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HATEBREED (Metal/Hardcore)

Seit bereits mehr als 10 Jahren stehen HATEBREED für kompromisslosen Hardcore/Thrash-Crossover und mit Scheiben wie "Perseverance", "The Rise of Brutality" und dem aktuellen Hammeralbum "Supremacy" hat man sich den Thron auf dem Olymp des Crossover-Sounds gesichert und es ist weit und breit niemand in Sicht, der ihnen den Anspruch auf die Vorherrschaft streitig machen könnte. Ich hatte die Gelegenheit, Frontmann JAMEY JASTY vor der Show in Hannover zu interviewen.
(chris)

www.hatebreed.com |
www.jameyjasta.com | www.stillbornrecords.com



Erst mal Glückwunsch zur aktuellen Scheibe "Supremacy"! Habt ihr einen besonderen Druck beim Schreiben verspürt, da der Vorgänger "The Rise of Brutality" (2003) doch sehr erfolgreich war?
Ein wenig, aber wir hatten mehr Zeit zum Schreiben, da wir nebenher einen Labelwechsel hatten. Ich meine, Roadrunner Records haben in Europa einen fantastischen Job gemacht und "The Rise of Brutality" war in Europa wirklich sehr erfolgreich. Als wir nach einem Jahr oder sogar mehr noch in Europa mit "The Rise of Brutality" getourt sind, wussten wir, dass das nächste Album sehr wichtig ist. Wir wussten auch, dass wir wenigstens eine ebenbürtige, möglichst sogar eine bessere Scheibe machen müssen. In Europa wurde die neue CD sehr gut aufgenommen und in Amerika sind die Reaktionen auf "Supremacy" sogar besser als auf den Vorgänger. Das liegt aber wohl daran, dass "The Rise of Brutality" in Amerika nicht richtig promotet wurde.



Aha, ich dachte eigentlich immer, dass "The Rise of Brutality" in Amerika total angesagt war...?
Naja klar, die Scheibe war schon angesagt, aber nicht so sehr wie "Perseverance" (2002). Von "Perseverance" haben wir ca. 300.000 Stück verkauft und von "The Rise of Brutality" ca. 220.000 Einheiten. Aber bei euch war "The Rise of Brutality" das Album, welches sich am besten verkaufte! Sogar besser als unser erstes Album (Anm.d.V.: 1997 - Satisfaction is the Death of Desire).



"Supremacy" klingt musikalisch deutlich metallischer als "The Rise of Brutality" und ihr spielt wieder mit zwei Gitarristen. War das geplant oder ist es einfach so entstanden?
Das kam ganz natürlich zustande. Wir haben uns und den Fans bewiesen, dass wir es auch als 4-Mann-Band draufhaben, aber der ursprüngliche Gedanke, den ich und Chris Beattie (Bassist) bei der Gründung der Band hatten, war eigentlich immer mit zwei Gitarristen zu spielen. Wir kehren also zu der ursprünglichen Idee unserer Band zurück.



Ich kam mit HATEBREED in Berührung, nachdem ich in einigen Medien über euch gelesen hatte und ihr immer im Zusammenhang mit Metalcore gebracht wurdet. Als ich irgendwann im CD-Laden meines Vertrauens zufällig auf die CD "The Rise of Brutality" gestoßen bin, habe ich sie blind gekauft, um herauszufinden, was so cool am Metalcore ist. Als ich die CD dann eingeschoben habe, dachte ich nur: "Wieso Metalcore? Die spielen doch fettesten Metal/Hardcore-Crossover in der SICK OF IT ALL / AGNOSTIC FRONT / CRO-MAGS / SOD-Manier!"
Wo siehst du selbst HATEBREED? Mehr in der Hardcore oder in der Metal-Ecke?

Nun, die Crossover-Musik kam durch den Mix von Thrash Metal und Hardcore zustande. Die Metalcore-Bands wiederum mixen IRON MAIDEN mit Crossover. Mit Hardcore hat das nur noch wenig zu tun, vielmehr stehen die Bands auf die Harmonien von Maiden und die fetten Breakdowns von HATEBREED (lacht). Ich sehe uns als eine Hardcore-Band mit Metaleinflüssen. Wir haben keine MAIDEN-oder Schwedenmetal-Einflüsse. Wir wollen diese verschiedenen Zutaten nicht in unseren Sound integrieren. Wir mixen New York Hardcore mit Florida-Death Metal (lacht).



Da bin ich aber froh. Ich stehe nicht wirklich auf diese Metalcore-Geschichte. Zwar gibt es einige gute Platten, aber die Qualität der melodischen Refrains in Verbindung mit den fetten Strophen geht doch oftmals nach hinten los.
Ich denke, viele Bands wollen AT THE GATES' "Slaughter at the Soul" neu erfinden, was aber nicht passieren wird. Aber es gibt einige Platten, die ein Genre definieren, wie z.B. die Scheiben von KILLSWITCH ENGAGE oder AS I LAY DYING, aber viel tiefer stecke ich da auch nicht drin...







Deine Texte bedeuten mir persönlich sehr viel. Wenn es mir mal nicht so gut geht oder ich mächtig angepisst bin, höre ich Titel wie "Live for this", "This is now" und "Doomsayer"... und schon geht es mir wieder besser und ich kriege den Arsch hoch und mache was. Ich denke, sowas hörst du ziemlich oft, oder? Wie denkst du darüber, dass deine Texte so angenommen werden?
Danke sehr! Das ist unsere Message, die wir rüberbringen wollen! Wir wollen mit Leuten in Kontakt treten, die was machen wollen, die sich vorwärts bewegen wollen. Du kannst heutzutage alles machen! Du kannst anfangen für ein Magazin zu schreiben, Webseiten zu erstellen, Konzerte zu organisieren, Platten zu veröffentlichen... und zwar weltweit! Für diese Gemeinschaft wollen wir unsere Musik spielen. Ich kann auch nachvollziehen, wenn einer den ganzen Tag im Bett liegt, aber dass ist nicht mein Ding. Ich will aufzeigen, dass es etwas neben dem ganz normalen Alltag gibt, wo man sich verwirklichen kann.



Woher bekommst du die Inspirationen für die Texte? Sind es alles persönliche Erfahrungen?
Ja, fast alle. "A Call for Blood" z.B. handelt nicht von meiner Misshandlung, was viele Leute denken. Es geht dabei um die Geschichte, dass ein Kind getötet wird und der Mörder, als er das Gerichtsgebäude verlässt, von dem Vater erschossen wird. Das ist für mich die wahre Gerechtigkeit. Aber der Großteil meiner Texte beruht auf persönlichen Erfahrungen. Auf den ersten Scheiben zwar noch nicht so sehr, aber ab der "Perseverance"-Scheibe ist doch alles sehr autobiographisch.



In diesem Sommer seid ihr auf der OZZFEST-Tour in den USA dabei gewesen. Wir Deutschen kennen so einen großen Rock'n'Roll-Zirkus gar nicht. Wie war das denn so?
Es ist großartig! Du siehst Mainstream-Kids, die so in die heftige Musik eingeführt werden. Über SYSTEM OF A DOWN, DISTURBED, SLIPKNOT und KORN führt für viele der Weg in die Underground-Musik. Und für uns ist es auch großartig, denn somit haben wir die Möglichkeit vor vielen, vielen Leuten zu spielen und unsere Musik und Message rüberzubringen.



Momentan tourt ihr durch Europa und spielt in kleineren Clubs. Was gefällt euch denn besser?
Ich mag beides. Es ist sehr unterschiedlich. Auf den großen Shows hast du natürlich die Möglichkeit, viel mehr Leute zu erreichen, aber diese kleineren Shows sind toll, weil es auch alles sehr atmosphärisch ist. Auf dieser Tour spielen wir in kleinen Hallen, die teilweise gar keine Absperrung haben und da geht mit Stagedivern so einiges ab. Das ist wirklich cool und es macht tierisch Spaß zu spielen. In den USA gab es auch OZZFEST-Shows, bei denen der Saal bestuhlt war (Anm.d.V.: Is' ja eklig). Das wiederum ist auch eine große Herausforderung. Man sieht sofort die Gläubigen und die Ungläubigen! Und dann gibt man natürlich Gas, um die Ungläubigen zu bekehren.



Wie läuft die Tour bisher?
Sehr gut, fast alle Shows sind ausverkauft, bis auf einige wenige, aber die waren kurz davor. Fantastisch!



Ihr tourt ja wirklich sehr viel, habt ihr nicht manchmal die Schnauze voll?
Ja, aber mit unserer neuen Scheibe können wir wieder einiges an Boden gutmachen. Nicht unbedingt hier, aber in Amerika. Wir hatten ja bereits eine Europatour, haben einige Festivals gespielt, in Amerika spielten wir auf dem OZZFEST und hatten dann eine Tour mit NAPALM DEATH und EXODUS! Das war phänomenal! Das war eine geile Tour bezüglich des Zusammenhalts von Metal, Grindcore, Thrash, Hardcore. Es war einfach toll anzusehen, wie alle Musiker und Fans super miteinander ausgekommen sind!



Durch das Touren seid ihr ja wirklich schon viel rumgekommen in der Welt. Gibt es einen Ort auf der Welt, der dich persönlich beeindruckt hast?
Als wir das letzte Mal in Bulgarien waren, mussten wir eine Show absagen, die wir später nachgeholt haben. Manchmal vergeben die Fans es einem nicht, wenn man sie einmal hängen lässt. Dann kommen zur Strafe nur ein paar Leute zur Show und du fängst wieder ganz von vorne an, um das Vertrauen aufzubauen. Wir hassen es, die Leute im Stich zu lassen, die an uns glauben. Aber in Bulgarien war die Show sehr schnell ausverkauft, die Fans waren die lautesten und verrücktesten, vor denen wir jemals gespielt haben! Es war unglaublich.
Generell kann man sagen, dass die Shows in Deutschland oder England immer geil sind. Wir hatten auch mal eine phantastische Show in Eindhoven, an einem Montagabend. Normalerweise machen sich die Leute an Wochentagen schnell aus dem Staub, weil sie am nächsten Tag zur Arbeit oder Schule müssen, aber nicht an diesem Abend. Da ging es nur darum, den ganzen Alltagsstress zu vergessen und die Sau rauszulassen.







Wer sucht eigentlich die Songs für die Tour aus? Spielt ihr immer die gleichen Songs oder variiert die Setlist von Show zu Show?
Ja, wir wechseln die Tracks von Show zu Show, um Abwechslung reinzubringen...



Cool! Als Fan stehe ich auf so was! Ich könnte mich nämlich ärgern, wenn Bands wie z.B. DEEP PURPLE auf einer Tour jeden Abend die gleichen Sachen spielen.
Ist ja lustig, dass du DEEP PURPLE erwähnst. Über die haben wir uns gerade unterhalten! Wir haben gerade eine DVD von ihnen bekommen. Wir kennen auch Eric Bloom von BLUE ÖYSTER CULT, und die machen es genauso und wechseln die Songs von Show zu Show. Somit haben auch die Fans etwas davon, die der Band hinterher reisen und sich mehrere Shows anschauen können.



Was bevorzugst du auf Tour: Bücher oder DVDs?
Momentan schauen wir lieber DVDs! Wir haben eine zur Hälfte deutsche, und zur Hälfte amerikanische Crew, daher brauchen wir immer DVDs mit den entsprechenden Untertiteln. Wir haben in letzter Zeit sehr viel gesehen, viel brutalen Stoff, wie z.B. Saw I+II, Hostel oder Chasing Sleep, der ziemlich verstörend ist. Auf einer 15 Stunden-Fahrt kann man sich so einiges anschauen!



Plant ihr irgendwann die Veröffentlichung einer Live-CD oder DVD?
Ja, wir arbeiten daran! Aber wir wissen noch nicht, wie wir das verwirklichen wollen und können. Wir haben eigentlich jetzt schon 3 Ausgaben. Die ersten fünf Jahre müssten als Dokumentation aufgearbeitet werden, damit die Leute diese Evolution der Band verstehen können. Das ist eine Story für sich, weißt du?! Unser erster Drummer sitzt lebenslänglich im Knast, unser erster Gitarrist beging Selbstmord. Die folgenden fünf bis sechs Jahre sind was ganz anderes! Die letzten Jahre liefen für uns sehr glücklich und erfolgreich ab.



Du spielst ja nicht nur bei HATEBREED, du moderierst auch den MTV Headbanger's Ball in den USA, hast ein Plattenlabel (Stillborn Records), eine Kleidungsfirma (Hatewear) und ein Management am Start! Woher nimmst Du die Energie, all diese Tätigkeiten unter einen Hut zu bringen?
Es ist schon etwas verrückt. Ich kann auch nicht behaupten, dass es nur Spaß macht, aber ich fange jetzt an, einige Aufgaben zu delegieren. Trashmark vertreiben die Klamotten von Hatewear, Alveran Records bringen einige Platten in Europa raus, in Amerika helfen mir Abacus-Records. Dann fliege ich mal schnell ein, um die Headbangers Ball-Shows aufzuzeichnen. Ich gebe einiges an Arbeit und Verantwortung ab, versuche aber dennoch so viel wie möglich eingebunden zu sein.



Viele Leute laden sich Musik aus dem Internet, anstatt die CDs zu kaufen und sind sich keiner Schuld bewusst. Was hältst du als Labelchef und Musiker davon?
Zum Aufbau einer Band ist es wichtig, auch mal einige Tracks online zu stellen. Die wahren Fans werden sich immer die Scheiben im Laden holen. Aber als Beispiel: Ich habe METALLICA's "Ride the Lightning" über die Jahre bereits 7 Mal gekauft! Ich hatte sie als Tape, als Platte, als CD. Ich habe also mindestens 70 Dollar dafür ausgegeben. Wenn ich sie Scheibe jetzt noch mal verlieren sollte oder sie zerkratzt wird, hätte ich weniger Gewissensbisse, sie mir runterzuladen. Von der neuen UNEARTH-CD habe ich gleich 10 Stück gekauft, um sie an meine Kumpels zu verteilen, da ich weiß, dass sie zu faul sind, um in den nächsten Plattenladen zu gehen.



Ha, ich bin ja doch nicht verrückt! Ich habe etliche Scheiben mehr als einmal bei mir im Schrank stehen.
Jaja, diese Bonus-Tracks, Bonus-DVDs... Ich kenne das!



In Amerika findet ja ein politischer Wechsel statt und die Demokraten haben den Kongress und das Repräsentantenhaus übernommen. In der Außenpolitik und dem Irak-Krieg wird vielleicht in eine neue Richtung gedacht. Was denkst du über diese Veränderung?
Au, ich habe keine politische Agenda. Mein Kumpel brüllt mich immer an, wenn ich nicht weiß, was politisch bei uns in Amerika abgeht. Es tut mir ja auch leid, aber ich lebe meistens in einem Bus oder im Hotelzimmer.
Ich bin ein wenig dumm, was diese Sachen angeht, das weiß ich! In Europa ist Politik auch viel wichtiger als in Amerika. In jedem Interview gibt es politische Fragen, die ich meistens nicht beantworten kann. Ich habe noch einiges an Nachholbedarf und muss noch sehr an mir arbeiten.



Hast Du noch einige letzte Worte für unsere Leser?
Ich danke allen für ihre Unterstützung! Wir wollen bald wiederkommen, vielleicht so im Mai/Juni, zur Festivalsaison. Vielleicht planen wir auch ein kleines Minifestival, aber wir wissen es noch nicht genau. Und wir wollen gerne in Städten spielen, in denen wir noch nie oder schon lange nicht mehr gespielt haben. Ich freu mich schon drauf!
Wir uns auch!




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