Type O Negative + Opeth
Herford, Kick am 26.06.03

Das Kick war an diesem Abend proppevoll, so genossen wir die Vorgruppe "Opeth" inmitten einer Warteschlange. Nur den Schluß konnten wir noch in den Innereien des Ladens virtuell bestaunen. Die Norweger schienen zumindest die vorderen Reihen fest im Griff zu haben und die übertriebene Lautstärke ließ für die Depro Metaller schlimmes befürchten. Allerdings wurden die Regler beim Auftritt der Brooklyner Band nicht viel höher gedreht.
Eine mittellange Umbaupause entließ dann Type O in eine in dunkelgrünes Licht getauchte Bühne. Im Hintergrund eine übergroße Zacke eines EKG?s. Passend dazu waren die Musiker komplett in grünen OP Anzügen gekleidet und ließen fortan ein Feuerwerk an bedrückenden, tief depressiven Melodien auf das begeisterungsfähige Publikum regnen. Bereits der Opener "fucking someone else" ließ erahnen, dass man hier nicht einfach das neue Album "life is killing me" (im Übrigen fehlte dieser Titeltrack) vorstellen wollte, sondern eine Art Best Of Set aus der aktuellen CD und den vergangenen drei Alben ("Bloody Kisses", "October Rust" und "World coming down") ablieferte.
Sänger Peter Steele stand zwar die gesamte Zeit im Mittelpunkt, blieb aber Bühnenmäßig am linken Rand behaftet, wo er direkt neben dem Abstellplatz seiner beiden Weinflaschen sein zu Hause fand. Gesangstechnisch ließ er live wesentlich mehr Krächz, Schrei und Grunzlaute in sein düsteres Timbre eindringen. Vor allem in den heftigeren Passagen, bei dem seine Basslines auch körperlich zu spüren waren, hatten diese gesanglichen Exkursionen die perfekte Mischung aus Verzweiflung und Wut. Während in den ruhigen Doom Momenten seine Stimme als Spaten diente, um sein eigenes Grab zu schaufeln. "World comming down" kam als überlange apokalyptische Hymne, während "my Girlfriends girlfriend" mit seiner dunklen Atmosphäre glänzte. Nachdem die erste Flasche Wein endgültig mit Luft gefüllt war, wurde Peter immer gelöster und kommunizierte des öfteren mit dem Publikum. Ironie, schwarzer Humor und eine gehörige Portion Sarkasmus standen dabei immer wieder im Mittelpunkt. Auch wenn man beim Anblick des Sängers immer wieder mit den Fragen beschäftigt wurde: Liegt hier eine frühkindliche Beziehungsstörung vor? Möchte man dem Typen nachts begegnen? usw. besitzt doch schon seine introvertierte Darstellung eines manisch-depressiven-suizidgefährdeten Menschen eine gewisse Ausstrahlungskraft. Insgesamt gaben die Amerikaner noch drei Zugaben und ließen ihre Fans mit einem gewohnt bedrückenden Gefühl nach Hause gehen. Operation gelungen, Patient (wahrscheinlich) Tod. (andreas)