Deine Lakaien + Kamikaze 52
Osnabrück, Hyde Park 26.03.02

Nach den erfolgreichen Solo Konzerten von Veljanov im letzten Jahr durfte man gespannt sein, wie die erneute Zusammenkunft mit Soundtüftler Ernst Horn funktionierte. Doch bevor man sich den Lakaien hingeben konnte, hieß es erstmal etwas härtere Töne zu genießen. In dem sich immer mehr füllenden Park betraten als erstes die Gothic Metaller von Kamikaze 52 die Bühne. Dem Namen alle Ehre machten vor allem der Gitarrist und der Bassist, die sich bei brachialen Riff-Orgien gegenseitig die Töne um die Ohren hauten, während die hervorragende Sängerin mit dunklen Vocals vor allem für den Nebel sorgte. Und das ist musikalisch gemeint, denn eine Nebelmaschine wurde ansonsten nur dezent angesetzt. Die Band wechselte immer zwischen sehr melodischen und extrem brachialen Arrangements. Vor allem der Gitarrist malträtierte seine Gitarre des Öfteren. Dagegen wirkten die dunklen Stimmbänder der Sängerin wie ruhender Pol. Die Band vollführte eine perfekte Melange zwischen Aggressivität und Melodie. Leider wurde das Riffing im Verlaufe des Auftritts nicht gerade von Varibilität beherrscht. Das war aber der einzige Schwachpunkt des soliden Auftritts, der vor allem von einer hervorragenden Sängerin beherrscht wurde. Ihre zu Beginn vorherrschende Nervosität, welche sich nur langsam abbaute, machte sie nur sympathischer. Vor allem weil ihr Gesang in jeder Situation überzeugen Konnte. Mit Sicherheit war es bis jetzt die härteste Vorband der Lakaien, aber auch mit Sicherheit nicht die Schlechteste. Wäre der Gitarrist ein wenig zurückhaltender gewesen, hätte man hier begeisternd die Ohren betäubt, so war es ein solide gespielter Auftritt, der durch kraftvolle Frische und einer tollen Gesangsleistung glänzte.
Nach einer kurzen Umbaupause und einem Euroumtausch in Naturalien betraten dann im mittlerweile fast ausverkauften Haus die Protagonisten Ernst Horn und Alexander Veljanov mit zwei Violinistinnen, einem Cellist und einem Gitarrist im Gefolge die Bühne. Als Opener wählte man überraschender Weise mit "colourize" einen alten Klassiker. Eigentlich ein perfekter Song, um vor allem die alten Fans gleich in Begeisterungsstürme zu versetzen. Die verwegene Spielfreude Ernst Horns in seinem Laboratorium (O-Ton Velj anov), welche bei den neuen Songs perfekt funktioniert, ist bei den alten Songs eher fehl am Platz. So schien er sich in seinem Spieltrieb derart zu vergehen, daß er diesem Song die gesamte Atmosphäre nahm. Die Leinwand, welche hinter der Bühne aufgebaut war, zeigte während des Stückes eine Autobahn und war ansonsten eher dem Reflektieren des Lichts dienlich. Die aktulle Single "Generators" lieferte den Auftakt von Stücken ihres aktuellen Albums. Nach dem sehr experimentellen, von Eigenironie durchzogenen "stupid" verließen die Musiker bis auf Ernst und Alexander die Bühne und ein Klavier wurde in Position gebracht. Es folgten die ruhigen Stücke wie "where you are", "calling" und "wunderbar", in dem die Geschichte erzählt wird, wie ein Betrunkener einen Laternenpfahl ansingt. Da ich am anderen Tag früh raus mußte, konnte ich dieses nicht in die Tat umsetzen. Der weitere Verlauf war ein Querschnitt durch die gesamte Schaffensphase der Band. Hervorzuheben wäre noch das zum Ende hin bombastisch arrangierte "love me to the end", hier kam die tiefe Melancholie am besten zum Tragen, und "Mirror", bei dem sich Ernst Horn so richtig austobte. Wie ein Irrwisch wechselte er in seinem Labor zwischen Elektronik und klassischem Instrumentarium. Er benutzte Schlagzeugsticks um die Klaviersaiten im Innenraum des Flügels anzuschlagen und ließ ansonsten seine Fingerfertigkeit über die Tasten gleiten. Als er in einem späteren Song auch noch diese Saiten mit der Hand bearbeitete, schien Alexander in ungläubiges Staunen zu erstarren. Nach knapp 75 Minuten verließ die Band erstmals die Bühne und kam nochmal für insgesamt drei Zugaben, welche solch' geniale Songs wie "Dark Star", "don't wake me up" oder "sometimes" beherbergten, zurück ins Licht. Das Publikum war begeistert, wenn sich die schwarzen Gestalten ansonsten kaum bewegen, Klatschen können sie. Leider ließ die Kommunikationsfreude Veljanovs mit dem Publikum, die man vor allem von seinen Soloauftritten her kennt, zu Wünschen übrig. Man vermißte den lockeren Umgangston und auch die merkbare Anspannung Alexanders überraschte. Einzig die Frage ob Osnabrück noch in Westfalen liegt, sorgte für Gelächter (bzw. für Unmut beim heimischen Publikum). Dabei weiß doch jeder das Osnabrück in Sachsen liegt. Insgesamt ein solides Konzert, nicht mehr und nicht weniger. Wer die Lakaien schon öfter gesehen hat, weiß das es besser geht. (andreas)



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