The 69 Eyes + Sulpher
Osnabrück, Hyde Park 14.10.02

Es ist ja nicht immer so, dass die Vorband zur Hauptband passt. Das traf auch diesmal zu. Die schwefeligen Engländer eröffneten den Abend mit einer geballten Ladung Industrial Metal. Aufgebaut auf kühlen elektronischen Sequenzen, lieferten sie mit mächtigen Gitarren-Orgien und variablem Gesang zwischen Flüstern und aggressivem Geschrei einen wahrhaftigen Orkan. Sänger/Gitarrist Rob Holiday überzeugte mit einer extrovertierten Darbietung und schien jeglichen Frust auf der Bühne abzureagieren. Seine Gitarre litt unter der ständigen Maltration und auch der Mikrofonständer konnte des öfteren die Flugschule besuchen. Meist in gebückter Haltung scherte er sich einen Dreck um Griffführung und ließ allein die bedrohliche Härte agieren. Dargeboten wurden die Songs ihres Debüt Werkes "Spray". Songs wie ihre erste Single "one of us", das explosive "you don't mean that much" oder der Titelsong können schon mal zu dezenten Angstzuständen und Panikattacken führen. Meist beginnend mit einem leise lauernden Intro entwickeln sich die Tracks zu explosiven Industrial Hymnen und wenn Rob zwischen meterhohen Gitarrenwänden seine Texte ins Publikum prügelt, neigt man dazu, sich irgendwo zu verkriechen. Die Briten lieferten ein kompromissloses Konzert ohne Atempausen, es sei denn man bezeichnete die unterkühlten, tiefdüsteren Zwischenspiele als eben solche.

Nach recht kurzer Umbaupause betraten dann die gemäßigten Finnen von 69 Eyes die Bühne. Mit ihrem aktuellen, siebten Werk "Paris kills" haben sie erneut ihre Gitarren durch den Weichspülgang gejagt und sie in ein seichtes Gewässer aus romantischen Klängen befördert. Einzig der Schlagzeuger verlieh dem schwülstigen Sound etwas an früherer Härte. Inklusive der Zugaben bot man 16 Songs, davon stammten 15 von den letzten beiden Alben. Einzig "wasting the dawn", von der gleichnamigen CD war etwas älter, zeigte sich aber auch im neuen, gemäßigten Gewand. Allesamt eigentlich schöne Lieder für zu Hause, aber für ein Konzert war es in der Gesamtheit zu langweilig. Dazu hatten sich Gitarrist, Sänger und Bassist einen nicht-bewegen-Eid geschworen. So standen sie einträchtig nebeneinander und trällerten ihre tiefmelancholischen Liedchen. Jyrkkis dunkles Timbre und Songs wie das balladeske "angel on my shoulder", sowie ihre Hits "Gothic Girl", "Brandon Lee" oder das aktuelle "dance d'amour" sorgten zwar für ausgelassene Stimmung im recht mäßig gefüllten Hyde Park, konnten aber nie ganz an ihre explosiven Open Air Auftritte ran reichen. (andreas)

Tracklist 69Eyes:
Crashing high
Angel on my shoulder
Forever more
Gothic girl
Velvet touch
Grey
Don't turn your back on fear
Sleeping with Lions
Betty blue
Stolen Season
The Chair
Wasting the dawn
Dance d'amour
Framed in blood

Still waters run deep
Brandon Lee