Spaß haben
Orden Ogan (Power/Folk Metal)
www.ordenogan.de (holger)


Review lesen


Tja, wieder die alt bekannte Frage "Wo fängt man an"? Nun denn, ich habe mir in meinem Review zu eurer CD "Testimonium A. D." die Bemerkung erlaubt, "Der Nachwuchs schläft nicht". Darf ich an erster Stelle fragen, wie alt ihr seid?
Seeb: Ich bin mit 22 Jahren das Nesthäkchen der Band. Der Rest ist von bis. Terrazzo (Git), der alte Knochen, ist mit 30 Bandopa.

Seid wann gibt es Orden Ogan? Hattet ihr vorher schon eine andere Band mit ähnlicher Besetzung? Und hat sich bei Orden Ogan im Laufe der Zeit mal das Line Up geändert?
Seeb: Das Gründungsdatum von Orden Ogan ist der 06.06.1996, damals noch unter dem Namen "Tanzende Aingewaide". Die Mucke war Death Metal und hatte überhaupt nichts mit den heutigen Orden Ogan zu tun. Die Orden Ogan typische Art-Rock-Hollywoodsoundtrack-meets-Metal-Richtung kristallisierte sich erst etwa 1998 (mit dem damaligen Demo "Soli Deo Gloria") heraus. Line-Up Wechsel gab es leider viel zu häufig. Alles in allem haben wir schätzungsweise über 10 Musiker aus verschiedensten Gründen "verschlissen" ;-) Richtig verstritten haben wir uns aber nie. Zu allen ehemaligen Ordensbrüdern besteht noch mehr oder minder reger Kontakt. Aufgrund der technisch recht anspruchsvollen Mucke mussten wir bei der Musikersuche immer weiter rausgehen aus dem Sauerland. So kam es, dass wir mittlerweile einen Keyboarder aus Beckum (ca. 70km) und einen Gitarristen aus Schleswig Holstein (450km in eine Richtung) verpflichtet haben.



Ich muss schon sagen, eure CD gefällt mir echt gut, vor allem die ersten Songs sind absolut genial. Wie gehst du vor beim Musik machen, was entsteht zu erst, die Keys oder die Gitarrenriffs?
Seeb: Danke! Meistens sind es Melodien, die ich im Kopf habe, und direkt auf die Klampfe übertrage. Wir sind ja generell eher Lick-lastig als eine Riff-betonte Band. Es entsteht eine Melodie, ein Riff, dazu direkt die Gesangslinie. Die Stimmung des Songs überträgt sich dann auf die parallel enstehenden Lyrics. Das komplexe (klassische) Arrangement erfolgt später, wenn der eigentliche rohe Song schon fertig ist. Die Sachen laufen dann rauf und runter. Dadurch entwickelt man immer weitere Ideen und Feinheiten - wie z.B. spezielle Betonungen von Textzeilen etc. mit anderen (klassischen) Instrumenten - bis zum fertigen Endprodukt. Es ist ein langwieriger Prozess. Pro Song brauchen wir schon mal gut 4-6 Monate, arbeiten aber auch parallel an mehreren. Allerdings schließen wir durch das immer weitere verfeinern auch Durchhänger aus. Andere Bands schreiben 25 Songs, von denen dann hinterher 10 auf eine Platte kommen. Wir konzentrieren uns lieber sofort auf 8.

Seid ihr zusammen tätig oder "arbeitet" ihr eher getrennt und fügt dann später eure Ideen zusammen?
Seeb: Ich komponiere die komplette Mucke, arrangiere sie und schreibe die Lyrics dazu. Natürlich spielen die anderen die Songs auch mit ihrem persönlichen Touch. Und Terrazzo baut seine Soli natürlich selber.

Habt ihr gewisse Inspirationsquellen zum Musik machen, Natur, Bücher, Bauwerke etc.? Oder spielt ihr einfach nur etwas vor euch hin und was euch gefällt das verwendet ihr dann?
Seeb: Die Welt ist voller Inspirationsquellen. Davon kann sich niemand losreißen. Wenn du jetzt meinst, ob ich mich mit einem Buch hinsetze und daraus Themen umwandle: nein. Die Lyrics beispielsweise sind eigentlich immer (bis auf Angel´s War) sehr persönliche Gedanken und Erfahrungen, Gefühle, die sich in metaphorischer Form manifestieren. The Step Away beispielsweise spricht für sich.
Die Musik entsteht genauso nur aus Gefühlen heraus. Musik sollte aus dem Bauch kommen und nicht konstruiert sein. Nur das macht sie echt und hebt sie aus der grauen Masse hervor. Detailverliebtheit und Arrangements sind Passion, machen einen schlechten Song aber auch nicht besser. Der muss von Anfang an stimmen.

Habt ihr gewisse Vorbilder?
Seeb: Orden Ogan ist sehr eigenständig und versucht keine anderen Bands zu kopieren. Einflüsse sowie Inspirationsquellen sind natürlich immer da. Jeder Musiker ist ja auch Musikfan. Ich sehe unsere Einflüsse ganz klar im Oldie-Bereich (was Vocal-Arrangements angeht, beispielsweise die Hollies) und dem Art-Rock der 70er Jahre. Ich höre von Metal über Kirchenmusik alles, was gut gemacht und interessant ist. Vom Arrangement würde ich uns am ehesten mit Blind Guardian vergleichen, wenngleich die Guardians doch härter zu Werke gehen und andere Harmoniebögen verfolgen als wir es tun.

Ich habe von eurer Homepage www.ordenogan.de entnommen, dass ihr, obwohl ihr eine noch relativ unbekannte Band seid, schon etliche Gigs gespielt habt, sei es auf Burgfesten oder auf Metal Events. Habt ihr euch selber Beworben für so etwas oder ist man schon auf euch zugekommen bzw. aufmerksam geworden?
Seeb: Wir haben zwar noch nicht den Bekanntheitsgrad von Jack Slater oder Guerrilla beispielsweise, aber soooo unbekannt sind Orden Ogan im deutschen Metal Underground auch nicht mehr. Früher haben wir viel über Austauschgigs mit anderen Bands gemacht. Mittlerweile werden wir auch oft von Veranstaltern selbst angesprochen. Da sich ein Musiker auf die Musik und nicht das Booking konzentrieren sollte, werden wir das demnächst komplett aus der Hand und in die Hände einer Bookingagentur geben. Live spielen ist aber das A und O für jede Band. Wenn du einen guten Gig vor einem begeisterten Publikum spielst, weißt du immer wieder, warum du den ganzen Scheiss eigentlich machst. Spaß zu haben ist das Wichtigste dabei. Ich kann Bands nicht verstehen, die es hassen, live zu spielen.

Wie hat das Publikum reagiert, auf Songs, die Sie wahrscheinlich nicht kannten? Ich denke nicht, dass ihr zu jedem Konzert eure Fangemeinde mitnehmt, oder?
Seeb: Leute gehen auf Konzerte, um Spaß zu haben. Wir spielen Konzerte, um Spaß zu haben. Wenn sie die Songs nicht kennen, spielen wir sie eben vor ;-). Wenn sie den Text nicht kennen, singen wir ihn eben mit ihnen zusammen... Orden Ogan Gigs sind meist eine Riesen-Party für Band und Publikum. Das ist unabhängig davon, wo du spielst oder ob die Leute dich kennen. Mit Fangemeinde ist's natürlich richtig schön ;-)... Kommt doch einfach mal hin und überzeugt euch selbst.

Wieder zurück zu eurem Album "Testimonium A.D.". Könnt ihr kurz mit eigenen Worten beschreiben, worüber es handelt?
Seeb: Die Songtexte stehen nicht komplett in kausalem Zusammenhang. Es ist kein Konzeptalbum. Im Großen und Ganzen geht es aber immer um Trauer und Einsamkeit.

Um die wievielte Veröffentlichung handelt es sich hierbei?
Seeb: "Testimonium a.d." ist die erste richtige Studioscheibe. Davor haben wir 2 Demos aufgenommen (Soli Deo Gloria ´99 und Into Oblivion (´97).

Meint ihr, so eine Musik hat Zukunft? Bands in einem ähnlichen Genre werden es auch nicht gerade leicht haben, sich dauerhaft in den Köpfen der Leute festzusetzen, z.B. Within Temtation, Xandria, Curious usw.
Seeb: Within Temptation gehen doch zur Zeit voll ab, oder nicht? Bei Xandria sieht es - soweit ich weiß - auch ganz gut aus. Bands wie Blind Guardian können von ihrer Musik leben. Das ist natürlich oberstes Ziel. Bands wie Linkin Park (auch wenn die Musik jetzt nicht so viel mit der unseren zu tun hat) können sogar ziemlich gut davon leben. Man wird sehen. Bei Orden Ogan handelt es sich aber auch in erster Linie um Selbstverwirklichung. Wenn das anderen Leuten (und vor allem so vielen) so gut gefällt, ist das wundervoll. Aber die Erkenntnis, dass die Musik "keine Zukunft" hat, ist kein Kriterium für uns weiterzumachen oder aufzuhören!

Habt ihr euch bewusst für eine Eigenproduktion entschieden, um evtl. im Underground zu bleiben, oder habt ihr kein (gutes) Angebot von einer Plattenfirma bekommen? Gab es diesbezüglich irgendwelche Gespräche, oder wird es sie demnächst geben?
Seeb: Plattenfirmen haben z.Zt. alle keine Kohle. Ausserdem hatten wir vor "Testimonium a.d." nichts, mit dem wir uns hätten bewerben können. Dafür haben wir die Platte ja (u.a.) gemacht. Sicher, wir hätten auch schnell ein Demo zusammenzimmern können, aber das ist nichts für uns. Wenn wir was anpacken, dann auch richtig. Selbst wenn es, wie bei "Testimonium a.d." 2 Jahre dauert... Wir werden bei der Art von Musik, die wir machen wohl auch niemals komplett in fremden Studios produzieren können, sondern Teile immer in unseren Homestudios recorden müssen. Um Plattenfirmen haben wir uns noch nicht so intensiv gekümmert. Im Moment geht es noch darum, gute Kritiken einzufahren. Das klappt im Moment auch international ganz gut. Mal sehen was danach kommt.

Also wäre ich Marcus Steiger (Nuclear Blast), ich würde euch sofort den ersten Platz auf dem nächstem Sampler reservieren.
Seeb: (lach) Dann schlag ihm das doch mal vor! ;-)

Was steht denn bei euch so in nahender Zukunft an, steh'n schon ein paar Gig´s fest oder ähnliches?
Seeb: Gigs und alle News findet man immer unter www.ordenogan.de. In der nächsten Zeit haben wir nur kleinere Sachen mit Metalium und Axxis. Wäre schön euch demnächst mal bei einem zu sehen...

Okay, vielen Dank für das Interview und hoffe, dass wir uns bald mal über den Weg laufen.
Seeb: Ich bedanke mich auch bei euch und euren Lesern!