von falschen Freunden und Freiheit
Saltatio Mortis (Elektro/MA Rock)

Mit ihrem vierten Album "erwachen" haben sich die Jungs von Saltatio Mortis mal wieder etwas mehr der Moderne gewidmet. Die mittelalterlichen Strukturen werden diesmal von einer durchdringenden Elektronik umhaftet. Textlich grabt man neben altertümlichen Ereignissen und Textpassagen in einer realistisch-zeitgenössischen Welt. Das es im Hier nicht immer positiv zugeht, dafür dürfte vor allem ihre erste Single "falsche Freunde" stehen. Dass man die Qualität des Albums auch und vor allem Live hält, davon konnte ich mich kürzlich beim The Invitation Festival überzeugen. Weitere Infos unter www.saltatiomortis.com


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Mit "Erwachen" gibt es das zweite "moderne" Album von euch. Wo liegen die Hauptunterschiede zur Produktion eines traditionellen MA Albums?
Bei der Produktion eines modernen Albums haben wir als Band viel mehr Möglichkeiten. Es stehen andere Instrumente und viel mehr Einflüsse und Stile zur Verfügung. Unterm Strich über 500 Jahre Musikgeschichte ...

Obwohl die Symbiose aus Altertum und Moderne bereits auf "das zweite Gesicht" zu hören ist, ist die Verwendung der Elektronik doch ein neuer Schritt. Wie entstand die Idee zum neuen Werk?
Wir sind durch und durch eine Live-Band und haben das letzte Jahr sehr viel auf allen möglichen Bühnen gespielt. Durch diese Erfahrungen auf den Rock-Bühnen waren wir alle gierig darauf, neue Lieder zu schreiben und mit neuen Ideen zu experimentieren.

Auffällig die kritischen, zeitbezogenen Texte. Wo habt ihr euch diesmal die Ideen geholt?
Die Lieder hat das Leben geschrieben. Alle Texte sind sehr eng mit Erlebnissen von uns verbunden, man kann durchaus sagen, es ist eine recht persönliche Platte geworden. Das letzte Jahr war für uns ein Jahr des Wandels und immer wenn Dinge in Bewegung geraten entstehen Kräfte, Kräfte die uns zu diesen Liedern getrieben haben.

Eure aktuelle Single "falsche Freunde" kann wohl jeder nachvollziehen. Gibt es ein persönliches Erlebnis hinter dem Text?
Ja, in der Tat. Ich war, und bin immer noch, überrascht wozu sogenannte Freunde fähig sind. Falsche Freunde war ursprünglich gar nicht als Lied gedacht. Ich habe lediglich den ersten Zorn in ein paar Zeilen verpackt und erst ein paar Monate später kam Alea und meinte: "Hey, ich finde das Lied spitze! Lass uns da was draus machen ..." Erstaunlich, dass aus einer derart bitteren Erkenntnis unsere erste Single geworden ist.

Mit "Daedalus" beschäftigt ihr euch mit der griechischen Mythologie und mit dem Flug des Ikarus. Dieser geht dabei qualvoll zu Grunde, trotzdem ist der Schlusssatz "Freiheit ist niemals ein vermessenes streben". Wie definiert ihr das Wort Freiheit in diesem Zusammenhang?
Dädalus und Ikarus waren auf Minos gefangen. Der Plan mit den Adlerflügeln war zuerst einmal lediglich ein Fluchversuch! In dem Lied beleuchten wir die Geschichte ein bisschen anders als üblich. Der Drang nach Freiheit ist wohl eine der größten Kräfte dieser Welt und Menschen setzen seit jeher alles daran in Freiheit zu leben. Freiheit ist aber auch ein Rausch. Gerade beim Fliegen erlebt man dieses unbändige Gefühl ungebunden zu sein besonders deutlich. Genau um diese Spannung zwischen Drang und Rausch geht es in dem Lied. Freiheit ist vielleicht das höchste Gut, aber man kann auch daran zugrunde gehen ...

Der Albumtitel "erwachen" ist vielfach interpretierbar. Was steckt für euch hinter diesem Titel?
Wie schon gesagt, bei uns hat sich viel bewegt im letzten Jahr. Die Musik lässt uns kaum noch Zeit für unsere alten Berufe, Beziehungen und Freundschaften zerbrechen an dem langen Wegsein und wir sind alle in das kalte Wasser eines Berufsmusikers gesprungen. In einem solchen Umbruch steck viel Kraft und die Chance sich anders zu erleben und festzustellen was so alles in einem schlummert. Es ist wie das Aufwachen, auf der einen Seite hängt man noch im ruhigen Schlaf und an seinem letzten Traum, auf der anderen Seite wartet ein neuer Tag mit vielem unbekannten, aber der Chance seine Träume zu leben ...

Als Song gibt's ihn auch auf dem Album mit einer sehr interessanten Textform. Hast du dich manchmal selbst verloren im Aufwachen im Traum?
Wer nicht? Ist zwar ein Zitat, aber trotzdem treffend: "Wenn du niemals erwachen würdest, woher wüsstest du dann das du träumst?"

Ein Foto von euch in der Promo Beilage erinnert an das Abendmahl, was steckt hinter diesem Bildnis?
Das ist das Cover zu der Single Falsche Freunde. Gerade im Kreis seiner Jünger feiert Jesus das Abendmahl und wird am nächsten Morgen von dreien seiner "Freunde" verraten. Ich finde das passt sehr gut zu dem Lied ...

Überraschend ist das Kiss Cover. Wie kommt man als MA Band auf die Idee einen derartigen Song zu covern?
Oh, das ist auf Tour entstanden. Wir haben uns von unserem Lichter-Kai einen Ohrwurm verpassen lassen. Nachdem dann die gesamte Mannschaft längere Zeit dieses Lied vor sich hingesummt hat, war es dann fällig ...

Ihr werdet mit diesem Album im Gepäck erneut auf MA Märkten und Clubs spielen. Wo fühlt ihr euch wohler?
Der Ort ist nicht so wichtig. Was für uns zählt ist unser Publikum. Wenn wir es schaffen, die Menschen zum Tanzen und Lachen zu bringen, dann gibt uns das etwas zurück. Ob das nun im Ambiente eines Mittelaltermarktes ist oder im Club ist eigentlich Wurst.

Ihr ward kürzlich als Opener beim Schattenreich Festival, was waren eure Eindrücke?
Wir hatten einen ziemlichen Stress an dem Tag, weil wir später in der Nacht noch in Osnabrück mit unseren Freunden von Subway to Sally aufgetreten sind. Dann waren Interviews und Autogrammstunden organisiert und in dem ganzen Trubel blieb wenig Zeit sich an dem Festival zu freuen. Dennoch waren die Eindrücke, die wir mitgenommen hatten, überwältigend.