Tanzwut + Mono Inc.
Hannover, Capitol 17.11.2003

Mittlerweile scheint Hannover für Leute aus Ostwestfalen Konzertmäßig die erste Adresse zu sein. Die Fahrt ins Ruhrgebiet kann man sich sparen. In Dortmund ist eh nichts mehr los. Osnabrück scheint bzgl. Konzerte alles in die Expo Stadt 2000 zu verlegen. Bielefeld dürfte alleine für lokale Bands interessant sein. Herford führt mit dem Kick ein seltsames Schattendasein und verpflichtet nur noch Combos, welche mal in der Vergangenheit hier spielten. Also kam die dritte Hannover Reise in kürzester Zeit nicht von ungefähr.

Waren die Räume bei "In Extremo" vor ein paar Wochen noch bis zum Bersten gefüllt, hatte man heuer einen zwanglosen Bewegungsreichtum von Bierstand zur ersten Reihe. Gott weiß, woran das liegt. Ich sag es euch (natürlich ohne Vermerk auf den vorigen Satz), Tanzwut haben kein Video bei Viva laufen.

Als erstes betraten die Jungs von Mono Inc. die Bühne. Der Sänger sah aus wie ein Ninja Turtle und schien jeden Moment anfangen zu heulen. Anfangs war ich alles andere als begeistert und wollte schon den Rest des Konzertes an der Theke verbringen, bis mich eine sanftmütige, tiefsinnige Ballade doch zum Bleiben veranlasste. Ich liess sämtliche Vorurteile fallen und genoß fortan die melancholischen Rock Töne. Ganz nebenbei überzeugte der Drummer mit einer wahrlich beeindruckenden Solo Einlage. Hatte ich mich nicht zu Beginn noch lustig über ihn gemacht, na ja, man darf sich ja mal irren. Aber beängstigend, dass ich mich auch im Gesang irrte. Der Sänger trat immer mehr in den Vordergrund, schien zwar immer ein wenig ängstlich, und überzeugte mit warmen Timbre, welcher leicht hell ins Publikum wehte. Wenn er seine introvertierte Art ablegt und sich in passende (normale) Kleidung steckt, ohne Werbung für die Verirrungen von Xtra zu machen, dürfte die Band sicher auch von Beginn an ankommen.

Tanzwut war danach die Menge des Publikums egal. Sie spielten ihr explosives Programm als ob der Laden rappelvoll wäre. Die Bühne beherbergte eine Empore, die links und rechts ein Schlagzeug, samt zwei großen Trommeln aufbahrte. Dazwischen blieb dann genug Platz für die Dudelsäcke. Vorne war dann die Saitentechnische Rhythmus Fraktion platziert in deren Mitte sich Sänger Teufel zur Genüge austoben konnte. Das Programm eröffnete "Tanz" und dieses diente auch als perfekte Einladung an das Publikum. Allerdings folgten zunächst nur die ersten beiden Reihen dieser Aufforderung. Die Stimmung wurde aber langsam gesteigert und entwickelte sich über "ihr wolltet Spaß" , "Labyrinth der Sinne" und "in meinen Träumen" bis hin zu "Merseburger Zaubersprüche". Am Schluß des Stückes nahm dann auch Teufel den Dudelsack in die Hand und so erklangen fortan fünf dieser Instrumente zu einer elegischen Einheit, welches in einem instrumentalen Stück des neuen Albums gipfelte. Dazwischen immer wieder tief romantische Töne wie das elegische "Meer". Bei "Lied der Galeere" wurden auch endlich die beiden großen Trommeln ins Geschehen mit eingebaut. Nach "für immer" und dem energischen "Lügner" war es dann Zeit für das Ärzte Cover "bitte,bitte", welches die Band perfekt in die eigene Harmonie des Mittelalters integrierte. Tanzwut hatten während iher zweistündigen Spielzeit auch die Zeit mal weit zurückzufahren und alte Klassiker wie "Königreich" oder "Das Schicksal" zu intonieren. Die vehement geforderte Zugabe lies dann die Leute per gleichnamigen Lied in Extase versetzen. Und auch die bekannten "Götterfunken" kamen zu Live Ehren. Erneut ein gelungener Auftritt einer im tiefsten Wortsinn beheimateten Live Band. (andreas)