L'ame Immortelle + ASP + Unheilig
Herford, Kick am 25.02.03

Der Grund, welcher mich an diesem Abend ins gutgefüllte Kick führte, war mal nicht die Hauptband, sondern die beiden Opener Acts. Mit diesem Hintergrund war es ein gelungener Abend, dessen Höhepunkt am Anfang stand. Unheilig und vor allem Sänger "der Graf" sorgten mit ihren druckvollen aber stets melodischen Songs für sehr gute Unterhaltung. Geschickt baute man das Programm auf, welches sich zum Ende hin von Höhepunkt zu Höhepunkt hangelte. Besonders ihre beiden clubtauglichen Singles "sage Ja!" und "Komm zu mir" wurden vom Publikum begeistert aufgenommen. Während hier das straighte Riffing den Rhythmus bestimmte, erschien die Uraufführung der neuen Maxi "Die Maschine" sehr elektronisch. Der Graf verstärkte seine düster, bedrohliche Erscheinung noch durch tierische Kontaktlinsen. Innerhalb kürzester Zeit gelang es ihm, die Besucher in seinen Bann zu ziehen. Sein dunkles Timbre dient als perfekter Begleiter beim Geschichten erzählen und seine stimmliche Eleganz ließ jeden Chorus zum Ohrwurm mutieren. Zum Schluß malträtierten sie dann noch den alten Sisters Song "This Corrosion". Etwas kantig und schleppend der Beginn des Songs, gelang es der Band im weiteren Verlauf ein gelungenes Cover darzubieten, welches traditionellen 80er Bombast Wave und den modernen Soundstrukturen von Unheilig ein zu Hause fand.
Aus dem Hause Trisol kommen die Jungs von ASP. Ihr Sänger könnte auch direkt aus dem Nosferatu Film aus den 30er entstiegen sein. Die Stimme ist Live ein wenig rauer als auf CD, begleitet die wavig, elektronischen Stücke aber perfekt. Songs wie "der schwarze Schmetterling" oder "Schwarz" kamen sehr gut an, auch weil die Stücke Live ein wenig druckvoller als auf CD ausfielen. Höhepunkt war aber sicher, der in einigen Discos zum Klassiker gewordene Kultsong "sing child". Die Bewegungsmechanismen in den ersten Reihen ereichten ihren Höhepunkt und Refrain sang dann der größte Teil der Fangemeinde mit. Die Band gibt sich bewusst klischeehaft und lässt auch in den Texten einigen Pathos einfliessen. Gelungener Auftritt.
Letzteres kann ich von L?ame immortelle nicht behaupten. Meiner Meinung nach litt der Auftritt von Beginn an unter dem penetranten in-den-Mittelpunkt-Gehabe von Sänger, Texter, Musiker Thomas. Nur wenn der Herr mal seine Atempause am Key nahm, durfte sich Sängerin Sonja auf die Mitte der Bühne begeben, ansonsten wurde sie rechts ins Abseits gestellt. Sicherlich hat Thomas wieder die gesamten Texte geschrieben und eine sehr persönliche, emotionale Geschichte erzählt, welche auch im Mittelpunkt stand, aber bitteschön, der Mann kann nicht singen und sein Geschrei nervt Live wie auf Platte. So lagen die Höhepunkte in den etwas ruhigeren von Sonja intonierten Songs oder alten Klassikern. Die gesangliche Mischung aus "die schöne und das Biest" funktioniert im elektronischen Bereich einfach nicht. Eine schöne Szene gibt es trotzdem noch zu erwähnen, bei "November rain" wurde plötzlich die fünfjährige Kellie, welche das gesamte Konzert aus der ersten Reihe verfolgte (Gibt es eigentlich Ohrenärzte für Kinder, wenn ja, hat dieser eine Patientin mehr) auf die Bühne geholt. Insgesamt zu wenig für einen Hauptact. Das Publikum war übrigens überhaupt nicht meiner Meinung und feierte die Band enthusiastisch. (andreas)