Wir Sind Helden
Hannover, Cafe Glockensee am 28.05.03

Vor dem Vergnügen hieß es erst mal ein wenig zu arbeiten. So trafen wir uns gegen 19.30 Uhr, um ein bisschen mit WIR SIND HELDEN zu plaudern (Interview in Kürze). Die Zeit bis zum Beginn zog sich dann mächtig in die Länge. Erst gegen 22.00 Uhr betrat die Vorband die Bühne. Der Name ist mir leider entfallen. Die aus Hamburg stammende Band spielte guten, druckvollen Gitarren Rock. Ein bisschen Placebo, ein wenig Brit Pop, treibende Riffs, guter Gesang und 'ne Menge Melodie. Danach dauerte es erneut eine Stunde bis die Helden ihren Set mit "ist das so" eröffneten. Bereits nach kurzer Zeit ergriff die Energie der Musik die ersten Reihen. Mittlerweile war die Luft im proppevollen (überfüllten?) Raum zum Schneiden dick. Ein seltsamer, wenig erotisierender Geruch aus Zigaretten, Schweiß und anderen Ausdünstungen ließen die Filteranlagen in den Lungen auf Hochtouren laufen. Bereits recht früh kam dann schon ihre Hymne "Guten Tag", klar dass nun niemand im Publikum zu halten war.
Allerdings bot das 80 minütige Programm neben den begeistert abgefeierten Synth-Punk-Rock Singles auch eine ganze Menge wunderschöner, sehr ruhiger, melancholischer Tracks. Ergreifend das Rio Reiser Cover "halt dich an meiner Liebe fest". Gänsehautfeeling pur. Aber auch Songs wie "die Zeit heilt alle Wunder" oder "du kennst mich nicht wieder" überzeugten mit leicht traurigem Touch. Besonders in diesen etwas ruhigeren Titeln überzeugte der liebliche Gesang Judiths. Zur Mitte des Konzertes wunderte sich die Sängerin dann aber doch, woher die Leute, welche fast jeden Song inbrünstig mitsangen, die Lieder kannten, obwohl das Album doch erst im Sommer (7.7) erscheint. Nach kurzer Nachfrage bekam sie die zu erwartende Antwort: aus dem Internet. Zwischendurch erzählte sie dann auch die Geschichten, welche zu den Songs führten. So z.B. bei dem von einem eindringlichen Refrain (wie immer) begleiteten "Aurelie", einem Song über die Probleme der interkulturellen Kommunikation. Aber sie konnte "Aurelie" kurz nach Entstehung des Songs bereits mit einem Freund verkuppeln, wie sie später mit einem Lächeln auf den Lippen erzählte. Schräge Texte und ein Sound, der sich in einem längst vergangenen Jahrzehnt bediente, gab es bei "Alphamenschen", "Replikanten" oder "Rüssel an Schwanz". Die Band hatte immer ihren Spaß und der übertrug sich ohne Umwege auf das Publikum. Balladeske Liebeslieder wie "Die Nacht" wechselte mit sozialkritisch angehauchtem Punk wie in "Heldenzeit" . Zum Schluß des normalen Sets gab es dann die aktuelle Single "Müssen nur wollen". Erneut war Pogo angesagt und die schweißnassen Leiber forderten vehement eine Zugabe. Zur Entspannung gab es dann noch eine Ballade und zum glorreichen Abschluß noch einmal "Guten Tag". Das hat mal wieder so richtig Spaß gemacht. Zum Schluß sei auch einmal auf den sehr sozialen Preis von 9 Euro aufmerksam gemacht. Und auch die Getränkepreise in diesem alternativen Zentrum waren auch mal wieder für den kleinen Geldbeutel erschwinglich. (andreas)