Naturgewalten und Abgründe

THE FLAW (Romantic Goth Metal)
Alexandra Leu (Voc) - Lars Schlüter (Gitarre) - Massimo Sarti (Bass, add.Voc, Programming) - Janis Bakine (Drums)

Nach mehreren Demos erschien vor kurzem mit "burning skies" bei Unbroken Records das Label Debüt des Dortmunder Quartetts. Herausgekommen ist eine sehr gefühlvolle Kombination aus dunklen Metalklängen und gothischen Melodielinien. Das klar strukturierte Soundwriting der Instrumente (Bass, Gitarre, Schlagzeug) wird nur unterstützend von Keys begleitet und ebnet einen Pfad, auf dem sich Sängerin Alexandra voll entfalten kann. Sie versucht nicht krampfhaft irgendwelchen Berühmtheiten nachzueifern, sondern setzt ihren variablen Gesang sehr natürlich ein und versteht es gerade dadurch, den Hörer in die verschiedensten Gefühlswelten zu stürzen. Die Songs leben von der Atmosphäre, die mal sehr bedrückend, mal romantisch und in balladesken Phasen auch verträumt daherkommt. www.theflaw.de (andreas)


-> Review "Burning skies" lesen


Stellt euch doch bitte kurz vor und gebt einen kleinen Einblick in die (Entstehungs-)Geschichte?
Alexandra: Der Band liegt eine längere Entstehungsgeschichte zugrunde mit wechselnden Musikstilen und Musikern. Ich war von Beginn an dabei und wollte einfach immer nur auf der Bühne stehen und Musik machen, auch wenn diese längst nicht immer meinen Vorstellungen entsprach. Das Durchhaltevermögen und die Beharrlichkeit zahlen sich nun aus, der aktuelle Stand der Band ist der Höhepunkt einer langwierigen, oft schwierigen Entwicklung. Im Rückblick bin ich sehr stolz darüber, wie weit die Band bisher gekommen ist.


"Burning Skies" ist produktionstechnisch und musikalisch auf sehr hohem Niveau. War die Herangehensweise eine andere als bei den vorigen Demos?
Lars: "Burning Skies" ist das erste Werk, das wir über das Label Unbroken Records veröffentlicht und im Labeleigenen Studio aufgenommen haben. Durch die Unterstützung des Labels waren die technischen Voraussetzung und Mittel diesmal wesentlich besser und wir haben uns die Zeit genommen, lange daran zu arbeiten, um dieses doch sehr zufriedenstellende Ergebnis zu erzielen.


Eingeleitet wird das Album sehr sakral mit dunklen Chorälen, der Gesang erklingt zerbrechlich, die Saiten brachial. Ist es euch wichtig, neben einer Melodie auch eine gewisse Atmosphäre in die Songs zu integrieren?
Alexandra: Atmosphäre und Musik sind für mich zwei untrennbare Dinge. Textaussage, Melodie und Instrumentierung müssen zusammen passen.


Welchen Stellenwert nimmt die Stimme ein, die sich im Gegensatz zu vielen anderen sehr variabel zeigt. Beim Opener wie gesagt zerbrechlich, bei "The Vagabond" doch eher dunkel verrucht?
Alexandra: Menschliche Gefühlswelten bestehen ja auch nicht nur aus einigen wenigen Emotionen, sondern aus einer Vielzahl in sich verwobener, zum Teil widersprüchlicher Gefühle und Gedanken. Dieser Facettenreichtum spiegelt sich auch in unseren Songs und vor allem im Gesang wieder.


"Face of Time" lebt nicht zuletzt vom Duettgesang von Alexandra und Massimo, gibt es Gründe, dass sich der männliche Part ansonsten eher zurückhält?
Lars: Wir haben gerade erst begonnen, Massimos Stimme auch für cleane Gesangslinien mit einzubeziehen. "Face of Time" ist dabei sozusagen der Prototyp.
Alexandra: Davon abgesehen bricht bei Massimo auf der Bühne das italinische Temperament durch und er hält es nur schwer aus, ruhig am Mikro zu stehen ;-)


Gibt es textlich einen roten Faden, der sich durchs Album zieht. Ist die Zeile in "burning skies" ("In the battle of elements you can only lose") eine zentrale Aussage?
Alexandra: Es gibt auf symbolischer Ebene schon einen Zusammenhang zwischen den Texten, es geht in ihnen um die Widrigkeiten, gegen die ein Mensch sich behaupten muß und die ihn bedrohen, seien es Naturgewalten wie in "Burning Skies", zwischenmenschliche Abgründe wie in "Face Of Time" und "Shadow Play" oder innerseelische Konflikte wie in "Borderline" und "The Journey".



Photos by Thomas Bocian, Kultopia 31.10.2005


Wie sieht es bei euch mit der Aufgabenteilung (Soundwriting/Text) aus? Ist es euch wichtig (im Booklet steht hinter Text bzw. Music immer The Flaw), als Einheit aufzutreten?
Alexandra: Bei uns gibt es beim Songwriting keine festgelegte Aufgabenteilung. Jeder trägt einen wichtigen Teil zum Songwriting bei, je nach Song mit unterschiedlicher Gewichtung. Mal liefert der eine, mal der andere das Songgrundgerüst oder die Idee, und alle arbeiten dann an der Ausgestaltung weiter.


Überraschend der Schluß des Albums mit dem doch etwas experimenteller ausgefallenen "Borderline". Was hat es mit dem Intro und den Zwischenspielen auf sich?
Lars: In dem Song geht es um das kranke Element, das in jedem Menschen steckt, ob nun an der Oberfläche, oder im Innern verborgen. Die angesprochenen Geräusche, die sich durch das Stück ziehen, symbolisieren das innere Chaos "The world through a red lens" und das Verschwimmen der Grenzen zwischen Realität und Phantasie "What is real?".


Auffällig ist der Verzicht von ansonsten Genre-typischen opulenten Ausstaffierungen der Songs. Würdet ihr euch vom Songwriting her eher als Puristen bezeichnen?
Massimo: Wir sind ja "nur" zu viert in der Band. Die Besetzung ist Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang, und ich denke, da wir keinen Live-Keyboarder haben, dient dieses Instrument für uns auch nur als Unterstützung und nicht als ein gleichwertiges Instrument wie die anderen. Zudem finde ich es gut, wenn wir weniger Keyboards nutzen, denn damit lassen wir Alexandra mehr Spielraum für den Gesang.


Ihr verwendet auch Streicherklänge und orchestrale Elemente. Gibt es hier Überlegungen, dieses auch mal mit "echten" Instrumenten zu tun?
Lars: Für die nächste Produktion haben wir uns in der Tat überlegt, z.B. Streicher durch Gitarrenklänge zu ersetzen. Man wird sehen, bzw. hören, was daraus wird...


Ihr solltet 2005 auf dem Zillo Festival spielen. Es wäre eine große Chance gewesen, vor großem Publikum seine Songs zu spielen. Wie sehr schmerzte die Absage des Festivals?
Lars: Wir waren schon ein wenig enttäuscht, haben das jedoch recht schnell abgeschüttelt. Es wäre schön gewesen und auch sicherlich eine Gelegenheit, vor einem breiten Publikum zu spielen, aber eine solche Gelegenheit wird sich sicherlich noch einmal bieten.


Wie seht ihr momentan die Chancen "kleinerer Bands"? Man weiß, dass diese Bands meist für lau spielen oder für Auftritte (z.B. WGT) gar zahlen müssen. AMBOSS interviews in bestimmten Gazetten laufen nur gegen Schaltung einer Anzeige. Will man auf der CD-Beilage vertreten sein, sind einige hundert Euro fällig.
Wir merken es momentan am eigenen Leib: erstmal sind einem alle Türen verschlossen und es ist unglaublich schwierig, Fuß zu fassen. Durch die EP haben wir es geschafft, einige davon ein Stück weit aufzustoßen, aber es ist harte Arbeit. Dennoch geben wir keineswegs auf. Unsere Musik ein großer Teil unseres Lebens ist, für den es sich lohnt zu kämpfen.


Was ist für die Zukunft in Planung?
Massimo: Musik gehört zu unserem Leben. Die Zukunft gehört zum Leben, und somit gehört auch Musik für uns zur Zukunft. Wir werden hoffentlich noch lange mit dieser Band gemeinsam musizieren. Aber was genau auf uns zukommt, das können wir hier noch gar nicht sagen. Wir merken aber, dass es eigentlich immer einen Schritt weiter geht, und da hoffen wir natürlich, dass das auch weiter so bleibt.


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