Covenant + Seabound
KUZ, Mainz 12.11.02

Ich war noch nie alleine auf einem Konzert. Es gibt wohl für alles ein erstes Mal. Könnte interessant werden. Covenant in Mainz.
Covenant hab ich zwar schon einige Male live gesehn, aber bisher nur auf Festivals. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich bei etwa zweien oder dreien nicht viel mitbekommen habe. Entweder hatte ich keinen Bock oder ich war deren Musik noch nicht so bewandert. Nun sieht das aber bisschen anders aus.
Als ich das Kulturzentrum zu Mainz betrete, spielt schon eine Band. In dem Moment hab ich keinen Schimmer, welche der Vorgruppen das ist. Geht eigentlich. Hilfe, der Raum scheint brechend voll. Ich quetsche mich links am Rand vorbei und lande vor den Boxen recht nah vor der Bühne. Die Musik hat bissl was von Front. Aber dann wars auch schon vorbei. Die Lampendinger mit Bettlakenkitteln wurden nicht enthüllt. Will heissen, nun kommt die zweite Vorband. Ach, da hängt ja auch schon was. Seabound steht drauf. Aha. Zwei Typen hüpfen auf die Bühne (cool, wenn man so nah davor steht). Der eine hinter ein Keyboardteil, der andre nach vorne und zappelt sich einen ab. Die Musik. Naja. Geht. Einige scheinen es zu kennen und singen mit. Oder sie tun nur so. Wer weiss. Aber die gehn ganz schön ab. Besonders vor den grossen Boxen, vor denen ich stehe. Bloss gut, dass ich meine Ohrstöpseldinger dabei habe. Die habe ich damals bei Subway to Sally in Ebersbrunn gekauft, weil mir diese Vorband zu lärmig war. Bei Subway hab ich die wieder rausgenommen. Aber nun hämmerts gewaltig. Da vibriert jedes Nasenhaar. Boah, mal sehn, wie lang ich das mitmachen kann. Nun gut. Sie künden ihren Abschied, weil, gut erkannt, alle auf den Eskil warten. Oh je, wie denn, Zugabe?? Da rufen welche Zugabe?! Das ist jetzt wohl ein Witz oder?! Na gut, wenns denn unbedingt sein muss. Aha, der Eskil hats produziert, das können wir grade noch so durchgehn lassen. Fällt auch gar nicht auf, klingt ganz und gar nicht nach Covenant! Selbst der Sänger klingt nicht nach Eskil. Nu is aber gut!!
Umbaupause. Ob dies bis zehn schaffen? Wir werden sehn. Ah ja, das sind also diese IKEA like Keyboardständerteile. Heissen bestimmt Joakim oder so. Die Herren lassen sich ganz schön Zeit und die Warteraummusik fängt langsam an zu nerven. Das Pärchen nebendran frisst sich mal wieder auf. Wers braucht. Mittlerweile tippe ich auf halb elf. Nun ist es ca. fünf vor.
Na endlich, der Northern Lights Opener. Dacht ich's mir doch. Bands, die eine Tour zu ihrem aktuellen Album machen, fangen ihr Konzert fast immer mit den ersten Liedern ihrer Scheibe an. So auch Covenant mit "Monochrome". Wird auch Zeit! Juhu, die Masse tobt. Erst hopst Clas auf die Bühne. Dann Joakim. Und Herr Simonsson. Schick sieht er wieder aus. Beim Friseur war er auch. Toll! Das geht ab!
Fast hätte ich jetzt damit gerechnet, dass gleich danach "Call our Ships to Port" kommt….
Ich amüsiere mich prächtig. Dauernd muss ich lachen. Ich finde das sehr lustig. Den Eskil. Und alles. Joakim plärrt mit verzerrter Stimme. Clas singt. Wie, er singt?? Ja, er singt mit Eskil im Chor und geht dabei dauernd in die Knie. Aber er sieht irgendwie niedlich aus. Wie ein kleiner Junge zwar, aber niedlich. Er und Joakim tragen schicke Mäntel. Zugenköpft bis oben hin. Letzterer trägt ausserdem noch einen coolen, manchmal etwas grimmigen Blick mit sich herum. Oh, hat er grade zu mir geguckt?! Der Scheinwerfer hat mich geblendet. Es läuft grad "Go Film". Die Version auf Synergy gefällt mir da aber besser. 'Je, wär singt hier falscher? Eskil oder Clas? Hm, ich glaube Clas.
Was macht er denn jetzt? Clas springt rum und wedelt mit den Armen. Aha, er macht den Hampelmann. Und Joakim? Er plärrt mit verzerrter Stimme oder macht den Anheizer. Währenddessen trinkt Eskil einen über den Durst. Er trinkt Volvic. Oh, und er zieht sich aus! Erst das Jackett, dann die Weste. Obs noch mehr wird? Glaub ich kaum. Der Anzug ist bestimmt teuer. Weisses Hemd. Oder ist es gestreift. Nee, dann hätte Joakim auch ein gestreiftes Gesicht. Das sind die Scheinwerfer.
Auf der Bühne stehen übrigens drei Monitore. Das sind die Dinger mit einer Lampe auf dem Kopfe, die vorher als Gespenst verkleidet waren. Auch hängt noch anderes Zeug in der Gegen rum. Man sollte es nebenbei erwähnen. Ich fragte mich schon, ob das immer dort baumelte. Aber nein, es gehört zur Covenant’schen Ausstattunge. Zwei, wie kleine Leinwände. Rahmen mit Stoff bespannt. Eines hängt auf der vom Publikum aus gesehen rechten Seite in Bühnenrandhöhe von der Decke runter. Das andere Gestell baumelt etwa über Joakims Kopf. Aber nicht unmittelbar. Ein bisschen weiter hinten. Und es sind Löcher drin. Das bringt lustige Lichteffekte auf die Leinwand dahinter, wenn ein Scheinwerfer auf die Vordere drauf scheint. Die Monitore zeigen Bilder und meist auch den Schriftzug von Covenant.
Die Jungens spielen eine Mischung aus alten und neuen Stücken. Aber weniger vom letzten Album "Tour de Force". Dazu hatten sie wohl bei der letzten Tour de Force ausreichend Gelegeheit. Von Sequencer sind wenigstens "Stalker" und "Figurehead" zu erwarten. Obwohl ich gegen "Feedback" oder "Tabular Rasa" keine Einwände hätte…
Ich wage es nicht, auf die Uhr zu sehen. Eskil kündigt das Ende an. "Dead Stars. Still burn".
Erste Zugabe. "Stalker", na endlich. Was kommt dann? Och nee, "One World, One Sky". "We live we die". Nich das!! Aber alle singen begeistert mit. Naja, fast alle. Ich halte mich dezent raus. Fällt eh nicht auf. Die singen sogar weiter, als die Band die Bühne verlassen hat. So kann man den Eskil auch wieder rauslocken. Erst nur er selbst. Und immer nur diese beiden Zeilen. Das Mikrofon auch mal wahlweise an Leute aus der ersten Reihe gereicht. Langsam reichts! Alter Schwede…
Ah, da sind ja auch die beiden anderen Jungens. Joakim macht wieder einen auf Anheizer und Clas auf Hampelmann. "Figurehead". Welch' Abschluss! (silv)