Wir sind historisch schon interessiert

TYRANNY (Black Metal)

Da ich von der EP "In Times of Tyranny" dermaßen begeistert bin, ließ ich es mir nicht nehmen, bei Herrn "Januar" anzuklopfen, um ein wenig nachzuforschen. Was dabei raus kam... seht bzw. lest selbst! www.myspace.com/truetyranny (sad1914)


->
Review "In Times of Tyranny" lesen



Ahoi TYRANNY, als erstes möchte ich euch zu eurer wirklich gelungenen MCD "In Times of Tyranny" gratulieren. Die Scheibe zählt jetzt schon zu meinen Top 20 meiner Tonträger Sammlung!
Vielen Dank! Das freut uns natürlich sehr.



Lasst uns mal über euren Bandnamen sprechen. Wusstet ihr bei der Wahl des Namens, dass es in Finnland eine gleichnamige Band gab? Was bedeutet der Name für euch?
Als der Bandname zur Debatte stand, Ende 1998, gab es die finnische Band noch nicht. Die sind meines Wissens erst 2001 gegründet worden. Beim Namen habe ich mich von einem Lied von Jag Panzers göttlicher "The Fourth Judgement"-Platte inspirieren lassen. Tyranny klingt aggressiv und lässt sich sehr leicht mit unserem textlichen Schwerpunkt, der Geschichte, verbinden.



Im Weltnetz findet man wenig Informationen über euch, bleibt ihr bewusst im Verborgenen oder wird das jetzt anders? Leider existiert keine Bandseite oder ähnliches?
Wir haben eine myspace-Seite: www.myspace.com/truetyranny. Wir sind halt überregional noch nicht groß in Erscheinung getreten. Aufgrund beruflicher Verpflichtungen eines Bandmitgliedes konnten wir im letzten Jahr leider keine Konzerte geben, um die CD zu promoten.



Kommen wir nun zu eurer CD "In Times of Tyranny". Als Hörer eurer MCD fällt auf, dass euer geschichtliches Interesse breit gefächert ist, von Barbarossa zu Ramses über Konstantinopel bis hin zum letzten Weltkrieg?
Ja, wir sind historisch schon interessiert. Die anderen Bandmitglieder eher weniger, ich dafür umso mehr. Ich bin Historiker und lese auch selbst gerne historisch inspirierte Texte von anderen Bands. Die Weltgeschichte gibt enorm viel Stoff für Metal-Texte her. Man muss ja nicht immer nur Templer und Wikinger nehmen, auch wenn das was für sich hat. Es liegt an jeder Band selbst, ob sie sich auf einem ausgelatschten oder einem kaum begangenen Pfad bewegen möchte.
Da interessieren mich andere, aber auch interessante Aspekte der Menschheitsgeschichte mehr, etwa Byzanz, die Hethiter, die Völkerwanderung etc. Und ein Blick aus der Gegenwart in die Vergangenheit ist oftmals recht aufschlussreich. Geschichte kann sich wiederholen und meistens wird nichts daraus gelernt, siehe Irak.



Barbarossa, welche Beweggründe waren es, das ihr Kaiser Friedrich I Barbarossa einen Song gewidmet habt?
Barbarossa ist das älteste Stück dieser CD, der Text ist praktisch die Kyffhäuser-Sage mit ein bisschen klassischer Metal-Lyrik gemixt. Mehr ist es eigentlich nicht, Romantik meets Metal.



In Salzburg (Österreich) gibt es den Untersberg, in welchem man auch laut Sagen Friedrich Barbarossa vermutet, genau so ist es auch mit Wotan (Germanischer Gott des Asen Geschlechts) und Kaiser Karl der V., allesamt stehen für Kriege und die Endschlacht (das Weltenende oder auch Ragnarök genannt). Interessiert ihr euch für die Mystiken dieser Zeit?
Naja, zwischen den alten Germanen und Karl V. ist ja doch eine gewisse Zeitspanne. Ich würde es so ausdrücken wollen: Untergangserwartungen oder das Empfinden einer Art Götterdämmerungs-Stimmung sind spannende Themen und spiegeln sich auch in unseren Texten wieder. Aber meist im kleineren Rahmen, wie etwa der Untergang Konstantinopels, oder auch der Hunnensturm über Europa. Krieg ist immer grausam, aber eben meist auch episch.



Ramses? Ein Wechsel von europäischer Geschichte nach Ägypten, wie kam es dazu?
In dem Lied geht es konkret um die Schlacht bei Kadesch, als Ägypter und Hethiter aufeinander prallten. Die ägyptischen Inschriften haben die Schlacht als Sieg für Ramses dargestellt, als man aber Aufzeichnungen der Gegenseite fand, war es dann doch nicht ganz so eindeutig. Außerdem ist die Geschichte des Nahen Ostens faszinierend, speziell Ägypten, oder Babylon, Assur, Sumer. Mesopotamien besitzt eine sehr alte und epische Geschichte.



1453 (Konstantinopel). Mich begeistert, dass ihr euch nicht wie viele andere Pagan Musiker auf nur eine Epoche stützt, sondern verschiedene Themen besingt. Also auch hier würde ich gerne erfahren, was euch zu dem Song bewegt hat?
Der Fall von Konstantinopel, dem zweiten Rom, war ein Schock für das Abendland. Eine der wichtigsten und größten Städte der damaligen Welt war gefallen. Die Sicht, mit dem Rücken zur Wand und gegen den Feind, ist einfach eine geile Grundlage für einen Text.
Der Schock des Verlustes von Konstantinopel, dem Bollwerk des Abendlandes im Südosten, wird noch gewürzt durch die Tatsache, dass Abendländer auf Seiten des Feindes geholfen haben, die Stadt zu belagern, auch wenn die Stadt letztlich dadurch nicht gefallen ist. Interessant ist, dass Katharina die Große den Plan hegte, Konstantinopel den Osmanen wieder zu entreißen. Ich hatte sogar schon einen halben Text dafür. Das sollte eine Fortsetzung werden. Mal sehen.



Und jetzt ein Quantensprung von weit vergangenen Zeiten in das 20. Jahrhundert. Stählerne Särge, so lautet der Titel, welcher sich mit dem Schicksal des U 960 befasst? Warum gerade U 960, es gab ja so viele U- Boote die zu stählernen Särge für die Besatzung wurden, oder habt ihr persönliche, emotionale Verluste zu beklagen?
Nun, wir wollten eigentlich keine Texte zum Zweiten Weltkrieg machen. Aber in der Tat war es, speziell für mich, eine persönliche Sache. Ein Vorfahre von mir war der Kommandant von U 960, er hat aber überlebt. Wir kennen uns auch und haben lange geredet. Die U-Boot-Waffe hatte ja die höchsten Verluste zu beklagen und das Schicksal dieses einen Bootes steht stellvertretend für viele andere. Der Text beschreibt lediglich die Stationen von U 960, vom Eismeer an Novaja Semlja vorbei zur Mündung des Jenisseij, dann La Pallice, die Biskaya und schließlich der Durchbruch durch Gibraltar und der Jagd im Mittelmeer. Du hast das ja schon sehr schön im Review geschrieben.



Übrigens, die Idee mit dem kurzen Einspielen der Filmmelodie "Das Boot" finde ich sehr genial.
Danke, wir haben das nur mal kurz gemacht, um eventuelle rechtliche Probleme zu vermeiden. Das passte einfach zum Thema und zur Stimmung des Liedes. Du bist bisher der erste Rezensent, der die Melodie rausgehört hat







Was kann man in Zukunft von TYRANNY erwarten?
Wir versuchen, weitere Veröffentlichungen zu machen, versprechen können wir nichts. Die erwähnten beruflichen Verpflichtungen machen die Sache kompliziert, da unser Drummer auswandern wird. Wir wollen aber, bevor wir uns einen neuen Drummer suchen müssten, erstmal sehen, ob wir nicht wenigstens eine neue CD in alter Besetzung und vereinzelt Gigs hin bekommen können.
Die "In Times..."-EP ist ja nur eine erste Bestandsaufnahme. Und unsere persönlichen Bindungen lassen uns einfach nicht kaltblütig den nächsten Musikanten suchen. Außerdem muss man so einen Drummer hier erstmal finden.



So und jetzt noch ein paar Fragen abseits von eurer MCD: euch gibt es ja seit 1998, warum hat man bis dato nichts von euch gehört?
Da wir hin und wieder die Gitarristen und auch Drummer austauschen mussten, lag die Band von 2001 bis 2004 auf Eis. Wir haben dann, bis auf zwei Lieder, komplett neu angefangen. Zudem war durch die beruflichen Verpflichtungen von uns allen nicht immer ein kontinuierliches Arbeiten möglich.



Wenn ihr die Wahl hättet, auf welcher CD hättet ihr gerne mitgewirkt?
Na, du fragst mich Sachen! ;)
Hm, bei jedem von uns wäre das wohl eine andere Platte. Unser Schlagzeuger hätte wahrscheinlich gerne eine Belphegor- oder Immortal-Platte eingetrümmert, unser Gitarrist wäre wahrscheinlich am liebsten auf einer alten Rainbow- oder Priest-Scheibe und ich hätte mich gerne an der ersten Doomsword oder der ersten Omen beteiligt.



Ein paar Wörter, was fällt euch spontan dazu ein? Europäische Union, Nichtraucher Kampagne und China.
EU: Klasse, wenn richtig gemacht!
NR-Kamp.: Naja, wenn es sein muss. Vernünftiger ist es auf jeden Fall.
China: Wird noch mit Amerika um die weltweite Hegemonie ringen, falls sich die Amis bis dahin noch nicht selbst demontiert haben. Aber grundsätzlich sind die Chinesen kein aggressives Volk, die Rückkehr zu ihren alten Traditionen macht mir da ein bissl Hoffnung.



Ich wünsch euch alles nur erdenklich Gute und hoffe auf weitere Tonträger von TYRANNY, danke für das Gespräch und viel Erfolg mit eurem Schaffen!




Startseite