Ein bescheidenes Nachtschattengewächs in Blüte

Mandrake (Goth Metal)
Birgit Lau (Gesang) - Lutz de Potter (Gesang, Gitarre) - Jörg Ulken (Schlagzeug, Keys) - Garvin Bösch (Bass) - Julius Martinek (Keys/Live-Guitars)
Fotos by DynaLex, Leonhard Park

Während Holland mit grenzenloser Macht ein Genre auf's hügellose Land zieht, bleibt man hierzulande eher bescheiden und beschränkt sich auf das Wesentliche, die Musik. Dass man qualitativ unseren Nachbarn nicht nachsteht, beweisen MANDRAKE. Den Metal mit Muttermilch aufgesogen, die Atmosphäre mit der ersten Breikost ausgefiltert, das Songwriting spielerisch im Kindergarten gelernt. Mit der Pubertät dann die Melancholie entdeckt. Das spätere Studium diente dann hauptsächlich als Perfektionierung des Erlernten. Groovige Parts wechseln auf ihrem Zweitwerk mit epischen Melodielinien. Die Gitarren sind fett und staubtrocken. Der weibliche Gesang, der durchaus auch mal lieblich durch die Szenerie streicht wird meist sehr kraftvoll intoniert. Diverse Streicher verfeinern das Klangbild und geben dem Gesamtbild mehr Tiefe. www.mandrake.de (andreas)


-> Review "The balance of blue" lesen


Fast fünf Jahre ist nun das erste Interview mit unserem Magazin her. Wie würdet ihr die vergangenen Jahre beschreiben?
In den vergangenen Jahren hat sich bei uns so einiges getan. Wir haben ein komplett neues Line-up 2002 erschaffen und anschließend mit neuem Material einen Deal bei Greyfall/Prophecy unterschrieben. Quasi das, was wir uns immer gewünscht haben. Dann haben wir 2003 unser Debutalbum "Calm the seas" veröffentlicht und jetzt am 14. März unser zweites Album "The balance of blue".


Mit eurem aktuellen Werk "The balance of blue" bewegt ihr euch in einem Genre, welches monatlich dutzende VÖ's beherbergt. Wo würdest du sagen, ragen Mandrake heraus?
Ich glaube nicht, dass wir sonderlich herausragen. Das ist in dem Genre auch relativ schwierig glaub' ich. Naja und viele Rezensionen haben auch gezeigt, dass wir anscheinend auch nicht so herausragend sind.


Was steckt hinter dem Titel "Balance of blue"? Lässt fast ein Konzeptalbum vermuten?
Ein Konzeptalbum ist es nicht. Der Albumtitel steht zum einen für die Ausgewogenheit und die Ruhe des Wassers in einem See. Nach "Calm the seas", unserem Debutalbum, entsteht "The balance of blue". Zum anderen ist damit die Stimmung gemeint: "I am feeling blue". Besonders in der Lyrik zum Titeltrack wird dies deutlich. Die Person versucht an diesen Gefühlen festzuhalten auch an der Person, die mit diesen Gefühlen verbunden ist. Er ertränkt diese Person am Ende in einem See, die visuelle Ausgewogenheit in blau.


Das Schlussstück "The final Chapter" klingt nach Beendigung eines Buches. Würdet ihr "Mandrake" als Epochenartig verstehen, die nicht nur versuchen neue Facetten in ihre Musik fliessen zu lassen, sondern auch offen für Veränderung sind?
Ja, auf jeden Fall. Wir arbeiten ja auch immer in Epochen. Wir proben ja nicht und neue Stücke machen wir wenn dann in einer bestimmten Zeitperiode und nicht permanent. Dadurch dass immer sehr viel Zeit zwischen den Veröffentlichungen zweier Alben ist, ist auch Platz für neue Einflüsse etc.


Eure Texte erscheinen zunächst wie Gedichte, bzw. Erzählungen. Gibt es eine zentrale Aussage dahinter. Wie viele persönliche Gedanken und Erfahrungen spielen hier eine Rolle?
Eine zentrale Aussage gibt es sicherlich nicht. Wir sind da sehr offen, was das Thema betrifft. Alle Texte bestehen aber aus rein persönlichen Gedanken, Empfindungen und Erfahrungen und sind frei von jeglicher Fiktion.


Das Album glänzt durch seine epische Ausstrahlung, neben groovigen Parts gibt es auch immer wieder eine dichte Atmosphäre. Achtet ihr darauf mit dem Bombast nicht verschwenderisch umzugehen?
Hm. Eigentlich achten wir da nicht sonderlich drauf. Wir spüren, glaub' ich, einfach wann es reicht und wann nicht. Wenn wir meinen es sind genug Keyboard und Streichteppiche vorhanden, dann hören wir auf.


Ihr arbeitet mit weiblichem und männlichen Gesang. Ist beim Songwriting klar, welche Stimme zum Einsatz kommt? Mal als Beispiel die Songs "crawling waves" und "Silent tears". Beide Songs würden mit der jeweils anderen Stimme ganz anders auf den Hörer wirken?
Nein, beim Songwriting achten wir da überhaupt nicht drauf. Uns ist nur von vornherein klar, dass Birgit den Großteil der Songs singen wird. Wenn das Stück kompositorisch fertig ist, entscheiden wir, wo welche Stimme zum Einsatz kommen soll.


Vom Aufbau der Songs her könnte man durchaus eine Vorliebe zum Soundtrack ableiten. Wie wichtig ist die Atmosphäre eines Songs?
Ich finde die Atmosphäre eines Songs ist das Wichtigste. Löst der Song keine Stimmung in uns aus, dann verwerfen wir den Song und nehmen ihn nicht auf, denn das würde bedeuten, dass wir ihn uns später auf der CD auch nicht anhören würden.


Ihr arbeitet auch mit klassischen Elementen wie Streicher. Werden diese bei der Aufnahme Live gespielt oder über Keyboard eingemischt?
Die Streicher haben wir diesmal komplett live eingespielt. Das ist natürlich um einiges aufwendiger, aber ich denke mal, die Arbeit hat sich gelohnt, weil man meiner Meinung nach doch einen Unterschied zu Keyboardelementen heraushören kann.


Die CD kommt auch als Luxus Edition auf dem Markt und beherbergt auf einer Bonus CD vier Coverversionen. Nach welchen Kriterien wurden diese ausgesucht?
Ganz ehrlich? Jeder durfte sich einen aussuchen. Ich habe mir was von The Cure gewünscht zum Beispiel und Birgit wollte gerne "Stay" von den Shakespears Sisters machen und Jörg "Fade to Black" von Metallica. So einfach ist das gewesen, haha.


Coverversionen gehören mittlerweile zum Repertoire jeder Band. Ist es wichtig, dass diese nicht nur nachgespielt werden, sondern in ein völlig neues Gewand gekleidet werden?
Ich finde schon, dass jede Band, die einen Song covert, versuchen sollte, ihren eigenen Stempel aufzusetzen. Wir haben damals ja auch schon "Everything Dies" von Type O Negative gecovert und ihn mit Frauengesang versehen.


Die Festivalsaison steht vor der Tür, wird man euch irgendwo sehen?
Bisher sind wir nur für das ScreamFestival in Lübeck gebucht. Beim Summerbreeze haben wir bisher noch keine Zusage erhalten. Also Veranstalter meldet euch!!!


Wie würdet ihr eure Musik einem MTVIVA Moderator beschreiben?
Ich würde sagen wir machen so was Ähnliches wie Within Temptation. Sind diese Sender denn immer noch so Mainstreampopig? Ich hab keine Ahnung.


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