Von Märchen und Spiegeln
Predominant lunatic (Moll Pop/80er Wave)

Als hoffnungsloser Nostalgiker ist es für mich immer etwas besonderes, wenn junge Bands nicht wie üblich einem aktuellen Hype hinterher jagen, sondern die Urform des Waves durch ihre Musik auferstehen lassen. Trotz einer schleichenden Schwermütigkeit umschifft die Band mit romantisch-melancholischem Pop die Depressivität. Das aktuelle Werk der Schweizer, "hoping for Dusk", ist die Essenz der zweijährigen Bandgeschichte. Fans von "Cure" oder "Echo and the bunnymen" sollten hier ruhig mal Ohr riskieren. Info: www.predominantlunatics.com (andreas)


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Stellt euch doch bitte unseren Lesern kurz vor und beschreibt euren Werdegang?
Finsti: Na gut, wir sind also predominant lunatics aus eurem "kleinen" Nachbarland, der Schweiz, und versuchen mit unserer Musik die Sehnsucht, Vergänglichkeit und Leidenschaft des Lebens zu treffen.
Thierry: Finsti und ich haben bei mir im Wohnzimmer im Herbst 2001 die ersten paar Songs geschrieben. Wir waren uns einig, dass wir nicht ewig eine Übungsraum-Band bleiben wollten und so ging es ziemlich schnell bis wir die ersten Gigs hatten, damals noch in wechselnder Besetzung an Bass und Schlagzeug. Ende 2002 sind dann Erich und Matthias zu uns gestossen, was der Band einen extrem positiven Schub gegeben und die Eigendynamik noch besser insRollen gebracht hat. als Einheit geht alles einfacher und so haben wir im Herbst 2003 "hoping for dusk" eingespielt und somit das erste Kapitel der Band beendet.

Cure dürfte keinen unwesentlichen Einfluß auf eure Musik haben, ist das Cover auch ein wenig beeinflusst vom Faith Album?
Thierry:... oder von seventeen seconds, haha? Nein, das Bild habe ich mal vor Jahren an einem nebligen Tag aus meinem Schlafzimmer geschossen... ich war wohl auch ein bisschen benebelt ein so unscharfes Bild zu machen! wir haben bewusst darauf verzichtet, unsere Köpfe auf dem Cover zu zeigen. Als wir Ideen für das Cover gesammelt haben; waren wir uns ziemlich schnell einig, dass dieses Bild unsere Musik am besten darstellt und haben nicht daran gedacht, ob das Cover jetzt irgend einem anderen ähnlich sieht.

Während in fast allen europäischen Ländern die Wave Musik in ein neues, modernes Gewand gesteckt wird, gibt es gerade in der Schweiz und in Österreich Bands, die sich auf die traditionellen Klänge berufen und stark 80ies orientiert sind. Gibt es dafür Gründe?
Finsti: Tja, einerseits könnte man jetzt argumentieren, dass die Schweizer wiedermal den Anschluss verpasst haben; Wave- und 80er Songs das übliche moderne Kleid mit Hilfe von Sampler und Effekten zu verpassen. Andererseits sind wir davon überzeugt, dass gerade mit den herkömmlichen Instrumenten wie Bass, Gitarre, Drums, Gesang und Synthie das nötige 80er feeling herauf beschwört werden kann. 80er Sound, wovon unser Sound nicht sehr weit entfernt ist, darf nicht zu überladen wirken...
Thierry: Wir können jedoch nur für uns reden... ich denk mal, dass sich vieles zufällig ergeben hat. Hätten wir zum Beispiel bei der Bandgründung einen Keyboarder gehabt, wäre unser Sound heute sicherlich ganz anders. Aber wir haben uns nie überlegt: "jetzt machen wir genau das und bleiben in der 80er Tradition". Die Songs sind einfach aus uns und dem Moment heraus entstanden... wer weiss, wenn wir nicht so nachdenklich wären, würden wir vielleicht Funk spielen!

Auf den Fotos erscheint ihr recht jung, wie habt ihr die 80er erlebt?
Finsti: nun ja "jung"? danke!!!! richtig: bewusst haben wir natürlich die 80er mit ihrem Sound nur teilweise miterlebt. Gerade weil wir damals noch recht jung waren, prägten wohl die 80er mit all dem nötigen, dazugehörenden Kitsch, Punk, Pop und Rock unsere Jugend. Darum ist der einzige Cover-Song unseres Sets bisher auch "Eisbär" von Grauzone gewesen, welcher unserer Meinung nach einen der treffendsten 80er Songs für unseren Sound darstellt. Die nötige Wehmut, ein bisschen Punk und dennoch Pop!
Thierry: 1980 war ich vier, die Achziger hab ich also teilweise gar nicht bewusst erlebt. Was die Musik angeht; hat man sicher am Radio diverse Sachen mitbekommen und erst viel später wiederentdeckt; weil's eineM irgendwie bekannt vorkam - mir ging's jedenfalls so.

Was steckt hinter dem Titel "hoping for Dusk"?
Finsti: "hoping for dusk" (warten/ hoffen auf die dämmerung) ist einerseits sehr repräsentativ für unseren Lebenstil bzw. die Zeit, in welcher wir die kreativsten Ideen für unseren Sound finden und dem Leben am nahesten stehen. Andererseits reflektiert der Titel ebenfalls die nötige Schwermut, Romanze und Nachdenklichkeit, welche unsere Songs stark charakterisieren. Und dennoch hat der Titel einen konkreten Bezug zu einem bestimmten Song unseres Werks.... aber dies herauszufinden bleibt dem Zuhörer überlassen....
Thierry: "hoping for dusk" ist ein Textausschnitt eines Songs. Wie bei der Frage des Covers schien uns dieser Titel gut passend!

Neben typisch, melancholischem Wave, habt ihr mit "sister moon" auch einen etwas jazzig angehauchten Song im Programm. Worum dreht sich "sister moon" und wo würdet ihr ihn musikalisch einordnen? Die Schlussfrequenz ist allseits bekannt, aus welcher Reservatenkammer habt ihr sie hervorgekramt?
Thierry: In "sister moon" geht's um eine unmögliche Liebesbeziehung, Distanz, Ungleichheit, Hoffnung... und doch um ein unglaubliches Gefühl der Zusammengehörigkeit. Oder beschreibt es ganz einfach einen Traum?... es ist nicht immer einfach über Songs zu reden. Jeder identifiziert sich anders mit einem bestimmten Text und so ist auch jeder Song für jeden einzelnen etwas individuelles und wird so ein bisschen zu seinem Eigentum...
Dass mit der Derrick Melodie am Schluss des Songs ist eigentlich als Witz entstanden. Ob Derrick und Harry Klein eine ähnliche Beziehung führen wie im Song sei dahingestellt...

Ihr bezeichnet eure Musik selbst als Moll Pop, könntet ihr diese Bezeichnung ein wenig umschreiben?
Finsti: Nun ja, Moll-Pop war für uns die treffendste Bezeichnung unseres Musikstils. Man könnte es auch so ausdrücken, dass wir eher Moll als Dur spielen und eben auch eher Pop als Rock. Darum Moll-Pop. Im weiteren ist es eine Allegorie zu unseren belgischen Freunden "vive la fête", welche ihren Musikstil als Kitsch-Pop bezeichnen...
Thierry: Wir machen aber keinen Depro-Sound.



Der Opener "an open book" befasst sich mit einem schwermütigen Kindermärchen. Hat dieses Märchen eure Kindheit geprägt?
Thierry: Das müsste man fast einen Psychologen fragen! Ich glaub, die Thematik dahinter passt zu jedem Alter: zu wünschen; was man nicht hat...

Wer schaut im Schlusssong in den Spiegel und wer kam auf die wahnwitzige Idee den gesamten Text in Spiegelschrift abzudrucken?
Thierry: Man schaut in den Spiegel und sieht die ganze Heuchelei, Oberflächlichkeit, Bösheit und Kälte der Welt - und wir alle sind mittendrin.... ziemlich paranoid und schizophren... und misanthropisch.
Dass mit der Spiegelschrift war ganz lustig. Das Presswerk wollte nämlich noch eine schriftliche Bestätigung, dass sie den Text spiegelverkehrt drucken dürfen. Sie dachten erst; es wäre ein Gestaltungsfehler...

Ihr ward vor zwei Jahren auch in England unterwegs, wie waren dort die Reaktionen?
Finsti: England, bzw. London war geil. Natürlich war es für uns sehr aufregend, rund fünf Konzerte zu geben, und wir waren sehr über die positiven Reaktionen erstaunt. Damals, wie auch heute, waren wir über die Offenheit und Willkommenheit gegenüber unserer Musik erfreut, was für uns nicht als Selbstverständlich gilt.
Thierry: Nebst wertvollen Erfahrungen hatten wir auch Gelegenheit, Kontakte mit interessanten Leuten zu knüpfen, wie z.B. mit Jock Mcdonald der Bollock Brothers, welcher nun am 20.03. in London "king rat" mit uns zum Besten geben wird... und dies anlässlich des bisher grössten englischen Cure-Fan
treffens.

Was sind eure Pläne für die Zukunft? Wo wird man euch live sehen können?
Finsti: Seit der Geburtsstunde unserer Band schauen wir nach vorne. Arbeiten, tüfteln und kreieren ist unser bisheriges Erfolgsrezept. Wir sind überzeugt, dass wir eben erst die ersten Steine gelegt haben. Konkret heisst dies nun, dass wir nach unserer Promo-Tour in England und Belgien "hoping for dusk" in der Schweiz vorstellen werden, uns jedoch nicht nur auf unsere 26 kantone beschränken und sicher jederzeit den Blick über die Landesgrenzen richten. Natürlich hoffen wir; bald zum ersten Mal in Deutschland auftreten zu können!

Wie würdet ihr einen Mtviva Moderator eure Musik beschreiben?
Thierry: Ich würde ihm erstmal erklären, dass es andere Sachen gibt als vorformatierte Dosen-Musik. Es gibt eben auch Musik, die lebt, Musik mit Emotionen, Musik mit Herzblut. Und wenn er nach einer Stunde Belehrung immer noch zuhört, würd' ich ihm eine CD geben, damit er sich selber dazu eine Meinung bilden kann...