Rückkehr in ein langes Leben
Secret Discovery (Goth Rock/Wave Pop)

Nach dreijähriger Pause ist den Bochumern ein wahrlich geniales Album gelungen. Vollgepackt mit Melodien, abwechslungsreich, dunkel, treibend, songwriterisch durchdacht, kurz ein Werk, welches gar nicht erst ins CD Regal wandert, weil es für die Dauer-Rotation gemacht wurde. Wie oft ich dieses Werk in den letzten Wochen hörte, weiß ich nicht, ich weiß nur, dass ich bei der Suche nach wenigstens einem schlechten Song gnadenlos gescheitert wird. Die 12 Stücke ergeben ein perfekt gemaltes Bildnis, jeder Song für sich ist zudem ein stilistisch perfekt gesetzter Pinselstrich. Geschickt spaziert die Band zwischen traditionellen 80er Sound und modernen Strukturen. Ich freu mich schon auf die gemeinsamen Spaziergänge bei Festivals/Konzerten in diesem Jahr. www.secret-discovery.de (andreas)
Die Fragen fürs Interview beantwortete uns Sänger Kai.


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Drei Jahre liegen zwischen dem Ende und Neubeginn von Secret Discovery. Was geschah in der Zwischenzeit und wo liegen die Gründe für die Wiedervereinigung?
1999 waren wir ehrlich gesagt ein bischen ausgepowert was "secret discovery" betrifft und wollten uns etwas Zeit nehmen, vor allem mal musikalisch etwas anderes zu machen. So haben wir in der Zwischenzeit ziemlich lange an einem Projekt namens "Alice 2" gearbeitet, von dem es bisher immerhin auch eine Veröffentlichung gibt. Vor ca. 1 1/2 Jahren haben wir uns dann mal wieder im Proberaum getroffen, um einfach mal wieder ein paar alte Songs zusammen zu spielen. Da wir dabei ziemlich viel Spass hatten, überlegten wir uns, ein paar neue Songs zu schreiben. Diese gefielen uns dann so gut, dass wir uns Anfang 2003 entschlossen, ein neues Album aufzunehmen und "secret discovery" offiziell wieder zu beleben..

Euer neues Cover besticht durch schlichte Eleganz. Wo und wie habt ihr euer Zeichen entwickelt und steckt evtl. mehr dahinter als die meisten vermuten?
Unser Logo kommt ursprünglich aus dem fern-östlichen und bedeutet soviel, wie "langes leben"! Wir haben es als Zeichen unserer Wiedergeburt ganz leicht verändert, aber im Grunde genommen ist es noch dasselbe, das wir schon von Anfang an hatten.

Auf eurem aktuellen Album arbeitet ihr mit der Sängerin von Xandria zusammen, wie entstand der Kontakt?
Wir haben Lisa bei der Produktion des ersten "Xandria"-Albums kennengelernt. Dirk hat dieses Album produziert und wir haben uns von anfang an mit der Band gut verstanden. Dazu kommt natürlich, dass unserer Meinung nach Lisa's Klangfarbe 100 Prozentig die war, die wir für unsere Songs gesucht haben. Da lag es dann nahe, dass wir sie gefragt haben, ob sie gern ein paar Stimmen für uns einsingen würde.

Das neue Album wurde in einem zweistündigen Konzert in der Bochumer Zeche erstmals einer breiten Masse unterbreitet. Wie seid ihr mit den Reaktionen und wie ward ihr mit dem Zuschauerzuspruch zufrieden?
Wir waren mehr als zufrieden mit der Resonanz auf die neuen Songs. Die Situation auf einem "pre-listening-gig" ist natürlich im Prinzip relativ ungünstig, da wirklich noch keiner etwas von den neuen Songs kennt. Daher ist es leichter mit den alten Hits, die Menge zu begeistern. Trotzdem war die Stimmung ausgesprochen gut, auch wenn am Ende unseres Sets Songs wie "hello goodbye" oder "new generation" frenetischer von den Leuten gefeiert wurden.

Ihr habt mit "sieh nicht zurück" zum zweiten Mal ein Stück mit deutschen Text. Welche Verbindung besteht zu "Zerstörer" vom Debüt? (Du hattest eine Verbindung bei der Ansprache in der Bochumer Zeche und das abgebrochene Intro erinnert an das alte Stück).
Schämt ihr euch für "Zerstörer" oder warum existiert dieser Song seit 10 Jahren nicht mehr im Live Programm?
Als deutsche band, finde ich, sollte man zumindest hin und wieder auch mal deutsche Texte präsentieren. In der Vergangenheit hatten wir häufig Diskussionen mit unserer alten Plattenfirma, die fand, das würde zu uns nicht passen. Jetzt mit dem Wechsel zu Drakkar hatten wir komplett freie Hand und haben es uns nicht nehmen lassen, einen deutschen Song mit auf's Album zu packen. Die deutsche Sprache ist dann auch die einzige wirkliche Verbindung zu "Zerstörer", das mit dem Intro ist eine kleine Spitzfindigkeit deinerseits! :-)))
Zu "Zerstörer" ist eigentlich nur zu sagen: wir schämen uns nicht für diesen Song, allerdings gehört dieser Song zu den allerersten Secretsongs überhaupt und ist noch in einem ganz anderen Kontext entstanden. Die Musiker, die damals an diesem Song mitgearbeitet haben, gehören schon lange nicht mehr zur Band und irgendwie passt der Song nicht mehr wirklich zu unserer aktuellen Besetzung! :-))

Gibt es einen textlichen Kontext in den Stücken, gibt es eine zentrale Aussage hinter "pray"?
"Pray" ist eigentlich kein Konzeptalbum. Wir haben das Album so genannt, weil der Song "pray" einen wichtigen Stellenwert auf dem Album hat. Deswegen ist es auch der letzte Song.

Nach "slave to the rhythm" widmet ihr euch wieder einem artfremden Pop Stück. Wie kamt ihr auf die Idee, das Melanie C Stück "turn to you" zu covern?
Hättest du das erwartet?? Für "secret discovery" war es bisher eigentlich Tradition, einen Song zu covern. Bisher waren das eigentlich ausnahmslos Stücke aus den 80ern. Zuerst hatten wir auch wieder vor, einen Song von U2, DEPECHE MODE oder so zu covern, aber irgendwie fällt es schwer, solche songs noch zu toppen, da sie nunmal aus unserer musikalischen Richtung kommen. Interessanter war es für uns, einen Song zu nehmen, der ganz offensichtlich überhaupt nicht zu uns passt und den dann so zu arrangieren, dass er zu einem eigenen Song wird. Ich denke, dass uns dass mit "i turn to you" ganz gut gelungen ist.

Ihr werdet häufig mit U2 verglichen und nicht nur "New Day" hat etwas von Bowie. Stören euch diese Vergleiche?
Da sowohl U2, als auch BOWIE mit zu den besten Bands gehören, die es jemals gegeben hat, stören uns Vergleiche keinesfalls. Ich denke, "secret discovery" sind eigenständig genug, als dass man sich dafür schämen müsste, gewisse musikalische Aspekte von anderen auch teilweise in den eigenen Songs zu verarbeiten. Davon kann sich abgesehen davon eigentlich kein Künstler freisprechen.

Faszinierend bei Live Auftritten ist das vom Publikum intonierte "hohohoho" bei "with our without you", gleiches verwendet ihr in "Another Exit". Wo liegt die Faszination, eine Masse in der Hand zu haben?
Es macht unglaublich viel Spass zu sehen, dass die Fans mitsingen. Solche Passagen sind dafür natürlich prädestiniert. Man kann sich in die Musik fallen lassen, ohne wirklich irgendeinen Text auswendig zu können. Ausserdem kann ich mir in diesen Momenten eine kleine Pause gönnen! :-)))

Das aktuelle Werk ist musikalisch sehr international. Könnte es auch dazu dienen, einen Angriff auf die momentanen Charts zu starten?
"Pray" ist seit knapp 6 Jahren unser erster echter Longplayer. In der Zwischenzeit sind furchtbar viele Songs entstanden, von denen nur ein kleiner Teil auf dem Tonträger gelandet ist. Da wir aus dieser Menge auswählen mussten, haben wir uns gesagt, versuchen wir das Spektrum dieser Songs möglichst breit zu fächern. Da lag dann nahe, auch noch einen französischen Song aufzunehemen. Abgesehen davon haben wir in Frankreich eine recht grosse Fangemeinde, da damals "si dangereux" ein kleiner Clubhit in Frankreich war. Mit den Charts hat das daher eigentlich nichts zu tun.

Single Auskopplung, Video, MTVIVA. Könnt ihr euch damit anfreunden?
Warum nicht, ein Videodreh macht viel Spass. Es ist zwar immer schwierig, sich für eine Single zu entscheiden, aber im Prinzip sind das die heutigen Werkzeuge des Musikgeschäftes, in dem wir uns nun mal bewegen. Von VIVA und MTV halte ich im Prinzip überhaupt nichts, da diese Sender zu absoluten kiddy-pop-scheiss Foren geworden sind, die Leute wie die blöden Superstars, Alexander, Küblböcks oder wie sie alle heissen, featuren. Selten sieht man da wirkliche Bands oder Künstler, die nur ansatzweise ihre Songs selber geschrieben haben. Vielleicht sollte man aber gerade aus diesem Grund als Band versuchen, auch im Fernsehen stattzufinden, um diesem ganzen Blödsinn im Laufe der Zeit endlich mal Konkurrenz zu machen!!

Schönheit und Muskelmasse, kann das manchmal störend wirken?
Es kann generell störend wirken, wenn man als Musiker zu sehr auf Optik reduziert wird, da man ja eigentlich möchte, dass die Leute sich mit der Musik auseinander setzen. Natürlich gehört live die Optik mit dazu, deshalb ist es normal, dass die Leute einen auch ansehen und sich ihre Meinung bilden. Ich weiss nicht, ob wir uns als schön bezeichnen würden, aber mit der Muskelmasse, denke ich mal, sprichst du mich auf jeden Fall persönlich an und ich habe den Eindruck, dass man als hässlicher Krapfen oder als unscheinbare Persönlichkeit viel weniger im Keuzfeuer der Fans und Kritiker stehen würde, was das betrifft.

Eure Gründung war '89. Ist es richtig, dass ihr bereits zwei Jahre früher eure ersten Live Auftritte hattet?
Stimmt, wir waren noch sehr jung, brauchten das Geld und ich glaube, wir haben furchtbar geklungen! :-))


Ich hab die Band '87 gesehen (in Dortmund) und sie klangen alles andere als furchtbar. Zudem brachten sie es fertig, trotz nur 20 Anwesenden, fast zwei Stunden zu spielen. Auf den Plakaten wurden sie damals übrigens mit Sweet Discovery angekündigt. Ein Schelm der.....