MARCELLA AND THE FORGET ME NOTS :: Es fühlt sich gut an Barrieren zu brechen!
Stil: Cabaret, Obscures Theatre - Review zu "Monster Mae" lesen
Bandmitglieder: Marcella Puppini (Voice, Accordion, Piano, Musical Director, Composer), Anna Jenkins (Violin), Geri McEwan(Violin), Wei Wei Fraser (Viola), Jo Silverston (Cello, Musical Saw), Beatrix Graf (Bass Clarinet, Clarinet), Kim Lagos (Trombone), Amy Kelly (Percussion, Piano)


Eine Ausnahmekünstlerin macht derzeit auf sich aufmerksam durch das Projekt "Marcella and The Forget Me Nots". Sie schlägt eine Brücke zwischen eigentlich klassischen Musikarten wie Oper, Barock oder Cabaret zur Alternativen Musikszene. Diese außergewöhnliche Mischung und das wirklich ungewöhnliche Hörerlebnis der aktuellen CD "Monster Mae" waren für mich Grund genug, an Marcella Puppini einige Fragen loszuwerden. (michi)
www.myspace.com/marcellaandthefmn



Wer steckt hinter "Marcella & The Forget Me Nots" und welches Ziel verfolgt dieses Projekt?
"Marcella and The Forget Me Nots" ist eine Band, eine unübliche Band, in der ein Orchester mit Geige, Klarinette und Posaune auf der einen Seite, und dann noch Drums und inzwischen eine Gitarre, ein Piano und ein Bass auf der anderen Seite mitwirken.

Mein Ziel ist es, alle meine Leidenschaften in diesem Projekt zu verschmelzen, und einen eigenen Stil zu entwickeln, der sich jeder Kategorisierung entzieht. Der Stil ist schon ziemlich einzigartig, aber er wird ständig weiterentwickelt - und jetzt bin ich mit unseren Sound so richtig in dem Prozess des Experimentierens angekommen und zu beobachten was daraus entsteht!




Wie wurde dieses Projekt ins Leben gerufen?
Am Anfang war es ein Outlet aus meinen Kompositionen. Ich liebe es, Musik für Streicher zu komponieren, und ich liebe es, einen klassischen Ansatz zu haben, selbst wenn ich aktuell Pop Songs schreibe. Ich wollte etwas schaffen, was mir diesen Ansatz des Ausdrucks erlauben würde, und zudem sehr schräg und abgefahren ist.

Ich begann dieses Projekt 2007 in dem Theater zu zeigen, in dem ich als Musical Direktorin arbeitete und habe dann beschlossen, daraus eine richtige Band werden zu lassen.




Was denkst du, was für eine Art Musik ihr macht?
Es ist schwierig unsere Musik zu beschreiben, aber meine Einflüsse sind im Berlin der 30er, Barock und einer Art School-Rock Bands. Die Meinungen darüber, welchen Musikstil wir machen, differiert sehr stark, deshalb versuche ich gar nicht erst es zu beschreiben!




Welche Zielgruppe wollt ihr mit eurer Musik erreichen?
Darüber mache ich mir im Moment überhaupt keine großen Gedanken. Es scheint als ob die, die uns hören, jüngere, coole Leute sind. Diejenigen, die sich im Underground bewegen. Genau diese Leute haben uns letzte Woche im "Torture Garden" gefeiert!

In Berlin haben uns allerdings sehr unterschiedliche Arten von Leuten besucht, und es scheint, als ob unsere Musik von vielen verschiedenen Gruppen in unterschiedlicher Weise gewürdigt wird. Musiker schätzen die Komplexität der Arrangements, Mädchen lieben uns, weil sie sein wollen wie wir, Teenager stehen auf uns, weil wir einfach anders sind, andere mögen unsere Theatralik, und andere wiederum mögen uns einfach, weil wir gute Songs machen!

Es gibt Elemente in meiner Musik und der Performance, die sind ziemlich extrem und empörend, aber es gibt auch eine Seite, die dunkler und melancholischer ist. Wir sind definitiv keine Band, die jedem gefällt; ich denke du liebst uns oder du hasst uns!





Welche Musikstile haben dich beeinflusst? Was befindet sich gerade in deinem CD Player?
Als ich ein Teenager war meine Art der Rebellion, Oper und Billie Holiday zu hören.

Heute hör ich gern Nick Cave, PJ Harvey, Jacques Brel, Scott Walker, Einstürzende Neubauten, Roxy Music, David Bowie, Anthony and The Johnsons, The Dresden Dolls und eine Menge obskure schräge Bands.




Die "Forget Me Nots" sind eine komplett weibliche Band! Warum? Meinst du, Jungs wären in eurer Band störend?
Ich mag die visuelle Wirkung einer komplett weiblichen Band, und ich liebe es, Frauen in Rollen zu sehen, die eigentlich Männern vorbehalten sind, wie zum Beispiel die Rolle des Drummers. Es fühlt sich gut an, Barrieren zu brechen. Ich werde oft gefragt, wer mein Songwriter ist und wer unsere Show arrangiert, und die Leute sind dann oft überrascht, dass ich das selber mache.

Traditionell sind es die Männer, die das Schreiben und Arrangieren übernehmen und die Frauen singen dann. In meiner Band machen die Frauen alles.




Vor einigen Wochen habt ihr mehrere Tage in Folge live in Berlin in der "Bar jeder Vernunft" gespielt. Wieso so oft in dieser einen Lokation? Werden wir eure Performance in der nächsten Zeit auch in anderen Orten in Deutschland zu sehen bekommen?
Die "Bar Jeder Vernunft" ermöglichte es uns, seine ganze Woche dort Station zu machen. Wir fanden das ganz toll, da es wirklich spannend ist zu sehen, wie sich eine Show über einen längeren Zeitraum entwickelt. Wir werden definitiv nach Deutschland zurückkommen, um an vielen verschiedenen Orten zu spielen. Für mich waren die deutschen Zuschauer wirklich fantastisch. Ich sag dir, wir kommen ganz schnell wieder!




Wie war die Reaktion der Zuschauer bei den Konzerten in Berlin?
Die Zuschauer waren wirklich sehr warmherzig und aufmerksam. Wir hatten sogar einige "Standing Ovations", und jeden Abend habe ich einen netten Gentleman gefunden, der mit auf die Bühne gekommen ist und mir als Stuhl fungiert hat und ich ihn dann ein bisschen auspeitschen konnte!

Aber das genialste für mich war, als alles aufgebaut war, was die Leute dafür getan haben, um uns schon beim Soundcheck zuzuschauen, weil sie so von der Musik fasziniert waren. Das war ein ganz tolles Gefühl!




Deine Musik ist eine Mixtur aus Barock, Rock, Oper, Cabaret und vielen anderen Musikstilen! Das sind nicht die gewohnten Bausteine für alternative Musik! Allerdings habe ich gelesen, dass du dieses Projekt für die Independent Szene gedacht hast. Worin liegt der Reiz an dieser Szene? Glaubst du, dass dies gut zusammenpasst?
Ja, ich denke, dass das sehr gut zusammen funktioniert!

Wenn die Leute von diesen Musikarten hören, denken die, das wäre altmodisch, aber da ist überhaupt nichts altmodisches, an dem was wir tun!

Und es ist ganz eindeutig ein alternatives Genre. Heut zu Tage versteht man unter Independent und Alternative meistens diesen soften Pop Rock, für mich stehen diese Begriffe aber für ihre ursprüngliche Bedeutung: Anders sein als der Mainstream!

Deshalb werde ich auch nicht in einen Rockschuppen gehen und dort spielen, obwohl, wer weiß... vielleicht eines Tages...





Einige andere Bands sind ähnlich wie ihr vom Stil der 20er oder 30er Jahre beeinflusst. Ich denke da an The Dresden Dolls mit Amanda Palmer oder The Katzenjammer Cabaret. Kennst du die? Könntest du dir vorstellen mal Livekonzerte mit denen zusammen zu spielen?
Ja, ich liebe beide, The Dresden Dolls und Katzenjammer Cabaret. Wir alle haben zu dem französischen Sampler "Twisted Cabaret" beigetragen. Definitiv kann ich mir vorstellen, zusammen live zu spielen!




Bitte erzähl etwas über die Geschichte die hinter "What Have You Done to Your Face" und dem genialen Video dazu.
"What have you done to your face" ist ein humorvoller Protest gegen das neue Bedürfnis, das für Frauen geschaffen wurde, ihr Aussehen durch Operationen zu "verbessern". Es ist nicht so, dass ich prinzipiell dagegen bin: es ist halt nur so, dass ich nie jemanden gesehen habe, der nach einer solchen Operation besser ausgesehen hat. Ich könnte echt sauer werden, wenn ich eine Freundin nach langer Zeit wiedersehe und sie ihre Lippen nicht mehr bewegen kann, oder sie so eine dumme kleine Nase hat, die gar nicht zu ihrem Gesicht passt. Sie sehen nie besser aus als vorher, und sie sehen nicht mehr aus wie sie selber - und das ist sehr traurig. Bald haben alle dasselbe Gesicht. Als ob es nur eine akzeptable Gesichtsform gibt.

Aber es ist nicht nur das, was mich so ärgert: Ich denke es wäre viel besser, wenn die Frauen gegen diese seltsame Form der Sklaverei rebellieren würden und wieder in der Lage wären, sich auf die Verwirklichung der Gleichstellung zu konzentrieren. Es gibt nicht eine einzige Frau, die es nicht schaffen kann, sich im Leben durchzusetzen unabhängig von ihrem Aussehen, mich eingeschlossen.

Das Video ist directed von der wunderbaren Alex De Campi, einer sehr talentierten amerikanischen Regisseurin, die für eine große Anzahl Künstler arbeitet und die ich bewundere.

Sie hat einfach beides perfekt aufgenommen und umgesetzt, den Humor und die Traurigkeit dieses Songs, und hat passend dazu dunkle abgedrehte Bilder geschaffen.





Das Video mit den abgedrehten Stop-Motions hat Parallelen zu Monthy Python oder Peter Gabriel Sachen? Stimmst du mir da zu?
Haha, ich finde beide Vergleiche gut! Ja, da stimme ich total zu. Nochmal, Alex De Campi verbindet Humor mit Dunkelheit - DAS ist auch von dem der Song "Monster Mae" handelt.




Hast du Empfehlungen, welche Bands wir aus deiner Sicht unbedingt einmal kennenlernen sollten?
Du solltest mal alle Künstler vom "Twisted Cabaret" Sampler antesten, weil die brilliant sind. Außerdem musst du dir mal Bishi und The Irrepressibles anhören.




Du wurdest in Italien geboren, lebst aber in England. Ist England ein besseres kulturelles Medium für deine Kunst?
Ja, auf jeden Fall. England und vor allem London ist ein viel besserer Ort, um mit abgefahrenen, unüblichen Sachen zu experimentieren. Das italienische Publikum ist durchaus sehr anspruchsvoll und bereit für neue Dinge, aber nur wenn sie aus dem Ausland kommen, aber sie mögen keine italienischen Künstler, die mal was Neues ausprobieren. Außerdem müssen italienische Künstler in italienisch singen, und das ist für eine internationale Karriere sehr hinderlich!




Was tust du, um zu entspannen? Was ist der beste Weg, um die leeren Akkus wieder aufzufüllen in diesem schnellen und hektischen Lebensstil?
Ich habe eine Leidenschaft: Comics und Science-Fiction. Ich liebe es, für Freunde zu kochen und große Dinner zu veranstalten, und ich bin eine ziemlich gute Tänzerin und bin immer die erste auf der Tanzfläche.




Ok Marcella, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, um so ausführlich zu antworten. Gibt es zum Schluss noch etwas was du deinen Deutschen Fans sagen möchtest?
Einige Worte zu unseren Deutschen Fans? "Auf Wiedersehen, Schatzi!"
Ist das richtig so?




Ja das ist super!
Vielen Dank Michi!




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