THE OTHER :: Mumien, Monstren und Mutationen
Stil: Horrorpunk - Review zu "New Blood" lesen
Bandmitglieder: Rod Usher (v), Sarge von Rock (g, v), Dr. Caligari (d), Migore Drake (b, v)


Wer erinnert sich nicht an das legendäre Gruselkabinett "Mumien, Monstren und Mutationen", das uns in den 80er Jahren schlaflose Nächte bereitete. Für alle Freunde dieser alten Horror B-Movies sei die Band THE OTHER empfohlen, denn hier wird genau das musikalisch aufgearbeitet, was uns damals Alpträume bescherte. Kaum eine Undergroundszene hat in der letzten Zeit so sehr geboomt wie die des Horrorpunks. Im folgenden Interview hat sich Rod Usher von THE OTHER etwas Zeit genommen, um u.a. über das aktuell erschienene vierte Album "New Blood", das Horrorpunkgenre und die anstehenden Tourpläne zu sprechen. Viel Spaß beim Lesen. (michi)
www.myspace.com/theother



Nun ist endlich euer viertes Album fertig und in den CD Shops. Zufrieden mit dem Ergebnis?
So zufrieden wie noch nie zuvor. Es ist das erst Mal, dass ich mir ein Album von uns anhören kann, ohne Dinge zu finden, die ich verbessern möchte. "New Blood" ist für meine Begriffe ein perfektes The Other Album mit unterschiedlichsten Songs und tollem Sound.




Welcher Song ist dein persönliches Highlight auf der CD und erzähl uns etwas über den Text des Songs?
Es gibt für mich mehrere Highlights, speziell "Hier kommt die Dunkelheit", unser zweiter komplett deutsch gesungener Song und "The Lovesick Mind", einem düsteren Gothic-Track mit atmosphärischen Keyboards und Stampf-Rhythmus. Aber auch "Back To The Cemetery", der metallisch-klingende schnelle Opener, ist ein echter Hit, oder "Talk to the Dead", den unser Label zur "Club-Single" erkoren hat. Jeder Song hat natürlich eine andere Aussage, aber grob geht es in "Hier kommt die Dunkelheit" um den immer stärker werdenden Sozial-Darwinismus, in dem nur die skrupellosen überleben. "Lovesick Mind" ist ein Song für den Horrorfilm "Wounded Embark of the lovesick Mind", des US-Regisseurs Gris Grimly. "Back to the cemetery" zeigt Möglichkeiten auf, auch Leichen noch gewinnbringend zu vermarkten - heutzutage muss ja auch allem Profit geschlagen werden - und "Talk to the Dead" ist eine kleine Horrorgeschichte über eine Geisterbeschwörung, die besser funktioniert, als erwartet.




Euer neues Album ist neben der normalen Ausführung noch in einer echt fetten schicken 2CD Version herausgekommen! Da habt ihr euch aber echt nicht lumpen lassen!?
SPV hat sich nicht lumpen lassen, würde ich eher sagen. Doppel-LP, Digipack Doppel-CD... das kostet richtig Geld in der Herstellung. Und wir freuen uns, dass das alles realisiert wurde, wir sind ja auch selbst Sammler.




Was gibt's zu den 5 Tracks zu sagen? Wieso haben es die Stücke nicht auf die CD Nummer 1 geschafft?
So kann man das gar nicht sagen, denn als wir im Studio waren, sollte es nur eine ganz normale CD geben, für die wir traditionell 13 Songs brauchen. Aber da wir eine Auswahl treffen wollten, haben wir zwei Stücke mehr aufgenommen, aus denen wir uns entscheiden wollten. Als die Idee mit der Bonus-CD aufkam, haben wir die Stücke, die nicht ganz in den Kontext passen, einfach auf die zweite CD gepackt, das sind dann eben das Ramones-lastige "Can't stop the monster kids" und das 80er Metal/Poison/KISS-beeinflusste "Violence, Murder, Bloodshed". Weiterhin hatten wir noch zwei Coversongs in pettto, die viele nicht kannten, und eben eine Demo-Version eines Songs vom regulären Album, an der man einfach mal sieht, wie so ein Stück im Studio dann noch richtig ausgearbeitet wird.




Wie entsteht bei euch ein neues Album? Können wir uns das so vorstellen, dass ihr alle beisammensitzt, Horrorfilme glotzt, Bier trinkt und euch dann die obskursten Stories aus diesen Filmen zusammenrafft?
Mit dem Bier liegst du ganz richtig, aber das trinken wir im Proberaum. Meist hat einer dann schon eine Idee mitgebracht - Sarge oder ich - und gemeinsam probieren wir einfach am Stück rum, bis es steht. Manchmal entwickelt sich auch ein Song einfach aus dem Drauflosspielen, aber das ist was seltener.




Wie muss man drauf sein, um sich als Horrorpunker zu bezeichnen? Was zeichnet einen Horrorpunker aus und was ist der Unterschied zum "Normalen" Punk?
Horrorpunk ist ja für mich kein Begriff um eine Person zu beschreiben. Ich glaube nicht, dass sich viele Leute, die The Other, Blitzkid, etc. hören, als "Horrorpunks" bezeichnen. In dem Fall ist es eher ein Begriff, um die Musik zu kategorisieren. Ich denke allerdings, dass diejenigen, die Horrorpunk hören, ein Faible für die dunklen Dinge des Lebens haben, und diese allerdings nicht zu ernst zu nehmen. Und für mich ist jemand, der Horrorpunk hört, meist auch jemand, der viel liest und kulturell interessiert ist. Vielleicht mehr als das Punk-Mädel, das mich vor ein paar Jahren mal vor einem Plus in Köln ansprach, ob ich einen Euro hätte und ich sie fragte, ob sie nicht lieber direkt mit zur Anti-Nazi Demo gehen wollte, wo ich gerade auf dem Weg hin war, und sie zu mir meinte "Leck mich am Arsch du Spießer!". Wenn das Punk ist, will ich mit Punk nichts zu tun haben.




Welche Rolle haben die MISFITS zur Genrebildung beigetragen, was hat sie bis heute am Leben erhalten und was denkt ihr ist für den momentanen Szeneboom verantwortlich? Außer eurem Beitrag natürlich ;-)!
Die Misfits sind sicherlich die Hauptverantworlichen dafür, dass Horrorpunk überhaupt entstanden ist, wobei schon Bands wie The Cramps und The Damned, aber auch ältere Künstler wie Screamin Jay Hawkins oder Bobby "Boris" Pickett, den Weg dorthin geebnet haben. Am Leben gehalten hat die Misfits das überlebensgroße Image und die geschickte Merchandise-Vermarktung ihres Logos, dem Crimson Ghost. So haben zig Kids die Band entdeckt, weil sie das Design und den Look der Band toll fanden und dann gemerkt, dass die Misfits ja auch noch unglaublich großartige Songs haben. Heute ist Horrorpunk so populär, weil man einfach genug von Bands hat, die nicht unterhalten, die mit dem Rücken zum Publikum stehen, die nur predigen und kritisieren. Horrorpunk ist eben auch Entertainment - trotz politischer Message - und durch die Mitgröl-Songs auch absolut Party-Kompatibel, aber eben mit diesem Düsteraspekt, der auch Tim Burton Filme so populär macht.




Selber find ich, sind auf eurer Album mindestens genauso viele klassische Heavy Metal Elemente in eurer Musik zu hören wie Punkelemente!
Ja, das kann man nicht verleugnen, wir haben alle unseren Metal-Background. Ich selbst bin KISS-Fan, seit ich neun bin und fast genauso lange höre ich Iron Maiden.




Man könnte fast sagen, dass eine Band wie IRON MAIDEN heute dann auch in dieses Genre eingestuft werden könnte, wenn sie heute neu aufkommen würden!?
Ich denke nicht. Maiden ist einfach so sehr Metal, wie man nur Metal sein kann. Und das ist auch gut so. Klar war das erste Maiden-Album vom damaligen Punk-Boom inspiriert, aber mehr auch nicht. Das behaupten doch nur Punk-Rocker, die unbedingt eine Legitimation dafür brauchen, warum sie eine Metal-Band wie Iron Maiden hören.




Wann fing der Horrorwahn oder die Liebe zum Dunklen bei euch an? Fandet ihr wie ich auch die bösen schwarzen Schlümpfe und Gargamel cooler als die tuntigen Blauen?
Gargamel war ja leider immer ein bisschen der Depp, aber der schwarze Schlumpf war wirklich der beste und er hatte den Ehrenplatz in meiner Schlumpfsammlung (die ich immer noch besitze), zusammen mit dem Schlumpf, der E-Gitarre spielt. Ich hab mir sogar eine ganze Band aus Schlümpfen zusammen gestellt und eine Bühne für sie gebaut.
Aber richtig fing es mit einem Frankenstein-Film mit Christopher Lee und Peter Cushing an, den meine Eltern sahen, während ich durch die Wohnzimmertür heimlich mitschaute. Ich hatte Alpträume danach, das Monster tat mir leid und der Horror hatte mich gepackt. Danach sah ich "Tarantula" und war wie besessen.




Was haltet ihr als Horrorfilmfans von dem momentanen Remakewahn alter Klassiker? Seht ihr die meisten Remakes nicht auch als überflüssig? Besonders traurig ist, dass viele junge Leute die Originalen gar nicht mehr kennenlernen und nur die neuen Varianten. Zum Beispiel wird mit der Verkörperung des Vampirs sicherlich zuerst Robert Petterson genannt und nicht Bela Lugosi oder Christopher Lee!
Es hat alles zwei Seiten und man muss die Remakes ja nicht schauen, wenn man nicht will. Der Erfolg vieler dieser Remakes ermöglicht es anderen Regisseuren, Partner für innovative andere Horrorfilme zu finden, die keine Chancen hätten, wenn Horrorfilme nicht generell so beliebt wären. Außerdem sind auch gute Neuverfilmungen entstanden, wie "Dawn of the Dead" oder "Texas Chainsaw Massacre". Komplett in die Hose gingen natürlich "Halloween 2" und "Friday the 13th". Aber vielleicht inspirieren eben solche Filme die Kids dazu, sich mal die Originale anzuschauen.




Ihr seid nach HOLA GHOST innerhalb kürzester Zeit die zweite Band, die für einen Gris Grimley Film einen Song geschrieben haben (The Slovestick Mind). Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Wir haben schon ein paar Jahre Kontakt zu Gris, weil er absoluter Horrorpunk-Fan ist und The Other sehr gerne mag. Durch seine Zusammenarbeit mit Blitzkid kam er darauf, auch uns zu fragen, ob wir einen Song für ihn schreiben würden. Dafür haben wir dann von ihm ein T-Shirt Design bekommen. Man unterstützt sich gegenseitig, so was find ich eben toll!




Könnt ihr euch vorstellen, selber mal eine Rolle in einem Horrorfilm zu übernehmen?
Haben wir gerade. Im Film "Violent Shit 4" der Kult-Regisseure Andreas Schnaas und Timo Rose spielt die ganze Band mit, und zwar wirklich als Band, in Outfits etc. Wir kämpfen gegen "Carl the Butcher" in einer postapokalyptischen Welt. Aber auch wenn wir gemerkt haben, dass wir keine geborenen Schauspieler sind, würde ich das gerne weiter ausbauen und z.B. wirklich gerne mal einen Film nur über The Other machen.




Habt ihr eine Empfehlung für uns, welche Bands wir unbedingt mal kennenlernen sollten?
Bands wie Blitzkid, Shadow Reichenstein, Nim Vind, Rezurex, Bloodsucking Zombies, etc. sind ja allgemein bekannt. Die besten "Newcomer" sind Dead End Guys und Death of a Demon, die muss man sich unbedingt mal anhören!




Ihr habt auf dem Ruhrpott Rodeo mit Bands wie SLIME und WIZO gespielt, die selber aus dem Grab wieder aufgestanden sind? Wie war das für euch?
Eine Riesen-Ehre, besonders, weil Axel von WIZO sogar vor dem Gig extra zu uns kam, um mit uns zu quatschen, sich unsere Show vor der Bühne angeschaut hat und danach noch mal kam, um zu sagen, wie gut er es fand. Von Slime haben wir leider gar nichts mitbekommen, da sie am anderen Tag dran waren und ich mir am Vortag einen Bänderriss zugezogen hatte und unnötige Bewegungen vermeiden wollte. Schade, ich hätte sie gerne gesehen, denn Slime sind nun mal eine Legende und sie begleiten mich seit vielen, vielen Jahren.




Was werden wir diesen Sommer von euch live erwarten können? Werdet ihr die Möglichkeit bekommen, eure geilen Horrorszenario Bühnenaufbauten auf Festivals wie dem M'era Luna aufbauen zu können?
Auf Wacken Open Air und M'era Luna spielen wir leider tagsüber, da wirkt unsere Bühnendeko nicht ganz so cool wie abends mit der richtigen Beleuchtung. Aber wir geben natürlich trotzdem alles. Nächste Woche sind wir Support von Alice Cooper, das ist für mich persönlich das absolute Highlight, als großer Alice-Fan. Ansonsten bereiten wir gerade eine kleine Tour im Oktober vor, die traditionell ihren Abschluss im Kölner Underground an Halloween findet.




Es macht doch aber sicherlich mehr Spaß, in einem kleinen Club mit geiler Atmosphäre und ordentlicher Spielzeit aufzutreten als 30 Minuten auf einem Großevent?! Folgt noch eine solche Clubtour?
Beides hat seinen Reiz, wobei man selbst auf den großen Bühnen oft etwas reserviert ist, als im Club, wo richtig die Post abgeht. Aber das Professionelle eines großen Festivals ist schon sehr angenehm, das will ich nicht leugnen. Aber wer uns einmal an Halloween in Köln gesehen hat, weiß, an welchen Shows unser Herz wirklich hängt.




Zum Ende noch eine Frage, die ich mir bei scheinbar blutrünstigen Typen wie euch immer frage... Mit Kunstblut herum schmieren ist ja das Eine, aber mal im Ernst: kannst du Blut sehen?
Ha ha... gute Frage. Also, ich fall nicht um, wenn mir Blut abgenommen wird. Aber ich leg auch keinen gesteigerten Wert darauf, Blut zu sehen. Ich musste während des Zivildienstes mal eine Stahlwanne nach einer Obduktion auswaschen, das war schon ein ziemlicher Alptraum.




Dem ist nichts hinzuzufügenden.
Vielen Dank für die tollen Antworten und ich hoffe, wir sehen uns bald live! See You In Hell!




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