Tore zur Anderswelt

KROMLEK (Viking/Pagan Metal)
Alphavarg (voc), Foradh (g), Galt (d), Hrim (g), Hrisdolgr (k), Alex M. (b), Aoife (geige)

Verstecken brauchen sich KromleK mit ihrem neuen Album "Strange rumors ... distant tremors" weiß-Odion-nicht, dabei ist es für die Süddeutschen mal gerade das Debütwerk. Doch selten habe einen abwechslungsreicheren Erstling mit durchweg so guten Tracks gehört, der zudem seine Einflüsse so geschickt verarbeitet, dass man die Musik nicht als eine Kopie irgendeiner anderen Band ansehen kann. KromleK brauen ihr eigenes Süppchen zusammen und das schmeckt lecker.
Sänger alphavarg räumt im folgenden Interview in dem Zusammenhang u.a. mit ein paar musikalischen Vorurteilen auf, die auch ich der Band bislang aufgedrückt hatte. Als bayrische Finntrolle kann man sie jedenfalls nicht mehr durchgehen lassen, KromleK setzen sich da wesentlich abwechslungsreicher in Szene.
www.bollwerk-kromlek.de (eller)


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Review "Strange rumors ... distant tremors" lesen



Erstmal Glückwunsch zu euren Album. Ich habe lange kein so abwechslungsreiches und starkes Debüt mehr gehört. Wie lange habt ihr daran gearbeitet?
Erst einmal vielen Dank für das Kompliment. Diese Aussage bestätigt unser Bestreben. Die faktische Nettoarbeitszeit lässt sich im Grunde gar nicht ermessen, da sich der Kompositionskomplex über zwei Jahre zog, aufgrund der Tatsache, dass einige Stücke auf "Strange rumours..." bereits zu "Kveldriður"-Zeiten bestanden hatten [so z.B. "Grim omens" und "När tiden vissnar"] und andere erst in jüngster Vergangenheit komponiert bzw. fertig gestellt wurden ["Herjan" und "Harvest"]. Die Aufnahme-/Produktionszeit erstreckte sich grob über zwei Monate, eine beachtliche Zeitspanne, welche unserer Ansicht nach aber auch notwendig war, um trotz Eigenproduktion ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen.



Kannst du uns einen kurzen Überblick über die Geschichte der Band geben, lange gibt's euch ja noch nicht?
Wir gründeten uns im März 2004 im Grunde neu, da von der alten Black Metal-Formation musikalisch de facto nichts übernommen wurde. Mit dem Eintritt von Hrím und Hrísdólgr wurde KromleK geboren. Unser erstes Live-Konzert fand dann im Rahmen des Newcomerfestivals im Jugendhaus unserer Heimatstadt Swinforde statt - mit einer grandiosen Resonanz. Es folgten einige Auftritte auf Thüringer Festivals, als uns schließlich unser jetziges Label Trollzorn einen Vertrag anbot. Noch während der Aufnahmen zu "Kveldriður" mussten wir uns von unserem damaligen Rhythmusgitarristen Draugh trennen. An seine Stelle trat Forað. Nach einigen Konzerten ohne Bassist wurden wir in Fiándi fündig. Mit diesem Lineup vollzogen wir einige weitere Konzerte in Swinforde und Thüringen, bis wir uns auch von Fiándi trennen mussten. An seine Stelle trat 2006 Alex M., welcher auch beide CDs produziert hat. Jüngstes Mitglied der KromleK-Horde ist unsere Geigerein und Booking-Managerin Aoife.



Was bedeutet euer Bandname, KromleK?
Als Kromlek [oder Cromlech] werden die archaischen Megalithbauten als früheste Zeugen manifestierter menschlicher Religiosität bezeichnet. Prominentestes Beispiel ist wohl Stonehenge. Für mich und meine paganistische Lebens- und Weltanschauung steckt dahinter natürlich mehr, da jene Bollwerke tiefer Spiritualität nach wie vor jene uralten, kosmischen Energien birgen. Sie sind Tore zur Anderswelt.



Nach eurer ersten MCD hatte ich euch beim Album noch mehr Richtung Finntroll erwartet, ich finde aber beim Hören für mich noch viel mehr Bands wieder wie Ensiferum, Equilibrium, Riger und sogar Amon Amarth. Sehr ihr selber hier auch ungefähr eure Einflüsse oder gar ganz woanders?
"...noch mehr Richtung Finntroll" ist ja schon mal falsch. Wir haben faktisch nie wirklich wie die Finnen geklungen. Das einzige Stück, bei welchem sie uns wirklich beeinflusst haben, war "Träskens näve", unser ältestes Lied. Seither haben wir uns von jedweden Einflüssen emanzipiert. Amon Amarth hat in Hinblick auf die Strukturierung und Inszenierung wohl auch eine Rolle bei der Komposition von "Strandhagg" gespielt, allerdings nur bei Part I.
Den einzigen Einfluss, den ich auch gegenwärtig noch als solchen akzeptiere ist Windir.



Eure Musik kann man unter dem Viking und/oder Pagan Metal Banner einordnen. Fühlt ihr euch irgendwo innerhalb der Metal-Szene hin zugehörig?
Episch-bombastischer Viking Metal. Punkt. Uns ist egal, welche andere Band sich dieser Sparte zugehörig fühlt, wichtig ist, dass sich die Leute verstehen und da ist es mir relativ gleichgültig, ob eine andere Band nun auch Viking oder Pagan oder ganz etwas anderes macht. Ich persönlich fühle mich der Metal-Szene im Allgemeinen absolut nicht hingezogen. Viel eher würde ich zur spirituell-esoterische New-Age-Bewegung [Weltmusik, Ethno etc.] tendieren.



Wovon handeln eure Texte?
Gegenwärtig von paganistischem Spiritualismus und der Sinnsuche des Individuums im kosmischen Gefüge. Die etwas älteren Texte handelten vor allem von germanischer Mythologie, folkloristischer Sagenwelt und stereotypen Wikingerthematiken. Allerdings werde ich die inhaltliche Ausrichtung KromleKs noch weiter in die zuerst genannte Richtung forcieren.



Was fasziniert euch an dem Thema?
Es ist weniger die Faszination als mehr die tiefe, innere Überzeugung und Spiritualität, welche mich hiezu veranlassen. "Faszination" klingt immer nach "hm, aha. interessant", dieser Museumseffekt. Aber ich bin kein Betrachter von Außen, der die germanische Spiritualität bestenfalls als "interessant" einstuft, sondern vielmehr kanalisiere ich durch diese Band jenen teil meiner selbst, welcher sich der paganistischen Kosmologie verschrieben hat.



Ihr singt in Deutsch, Englisch und auch Schwedisch. Gerade letztere Sprache ist sehr ungewöhnlich für eine Band aus Bayern. Wie kam es dazu? Wäre Bayerisch keine Alternative? ;-)
Würdest Du diese Frage auch einem Sachsen stellen? ;-)
Ich denke, Schwedisch oder Nordische Sprachen im Allgemeinen sind nicht nur für Bayern sondern für ganz Deutschland ungewöhnlich. Spontan würden mir da nur "Festung Nebelburg" aus dem Bayerischen Wald und "Helrunar" einfallen, welche eine oder mehrere aus Skandinavien stammende Sprache verwenden.
Wie es dazu kam? Nun, ich bin schon ewig Vintersorg-Fan und da wir Viking Metal machen [Wikinger stammen nun mal aus dem hohen Norden], kam eben eines zum anderen. Ich empfinde diese Sprachen einfach als schön und stimmig und bei jenen Texten, bei welchen sie Anwendung fanden, wurde schlichtweg die Authentizität gesteigert.



Im Infomaterial zum Promo werden eure Festivalauftritte gelobt. Seid ihr eine Live-Band, wirkt eure Musik dann noch besser?
Ich würde uns definitiv als Live-Band bezeichnen. Die Intensität erfährt live eine deutliche Steigerung, schon alleine durch das aktive Mitwirken des Publikums. Es ist immer schwer, das aus Musikerperspektive zu beurteilen, ich kann da nur aus unserem Erfahrungsfundus schöpfen und meinen subjektiven Eindruck vermitteln. Allerdings bleibt die Beurteilung, ob wir live besser sind, klar auf Seiten des Hörers.



Im Promotext wird bzgl. des Eisenwahn Festivals 2006 erwähnt, dass ihr für viele der "Headliner der Herzen" ward und damit Equilibrium in den Schatten gestellt haben sollt. Wenn man weiß, welchen rasanten Werdegang Equilibrium hinter sich haben, frage ich mich, ob ihr die Angst oder Hoffnung habt, ebenso schnell in der Szene "gehypt" zu werden?
"Equilibrium in den Schatten gestellt" halte ich für vermessen. Sicher war das Eisenwahn von der Publikumsresonanz her ein absoluter Wahnsinn, aber ich möchte dies nicht in Relation zu anderen dort aufgetretenen Künstlern stellen.
Wir haben keine Angst. Equilibrium traten eben exakt zum richtigen Zeitpunkt auf den Plan. Dass nicht jede Band einen solchen Raketenstart hinlegt, ist völlig klar und wir sind eher bestrebt, uns einen festen Platz in der oberen Riege des Viking/Pagan-Sektors zu erspielen. 2007 sieht dahingehend gar nicht schlecht aus, aber 2008 geht's dann richtig los!



Haben schon die ersten Labels angefragt?
Dazu möchte ich mich dezent bedeckt halten.



Welche Aktivitäten habt ihr dieses Jahr geplant? Seid ihr wieder auf einigen Festivals?
Allerdings. Nächstes Festival ist das Ragnarök IV, im Juni das Queens of Metal Festival in Kleinwenkheim, das Hörnerfest bei Hamburg, das Barther Metal, das Up from the Ground in Gemünden und im September das Wolfszeit-Festival.



Was sind sonst so Ziele eurer Band?
Wie gesagt, in die erste Liga des Viking Metal aufzusteigen, national wie international, des Weiteren ist es uns ein sehr ernstes Anliegen, uns noch mehr für eine Verbesserung der Situation in Tibet und einem besseren [oder besser: überhaupt einem] Bewusstsein für selbiges in der westlichen Welt zu engagieren, aufklärend ebenso wie aktiv unterstützend.



Als jemand der mit der Gesamtsituation in Tibet nicht so vertraut ist, frage ich, warum ist euch das Thema so wichtig und warum sollten wir alle ein besseres Bewußtsein dazu bekommen?
Während wir uns hier unterhalten, wird Tibet moralisch und kulturell demontiert und die Menschenrechte auf brutalste Weise missachtet. Heute bestimmen nicht die Gebärden der Länder bzw. Regierungen, welcher Staat ein sog. "Schurkenstaat" ist, sondern wirtschaftliche Interessen. Wäre dem nicht so, würde China zum größten und schlimmsten "Schurkenstaat" überhaupt deklariert. Tibet ist das spirituelle Zentrum der Welt, einer der letzten heiligen Orte auf diesem sterbenden Planeten. Seit dem Einmarsch des kommunistischen Chinas in Tibet sind tausende von Klöstern zerstört und eben so viele Unschuldige hingeschlachtet.
Der spirituellste und wertvollste Mensch auf diesem Erdenrund, Seine Heiligkeit der XVI. Dalai Lama muss wie ein Bettler von Staat zu Staat reisen und um Hilfe bitten. Und diese ganzen Wichserregierungen rühren nicht einen Finger... und warum? Weil sie China nicht als Wirtschafts-/Handelspartner verlieren möchten!!!
Deutschland verwehrt dem Dalai Lama sogar einen offiziellen Staatsempfang, weil sie die Chinesische Regierung nicht verärgern möchten!!! 2008 finden in Beijing die Olympischen Spiele statt, ein Land, das noch immer schamlos und in aller Öffentlichkeit Menschenrechte mit Füßen tritt, feiert sich selbst und die Welt applaudiert auch noch!!! Das Schlimmste an der ganzen Sache ist, dass fast niemand darüber Bescheid weiß. Deswegen sehe ich es als moralische wie auch spirituelle Pflicht, das Bewusstesein der Menschen zu aktivieren.



Danke für's Interview!
Ich danke Dir. Óðinn blessi þig & Tashi delek!!! FREIHEIT FÜR TIBET!!!




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