PROJECT PITCHFORK :: Spaß haben mit der Schwarzen Szene
Bandmitglieder: Peter Spilles, Jürgen Jansen, Dirk Scheuber
Promofoto by www.silent-view.com


Interview mit Peter Spilles und Dirk Scheuber von Project Pitchfork vor'm Konzert in Magdeburg. (michi)
www.pitchfork.dewww.myspace.com/projectpitchfork



Wie sind die ersten Konzerte der Tour gelaufen, wie war die Zuschauerresonanz?
Scheubi: Sehr entspannend, anstrengend sind nur die Fahrten.
Peter: Ja, die Läden haben wir stellenweise voll bekommen, hier und da auch ausverkauft. Deshalb machen wir das auch nur am Wochenende, weil der Trend schon dahin geht, dass in der Woche die Leute kaum noch rausgehen, also sozusagen eine Wochenendtour.





Und wie kamen die neuen Songs live?
S: Am Anfang ist es für uns auch selber erstmal spannend, wie die Songs angenommen werden. Vorfühlen wie die Audienz drauf eingeht und auch für uns selbst ist es immer ein leicht unsicheres Gefühl, aber es geht immer besser.




Da es eine Tour zur neuen CD ist, liegt das Augenmerk auch auf den neuen Songs?
P: Nee, bei uns nicht! Wir haben ja auch viel, viel, viel Erfahrung und auch als Konzertgänger selber. Z.B. auf der Kaskade Tour haben wir 5 Songs vom Kaskade Album gespielt und das war zuviel für die Leute! Jetzt haben wir 4 Stücke vom neuen Album und das passt hervorragend!
S: Wir spielen ja auch ziemlich lange. Zwei Stunden etwa, was auch wirklich wenige Bands machen. Wir haben so viel Material und das müssen wir irgendwie mit einbinden. Und nach 20 Jahren könnten wir noch viel mehr spielen, 4 Stunden etwa, aber da muss man auch mal ´nen Schnitt machen, wir sind ja nun auch keine 38 mehr!! (lacht)





Es fällt bestimmt auch nicht leicht, den einen oder anderen Song weg zu lassen!?
S: Ja, das ist es auch, es ist schon schwierig genug, grad weil wir gerne ältere Sachen mit einbringen.
P: Wir spielen ja wirklich jetzt einen Querschnitt durch unsere Alben, aber es ist nicht so, dass bei den neuen Songs die Stimmung abfällt.





Euer neues Album wurde breitflächig mit "Old School Pitchfork" bzw. "Back To The Roots" beworben. Wie ist das entstanden, war es eine gezielte Strategie?
P: Sagen wir mal so, wir sind jetzt schon sehr lange dabei und wir waren immer sehr experimentell. Allerdings wenn du sagst, du bist experimentell, kommen viele Leute nicht drauf klar. Deswegen haben wir das diesmal anders verpackt. Das ist eine ganz einfache Werbegeschichte. Wir sind Musiker, machen Mucke und die muss uns gefallen und gut ist. Es gibt einen Schreiberling vom "Sonic Seducer" und der hatte als erstes die Bezeichnung "Back To The Roots" angeführt. Hat er mir quasi in den Mund gelegt, ich hab das gar nicht gesagt und seit dem konntest du das überall lesen: "Back To The Roots". Wenn du guckst, wie wir das formuliert haben, ist es einfach die Essenz von Project Pitchfork. Letztendlich muss man es sich anhören und entweder man mag es oder nicht.
S: Ich find auch, dass da viel zu viel rein interpretiert wird. Man selber macht sich da viel weniger Gedanken als der Schreiberling oder der Hörer. Es ist und bleibt einfach eine Gefühlssache!
P: Vor allem sind wir ja nicht auf dem Level von U2 oder Depeche Mode. Allein das es so kopiert wird in den Magazinen. Die sollten mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
S: Wie meinst du das jetzt?
P: Na, die Printmagazine, die spinnen doch. Ich mein, wir haben die Geburtsstunde von denen miterlebt und was die teilweise machen ist, als wären die der "Rolling Stone". Nach dem Motto: "Ohne Anzeige keine Kritik oder keinen Bericht" ... völlig abgehoben!!





Wen oder was kritisierst du im Song "Feel"? Wer sollte sich angesprochen fühlen?
P: Es bezieht sich auf die allgemeine Gefühlswelt. Wenn man so durch den Fernseher zappt und all die Katastrophen sieht, dann erkennt man immer wieder sich wiederkehrende Schemata. Es scheint ja Leute zu geben die gefühlstot sind und die möchte ich quasi aufrufen um zu sagen "fühlt"!! Darum geht's eigentlich, so von der Szene an die Gesellschaft raus!




Das Album "Kaskade" erschien nach langer Zeit auch mal wieder als Vinyl. Wieso wurde das neue Album nicht als Vinyl veröffentlicht?
P: Die finanziellen Mittel, ... das ist ein unglaublich hoher finanzieller Aufwand und zudem ist die Nachfrage sehr sehr gering. Das rechnet sich dann erst nach ein paar Jahren. Denn zurzeit sind wir genauso wie ihr ein bisschen klamm im Portemonnaie, deshalb haben wir das einfach nicht gemacht!




Also merkt ihr die Wirtschaftskrise als Musiker auch?
P: Ja klar, wir merken die eigentlich schon seit 2001. In der Kunst merkst du schon viel früher was eigentlich abgeht. Wenn alle noch sagen "Yeah Gewinne, Gewinne", merkst du als Künstler schon die neuen Mentalitäten, oder wenn sich etwas anders verhält.




Plant ihr von der aktuellen Tour mal wieder eine Live-DVD herauszubringen?
P: Das ist wieder genau das Ding, von der Tour...? Nö! Wir haben zwar schon Pläne, wir spielen ja auch auf dem WGT und mal sehen, ob wir das mitschneiden lassen, aber wir möchten dann nicht nur ein Konzert herausbringen.
S: Es ist ja auch so, dass viele Leute selber die Konzerte mitschneiden und bei "You Tube" einsetzen und das ist ja auch schön!
P: Wir waren ja auch eine der ersten Bands, die das erlaubt haben, weil es uns ja auch nutzt. Die Sachen, die im Netz stehen, können weltweit angeschaut werden. Deswegen gibt es bei uns grundsätzlich kein Foto oder Filmverbot, außer es ist zu professionell. Also falls wir was auf DVD raus bringen, dann mit dem Hauptaugenmerk auf Sachen, die nicht von jedem gefilmt werden können, so Backstage Sachen, oder wo wir feiern!
S: Obwohl es besser ist, wenn man das nicht unbedingt sieht. (lacht)





Was haltet ihr von Downloadportalen wie Musicload?
P: Ja, was halt ich davon, ich mein ich fand damals den Sprung von LP auf CD nicht richtig gut. Seitdem konnte man sich graphisch nur noch auf einer so kleinen Fläche austoben. Das ist aber der Lauf der Zeit und von daher muss man damit leben. Es gibt auch viele Leute, die sind nur an der Musik interessiert und die wollen vielleicht auch nur einen Track haben, den sie mal irgendwo gehört haben, und das ist halt die Oberflächlichkeit, aber das ist ok, solang die dafür dann ein paar Cent bezahlen ist das ok. Mal gucken wohin das noch alles führt.




In den Deutschen Alternativ Charts (DAC) steht das Album ziemlich gut. Ist das bei Pitchfork eher ein Run auf die CD in den ersten Tagen oder laufen eure Verkäufe über die Zeit?
P: Wir verkaufen unsere Alben grundsätzlich über die Zeit gut, weil wir halt keine kurzlebigen Songs schreiben, sondern welche wo die Leute auch nach 5 Jahren noch sagen "Hey das gefällt mir", oder auch nach 10 Jahren; oder inzwischen 20 Jahren!! Und da sind wir auch stolz drauf. Ich mein, die Songs "Souls" oder "Conjure", als wir die live präsentiert haben, stand das Publikum da und sagte,... "WAS!", und dieser Hype bzw. dieses Bewusstsein, dass das Songs sind, die die Leute gerne hören, das kommt mit den Jahren und das ist ja auch das schöne an der Szene. Es ist keine Modeerscheinung, sondern sehr langlebig. Zum Beispiel bei "Souls" der Text,... viele Leute interpretieren das als Liebeslied zwischen zwei Menschen, aber das ist eher szenemäßig gedacht. Wenn ich sag: "We are running over battlefields", dann lass ich da einfließen, dass ich glaub, dass wir alle wiedergeboren werden und das wir auch schon mal gelebt haben... wir hier als "Schwarze Szene". Es ist also viel größer als auf zwei Personen bezogen,... das erzähl ich jetzt eigentlich auch nur, weil ich viel zu selten nach meinen Texten gefragt werde... (lacht) ...so nächste Frage!!




Man hat euch lange nicht mehr auf dem "M'era Luna" Festival gesehen! Warum nicht?
P: (Lacht) Ja, wir uns auch nicht! Es hat halt damals alles als Zillo Festival angefangen und das wurde von "Scorpio" aufgekauft, und das sind so Leute, die haben mit der Szene so gar nichts am Hut. Auch so Bands wie "Heavy Current" (aktueller Support der Tour) würden gern mal auf so einem Festival spielen, aber das ist alles in der Hand von großen Booking Agenturen und die sagen sich dann einfach "neeee Pitchfork, neee das muss nicht sein". Die wollten uns dann erst im Hangar spielen lassen als Headliner und dann doch,..." nö doch nicht!"
S: Wo das Problem liegt wissen wir eigentlich auch nicht. Es sind einfach Szene fremde Leute. Vielleicht ists auch was Persönliches!
P: Man stellt sich immer wieder in die Reihe und zieht 'ne Nummer,..
S: Du siehst ja eh alle 2 Jahre dieselben Bands und das ist ja auch ziemlich langweilig,..
P: Das schöne ist, dass sich langsam neue Veranstalter entwickeln aus der Szene heraus, die dann einfach mal ganz gewagte Sachen machen, so wie in Adelsheim (Live Factory Adelsheim), mit wirklichen Szenebands, und es gibt auch noch genug Leute, die ECHT geblieben sind wie z.B. "DAS ICH", und sowas muss dann halt nachkommen, und man darf dann halt nicht immer nur auf die ganz großen Festivals zielen.
S: Ich finde der Reizfaktor geht auch total verloren, wenn du schon weißt "dieses Jahr spielt der, dann spielt nächstes der". Alles ist nur noch ein Meetingpoint mit Begleitmusik.





Wie sind zur "EON EON" bzw. "Daimonion" Zeit die vielen Videoclips entstanden, die auch viel im TV zu sehen waren?
P: Als kleine erfolgreiche Independent-Band hatten wir den Wunsch geäußert, dass wir gern Videos von uns auf MTV oder VIVA sehen möchten und die meinten so "Nööö könnt ihr vergessen, ihr kommt aus dieser Gothic Szene, da wollen wir nichts mit zu tun haben und selbst wenn ihr Platz 1 wärt, zeigen wir euch nicht."
S: Wenn man mal überlegt, was heut zu Tage da so zu sehen ist. Z.B. "LaFee",... das ist der Oberhammer. Das ist halt die Industrie, du guckst was im Leben abgeht, kopierst es nicht mal maßstabsgerecht, einfach nur konsumierfähig muss es sein.
P: Der nächste Schritt war damals, MTV und VIVA waren ziemlich angesagt und wir mussten da einfach stattfinden, und die einzige Möglichkeit war da halt der Vertrag mit WARNER, weil ein Ex Mitarbeiter vom Zillo, der uns betreut hat, dort aufgestiegen ist und als Fühler zur Szene eingesetzt wurde. Deshalb konnten wir dann die Videos machen, aber mit einem sehr kleinen Budget.
S: Witzig war dann aber auch zu der Zeit, dass auf einmal andere Majors auf uns aufmerksam wurden und die wollten einen Vertrag mit uns machen. Der eine von der BMG meinte sogar "Wenn ihr bei uns unterschreibt will ich, dass ihr Porsche fahrt". Werd ich nie vergessen den Spruch. (lacht)





Zum Abschluss, was erwartet ihr von dem Gig heute?
P: Wir erwarten erstmal gar nichts, wir haben alles schon mal durchgemacht. Wir haben Konzerte gegeben wo grad nach der Grenzöffnung das Publikum am Rand stand und nur laut geatmet hat, oder wo wir in Flensburg vor einer Person gespielt haben, oder als wir vor 50000 Leuten auf dem Bizarre Festival gespielt haben. Wir wollen nur das rüberbringen, was unsere Musik transportieren kann und das auf der Bühne ausleben. Einfach nur Spaß haben. Und wenn das die Leute verstehen und mitmachen, ist das der Himmel.
S: Und wenn das halt mal nicht so klappt, dann machen wir halt unsere eigene Party!

P: So und das wars jetzt mit Amboss-mag. Viele Grüße an die Leser. und jetzt WEG...!




Startseite