Gefühlswelten eines Vampirs
Die! (Dark Deutsch Rock)

Mit ihrem aktuellen Album "Manche bluten ewig" hat die Bergisch-Gladbacher Band die Romanserie "Die Chronik des Unsterblichen" von Wolfgang Hohlbein zu einem feinen Konzeptalbum verwoben. Zwischen NDH, Goth Rock und atmosphärischem Metal gelingt es, mit reichlich mystischer Lyrik den Hörer zu fesseln. Melancholie und Melodie reichen der Härte die Hand und gemeinsam beschreitet man den Weg durch die Gefühlswelt eines Vampirs. Ein dunkler Cocktail, der seine Heimat irgendwo zwischen Megaherz, Ärzte und Oomph! findet. Der dunkle Reibeisen Gesang ist neben atmosphärischen Goth Parts tragendes Element. In balladesken Momenten können diese Stimmbänder das schwarze Ohr aber auch mal sanftmütig streicheln. www.die-music.de (andreas)


-> Review "Manche bluten ewig" lesen



Angesichts des etwas untypischen Bandnamens die logische Eingangsfrage. Warum nur ein Artikel und wie verhält es sich zum gleichgeschriebenen englischen Wort, der ja durchaus einen Bezug zu euren Texten herstellen könnte?
Na ja, als wir vor 10 Jahren nach einem passenden Namen für die Band suchten, hießen alle geilen Bands um uns herum DIE Ärzte, DIE Toten Hosen usw.
Wir haben uns mit unserem Namen nur auf das Wesentliche reduziert. Um das Ganze dann noch zu unterstreichen haben wir noch ein Ausrufezeichen hinten angestellt. Der Bezug zum englischen DIE! (Stirb) ist uns unverständlich, da wir immer schon deutschsprachige Musik gemacht haben, doch wenn man uns nicht kannte, hat man immer zuerst dem Englischen den Vorzug gegeben. Schade eigentlich, wo wir uns doch überhaupt nicht hinter anderen Sprachen verstecken müssen.


Im Sommer feiert ihr euer 10-jähriges Bestehen. Woran scheiterte bis jetzt der Durchbruch, musikalisch scheint das ganze doch sehr ausgereift und passt perfekt in die boomende "Neue deutsche Härte" Schiene?
OK, erstens haben wir einige Zeit gebraucht, um unseren Stil auch zu finden, zweitens gehört zu einem "Durchbruch" in der heutigen Zeit mehr als "nur" gute Musik. Das ganze Paket muss stimmen. Du musst mit der richtigen Idee, dem richtigen Song, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, dem richtigen Mann begegnen und der muss auch gerade nach so etwas gesucht haben. Drittens, ohne Arbeit geht auch hier nix. Proben, Klinken putzen, Proben. Die Antwort zerstört vielleicht die ein oder andere Illusion eines Lesers, ist aber leider wahr.


Ihr geht vom Cover Artwork sehr verschwenderisch mit Klischees (Friedhöfe, Blut, Burg) um. Gab es hier nicht Ängste, gerade damit bei bestimmten Magazinen zu scheitern? Wieviel Provokation steckt dahinter?
Gar keine Provokation. Hier geht's um ein Konzeptalbum. Wir haben "Die Chronik der Unsterblichen" von Wolfgang Hohlbein gelesen und waren derart von der Story beeindruckt, dass wir dieses Album machen mussten. Die Stimmungen, die wir beim Lesen der Romanserie empfanden, haben wir neu in Musik und Text umgesetzt. Die Story spielt zur Zeit des Mittelalters mit ordentlich viel Burg & Blut. Stellt Euch bitte mal vor, wir hätten drei geile Mädels, leicht bekleidet im Cabrio als Cover. Dann möchte ich mal sehen was die Mags mit uns anstellen.


Ihr vermischt die Härte mit enorm viel Goth-Feeling. Die atmosphärischen Parts oder die düstere Einleitung dürfte viele "Grufties" ansprechen. Wo seht ihr euer Publikum?
Ich glaube, dass da für jeden was dabei ist, der auf harten Rock und Metal steht. Na ja, wenn wir mal alles drum herum weglassen, dann bleibt nur Metal übrig. Das ist die Quelle und ich hoffe, dass sie nie versiegt.


Wenn man die Melodien und die Refrains näher betrachtet, merkt man, dass poppige Strukturen nicht negiert werden. Wie wichtig ist euch Eingängigkeit?
Eingängigkeit ist genauso wichtig wie Groove oder Druck, den ein Song vermittelt, dabei darf sie nur nicht aufgesetzt sein. Ein guter Song hat immer auch einen guten Refrain. Wir schreiben unsere Nummern nicht nach Schema oder was man gerade von uns hören will, sondern wir müssen uns damit identifizieren können. Bei uns entsteht ein Song aus dem Gefühl heraus und wenn wir ihn sauber spielen, kommt die Eingängigkeit von ganz alleine.



Zu "geh mit mir" wird auch ein aufwendiger Video-Clip gedreht. Dient er als Rotation bei Musiksendern oder ist es als reines Bonus Material auf der CD?
Dass er bei den Musiksendern gezeigt wird ist das Ziel. Dafür muss aber auch einiges getan werden und warum soll man nicht das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden und das Video als Bonus mit auf die CD knallen. So hat jeder was davon. Der Käufer hat was für's Auge und unser Video wird bekannt.


Euer aktuelles Album ist textlich angelegt an einer Hohlbein Romanserie. Die "Horrorgeschichte", welche ihr verarbeitet erinnert allerdings an gute alte Zeiten. Wenn man mal bedenkt, dass die meisten älteren Geschichten der Horrorliteratur (z.B.Dracula, Frankenstein, Jekyll and Hyde, House of Usher etc) geschickt Drama mit Grusel verbinden, sehe ich euch ebenfalls in dieser Tradition?
Wir haben versucht, unsere Texte so zu schreiben, dass jeder der Hohlbeins "Chronik" kennt, auch durchaus einen Bezug zu Figuren oder Handlungen im Roman herstellen kann. Uns war aber auch wichtig, dass sich die Leute angesprochen fühlen, die Hohlbein nicht kennen. Im Idealfall könnte man die Texte sogar auf den ganz normalen Alltag beziehen. Wenn das so bei den Leuten rüber kommt, haben wir alles richtig gemacht.


Habt ihr Hohlbein schon ein Exemplar zukommen lassen?
Ich glaube, dass unser Management da schon was am Start hat.


Ihr schlüpft textlich meist in die Rolle des Protagonisten, dies bedeutet auch eine gewisse Identifikation mit selbigen. War dieses Unterfangen schwieriger als ein Konzeptalbum zu produzieren und als Erzähler zu fungieren? Ist es im Endeffekt gerade diese Form der Textschreibung, was das Besondere an DIE! Ausmacht?
Hey, wenn ich in der Erzählerform schreibe, dann stehe ich immer außen vor. Wir fühlten uns mittendrin. Wenn man so will, dann hat jeder von uns irgendwo einen Spiegel vorgehalten bekommen, und natürlich konnten wir uns mit den Protagonisten identifizieren. In diesem Fall und bei diesem Album war eine andere Form von Textschreibung gar nicht möglich.


Bei dieser Art kommt es unweigerlich zu Verschmelzung von Gefühlen. Würdest du sagen, dass die Fiktion realitätsnahe Gefühle behandelt?
Oh ja, gerade das war uns ein Anliegen. Alles Andere wäre zu einfach gewesen. Man nimmt ein Buch, klaut sich Ideen schreibt Musik drum herum, fertig.
Na toll, das ist nicht gerade das, was wir wollen, und das ist bestimmt nicht das, was das Publikum von uns erwartet.


Ihr ward im Januar mit Megaherz auf Tour. Wie waren die Reaktion des Publikums? Wie läuft die Tour insgesamt? Freut ihr euch auf die Fortsetzung im März?
Das waren fette zwei Wochen. Megaherz waren cool, die Venues waren (fast) immer ausverkauft und das Publikum war sehr offen für uns. Wenn man mal so durch die Foren oder Gästebücher schielt, hat das den Leuten sehr gut gefallen. Alles in Allem kann man durchaus sagen, dass die Tour hammermäßig läuft. Megaherz und wir haben die Tour ja nicht umsonst noch etwas verlängert. Natürlich freuen wir uns auch auf die Fortsetzung im März, denn das ist immer das gewesen, was wir machen wollten, auf Tour, jeden Tag spielen und die Leute für kurze Zeit aus ihrem Alltag reißen. Wenn's nach uns ginge, dann bitte mehr davon!


Wie würdet ihr eure Musik einem MTVIVA Moderator beschreiben?
Ist das so wichtig? Meistens wird man sowieso in irgendeine Schublade gesteckt, die gar nicht recht passen will, egal was man sich dabei gedacht hat. Der eine nennt es Goth Rock, der nächste sagt Neue Deutsche Härte und wieder ein anderer spezifiziert es als Metal mit deutschen Texten. Wenn ich ehrlich bin, dann ist bei uns irgendwie ein wenig von allem drin. Alternativ, Metal, Rock, Pop, Klassik, Gothic, Industrial. Alles hat seinen Platz in unserer Musik.
Überlassen wir doch den Moderatoren die Stilfindung.


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