COMBICHRIST :: Talk mit einer freundlichen Rampensau
Stil: Electro / Industrial / Metal
Bandmitglieder: Andy LaPlegua (Musik, Gesang, Produktion), z_marr (Live-Keyboards), Mr. Petersen (Live-Keyboards), Joe Letz (Live-Drums), Trevor Friedrich (Live-Perkussion), Sylvain (Golden Boy), (GabeBest Backlineboy)


Im Rahmen des Amphi 2010 hab ich mal die Möglichkeit wahrgenommen und mit Andy LaPlegua einen der momentan wohl mit dem vollsten Terminkalender zugestopften Musiker in einer ruhigen halben Std. zu interviewen. Dabei war es ein durch aus entspannter Mittag in einer angenehm gekühlten Hotel-Lobby. Waren doch draußen die Fans schon jetzt am Schwitzen und in großer Erwartung, was sie erwarten würde. Mit einem frischen Kaffee gings ins Gespräch. Andy in Jeansjacke und so frisch rasiert, geputzt und ausgeruht, das man meinen könnte vor einem seichten Popmusiker zu sitzen. (Oliver Garrandt) www.myspace.com/combichrist



Hallo Andy, schön dich zu sehen, wie geht's dir?
Hallo, ja danke mir geht's sehr gut, lass uns loslegen.




Du hast einen Haufen an Konzerten dieses Jahr, dazu jetzt noch ein neues Album. Erst mit Ramstein und dann auch noch allein bis in den Frühling und jetzt im Juli wieder weiter bis in den Herbst. Was dann ab Oktober folgt, ist leider noch nicht bekannt. Aber wie macht man das und schafft das?
Das stimmt, es ist eine lange Tour gewesen und es folgen noch viele weitere Konzerte. Aber es ist für mich einfach besser auf einer Tour zu sein, als mich zu Haus zu langweilen. Ich bin da eher ein Arbeitstier, ein Workaholic. Außerdem ist die Tour eine Inspiration für mich. Die dunklen Bereiche, in denen wir uns befinden, helfen mir, neue Texte und Ideen zu entwickeln.




Und das neue Album dazu ist dann also auch ein Ergebnis des Lebens auf der Straße und im Tourbus? Du würdest also eher Liebeslieder schreiben, wenn du auf einer grünen Wiese unter einem Baum in schöner Idylle sitzen würdest?
Ja, genau. Sie bilden eine Symbiose. Vor "We are all Deamons" waren unsere Songs und Alben eher vom Charakter "Combichrist" gefüllt. Danach folgte "We are all Deamons", was wesentlich mehr ich selbst war und so ist auch das neue Album "Making Monsters" eher ein persönlicher Teil von mir.




Musikalisch aber waren die ersten Alben eher vom musikalischen Nitzer Ebb und Co geprägt. Dabei sind die letzten Songs, wie auch "Never Surrender", den man schon im Internet als Video sehen kann, eher von einem eigenen Stil geprägt, woher nimmst du deine Ideen, was beeinflusst dich und was hörst du privat an Musik?
Eigentlich höre ich persönlich nahezu alles. Egal ob es Johnny Cash, Frank Sinatra oder auch sogar einfach nur Radio ist. Da sind Einflüsse sicherlich dabei, aber wir haben so langsam unseren eigenen Stil etabliert.




Sitzt also jeder von euch im Tourbus mit seinem eigenen MP3 Player für sich allein mit seinen Lieblingsscheiben?
Ja so kann man sich das vorstellen. Nicht sehr familiär und unterhaltsam. So braucht aber jeder auch mal seine Ruhe vor den anderen.




Manch einer wundert sich, warum ihr dauernd solche Begriffe wie "Fuck, Shit oder Bitch" verwendet, werden wir das auch beim neuen Album mehr hören, oder sind diese Bezeichnungen langsam ein Teil der Vergangenheit?
Auch das ist ein Charakter von Combichrist und spielt sich daher authentischer als säuselnde Liebeslieder. Die dunkle Straße und das Erlebte wird so auch viel besser verarbeitet und zeigt unseren Fans, wer wir sind und wie wir leben.




Wenn man dann solang mit einer Band auf Tour ist, seid ihr da eher eine Familie oder Freunde? Und was ist mit deiner Frau? Ich hab just gestern noch in einem Interview, das letztes Jahr veröffentlicht wurde gesehen, das du verheiratet bist und deine Frau alle ein zwei Monate besuchst.
Oh je, das muss ein altes Interview gewesen sein. Wir sind schon seit drei Jahren geschieden. Daher bin ich momentan Single und auch sehr glücklich damit. Aber die Jungs und ich sind, wie in so vielen Bands, Freunde und Familie zu gleich. Wobei ich mich aber auch sehr oft wie der Vater von allen sehe und sie als meine Schützlinge sehr.




Wenn du jetzt Single bist, kannst du denn dann, so bekannt du bist, auch auf Aftershow Partys gehen und wie sieht es aus mit deinen weiblichen Fans?
Unsere Fans sind uns echt sehr loyal gegenüber. Ich bin eigentlich lieber nach einem Konzert Backstage und feiere dort, meistens ist es ruhiger und man hat auch so viele Leute um sich herum. Mit den Groupies hab ich eigentlich nichts am Hut. Manchmal lernt man halt hier und dort wen kennen und hat 'nen schönen One Night Stand. Um mit der Frau Verkehr zu haben, muss schon ein wenig mehr stimmen. Und ob die Chemie stimmt, sieht man dann ja auch auf solch kleineren Partys schneller, als wenn extrem viele Leute um einen herum sind.




Aber bevor die Party kommt, kommt die Show. So wie ich das bisher erfahren und selbst mehrfach bei dir sehen konnte, ist dir persönlich die Show auf der Bühne unheimlich wichtig. Was ist für dich eine gute und gelungene Show?
Eine gute Show ist mir wirklich wichtig. Zum einen hängt es weniger davon ab, ob du vor 100 oder 100.000 Leuten spielst. Vielmehr ist die Stimmung dabei unheimlich wichtig. Eine ausverkaufte Halle und die Möglichkeit, deine Fans zu spüren. Das sind die grundlegenden Zutaten. Dazu kommen noch Fans, die uns sehen wollen und sich auf einen schönen Abend freuen.




Aber welchen Unterschied machen dabei die weltweit verschiedenen Fans und Kulturen?
Egal ob Südamerika, Russland oder Europa. Es ist im Grunde auch überall anders. Die Südamerikaner sind total ausgeflippt. Die sehen solch eine Show oder Konzert aber auch nur relativ selten. Daher gehen die total ab. Die Russen sind da ebenso ganz schön heftig drauf! Hier in Westeuropa und besonders in Deutschland ist es schon schwerer, die Fans zu begeistern. Es ist hier ein zu sehr gesättigter Terminkalender. Im Grunde kannst du doch nahe zu täglich mit nur 3 Std. Autofahrt irgendwo im Land ein Konzert besuchen. Diese Inflation macht das Publikum müde und so ist es auch sehr schwer ein volles Haus zu bekommen.




Als ich euch in Berlin auf dem Etropolis gesehen hab, traute ich meinen Augen kaum, auf beiden Schlagzeugen waren Stofftiere, ein Bärchen und ein Flamingo. Ist das eure Softieseite? Und was muss man denn mitbringen, wenn man ein Teil von euch sein will?
Das ist ein Tribut an unsere Fans, die uns diese Tierchen schicken. Die sollen sehen, dass wir ihre Präsente in Ehren halten. Wir sind und bleiben was wir sind. Und um ein Teil von uns zu sein, musst du einfach dein Instrument beherrschen und zusätzlich gut performen können.




So, langsam wird's Zeit, dein Tourmanager wird schon nervös. Also dann bis später auf dem Gelände und dazu eine gute Show.
Ja, bis später und vielen Dank. Viel Spaß bei der Show und bis bald!




So wartete bereits der Shuttle vor dem Hotel und brachte Andy nebst Tourmanager zum Festivalgelände, wo die Verwandlung von einem sehr höflichen und freundlichen Musiker zu einer Rampensau von statten ging. Die anschließende Show war wie fast zu erwarten war, eines der echten Highlights des Festivals. Dabei waren vor, neben und hinter der Bühne viele andere Musiker zu sehen, die sich diesen Auftritt ebenso wenig entgehen lassen wollten.




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