Melancholie der Dunkelheit
In Mitra Medusa Inri (Melancholic Wave)

Das Duo um Michael Gronau und Holger Meyer hat mit "Darkness between us" ein Album veröffentlicht, welches zwar punktuell an den Vorgänger "Dreams" nahtlos anschließt und doch einige Neuheiten zu bieten hat. Neben dem typisch dunklen, melancholischen Grundstrukturen waren die Beiden mutig genug mit ein paar überraschenden Experimenten aufzuwarten, die sich nicht nur in den beiden clubtauglichen Tracks wiederfinden. Hinzu kommt eine gelungene Verschmelzung von Elektronik und Akustik-Gitarre. Sehr persönliche Texte, die meistens in der Ich-Form geschrieben wurden werden mit warmen Timbre intoniert. Hier offenbart sich wohl am deutlichsten die enorme Weiterentwicklung der Band, Holger gelingt es sowohl Gefühle auszudrücken, wie sie auch im Hörer zu erzeugen. www.inmitramedusainri.com (andreas)


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Line up:
Holger Meyer (Gesang/Programming/Texte)
Michael Gronau (Gitarre/Programming/Texte)

Discografie
96: Long forgotten world
98: Commedia del arte (eher ein Solo Album von Volker)
02: Dreams
03: Darkness between us


Euer aktuelles Album "Darkness between us" wurde im November veröffentlicht. Wie seid ihr mit den Reaktionen zufrieden?
Micha: Wir sind sehr zufrieden. Waren wir doch nach VÖ sehr gespannt auf die Reaktionen. Da wir ja einen Spagat zwischen elektronischen Songs und akustischen Stücken gemacht haben. Ausserdem ist DBU wesentlich ruhiger ausgefallen als DREAMS. Das hat das ganze sehr interessant gemacht und die Spannung auf die Reaktionen gesteigert. Klar kamen auch negative Reaktionen. Aber das ist ja normal. Wie z.B. zum Song "Sometimes", das wäre Kirmestechno o.ä. oder die Scheibe wäre poppiger als DREAMS. Aber ist ja auch interessant zu sehen wie die Meinungen hier auseinander gehen. Uns war durchaus bewusst, dass wir es mit dieser CD schwer haben werden.

Was soll der Titel ausdrücken?
Micha: "Darkness Between Us" steht für die Zwischenmenschlichkeit. Die Beziehungen untereinander werden oberflächlicher, Menschen sind austauschbar und eine gewisse Oberflächlichkeit setzt sich durch. Beziehungen zu anderen Menschen werden mal einfach beendet und die nächste Person steht schon in den Startlöchern. Wir möchten einfach zweigen, dass uns dieses Thema bewegt und die Menschlichkeit nicht verloren gehen darf. Eine gewisse Rückbesinnung auf der Suche nach der inneren Zufriedenheit und Menschlichkeit.

Neben der typisch durchdringenden Melancholie besitzt das Album auch zwei clubtaugliche Tracks, stören diese nicht ein wenig die Atmosphäre?
Holger: Durchaus nicht. Wir haben Sometimes z.B. extra nach den Titeltrack gesetzt, um einen Gegensatz zu schaffen. "Do you call that human" haben wir passend zum Text bewusst elektronischer arrangiert. Mit einer 4tel Bassdrum unterlegt. Das haben einfach die Songs gefordert. Wir stehen auf dem Standpunkt: Warum sich einengen lassen? Als die Songs entstanden dachten wir, die dürfen wir dem Publikum nicht vorenthalten. Ausserdem lassen wir uns ungern in eine Schublade pressen. IMMI stehen für Überraschungen.

Nicht nur hier beweist ihr Mut für Experimente. Braucht man eine gewisse musikalische Reife und ein Album im Rücken, um etwas spielerischer mit der eigenen Musik umzugehen?
Holger: Das ist ein Entwicklungsprossez. Vor 5 oder 6 Jahren hätten wir das nicht gemacht. Aber mit der Zeit ist das Selbstbewußtsein gestiegen. Vor allen Dingen, wie bereits erwähnt, lassen wir uns in keine bestimmte Ecke drängen aus der man dann nicht mehr herausgelassen wird. Warum sollte man gute Ideen nicht verwenden, nur weil die etwas anders sind als "typische" IMMI Songs. Wir gehen da inzwischen immer völlig "open minded" an die neuen Songs heran.

Textlich beschäftigt sich das Album eher mit der dunklen Seite des Lebens. Das Gefühl Angst scheint eine zentrale Rolle zu spielen. Wie sehr spielt ihr mit diesen Gefühl und wie sehr ist die persönliche Realität in die Texte eingedrungen?
Micha: Die Texte sind absolut persönlich. Das ist das persönlichste Album welches wir bisher aufgenommen haben. Ich möchte aber nicht zuviel zu den Texten sagen: Jeder HörerIn sollte eine eigene Interpretation der Texte machen.

Ihr wollt euch vom 80er Sound, der noch auf "Dreams" vorherrschte verabschieden. Was sind die Gründe für diesen Sinneswandel?
Holger: Erst einmal lag es eher am Equipment das DREAMS nach 80er klang. Wir hatten sehr veraltetes Equipment. Das wurde vor der Recording Session zu DBU ausgetauscht, so das es sich zwangsläufig auch ein anderer Sound ergab. Wir haben uns damals schon immer gewundert das immer wieder die 80er ins Gespräch kamen. Aber das ist halt der Unterschied, wie man sich selbst sieht und wie einen die Hörerschaft beurteilt. Mit anderem Equipment hätte DREAMS wahrscheinlich auch schon anders geklungen. Wer weiß??

Schön, dass es nicht ganz gelungen ist. Mein Gehör entdeckt z.B. am Schluß des Titelsongs ein wenig "Cure" (Faith). Man kann sich also doch nicht ganz von seiner altertümlichen Inspirationsquelle trennen?
Micha: Das ist das was IMMI ausmacht. Die Gitarren. Viele der Songs würden auch ohne Gitarren funktionieren. Doch die machen immer wieder den KICK für uns aus. Deshalb werden wir daran auch immer festhalten. Wir bekommen selbst immer totale Gänsehaut, wenn wir CURE, New Order ähnliche Gitarren hören. Trennen werden wir uns wahrscheinlich nie von den Quellen. Das geht einfach nicht;-) dafür hören wir diese Musik zu lange. Diese werden als Einflussquelle immer eine Rolle spielen.

Da mich vor allem die Keys an Cure erinnern, was haltet ihr von aktuellen Versuchen Robert Smiths, sich dem Elektro zu widmen? Nach Blank and Jones geht sein neues Projekt ebenfalls in diese Richtung.
Micha: Das Stück mit Blank & Jones kenne ich. Das neue Projekt von R. Smith nicht. Den Song mit B&J ist auf jeden Fall gut umgesetzt und hört sich interessant an. Wichtig ist immer, dass man nicht stehen bleibt und für sich persönlich weiterentwickelt. Wie diese Weiterentwicklung auch immer aussehen mag.



Du hast in den letzten Jahren Gesangsunterricht genommen. Gibt es Passagen, die du aufgrund der "Schule" anders singst?
Holger: Viele Passagen sogar. Ich habe viel mit der Stimme ausprobiert und andere Tonlagen angetestet. Mit Erfolg. DBU ist gesanglich ausgereifter als DREAMS.

Wunderschön finde ich "Stars", hier wird ein wenig Theatralik benutzt und trotzdem fließt die Melodie wie ein sanfter Fluß dahin. Worum geht es in diesem Song?
Micha: Endlich mal jemand der dieses Stück erwähnt. Das ist einer unserer Lieblingssongs auf dem Album. Stars beschäftigt sich mit der Unendlichkeit des Universums, mit der Endlichkeit des menschlichen Daseins auf der Erde. Die Vorstellung nach den Sternen zu greifen, die Kraft, die sie einem geben können. Sie stehen als ein Bild für Dinge, die man versucht zu erreichen, zu erleben, zu berühren. Bewusst zu erleben, dass man nur eine kurze Verweildauer auf diesem unseren Planeten hat.

"Never Shareing" ist ein wenig minimalistisch, wurde dieser Song anders aufgenommen?
Holger: Ja, bei "Never Shareing" wurden als erstes nur die Gitarren aufgenommen. Dann wurde der Rest darum arrangiert. Eigentlich sollte das Stück nur Gitarre und Gesang enthalten. Doch nach und nach kamen vereinzelt elektronische Elemente hinzu die den Song aufwerten. "Never Shareing" ist auch das letzte Stück welches wir für die CD komponierten.

Ihr paart synthetische Klänge mit akustischen Komponenten. Welche Rolle spielen die Gitarren?
Holger: Die Gitarren sind ein absolut wichtiger Bestandteil von IMMI. Ohne Gitarren kein In Mitra Medusa Inri. Wie bereits schon erwähnt. Viele Songs würden auch ohne Gitarre funktionieren, aber für uns wäre das nicht die Erfüllung. Wir brauchen Gitarrenklänge. Das ist aber auch die Herausforderung. Die Paarung der Elektronik mit denen der Gitarre. Bisher ist uns das immer gut gelungen. Selbst bei Stücken wir "Sometimes" haben wir Gitarren eingesetzt.

Auffällig ist zudem die lange Spielzeit der einzelnen Songs, wie wichtig ist in diesem Bezug das Songwriting in Verbindung mit den Texten?
Micha: Die Stücke müssen eine Einheit bilden. Mit der Musik soll der Text transportiert werden. Wir möchten bei den HörerINNEN Bilder erzeugen. "Stars" ist hier ein gutes Beispiel. Wir hatten die Vorstellung: Du liegst auf einer Wiese und blickst in den Himmel; wie könnte das Aussehen, welche Vorstellungen verbindest du damit, was fühlst du. Dann ging es daran, ein Arrangement zu erschaffen, dass genau das vermittelt. Raum, Weite, Universum. Beides, also Musik und Text, gehen eine Symbiose ein.

Auf der limitierten Version des Albums gibt es einen Remix von Megadump. Wie kam es zur Zusammenarbeit?
Holger: Wir lernten Olli vor ca. 1,5 Jahren kennen. Der Kontakt hatte sich intensiviert und somit kam die Zusammenarbeit zustande.

Ihr seid beide für Texte und Programming verantwortlich, ergänzt ihr euch immer perfekt oder gibt es auch mal Reibungspunkte?
Holger: Das ist das Angenehme bei uns. Wir kennen uns inzwischen so gut, dass wir genau wissen was dem anderen gefällt oder nicht. Reibungspunkte gibt es selten. Wir tauschen unsere Meinungen zu Dingen aus, aber kommen relativ schnell auf einen Nenner. Das ist das schöne an unserer Zusammenarbeit, die eine absolut freundschaftliche Basis hat. Wir haben schon manchmal das Gefühl, seelenverwand zu sein. Die Zusammenarbeit läuft sehr harmonisch ab.

Als wir vor ca. 2 Jahren ein Interview machten, ward ihr noch auf der Suche nach einem passenden Label, wie kam der Kontakt mit Apollyon zustande?
Holger: Auf die herkömmliche Weise. Wir haben DEMOS versendet und Apollyon war eines der Label, die gerne mit uns zusammen arbeiten wollten. Und der Rest war dann nur noch Abstimmungssache.

Wie sieht's mit einer Tour aus und gibt es Planungen für Festivals?
Micha: Wir möchten natürlich gerne wieder live auf der Bühne stehen. Haben einiges in Planung, aber werden erst darüber reden wenn das 100% steht. Vorher verlieren wir da kein Wort drüber.

Wenn ihr einen Wunsch frei hättet, welche Band würdet ihr gerne supporten?
Micha: Das ist eine gute Frage. Deine Lakaien, Diary of Dreams, das wären schon Bands, die wir gerne supporten würden.