Vom Mut zu träumen

Carved in Stone (Mystic Folk) Carved in Stone ist das Solo-Projekt der Künstlerin Swawa, die bereits in den Metal Bands "Dark Intention" und "Paimon" als Keyboarderin und Sängerin tätig war und zur Zeit Mitglied der Band "Taunusheim" ist. Nach der letztjährigen Debüt MCD "the forgotten belief" gibt es nun den Full Length Nachfolger. Sehr ruhige, balladeske Songs voller tiefgreifender Atmosphäre werden von einer wunderschönen, klaren Stimme dargeboten, die uns in fremde Welten voller Elfen, Kriegern und Helden entführt und uns die betörende Schönheit der Natur musikalisch näher bringt. Ob alte Sagen, nordische Mythologie oder Volkslieder, Swawa erzeugt Stimmungen, erzeugt Gefühle und lädt ein zum Träumen. Der Gesang variiert zwischen Sehnsucht und anklagender Entschlossenheit. Ein Hauch von Fantasy und Mittelalter lassen eine mystische Folk Musik entstehen, die den Hörer in ihren Bann zieht. Ein wenig tiefer in die persönliche Gefühlswelt von Sängerin Swawa führt das folgende Interview. Review lesen Wie entstand die Idee zum Solo Projekt "Carved in Stone" ? Carved in Stone gibt es genau genommen schon, seit ich etwa 14 bin. Ab dieser Zeit begann ich nämlich, ernsthaft Lieder zu schreiben, wobei sich die Themen dieser Lieder bis heute kaum geändert haben. Irgendwann bot Patrick von Schwarzdorn mir an, diese Lieder zu produzieren, weil sie ihm gefielen und er ihnen eine Chance geben wollte. Da für mich bei der ganzen Sache kein Risiko zu sehen war, nahm ich das Angebot natürlich dankend an. Du hast bereits in einigen Metal Bands gesungen oder Keyboard gespielt. Wo siehst du das Verbindungsglied zwischen den harten Klängen und dem mystischen Folk? Gegenfrage - Warum findet man Bands wie "Blackmore´s Night" oder "Hagalaz´ Runedance" in Metal - Mailorder Katalogen? Naja, weil sich diese Bands mit Dingen beschäftigen, die gerade auch im extremen Metal Bereich behandelt werden. Bands wie Immortal oder Catamenia besingen in einem großen Teil ihrer Songs die Natur und ihre Mystik, auf dem '93er Album "Hvis lyset tar oss" von Burzum singt der Count höchstpersönlich von Elfen - und damals war Burzum richtig geil und hoch angesehen. Du siehst - und ich könnte noch viele andere Bands nennen, auf die das Gleiche zutrifft - die beiden Musikarten sind von ihrem Themenkreis her gar nicht so verschieden. Das beste Beispiel ist wohl die Band Storm. Darkthrone und Satyricon haben beide auch über die Natur und über Mystik gesungen - doch sie hatten ebenfalls gute cleane Stimmen, weshalb sie das tun konnten, was viele vielleicht aufgrund ihrer gesanglichen Fähigkeiten nicht konnten: Sie nahmen mit "Nordavind" ein komplettes Folk Album auf. Du hast alle Instrumente selbst eingespielt, an welchem Instrument fühlst du dich am wohlsten und an welchem Instrument sind die Songs entstanden? Die Lieder entstehen immer an der Gitarre, nur einige wenige am Klavier. Gleichzeitig habe ich immer schon die dazu passende Gesangsstimme im Kopf. Leider bin ich inzwischen an einem Punkt angekommen, an dem ich an der Gitarre nicht mehr sonderlich weiterkomme. Ich hatte nie Gitarrenunterricht, und so ist mein Können auf einer gewissen Stelle stehen geblieben. Trotzdem ist sie - gerade beim Singen - mein liebstes Instrument. Bei den Aufnahmen wird als erstes immer der Gesang aufgenommen - und gleichzeitig die Gitarrenbegleitung. Viele aus diesem Bereich bedienen sich alten Liedguts, wie entstehen deine Texte? Mein Haupteinfluß für die Texte sind alte Balladen. Ich denke, dass den alten Schriften viel zu wenig Interesse entgegengebracht wird. Im "Oxford Book of English Verse" stehen wahre Juwelen, von denen ich auch in Zukunft einige vertonen werde. Die Texte, die von mir stammen, erzählen von Sachen, die mich faszinieren, z.B. alte Burgen ("Ruins", vom CIS Debüt "The forgotten Belief") oder fantasymäßige Stories wie "Ungehorsam". Im ersten Song beschreibst du die "Boten Asgards". Würdest du Asgard eher als einen Teil von Midgard bezeichnen oder eher als Himmel, der durch die Regenbogenbrücke mit Midgard verbunden ist? Midgard ist die Welt der Menschen, Asgard die Welt der Asen. Ich bin der Meinung, dass es sich hier um zwei voneinander getrennte Ebenen handelt. Würden beide auf einer Ebene liegen, könnten die Menschen ja auch nach Asgard gelangen, wovon ich aber noch nichts gehört habe. Es gibt viele Geschichten, in denen Odin verkleidet auf der Erde wandelt. Da es eben nur den Göttern möglich ist, Bifrost zu passieren, würde ich Asgard tatsächlich als eine Art Himmelreich beschreiben. Wie stellst du dir das Leben der Asen vor? Ich stelle mir die Asen in erster Linie als Wächter vor. Zum einen müssen sie ihre Stätte vor den Riesen und anderen Angreifern bewachen, zum anderen wachen sie über Midgard. Thor ist ein gutes Beispiel dafür. Er ist der Riesentöter, der mutig in die Schlacht zieht, aber auf der anderen Seite ist er ein gutmütiger Gott, ein Freund und Beschützer der einfachen Leute. Was die nordischen Götter in meinen Augen so faszinierend macht, ist ihre Menschlichkeit. Sie haben Schwächen, sie rasten mal aus oder wissen mal nicht weiter. Ich kann mich mit ihnen identifizieren. Es ist für mich einfacher, zu jemandem aufzuschauen, von dem ich weiß, dass auch er seine Fehler hat. In welcher Sprache ist "jeg lagde meg sa silde" gesungen? "Jeg lagde..." ist ein norwegisches Volkslied. Es handelt von einem Mann, der sich abends zur Ruhe begeben will, als er einen Brief von seiner Geliebten erhält. In dem Brief bittet sie ihn, schnell zu ihr zu kommen, also kleidet er sich fein ein und macht sich auf den Weg zu ihr. Dort angekommen, stellt er aber entsetzt fest, dass seine Geliebte inzwischen gestorben ist (warum, wird nicht gesagt) und bereits für ihre Beerdigung das Totenkleid angezogen bekommt. Nach jeder Strophe kommt der selbe Satz: "Ingen har jeg elsket over henne.", zu deutsch "Keine habe ich so sehr geliebt wie sie." Eigentlich ein trauriges Lied, obwohl es so eine fröhlich Melodie hat... Wem ist das Lied "The Lady of the wood" gewidmet? Ähmmm... niemandem. Es ist die Art von Geschichte, die man schon von Tarzan oder dem Dschungelbuch kennt. Ich finde den Gedanken einfach grandios, dass ein Mensch völlig abgeschottet von anderen Menschen nur mit Tieren zusammenlebt und von ihnen sehr viel lernen kann. Wer will in "ungehorsam" vor welchen Meister fliehen? Es geht bei dem Lied um einen Dämon, der von seinem Meister -einem noch höheren Dämon, bzw. eine Art Oberteufel- den Auftrag bekommt, eine junge Frau zu töten. Der Dämon bringt es jedoch nicht übers Herz und flieht mit ihr vor seinem Herrn, der nach den beiden suchen läßt. Schließlich werden sie entdeckt, angegriffen und schwer verletzt, aber bevor sie getötet werden können, entwickelt der Dämon eine Art Raserei, die unglaubliche Kräfte in ihm freisetzt. Die Verfolger fliehen und er stellt sich seinem Meister zum offenen Kampf. Am Ende tötet er seinen Herrn, übernimmt dessen Lebenskraft und wird somit zum mächtigsten Wesen der Finsternis. Die junge Frau entscheidet sich für ein Leben an seiner Seite und wählt die Dunkelheit ("Fürst des Dunkel, ich bin Dein. Ohne Dich kann ich und will ich nicht bestehn. Und er nahm die Schönheit mit sich in das bleiche Licht der Nacht; niemals wurden beide je wieder gesehn..."). Gibt es auf "hear the Voice" eine zentrale Botschaft? "Hear the Voice" soll einfach einen Gegenpol zu der modernen Welt, in der wir leben, darstellen. Es soll die Menschen an etwas erinnern, das viele schon verloren haben, nämlich den Mut zu träumen und die Fähigkeit, die alten Geschichten vergangener Zeit im Rauschen der Blätter zu hören. Wie würdest du die einzelnen Bestandteile der Musik (Stimme, Musik, Text) der Wichtigkeit nach ordnen? Müßte ich eine Rangfolge dieser Sachen nach Wichtigkeit aufstellen - das könnte ich nicht. Alles hat den gleichen Stellenwert, würde einer dieser drei Bestandteile nicht funktionieren, hätte das große Auswirkungen auf den Rest. Alles bildet eine Einheit. Du dankst auf der MCD einigen Bands, es ist keine reine Folk Band dabei, dafür neben reichlich Metal Wagner und Vivaldi. Könnte man sagen du entziehst Wagner den Bombast, behältst die Schwermut und verwandelst die anderen Bands in akustische Minimalistik? Das ist eine sauinterssante Interpretation. Bei den Grüßen findet sich keine Folk Band, weil ich einfach zu wenige kenne. Ich könnte "Wild Silk" oder Künstler wie Loreena McKennitt nennen, aber ich bin auf diesem Gebiet kein Experte. CIS hat die Bezeichnung Mystic Folk erhalten, weil es der Musik am ehesten entsprach. Leute wie Wagner und Vivaldi nenne ich, weil mir ihre Musik bestimmte Bilder in den Kopf setzt, aus denen ich Ideen für meine Lieder nehme. Neben den großen Komponisten muß ich allerdings noch Mortiis nennen, denn seine ersten Alben haben die Thematik der CIS Lieder sehr beeinflußt. Und bei den Metal Bands, die ich nenne, handelt es sich um Musik, die ich seit fast 14 Jahren höre, die mich durch viele Bereiche meines Lebens begleitet hat und aus der ich Kraft und Inspiration geschöpft habe - und immer noch schöpfe. Lieder wie Naglfars "Emerging from her Weepings" oder Unleashed "Hail the New Age" behandeln Themen, die mich faszinieren und inspirieren und von denen ich das Gefühl habe, sie sind es wert, besungen zu werden. Du entführst die Hörer erneut in eine Welt der Magier und des Heldentums. Welche Faszination üben die alten Sagen auf dich aus? An alten Sagen faszinieren mich am meisten die Dinge, die der heutigen Welt fehlen. Kriege werden heute so geführt, dass ein Bomberpilot auf einen Knopf drückt und dadurch tausende von Menschen getötet werden, ohne dass er ihnen jemals in die Augen gesehen hat. Früher bestand selbst im Krieg noch eine gewisse Fairness, Mann gegen Mann, Schwert gegen Schwert. Natürlich wird das Mittelalter heute stark romantisiert und viele Frauen finden die Kleider aus der Zeit halt toll, ohne zu wissen, dass Frauen damals nicht gerade viel wert waren. Aber es gab doch gewisse Einstellungen, die damals einen höheren Stellenwert hatten als heute. Wir leben in einer Ellenbogengesellschaft, in der sich jeder selbst der Nächste ist. In alten Sagen finden sich oft Motive wie Freundschaft, die bis in den Tod geht, Mut, Standhaftigkeit und Tapferkeit. Dies sind Tugenden, die man heute kaum noch findet, obwohl erst sie in meinen Augen einen guten Menschen ausmachen. An der Magie fasziniert mich das Geheimnisvolle, Verborgene, der Gedanke, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die sich den Menschen nie offenbaren werden und die er folglich nie kontrollieren können wird. Shakespeare sagte einmal: "There are more things between heaven and earth than dreamt of in our philosophy." und Einstein war ebenfalls davon überzeugt, dass neben Menschen und Tieren noch andere, verborgene Geschöpfe auf der Welt existieren. Deine Songs beschäftigen sich mit der nordischen Mythologie, wo sind für dich die Unterschiede zur griechischen oder ägyptischen Mythologie? Die Erklärung ist relativ einfach. Ich bin weder Grieche noch Ägypter, und obwohl auch deren Mythologien sehr interessant sind, habe ich keinen persönlichen Bezug zu ihnen. Aber ich bin -so komisch das jetzt auch klingen mag- Germane, und die altgermanische Mythologie entspricht der Nordischen. Es handelt sich um Götter, die hier, vor meiner Haustür, in meiner Stadt damals verehrt wurden. Hier haben die Leute sie angebetet und ihnen Opfer dargebracht. Diese Götter haben meine Region und ihre Wälder beschützt, weswegen sie ein Teil meiner Heimat und dadurch auch ein Teil meines Lebens sind. Sind die Erzählungen der nordischen Mythologie im Endeffekt wesentlich theatralischer dargestellt und auch blutrünstiger? Wenn ja, kann die Faszination damit zusammenhängen oder ist es eher ein reineres Verhältnis zur Natur? Die nordische Mythologie wird in der Regel recht blutrünstig beschrieben, das ist wahr. Allerdings ist der Göttervater Odin ja auch hauptsächlich ein Kriegsgott und sein Geschlecht, die Asen, ein Geschlecht der Kriegsgötter. Dadurch bekommt diese Mythologie natürlich einen brutalen Touch. Doch gibt es auch in anderen Mythologien brutale Geschichten und fiese Kreaturen. Ich denke, das ist zum Beispiel bei den griechischen Sagen heute etwas in den Hintergrund gerückt, weil die alten Griechen heutzutage viel eher als große Philosophen verstanden werden. Keiner würde sagen, dass Wotan ein Philosoph war, und das, obwohl er sich sogar schwer verletzt neun Tage an einen Baum hing, um in seinem Streben nach Wissen selbst von den Toten noch zu lernen. Des Weiteren stellen die nordischen Götter für mich auch eine Personifizierung der Natur dar, so ist Donar der Blitz, Freya die Schönheit, Frigg die Fruchtbarkeit, usw. Glaubst du, dass die Natur noch zu retten ist oder werden wir in einigen Jahren Bäume und Pflanzen nur noch in Flora Parks (gleich einem Zoo bei Tieren) bewundern können? Das ist ein Gedanke, den ich so gut es geht verdränge. Ich kann es jedoch nicht ausschließen. Wenn man bedenkt, dass in anderen Teilen der Welt jahrtausende alte Bäume abgeholzt werden, um Weideland für Vieh zu schaffen... ich hoffe nur, ich werde das niemals erleben, ich jedenfalls werde später meinen Kindern beibringen, die Natur zu respektieren und zu schützen. Wenn jeder seinen Kindern solche Gedanken vermitteln würde, hätte die Natur eine gute Chance, sich von uns zu erholen. Wie würdest du das jeweilige Cover Artwork beschreiben. Einmal Wälder in verspielter Form (MCD) und nun die raue Seite mit Wasser, Felsen und Burgen? Der von dir beschriebene Wald existierte direkt vor meiner Haustür, denn alle Bilder vom Debütalbum stammen aus meinem Garten. Der Baum auf dem Cover war mein Lieblingsbaum. "war", weil er abgeholzt wurde, um ein Haus an seinen Platz zu bauen. Ich konnte es nicht verhindern und ich vermisse ihn. Mit dem Cover wollte ich diesem Baum und eigentlich dem ganzen Garten, der dem Bau zum Opfer fiel, ein Denkmal setzen. Sämtliche Bilder des zweiten Albums sind auf einer Schottlandreise von meinen Eltern geschossen worden. Ich denke, sie fangen die Einsamkeit und Mystik der Gegend schön ein und repräsentieren das, was sich hinter CIS verbirgt, sehr gut. Auf dem Info Blatt bist du mit einem Buch abgebildet, in welchen Buch bist du hier versunken? Es handelt sich hier um eine alte, sehr schöne Edda. Die Photos entstanden bei Erik von Taunusheim, er hat ziemlich viele verschiedene alte Ausgaben dieses Buches. Wir nahmen es, weil es alt und geheimnisvoll aussah, und es Spaß machte, in den kunstvoll gestalteten Seiten herumzublättern. Die Suche im Internet brachte keinen Erfolg, ist eine eigene Homepage in Planung? Normalerweise kommt man über die Homepage von Schwarzdorn Productions zur CIS Seite. Die Adresse lautet www.schwarzdorn.de , und wenn man in der linken Spalte bei "Bands" klickt, erscheint auch ein Hinweis auf Carved in Stone. Wie siehts mit Liveauftritten aus, oder wird "Carved in Stone" ein reines Studioprodukt bleiben? Da ich alles alleine gemacht habe -bis auf die E-Gitarre bei "Ungehorsam" (special thanx an Erik)- stellt sich ein Liveauftritt als etwas schwierig dar :-) Und alleine mit der Gitarre eine halbe Stunde oder länger auf der Bühne zu stehen, wäre meiner Meinung nach ein bisschen öde. Im Moment plane ich, eine Rolle als Bardin bei einem Live - Rollenspiel zu ergattern, wo ich dann in der Taverne hin und wieder mal was zum Besten geben würde. Aber richtige Auftritte sind bis jetzt noch nicht geplant. Heil sei den Hohen Swawa