Esch saarländisch Todesblei!

ICON (Death Metal)

Das saarländische Todesbleikommando namens ICON hat mit ihrer Eigenveröffentlichung "Blindzone" ein kleines Juwel veröffentlicht, welches durch gute Songs, interessante Texte und einen guten Sound besticht. Im Zeitalter des Hyperblasts kann das Album mit schleppenden, intensiven Songs aufwarten und hat den kleinen Bruder von Chris Barnes gleich mit im Gepäck. Ich hatte das Vergnügen, den Songschreiber und Gitarristen Robert mit einigen Fragen belästigen zu dürfen. www.iconmetal.de (chris)

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Review "Blindzone" lesen



Rob, erzähl doch mal was zur Geschichte der Band und stell den Rest der Truppe vor!
ICON gehen eigentlich auf eine Formation namens CHIMAERA zurück (die gibt's immer noch, nur inzwischen nicht mehr im Saarland, sondern in Düsseldorf). Von diesem Lineup sind noch unser Schlagzeuger Bosco und ich (Gitarre) dabei. Damals war das oberste Ziel, die Welt mit True Metal zu beschallen. Irgendwann haben wir dann unseren Sänger gefeuert, weil wir keinen Bock mehr auf diese ganzen Klischees mit Nieten und Leder usw. hatten. Danach hat uns noch unser Leadgitarrist (und heutiger Produzent) Siggi Schüssler in Richtung MESSENGER verlassen und wir standen quasi wieder bei Null.
Die Folge: was Neues musste her. Neue Musiker, und damit verbunden, auch eine neue musikalische Ausrichtung. Wir fanden zuerst in Daniel einen hervorragenden Bassisten - danach stießen noch Thomas (Vocals) und Bernhard (Gitarre) dazu, und die jetzige Formation war komplett! Schnell kamen wir zu dem Schluss, dass es nur eine einzige Stilrichtung gibt, auf die wir uns einigen können: Death Metal.



Was macht ihr neben der Band beruflich, um euch finanziell über Wasser zu halten?
4/5 von uns sind quasi Verkäufer. Bosco verkauft Elektrogeräte bei real, aber er spricht nicht gerne darüber :-). Thomas verkauft Versicherungen, Daniel verkauft Motorradteile und -zubehör und lagert es ein, ich verkaufe Schaumstoff. Bernhard ist Student. Wie er sich finanziell über Wasser hält? Keine Ahnung...



Wer ist denn bei euch für das Songwriting zuständig und wie läuft der Prozess bei euch ab?
Hauptsächlich kommen die Songs von Bernhard und mir - manche Texte auch von Daniel. Meistens läuft es so, dass Bernhard mit einem fertigen Song inkl. Text ankommt, der dann manchmal noch etwas "zerpflückt" wird. Ich schreibe eher die langsameren Nummern, während Bernhard die thrashigen, schnelleren Teile komponiert.



Die Songs der CD "Blindzone" spielen sich ja überwiegend im schleppenden Midtempo ab, was ich persönlich sehr schätze. War das geplant oder ist das zufällig entstanden?
Das war wohl eher Zufall. Vielleicht liegt's auch daran, dass mehr Songs von "Blindzone" aus meiner Feder stammen und daher langsamer sind, als die von Bernhard.



Ihr habt ja bereits neue Songs für die nächste Platte geschrieben. Schlagen sie wieder in die gleiche Kerbe wie die Songs von "Blindzone" oder was können wir von der nächsten Scheibe erwarten?
Die Platte ist noch nicht komplett fertig. Einige Songs fehlen noch. Zufällig hat es sich ergeben, dass zu jedem "Blindzone"-Song ein passendes Gegenstück auf der neuen Platte sein wird. So wird es z.B. am Ende wieder einen langsamen, äußerst langen Song geben, der die Platte abschließt. Die Grundausrichtung wird wohl etwas schneller. Sogar ein Knüppelsong mit Blastbeats, was für uns ungewöhnlich ist, wird enthalten sein. Auf jeden Fall soll die Platte auch etwas länger werden, so ca. 40 - 45 Minuten sollen es schon sein.



Wird es wieder eine Eigenproduktion oder hat schon ein Label an eure Proberaumtür geklopft?
Wir haben noch kein Klopfen gehört. Deshalb sieht's wohl wieder nach Eigenproduktion aus. Obwohl wir von Magazinen recht gute Kritiken einfahren, hat sich noch kein Label für die Scheibe begeistern können. Wir sparen jedoch jetzt etwas Kohle, damit wir in ein professionelles Studio gehen können, um den "Blindzone"-Nachfolger aufzunehmen (das soll nicht heißen, dass es beim Siggi nicht professionell zugegangen wäre).



Wenn man eure Scheibe hört, hat sie etwas, was nicht viele "böse" Platten haben: eine düstere Atmosphäre. Wie schafft man es als junge Band, eine solche Atmosphäre zu erschaffen?
Findest du? Interessant. Du denkst wir sind jung? Interessant. Wir sind teilweise über 30! Da hat man schon einige schlimme Dinge erlebt, worüber man schreiben kann... Ich kann dir nicht erklären, woher die düstere Atmosphäre unserer Songs kommt. Wir sind eigentlich immer mit viel Spaß unterwegs. Wenn du mal einen Liveauftritt von uns siehst, dann wirst du das merken. Sie Songs sind düster, aber das drumherum besteht hauptsächlich aus Spaß.



Als eure Einflüsse nennt ihr BOLT THROWER, OBITUARY, SIX FEET UNDER und skandinavische Death/Thrash-Bands. Was fasziniert euch an dieser Art von Musik?
Diese Musik ist sozusagen unser kleinster gemeinsamer Nenner. Wie in jeder Band gibt es verschiedene Geschmäcker, aber auf diesen Stil fährt von uns jeder ab. Was uns an den Erstgenannten so fasziniert, ist dieses drückende, alles niederwalzende, brachiale, groovige. Solche Songs, in Anlehnung an BOLT THROWER, OBITUARY und SIX FEET UNDER, sollten wir eigentlich viel mehr schreiben. Und aus Skandinavien kommt halt nun mal der beste Death Metal. Wir covern nicht umsonst "Blinded by Fear" von AT THE GATES.



Die Texte sind fernab jeglicher Blut und Gore-Geschichten und haben teilweise einen persönlichen Touch. Was möchtet ihr uns mit euren Lyrics sagen? Wie wichtig sind euch die Texte bei eurer Musik?
Die Blut- und Goregeschichten kommen noch :-) Jedenfalls legen wir schon großen Wert auf einen ordentlichen Text. Es soll ja Death Metal-Bands da draußen geben, die nur irgendwas sinnloses ins Mikrofon grunzen. Bei uns ist das nicht der Fall. Bernhard schreibt meistens über seinen persönlichen Hass auf die Menschheit. Ich schreibe entweder gegen den Krieg oder halt Liebeslieder.
Was wir der Welt sagen wollen: Krieg ist scheiße, habt euch lieb oder hasst euch.



Woher bekommt ihr die Inspirationen für eure Texte?
Meistens aus Filmen bzw. aus dem Fernsehen. "Gladiator" wurde vom gleichnamigen Film inspiriert, "Reign of Fire" geht auf "Die Herrschaft des Feuers" zurück. Woher Daniel seine Inspiration nimmt, um Texte wie "Blindzone" zu schreiben, ist mir ein Rätsel. Müssen schon sehr wirre Gedankengänge sein.



Ihr habt die CD ja in den Nothung Studios von Siegfried Schüssler (Messenger) produzieren lassen, was ja auch den guten Sound erklärt. Wie war der erste Studioaufenthalt für euch?
Das war eine entspannte Sache. Wir standen aufgrund unseres freundschaftlichen Verhältnisses zu Siggi nicht unter großem Zeitdruck, so dass wir ganz beruhigt an die Sache rangehen konnten. Trotzdem haben wir zugesehen, dass wir alle unser Material bis ins kleinste Detail draufhaben. Dazu haben wir vorher bei Bernhard zu Hause eine Vorproduktion gemacht, die schon 100%ig gestimmt hat.



An der Livefront seid ihr ja gut vertreten und spielt so häufig, wie's geht. Was war euer bisher geilstes Live-Erlebnis?
Das ist noch nicht so lange her, nämlich am 14. August diesen Jahres. Der Gig fand im saarländischen Illingen auf der Burg unter dem Namen "Castle Rock" statt. Wir spielten mit den Lokalhelden INFINIGHT und POWERWOLF aus Transsilvanien. Bei strömendem Regen fanden sich weit über 300 Leute ein, die ohne Ende Party gemacht haben. Ein Riesenspaß! Ein weiteres Highlight war unser Sieg beim "Jump Rock Festival" im November 2004. Wir hatten nur 30 Minuten Zeit, um das Publikum zu überzeugen und haben souverän gesiegt :-)



Spielt ihr in der ganzen Bundesrepublik oder ist der Aufwand zu groß, um für einen Gig mal eben nach Hamburg zu fahren?
Für einen Gig mal eben nach Hamburg zu fahren, wäre wohl in der Tat etwas zu aufwändig. Wir haben außerhalb des Saarlandes bisher nur in Trier und im schwäbischen Raum gespielt. Hier im Saarland wollen wir nicht mehr so häufig spielen, weil uns sonst keiner mehr sehen kann oder will. Wir werden uns im Herbst für die Festivalsaison 2007 bewerben. Mal sehen, was dabei rumkommt.



"Nebenbei" organisiert ihr ja auch ein kleines Festival: OUT OF THE ASHES. Wo und wann findet das statt und was kann man dort erleben?
Das Festival ist Bernhards "Baby". Er übernimmt die komplette Organisation. Dieses Jahr fand das Festival schon zum 3. Mal statt. Die ersten 2 Veranstaltungen waren noch in der Halle - letztes Mal, im Juni 2006, haben wir das Ding als Open Air aufgezogen. Das Festival findet im Weltkulturerbe Völklinger Hütte in Völklingen statt. Normalerweise Ende Mai / Anfang Juni. Die Location - inmitten alter Industriemaschinen, Rohren, Stahl, Beton usw. - ist supergeil. Bisher hatten wir auch immer mächtig Erfolg. Letzten Juni hatten wir fast 200 zahlende Gäste. Für nächstes Jahr laufen auch schon die Planungen. Aber hier kann ich noch nichts verraten.



Wer von euch hat eurem Frontmann Thomas eigentlich die Stimmbänder mit Sandpapier angeraut? Und woher kommt der Titel "der saarländische Chris Barnes"?
Wir wissen auch nicht, wie er diese unmenschlichen Laute ohne größere Schmerzen von sich geben kann. Aber er hat unglaubliches Talent. Dafür sind die "gesanglichen" Qualitäten, also normaler, melodiöser Gesang, bei ihm doch sehr eingeschränkt. Den Titel "saarländischer Chris Barnes" haben wir ihm verliehen, während wir unsere Bandinfo geschrieben haben. Er hört sich halt stellenweise so an wie Mr. Six Feet Under. Was will man da machen?



Und nun sag unseren Lesern zum Schluss, warum sie das Album "Blindzone" für 8 Euro auf eurer Homepage www.iconmetal.de ordern müssen!
Ihr müsst das Album bestellen, weil:
- ihr für schlappe 8 Euro (plus Porto) 34 Minuten eschd saarländisch Todesblei bekommt. Wo gibt's das sonst?
- ihr damit unterstützt, dass das neue Album noch besser wird.
- wir dann superglücklich sind!




Na dann ist ja alles klar!


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