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LACRIMOSA + TO DIE FOR
Osnabrück, Stadthalle (20.11.)

Der Grund, warum dieses Konzert in der Stadthalle stattfand ist mir nicht bekannt. Am Ordnungspersonal kann es nicht gelegen haben. Pünktlich zum Interviewtermin um 19.00 Uhr erreichten wir nach kurzer Suche den Veranstaltungsort. Leider war der Typ am Eingang zwischen seiner Altersdemenz und beginnenden Alzheimer uns nicht ganz wohl gesonnen. Wollte er doch mit dem Hinweis, es gebe bereits 40 (!) Leute mit Interview Termin, uns den Eintritt verwehren. Sanfte Überredungskünste und die Bemerkung, das er ab morgen wieder den Vorplatz fegen könnte, trugen dann doch Früchte, und so konnten wir doch noch unser Gespräch mit Tilo führen. Was der Lacrimosa Frontman zu sagen hatte könnt ihr im Interview nachlesen. Eins vorweg, Tilo war einer der erzählfreudigsten und sympathischten Gesprächspartner seit langen. Als die Halle zur Hälfte gefüllt war, unternahmen die Finnen TO DIE FOR den schwierigen Versuch, das Lacrimosa Publikum zu begeistern. Die riesige Bühne war allein für den Top Act präpariert und der skandinavische Fünfer mußte sich vor einem Vorhang quetschen. Nachdem der Opener "Crimson Twins" noch mit wohlwollenden Beifall belohnt wurde, entwickelte sich der weitere Verlauf des Sets trotz aller Mühe und perfekter Gesangsleistung zur Überbrückung der Wartezeit. Dabei überzeugten die Finnen auf ganzer Lini e. Durchdringende tiefe Vocals in Verbindung mit direkten Riffs, verspielten Bass und einem Keyboard, welches man wohl irgendeiner 80er Band entrissen hatte. Daher war auch die Cover Version von Sandras "in the heat of the night" für mich nicht ganz so überraschend, wie für den Rest. Nachdem man mit "vale of tears" die eingängige Pop Variente in Verbindung mit harten Gitarren präsentierte, gab es mit dem enthusiastischen "together Complete" den perfekten Schlußpunkt.

Es ist schon komisch, vor drei Jahren, als Lacrimosa die härtere Schiene fuhren, wäre sie als zu weich abgetan worden, heute sind sie den Tränchen Fans fast zu hart. Die Besucher waren übrigens sehr gemischt, man sah den alternden Gruftie neben seiner neuen Eroberung, welche freudig ihre Volljährigkeit erwartete, man sah den harten Heavy mit der gleichen Begleitung. Und man sah auch vollkommene Normale (man verzeihe mir diesen Begriff). Nach einer kurzen Umbaupause war es dann so weit, die Musiker betraten die Bühne, doch wo war Tilo? Er versteckte sich zu Beginn hinter einer Schattenwand. So sang er als Schatten die ersten Strophen von "Fassade1" und schien irgendwo zwischen frühen Hans Meiser Auftritten und David Copperfield seine Fassade hinter einer weißen Wand zu verstecken. Als der Song jedoch seine opulente Stärke bewies und die Gitarren in heftiger Weise angeschlagen wurden, verbrannte das Weiße und Tilo trat hervor, um den Rest des Songs in befreiter Atmosphäre zu präsentieren. Was folgte war ein Feuerwerk aus alten und neuen Songs. Unterstützt von einer perfekten Light Show und der pyrotechnischen Kunst entwickelte sich Tilo zu einem perfekten Entertainer. In den instrumentalen Phasen der Songs betätigte er sich als Dirigent, gab zwischendurch bei "Senses" bereitwillig Platz für Anne am Mikro und überbrückte diese Zeit am Keyboard. Neben "der brennende Komet" in seiner energiegeladenen Darbietung überzeugte das alte "Flamme im Wind" mit ruhiger, fast verträumter Melancholie. War es früher purer Dark Wave und später der perfekte Gothic Metal Song, schaffte Tilo diesmal den Spagat zwischen beiden. Eine getragene Atmosphäre der Dunkelheit und der mit wahrer Hingabe gesungene Text sorgten ebenso für Gefühlswallungen, wie die beiden brennenden Kelche im Hintergrund. Wunderschön auch das Gesangsduett bei "Alleine zu zweit" oder die bedrohliche Härte bei "Schakal". Bei "Liebespiel" hatte die Klassik dann fast vollkommen ausgespielt. Mit dem Spirit der neuen deutschen Härte gab sich Tilo textlich sehr direkt. Wäre hier nicht das barocke Zwischenspiel, man würde glatt erwarten, Umbra et Imago auf der Bühne zu sehen. Das fast zehnminütige Stück "Warum so tief" bot den perfekten Gegensatz. In fast trauriger Melancholie versinkend erzählte Tilo seinen Text mit einer gesanglichen Inbrunst, welche selten live gehört wurde. Seinen theatralisch inszenierten Höhepunkt hatte er, als er zum Schluß des normalen Sets allein im grellen Scheinwerferlicht seine Trompe einer derart harlekinschen Darbietung bearbeitete, die selbst mich zu Tränen rührte. War bis hierhin die Trompete ein notwendiges Übel der Musikschule, eröffnete Lacrimosa vollkommen neue Welten. Derart traurig, derart gefühlsbetont hat man dieses Instrument nie erlebt (Hat Tilo im Endeffekt die Platte von Stefan Mross eingespielt????). Für alle, die nie genug kriegen, bot die Band eine letzte Zugabe, in der sie nochmal ihre gesamte Energie steckten. Da war zunächst das Lied für alle, denen es momentan schlecht geht "stolzes Herz", die Hymne für alle, welche am Boden liegend ihre ganze Kraft zum Aufraffen zusammennehmen. Danach gab es das grandiose, von tiefer Melancholie durchschüttelte "der Morgen danach" und als endgültigen Abschluß "Copycat". Sicher nicht mein Lieblingssong von Lacrimosa, aber heute war auch das von seiner Eleganz her kaum zu überbieten. Tilo ist vor allem auf der Bühne erwachsen geworden. Wenn ich da an die ersten Konzerte zurückdenke, als er seine Professionalität eher in einer Flasche versteckte, ist er heute ein wahrer Künstler. Ein Mensch, der sich auf der Bühne der Naivität eines Kindes bedient um einen tragikomischen Clown in Vollendung abzugeben. Und dieses ist weiß Gott in seiner im positiven Sinne gemeint. (andreas)




LACRIMOSA + TO DIE FOR
Oberhausen, Turbinenhalle (19.11.)

Montag, der 19.November im Jahre 2001 - ein Tag, der etwas ganz besonderes werden sollte....... Ich hatte ja angesichts des bevorstehenden Lacrimosa-Konzertes schon mit einem besonderen Erlebniss gerechnet - aber mit dieser Fülle von Eindrücken und wunderbaren Erlebnissen hätte ich niemals gerechnet ! Bereits um 16 Uhr standen wir in einer langen Reihe schwarzgekleideter Menschen *gg* im Centro Oberhausen zur Lacrimosa-Autogrammstunde an und als wir dann endlich an der Reihe waren.......es ist nicht in Worte zu fassen - Tilo strahlt eine solche Ruhe und Sympatie aus, eine Wärme in seinem offenen Lächeln - es verschlug mir die Sprache!
Das eigentliche Konzert in der Turbinenhalle war toll organisiert und wie ich es mittlerweile von Veranstaltungen der "schwarzen Szene" gewohnt bin, verlief es ohne jegliche Drängelei und Aggression - ich glaube solch friedliche Veranstaltungen findet man sonst nirgens ! Die Vorband "To/Die/For" spielte auf und rockte richtig los - dennoch war dieser Auftritt nicht gerade nach meinem Geschmack - der Sänger schien eine zu kleine Unterhose zu tragen - die einzig logische Erklärung für seine extremen Hüftbewegungen *stööhn*

Aber dann war es endlich soweit - der Vorhang öffnete sich und hinter einer Schattenwand sah man Tilo, es begann mit Fassade 1.Satz....... Ich vermag die Eindrücke des Konzertes gar nicht zu beschreiben - es ist unglaublich wie Tilo seine Musik nicht nur interpretiert - nein - er lebt seine Musik ! Jeder Trommelschlag , jedes Gitarrenriff geht durch seinen Körper und weiter zum begeisterten Publikum ! Und auch Anne liess uns an ihrer wunderbaren Sangeskunst laben - sie hat sich im Laufe der Zeit zu einer dermassen wunderbaren Sängerin entwickelt und obwohl ich aus den Zuschauerreihen hinter mir einige Unkenrufe vernahm , kann ich nur sagen - ich war begeistert , zumal auch die Fotos von Anne ihr in keinster Weise gerecht werden - sie ist eine wunderschöne, zierliche und äusserst sympatische Person eher etwas schüchtern im Auftreten...*seufz*
Nun ja - so gegen 23.30 Uhr ging , leider viel zu schnell , das Konzert nach einigen Zugaben zu Ende.... Wir standen noch ein wenig im Vorraum herum und haben am Merchandising-Stand das ein oder andere "Equipment" erstanden als plötzlich ein schlanker , junger Mann neben mir stand........kein geringerer als Tilo selbst ! Er kannte keinerlei Berührungsängste und unterhielt sich nett mit uns verbliebenen Fans ! Er ging dann kurz Backstage - scheinbar um sich kurz zu entschuldigen und kam wieder zu uns um Frage und Antwort zu stehen , Autogramme zu geben und mit den Fans für Fotos zu posieren - in diesem Moment starb ich 1000 Tode - ich hatte meine Kamera vergessen !!!!! Ich bedankte mich bei ihm für das faszinierende Erlebniss,schüttelte ihm die Hand und er sagte leise und fast schüchtern " Dankeschön" - so wie nur er es sagen kann........
Alles in Allem ein Abend , den ich niemals vergessen werde - der 19.11. ist ab Sofort mein persönlicher Feiertag ! (joachim)

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