem aggressiven "Kugel im Gesicht". Ein allerletztes Schmankerl gab es dann mit dem Hosen Cover "Hier kommt Alex". Hier kann man mal von einem wirklich gelungenen Cover sprechen und außerdem ist der Song wie gemalt für den liebevollen Querkopf. Eine letzte Verneigung und das wars. Es hat Spaß gemacht. (andreas)