Von Ratten und Kindern

MONOBLOCK (Gothic Metal)
Franz Steinert (Gesang) - Stefanie Steinert (Gesang) - Christian Litzba (Bass, Gitarre, Gesang) - Ingo Höbald (Keyboard, Synths) - Frank Koppe (Schlagzeug) - Thomas Nötzold (Text)

Schwer, euch eine Band zu beschreiben, welche sich musikalisch in einem ganz eigenen Kosmos aus Metal, Gothic und Musical bewegt. Harmoniebögen, welche durch krachigen Extremismus durchzogen werden, stille Schreie im Dunkel der Heftigkeit. Arrangements voll mit Irrungen und Wirrungen. Klare Linien verschroben in exstatische Schwingungen gebracht. Dunkle Schwarzmalerei in messerscharfen Wortstichen. Der Abgrund menschlicher Seelen- und Gedankenzustände in albtraumhafte Prosa verpackt. Kraftvolle Energien durcheinandergewürfelt und auf dem Altar der Eleganz verfrachtet. Wilde Kreischorgien, liebliche Gesangslinien, verstörend klare Elegie in einer Einheit dargeboten, welche den Hörer fesselt und ihm die Gänsehaut sanft (Gefühlswirren nicht außer Acht lassend) aber bestimmend über den Körper laufen lässt. Ganz nebenbei ist "heller noch..." die wohl ergreifendste Ballade, welches dieses Genre je hervorgebracht hat. An Dramatik kaum zu überbieten. Ein bis ins letzte Detail perfektes Werk. www.monoblock-gothic-metal.de (andreas)


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Review "KinderAugenBlicke" lesen



Sorry, aber diese "Frage" liefert einfach den besten Einstieg. Stellt euch doch bitte einmal kurz vor und beschreibt euren bisherigen Werdegang.
Ja, wir sind die sechs Monoblocker, kommen aktuell aus Leipzig und machen seit 2002 in dieser Besetzung Musik. Auf der Bühne sind wir im Moment zu fünft: Frank am Schlagzeug, Ingo am Keyboard, Litz an der Gitarre und Steffi und ich am Gesang. Die Texte schreibt Thomas. Wir sind gern live unterwegs, haben von kleinster bis größter Bühne alles bespielen dürfen und haben im Januar diesen Jahres unser neues Album "KinderAugenBlicke" veröffentlicht.



Um die "richtige" Hörerschaft an diesem Frage und Antwortspiel teilnehmen zu lassen, beschreibt bitte in eigenen Worten euren Musikstil?
Emotional-melodischer Metal mit Anleihen aus den Bereichen Gothic & Progressive.



Der typischen Einleitung gehuldigt, geht es nun das Wesentliche. Nicht nur beim aufmerksamen Zuhören, nein, auch beim Lesen des Booklets merkt man, euch sind Texte sehr wichtig. Der jeweilige Prolog, soll er dazu dienen den Text besser zu verstehen? Im Endeffekt sind derartige "Erklärungen" sehr selten.
Prologe und Songtexte gehören zusammen und wurden so von unserem Texter konzipiert. Deswegen sind die Prolog-Texte auch im Booklet, obwohl sie bis auf eine Ausnahme nicht vertont wurden. Eine ganz spannende Sache für all diejenigen, die die Songtexte ansprechen und darüber hinaus in deren Gedankenwelt eintauchen wollen.



Würdet ihr im Kontext der Scheibe von einem Konzept-Album sprechen?
Da bist du nicht der erste, der fragt, aber es ist zumindest nicht unser Anspruch. Klar gibt es textlich ein großes Hauptthema, aber darüber hinaus findest du sowohl musikalische als auch textliche Komponenten auf "KinderAugenBlicke", die eine Brücke zum Vorgängeralbum "Blutige Jahre" schlagen. Als ein Konzeptalbum stelle ich mir persönlich bis auf's Letzte in Texten und Musik aufeinander abgestimmte Songs vor und das war nicht unser Ziel mit "KinderAugenBlicke". Aber man kann es ja durchaus als Kompliment auffassen, dass uns die Frage öfters gestellt wird.



Druckvolle, düstere Musik kann fast jede Band inszenieren, aber eine solch wundevolle Ballade wie "Heller noch..." kaum jemand. Wo seht ihr die Faszination einer traurigen Ballade und wie wichtig ist hierbei das explosive Finale?
Musik hat tausende Facetten und Nuancen und es war uns zu langweilig, nur eine davon zu bedienen. Wir probieren gerne was aus, es muss nicht immer die Metal-Keule sein, auch wenn wir uns in diesem Bereich am wohlsten fühlen. Genauso wenig muss eine Ballade immer einem gewissen Muster folgen. Den Klavier- und Orchesterteil von "Heller noch..." hat unser Keyboarder Ingo geschrieben und das "explosive Finale" hat sich dann recht spontan und intuitiv im Proberaum zusammen mit den anderen Musikern entwickelt.
Eine Ballade bietet andere Möglichkeiten, Emotionen ausdrücken, und das haben wir einfach ausprobiert - ohne den Gedanken eines Quotenschmalzsongs für das Album.



Auf dem ersten Ohr erscheinen die Texte sehr direkt, aber es scheint trotzdem so, als wählt ihr eher eine Umschreibung, eine Prosa und lasst etwas Interpretationsfreiheit. Wie würdet ihr selbst eure Texte beschreiben?
Wenn man durch die Texte blättert, tauchen des öfteren Kinder und Ratten auf. Gibt es hier einen Kontext oder ist hier eher konträre Meinungsbildung gefordert?

Dieses Hauptthema des Albums hat ganz klar einen persönlichen Kontext, was das Verfassen der Texte durch Thomas betrifft. Ansonsten stehen Kind und Ratte natürlich symbolisch für bestimmte Dinge und Gefühle, die damit assoziiert werden (können). Die Einbettung in den Texten gibt Aufschluss darüber, wie Thomas die beiden tragenden Begriffe des Albums selbst versteht. Dabei betont er aber immer, dass die Texte offen sind für alle, die sie hören und lesen.
Es gibt kein richtig oder falsch bei der Interpretation, sondern nur mein und dein Verständnis. Manchmal kann einen das auch auf die Palme bringen, wenn man vom Texter selbst nie eine Interpretation seiner Werke bekommt - man will ja alles "richtig" verstehen. Aber darum geht es wie gesagt nicht.







Der Titelsong ist dreigeteilt, wie wichtig ist er für's Gesamtgefüge des Albums?
Tja als Namensgeber natürlich prägend für das Album, musikalisch eigentlich ein ähnliches Wagnis wie "Heller noch...". Eine Bereicherung für das Album, dessen Charakter und unseren Stil, aber nicht besonders repräsentativ für Monoblock. Typisch untypisch.



In vielen Songs gibt es verschiedene Wirrungen, hier scheint alles klein und naiv (bis auf den dezenten Ausbruch im zweiten Teil). Seht ihr es ähnlich? Gibt es dafür Gründe?
Es passt inhaltlich und ist so von Ingo erdacht worden, aus seiner Feder stammt das komplette musikalische Arrangement des Songs. Dabei hat er sich stark vom Text inspirieren und leiten lassen. Es stimmt, dass der Titelsong vergleichsweise schlicht arrangiert ist. Der Inhalt tritt in den Vordergrund, da, wo er hin soll. Außerdem macht es einiges aus, ob ein Song zusammen im Proberaum entsteht oder wie in diesem Fall vom Keyboarder allein komponiert wird. Im letzteren Fall ist dann eine klarere Handschrift zu erkennen. Allerdings ist Ingo selbst eher der Auffassung, dass eher im gemeinsamen Komponieren - so wie bislang auch der Großteil der Songs entstanden ist - unsere Zukunft liegt.



Zwischenfrage: Es gab (gibt) immer die Geschichte mit deutschen Texte (Quote). Eure Texte sind deutsch, aber (unabhängig von der Musik) für's Radio nicht geeignet. Wie seht ihr diese Diskussion?
Quoten haben - siehe Frankreich - durchaus Erfolge zu verweisen. Allerdings betrifft diese ganze Regelung wie gesagt ja eh fast ausschließlich den Mainstream, das, was eben im Radio/Fernsehen läuft. Als Mitglied einer Underground-Band ist mein Interesse an dieser Diskussion deswegen eher begrenzt. Tendenziell sollte der Konsument entscheiden, was er hören will. Weder mit noch ohne Quote kann man davon in den Massenmedien sprechen. Aber viele stört das ja gar nicht.



Belanglos mal wieder zur Musik übergehen. Die Band ist mittlerweile auf 7 Mitglieder angewachsen. Es scheint ja nun außergewöhnliche Möglichkeiten zu geben, wie kriegt man das Ganze unter einen Hut?
Wir sind zur Zeit zu fünft auf der Bühne, der Bass kommt vom "Band". Dazu gehört noch unser Texter - also sind wir insgesamt zu sechst. Das Proben ist ein Dauerproblem, weil wir immer mehrere Leute haben, die nicht ganz unerhebliche Strecken fahren müssen. Und in Zukunft werden die Distanzen größer und leider nicht kleiner. Bislang haben Musik und Freundschaft Monoblock bis ins neunte Jahr getragen. Ich bin ganz optimistisch, dass wir nächstes Jahr ordentlich unser 10-jähriges feiern werden.



Evtl. unwichtig, aber spielt von den Musikern jemand im Orchester oder in einer Jazz Band?
Nein. Wir haben alle noch Nebenprojekte, allerdings im populären Musikbereich. (Irrsterne - Gothic/Rock www.irrsterne.de, Crosscheck - Old-School-Hardcore).



Während der Erstellung dieser Fragen hab ich eure Qualität noch mal deutlich gespürt. Aber wie kann eine Band alleine das organisierte dunkle Chaos interpretieren ("in der Ruinen hellem Glanz") und hernach eine wundervolle Ballade dem Hörer unterbreiten?
Wie? Hmm. Zum einen wollen wir gern eigenständige Musik machen (welcher Künstler will das nicht?). Das ist unser Wunsch und Anspruch und dazu passen nur schwer irgendwelche Schubladen. Das Vertonen und Komponieren sind meistens sehr lebhafte und offene Prozesse des Austausches, bei denen alle Beteiligten gespannt sind, was am Ende rauskommt. Dabei fließen die unterschiedlichen musikalischen Prägungen und Vorlieben der Bandmitglieder ein. Die große Bandbreite, auch was die Kompositionen betrifft, muss nicht zwangsläufig ein Vorteil sein. Aber Monoblock ist über viele Jahre so gewachsen, in einer gewissen musikalischen Abwechslung liegt auch ein Stück Kontinuität der Band. Ich meine, wir haben zum Beispiel keine Ahnung, wo das nächste Album musikalisch hingehen wird. Das ist wie Weihnachten. Wir lassen uns überraschen...



In meinem Leben hab ich nur zwei Musicals gesehen (jeweils von zwei kleinen Künstlergruppen organisiert), ihr könntet mich dazu verleiten ein drittes zu sehen, oder bin ich all zu weit entfernt? Anschließend die Frage: Wo gibt es euch Live und was habt ihr zu bieten.
Der Vergleich zum Musical fiel schon öfter in diversen Rezensionen, und neben den Kompositionen passen sicher auch die pathetischen Elemente der Bühnenshow in diese Einschätzung. Steffi und ich machen auch ab und an auch bei einem Musicalprojekt mit. Allerdings ist der Großteil der Bühnenperformance von Monoblock eher Nackenbrecher als Theater und Tränen, und gerade bei kürzeren Shows lohnt es auch kaum, die ruhigeren Stücke auszupacken. Da gibt es Metal auf die Ohren, da kreisen die Haare. Demnächst zu erleben auf dem Gößnitz-Open-Air (04. August u.a. mit Krypteria und Battelore), im Chemnitzer Südbahnhof (08. September) und im Herbst dann auch deutschlandweit auf einer kleinen Club-Tour, wenn der Booker Wort hält.
Was wir konkret zu bieten haben, hört oder sieht sich der Interessierte am besten selbst an, z.B. auf unserer MySpace-Präsenz: www.myspace.com/monoblockgothicmetal

Vielen Dank für's Interview und die Wertschätzung, die Du in den Fragen so schön verpackt hast :-)




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