Phillip Boa & the Voodoo Club
Hannover, Faust 15.10.2004

Als wir nach einer weitestgehend problemlosen Anreise das Faust erreichten, stand uns noch eine längere Suche nach einen Parkplatz bevor. Nach kurzer Exkursion durch Hannoveraner "Plattenbauten" und Einbahnstraßen hatten wir endlich Glück und betraten die Innereien des Alternativ angehauchten Ladens als bereits die Vorband "bitune" die Bühne betraten hatten. Selbige waren kürzlich mit den unsäglichen 4Lyn auf Tour und ausser brachialer Lautstärke hatte die Band wenig zu bieten. Fazit: Vorband nicht weiter erwähnenswert.

Man durfte gespannt sein, was Boa ohne die Abhängigkeit eines neuen Albums zu bieten hat. Es wurde das typische Best of Programm, in dem die Band fast alle ihrer zahlreichen Hits zum besten gab, gespickt mit zwei aussergewöhnlichen Songs. Da war zum einen der ganz neue Track "der Himmel" in dem Pia und Philip erstmals einen Text in der Heimatsprache vortragen. Dieses Experiment kann man als voll gelungen beschreiben, weil es geprägt von tiefer Melancholie eine eindringliche Melodie offenbarte und gleichsam mit wunderschönen Worten intoniert wurde. Das komplette Gegenteil gab es mit "Skull" vom ersten Album Philister. Boa selbst kündigte es als merkwürdigen Song an. 20 Jahre alt ist dieses Stück und könnte ein kleines Mahnmal dessen gewesen sein, wofür Boa stand und steht. Ein Independent Pop Song, strukturell voller Schrägheit.

Überraschend der Opener "Atlantic Claire", perfekt der Übergang zum zweiten Album mit "I dedicate my soul to you". Boa hatte schnell das Publikum in der Hand und Pia nahm das Auditorium mit ihrer naiv kindlichen Stimme an ihre Schulter. Ein perfekt eingespieltes Team, in dem die Musiker einem staffierten Underground erzeugten, der gelungen den Teppich für die beiden Vocalisten ausbreitete. Klassiker wie "Annie flies the Lovebomber", "fine Art and Silver" wechselten mit den schrägen Pop- Extravaganzen neuerer Prägung. Während Pia sich in Zurückhaltung übte, Phillip seine typischen epileptischen Anfälle als Tanz deklarierte tanzte das Volk vor Bühne. Dankbar nahm man jede kleine Anekdote auf und verlor sich in einer explosiven Vergangenheit. Boa huldigte die Zugabe-Rufe mit einem ersten Set bestehend aus "Get terminated" und "Albert is a headbanger" mit wilden Saiteneinlagen. Ruhiger wurde es beim Herauskommen aus den Katakomben mit "Container Love". Nur ein Song als zweite Zugabe, sollte das alles gewesen sein? Nein, natürlich nicht, mit dem explosiven Rausschmeißer, dem letztmaligen Pogo verabschiedete man das Publikum, na mit welchen Song? Richtig!

Auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass man etwas tiefer in die Überraschungskiste gegriffen hätte (evtl. "Empire's burning"), war es ein perfektes Konzert. Boa samt Band mögen im Studio Tüftler sein, auf der Bühne präsentieren sie sich trotz über die Jahre gehende Auswechslungsarien als Einheit. (andreas)