Einheit des Zorns
Nekropolis (Black/Death Metal)

Der Schweizer Underground bringt mit Nekropolis und ihrem neuen, eigenproduzierten Werk "The perversion of humanity" wieder eine sehr hoffnungsvolle, talentierte Band ans Tageslicht. Der auf dem Album zu hörende Black/Death Metal ist sehr atmosphärisch, melodisch und mit einer guten Portion (Gothic) Keyboards versehen und eine echte Bereicherung für jede Black/Death Sammlung. Und auch bei Nekropolis stellt sich dem Redakteur (nicht nur mir) die Frage, nach einem Plattenvertrag für diese Band. Und dass das heutezutage nicht ganz so einfach ist, davon (und anderen Dingen) sprechen Nekropolis im folgenden Interview. (eller)
Info: www.nekropolis.ch


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Könnt ihr zu beginn ein wenig zur Band erzählen?
Aus drei mach eins, kombiniere Death- / Blackmetal mit zeitlich angepasster Musik und schaue was dabei herauskommt. Dies waren die Gedanken von Marc Steiner und Beni Weber, die sich Ende November 1998 Thies Steiner dazu holten. Seither ist dieser mit seiner brachialen Art das Schlagzeug zu bedienen, der für den extremen Druck bei Nekropolis sorgt. Der Groover Reto Wittwer spielte schon früher mit Marc in einer Band und war deswegen auch hier wieder die erste Wahl für die Besetzung des Bassisten. Mit Retos tiefem kraftvollem Gesang fand die Band die perfekte Ergänzung zu Marc's hoher, ja fast schon kreischender Stimme. Für die nötige Atmosphäre sorgt Beni Weber mit seinen sphärischen Keyboards persönlich. Marcel Roesch an der Gitarre überzeugte mit seiner schnellen Hand und den flinken Fingern. Er ist etwas später ebenfalls als Bestandteil der Band aufgenommen worden. Durch das entstandene Album wurde ein zweiter Gitarrist dringend notwendig und so holte sich die Band im Frühling dieses Jahres den ehemaligen Mitgitarristen von Marcel hinzu. Nun ist also der langjährige Freund und Mitmusiker David Luginbühl ebenfalls ganz klar im aktuellen Lineup der Band.
Nekropolis ist wie eine Familie und jedes Mitglied der Band steht auch auf diese Weise dahinter! Live versuchen wir immer alles für die Leute zu geben, die uns hören und sehen kommen. Wenn wir Verbessrungsvorschläge erhalten, geben wir alles diese auch umzusetzen. Musik, die sich hier in Nekropolis wiedergibt, ist nicht nur unser Hobby, es ist ein Bestandteil unseres Lebens.


Wie kamt ihr auf den Bandnamen Nekropolis?
Warum auch immer, aber ein griechischer Name wurde angestrebt. An einem regnerischen Nachmittag, sassen Beni, Marc und Reto bei vielen Biers in einer Kneipe und hatten ein griechisches Wörterbuch im Gepäck. Einer der Jungs stiess ein Messer ins Buch und dort wo die Messerspitze stehen bleiben würde, dies sollte der neue Bandname werden. Tja, glücklicherweise traf es auf ein Wort, dass dem dazumals angestrebten Image von "dunkel und böse" entsprach. Nekropolis heisst ja "Stadt der Toten oder Friedhof". So wars.


Gibt es in euren Augen Bands, die euch definitiv beeinflusst haben?
Aufgrund der bisherigen Reviews stechen doch einige Bands heraus. Dass Dimmu Borgir und Cradle Of Filth oder Dissection und Enthroned auftauchen erstaunt uns nicht, weil uns diese Bands immerhin schon lange auf unserem Weg begleiten. Aber der immer wieder erwähnte Bezug zu Graveworm war uns unbegreiflich, weil wir aus noch unbegreiflicheren Gründen diese Band bis dato nicht kannten...:-) Was wir sofort geändert haben. Schlussendlich hatten aber sicher auch andere Musiker und Bands einen Einfluss auf uns. Nicht zuletzt sicherlich auch Chuck Schuldiner, Les Claypool oder Devin Townsend.


Wer ist verantwortlich für das Schreiben der Songs oder macht ihr dieses gemeinsam?
Für die Lyrics ist Marc zuständig. Wir lassen ihm da freie Hand. Die Songs ansonsten entstehen im Plenum. Klar bringt einer eine Songidee, was aber noch nie gleich ein endgültiges Produkt war. Da wird gefeilt, gemotzt, gelobt und am Ende steht meist ein Song da, mit dem wir alle zufrieden sind. Bei dieser Scheibe hat auch unser Produzent Andreas Sigrist einiges bei den Arrangements mitgeredet.


Wovon handeln eure Texte bzw. was sind für euch die "Perversionen der Menschheit"?
Unsere Texte sind in gewisser Weise sehr gesellschafts-, wirtschafts- und religionskritisch. Das Ganze wird dann durch eine ziemlich provokative Art der Sprache untermalt. Deshalb sind sie wohl nicht immer gleich nach dem ersten Hören zu verstehen... mal abgesehen davon, man verstehe sie trotz dem Gekreische und Gegrunze... hehe. Wir wollen damit keinesfalls die Welt verbessern. Es gibt schon genügend andere Personen, die das unbedingt versuchen. Sie sind einfach unsere Ansicht der Dinge.


Es gab schon einige sehr positive Stimmen zu eurem aktuellen Werk auch von anderen Magazinen, die euch auch immer wieder einen Plattenvertrag wünschen. Wie sieht's denn in dieser Richtung aus, gab es schon Rückmeldungen von Plattenfirmen?
Wir haben schon vor diesen Reaktionen über hundert Labels angeschrieben und später hartnäckig nachgedoppelt. Die Rückmeldungen waren leider praktisch alle identisch: Die Produktion sei gut, die Platte gefällt ganz gut, es ist ein tolles Album, aber wir suchen gerade etwas anderes; sorry, wir sind voll bis zum Eintreffen des Armageddon; ihr findet bestimmt ein anderes Label; wir haben kein Geld...
Alles in allem haben sie Freude an der Arbeit, haben aber wohl etwas Angst in etwas neues und vor allem noch nicht so bekanntes zu investieren und warten jetzt erstmals auf Reviews und Verkaufszahlen. Wir geben aber die Hoffnung selbstverständlich nicht auf und wenn dieses Album das Ticket für einen Deal für eine nächste Scheibe ist, wird das Ziel schlussendlich doch erreicht sein. Und Hoffnung besteht ja noch. Es haben noch nicht alle abgesagt und bekanntlich nehmen sich Plattenfirmen viel Zeit, um eine doch sehr wichtige Entscheidung zu treffen. Was wir natürlich auch verstehen. Ohnehin war's wohl noch nie so schwierig wie zu der Zeit von Raubkopien und Kazaa einen Plattendeal im Undergroundbereich zu ergattern. Und falls dann doch alles anders läuft, Bands wie Bolt Thrower gingen ja auch immer ihren eigenen Weg.


Mal abgesehen von guten Kritiken zu eurem Album, wie würdet ihr jemandem beibringen, gerade Eure CD zu kaufen?
Dieses Album spiegelt all den Hass und die Abneigung gegenüber der Gesellschaft und dem Leben wieder. Nicht, dass wir die absoluten Menschenhasser oder lebensmüde sind ...hehe ... aber jeder braucht ja irgendwas, wo er seine Wut ablassen kann und genau das kann man "The Perversion Of Humanity" entnehmen. Es gibt kaum Stellen der Ruhe, es bildet sich eine Einheit des Zorns, die sich durch das ganze Werk zieht.


Wir haben hier schon viele gute Bands aus der Schweiz mit einem Review bedacht. Fühlt ihr euch in der Schweizer Metal Szene gut aufgehoben?
Eigentlich schon. In der Schweizer Metalszene sind wir ziemlich gut aufgehoben. Die letzten paar Jahre konnten wir uns jedenfalls darin recht etablieren und unseren Namen in den Köpfen der hiesigen Metallern festigen. Jedoch finden wir, dass die Szene in Deutschland und anderen Ländern recht interessant ist. Deshalb wollen wir mal versuchen, was zu machen ist.


Was habt ihr so in der nächsten Zeit an Aktivitäten geplant?
Primär ist am 23. Dezember die Veröffentlichung der CD wichtig. Danach findet am 8. Januar die CD-Taufe statt. Momentan läuft dies auf Hochtouren und lässt kaum freie Minuten. Selbstverständlich sind wir in Planung einer Tournee durch Europa. Zusammen mit der Bookingagentur wird da hoffentlich was stattliches zusammenkommen. Definitive Zusagen sind leider noch nicht bekanntzugeben. Weiter hoffen wir natürlich auf Verhandlungen mit einem interessierten Label. Selbstverständlich wollen wir uns auch in allen Bereichen weiterentwickeln und lernen. Das ist das Jahr 2005. Weiter ist noch nicht verplant. Ich denke, es wird sich von selbst weisen.