Secret Discovery + Xandria
Bochum, Zeche am 29.11.03

Nach einer problemlosen Anreise mit Bahn und Bus erreichte ich pünktlich zum Beginn von Xandria die Innereien der etwas spärlich besuchten Zeche in Bochum. Angesichts der längeren Live Abstinenz von Secret Discovery und da es sich hier zweifellos um ein Heimspiel handelte, hatte ich doch mit einer größereren Anzahl an Besuchern gerechnet.
Die Bielefelder XANDRIA erlebte ich dann zum dritten mal in kürzester Zeit als Anheizer. Erneut lösten sie diese manchmal undankbare Aufgabe bravorös. Der Anblick von Sängerin Lisa war etwas gewöhnungsbedürftig, da ich sie erstmals nicht im Kleid auf der Bühne sah. Aber spätestens die lasziven Bewegungen bei "Ginger" hinterließen bei mir wieder die altbekannten Eindrücke. Ihr Set war der gleiche, den sie bereits als Vorband von ASP darboten. Also kam es auch zur Aufführung der beiden neuen Songs (siehe Tracklist). Ansonsten präsentierte man das Debüt Album "kill the sun", welches von straighten Gitarren und sphärischen Keys beherrscht, dem betörenden weiblichen Timbre den Laufweg präsentiert. Bereits der Opener "Shes nirvana" zeigte die Wandlungsfähigkeit des Gesangs. Teils dunkle Stimmbänder, teils helle Betörtheit. Im Mittelteil lässt der Song zudem genug Platz für die Saiten und Drumfraktion, um sich mal richtig auszutoben. Während auch "isis/osiris" zu den druckvolleren Songs gehört, schraubte man bei "Ginger" die Geschwindigkeit etwas zurück und die Gitarren erklangen ein wenig doomiger. Hier kamen die Vergleiche mit Gathering am deutlichsten zu tragen. Insgesamt ein erneut gelungener Auftritt, bei dem vor allem die neuen Tracks Lust auf neue Werk machen.
Tracklist
1 She's Nirvana
2 Isis/Osiris
3 Ginger
4 The Lioness (neuer song)
5 Forever Yours
6 Mermaids
7 Casablanca
8 Kill The Sun
9 Wisdom
10 Black Flame (neuer song)

Die Umbaupause wurde dann mit dichten Nebelschwaden und einem Intro beendet, welches mir seltsam bekannt vorkam. Damit haben vor einigen Jahren The Mission ihre Konzerte eröffnet. Nun wurden diese klassischen Klänge vom Opener "Colour my Live" beendet. Mittlerweile war die Halle auch wesentlich besser gefüllt und das Publikum sog die Musik sogleich auf, schließlich war man zwei Jahre auf Entzug. Es schien so als hätte sich nichts geändert und Sänger Kai hat selbst sein altes Hemd mit Totenkopf auf dem Rücken aus der Mottenkiste geklaubt. Mit "more than..." und "down" gab es das erste Einblicke in das neue Werk "Pray", welches im Januar in die Läden kommen wird. Bereits bei diesen ersten Songs wird der Pop Appeal der neuen Stücke deutlich. Die Gitarren waren schon mal heftiger, aber der wavige Sound, der die neuen Songs umweht, zeugt von einem Spagat zwischen modernem finnischen Goth Rock und 80er. Das Wechselspielchen zwischen neuen und alten Stücken führte die Band weiter, so folgte nach "colour my Life" eines der stärksten Stücke des neuen Albums. "To the moon" ist von einem dunklen Gitarrensound umgeben und ergibt sich in einem eindringlichen Refrain. Nach dem man mit "I don't care about is" die härtere Fraktion bediente, überraschte man mit dem Melanie C. Cover "you turn to you". Der Pophit wurde geschickt ins S.D. Gewand gepackt und so hatte auch keiner der Zuhörer Lust, dem folgenden "kill me" zu folgen. Das einzige deutsch sprachige Stück "sieh nicht zurück" widmete Kai all denen, die immer wieder nach "Zerstörer" rufen. Die älteren unter euch können sich sicher noch an den punkigen Klassikers des Debüts erinnern. Im Gegensatz hierzu kann man den neuen Track durchaus als Ballade sehen. Das poppige "Mysteryland" wurde gefolgt von "Some of this", bei dem man dann Lisa von Xandria zum Duett auf die Bühne holte. Den Refrain sangen dann Kai und Lisa in enger Umschlungenheit und mit tiefen Blicken in die Augen des Gegenübers, was einige weibliche Besucher dann doch mit Eifersüchteleien honorierten. "Your day", "never exit" und das energische "Love kiss" folgten, bevor man zum Titeltrack des neuen Albums "pray" kam. Im tieferen Sinne ein balladesker Song, der jedoch von einer gehörigen Power umgeben ist und wie fast alle neuen Songs von einem betörenden Refrain getragen wird. Danach kam mit "Hello goodbye" der typische Abschlußtrack der Band. Nur kurz ließ sich die Band bitten und kam mit "follow me" auf die Bühne zurück. Das eingängige "I can fly" folgte, bevor man in eine wirklich überzeugende Cover Version von U2s "with or without you" einstimmte, samt Gänsehaut erzeugendem Publikums-Chor. Und dann kam für viele alte Fans der Höhepunkt des Abends. Die zweite Zugabe begann mit "try to life" vom Erstling. Nachdem die Jungs zum dritten Mal aus dem Hintergrund ins Rampenlicht getreten waren und auch noch den Grace Jones Song "Slave to the Rhythm" coverten war dann nach 2,5 Stunden endgültig Schluß. Ein klasse Konzert und nach ersten Eindrücken kann man auch eine klasse CD erwarten. (andreas)