Unterwegs durch die Nacht
Azrael's Seed (Doom Goth Metal)

Die Band aus dem Mannheimer Raum existiert seit ca. 4 Jahren. Mit "Midnight sun" erschien nun im Sommer ihr Debüt in Eigenregie. Die Palette der verschiedensten Stile reicht von Doom über Goth bis hin zum Black Metal. Auch den Dark Wave lässt man in melancholischen Balladen erklingen. Dabei gelingt es dem Vierer, die unterschiedlichen Strömungen in ein eigenständiges Kollektiv zu führen. Die Mischung aus fiesen Growls und warmen Gesängen sorgt für eine spannungsgeladene Atmosphäre. Bleischwere Saiten sezieren die Finsternis, sanft schwingende Keys erleuchten die Szenerie. Eingestreute klassische Streicher und Chöre vervollkommnen ein Werk, welches Lust auf mehr macht. Ein schwermütiger Spaziergang durch die Nacht, bei dem man nie weiß, welche Gefahr hinter der nächsten Ecke lauert. www.azraels-seed.de (andreas)

Besetzung:
Peachy: Lead Vocals, Bass, Acustic Guitar
Volker: Gitarre, Background-Vocals
Marco: Synths, Programming
Fernst: Drums, Acoustic Guitar


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Ihr existiert seit dem Frühjahr 2000, wie habt ihr euch zusammengefunden und was ist in den letzten 4 Jahren alles passiert?

Peachy: Einiges! Gegründet haben Volker und ich die Band, zusammen mit dem Drummer meiner alten Band. Wir haben ewig einen Keyboarder gesucht, hatten kurzzeitig immer mal verschiedene und haben schließlich unsere erste EP "In your arms" aufgenommen. Unser Drummer hörte schließlich auf und so kam Fernst in die Band, dannach bald Alex als Keyboarder, mit dem wir schließlich auch unser aktuelles Album "Midnight Sun" eingespielt haben. Ende letzten Jahres verließ Alex dann die Band, weil es von beiden Seiten aus einfach nicht mehr geklappt hat, wir trennten uns aber in jedem Fall friedlich und es ging auch von beiden Seiten aus. Zu diesem Zeitpunkt war die Zukunft der Band sehr ungewiss... Wir suchten einen Ersatz für Alex, hatten aber Schwierigkeiten einen zu finden. Wir überlegten zu dritt weiter zu machen, den Stil ein wenig zu ändern. Marco kannten wir schon vorher und erst nach einer Weile konnte er sich überreden lassen, mal sein Glück bei einer Probe zu versuchen... Seitdem ist er mit viel Energie und Ideen dabei. Ich denke, auch durch ihn wird sich noch mal einiges am Stil der Songs verändern, er ist ein ziemlicher Tüftler was elektronische Sounds angeht. Seitdem haben wir natürlich auch einige Gigs gespielt und hoffen, dass es bald noch mehr sein werden. Momentan arbeiten wir an neuen Songs.



Das aktuelle Demo "Midnight Sun" dient auch dazu, sich bei Labels vorzustellen. Es ist für ein Demo reichlich professionell produziert. Wie ist es entstanden, wie gestaltete sich die Arbeit an dem Werk?

Naja, es ist immerhin keine Proberaumaufnahme, aber was die Professionalität angeht, wollen wir zukünftig doch mehr bieten, zumal sich auch einiges am Stil unserer neuen Songs geändert hat. "Midnight Sun" stellt einen Querschnitt durch unsere ersten Bandjahre und das was wir in dieser Zeit gemacht haben dar. Teilweise sind die Songs noch aus den ersten Tagen der Band. Wie man vielleicht hört, haben wir stilistisch auch viel herum experimentiert und es kamen immer wieder andere Einflüsse in die Songs. Die Aufnahmen selbst haben wir im "Krämertorium" (ein Amateur-Studio, einer befreundeten Band) gemacht.
Das nächste Album soll unter sehr viel professionelleren Bedingungen entstehen. Deshalb haben wir uns für die PMT-Studios entschieden. Tik, der Gründer der PMT-Studios und sozusagen unser zukünftiger Produzent, hat sein Handwerk bei Michael Wagner in den USA gelernt, welcher in den 80ern die Alben von Metallica, Ozzy, Skid Row, Megadeath, usw. gemacht hat.



Wo seht ihr die größten Probleme, als junge Band Fuß zu fassen?

Peachy: Es ist enorm schwierig, sich überhaupt erstmal einen Namen zu machen. Der Musikmarkt ist unglaublich inflationär. Es gibt enorm viele gute Bands, die aber kaum jemand kennt, währendessen werden Radios und Fernsehen größtenteils mit übelstem, oberflächlichen Schrott vollgemüllt. Die Hörerschaft verblödetet mehr und mehr, und die Zahl der Leute, die Musik wie unsere hören, ist eher gering. Trotzdem muss man dann erst mal an diese Leute heran kommen. Ziel ist es also, erst mal das Zeug so vielen Leuten vorzuspielen wie möglich, damit sie selbst entscheiden können, ob sie es mögen oder nicht.



Ihr kommt aus dem Mannheimer Raum, ist es dort nicht zwingend notwendig, Rap/ Hip Hop-Musik zu machen?

Peachy: Nein... Es ist zwingend notwendig etwas komplett anderes zu machen!

Volker: Auch wenn Mannheim (die sich selbst auch Musik-Stadt Mannheim nennt) durch Jule Neigel, Xavier Naidoo und der Pop Akademie immer bekannter wird und Musiker sehr unterstützt, ist es sehr schwierig, gerade im "nicht angesagten härten Bereich", wie Metal, Gothic, Wave, Hardcore, Punk, Unterstützung zu bekommen. Es gibt wirklich einen Haufen gute Bands in der Region, auch namenhafte wie Crematory, Mystic Circle und Saltatio Mortis, die jeder in der Szene kennt. Doch fragst du jemanden auf der Straße, ob er die Bands kennt, siehst du nur ein Fragezeichen. Selbst diesen Bands wird in der "ach so tollen" Musiker-Stadt das Leben schwer gemacht.



Es wird immer schwieriger an Auftritte zu kommen, die meisten kleinen Läden machen dicht oder scheuen das Risiko eines Live Konzertes, weil man mit einem normalen (unabhängig von der Musik) Disco-Programm wesentlich mehr verdienen kann. Habt ihr diesbezüglich bereits Erfahrungen (positive oder negative) gemacht?

Peachy: Ja schon... im allgemeinen ist es echt schwierig, selbstständig als Band nach Gigs zu fahnden, wenn man nicht schon einige Leute kennt. Für Clubs ist es ja im Endeffekt auch nur eine Wirtschaftlichkeitsrechnung: "Wenn ich eine Band bezahle, die keiner kennt und sie dafür in meinem Club spielt, was bringt mir das im Schnitt? Vielleicht vergraulen sie sogar eher Gäste..."
Live-Musik ist auch längst nicht mehr so populär... viele bevorzugen Musik aus der DJ-Dose... Schade! Es gibt allerdings schon noch genug Auftrittsmöglichkeiten, allerdings sollten es wirklich mehr sein, zumal es ja als Newcomer-Band der beste Weg ist, sich einen Namen zu machen.

Volker: Traurig ist auch, dass durch das große Angebot im Musikgeschäft, die Leute immer weniger zu Newcomer-Konzerten kommen, auch wenn dort eine namenhafte Band als Headliner spielt. Sie denken: "Wozu Geld ausgeben, die Bands kenne ich ja eh nicht" oder "Wozu schon zu Beginn im Club erscheinen, mich interessiert ja nur der Hauptact". Wir finden, dass die Konzert Besucher immer verwöhnter werden. Und wenn sie doch früher kommen und sich die Newcomerbands ansehen, zeigen viele keine Reaktion. Sie stehen steif, weit weg vor der Bühne und ein paar Euro für 'ne CD ist da auch schon zu viel verlangt. Deutschland ist sowieso ein zu verwöhntes Land, indem Musik, die nicht so bekannt ist, auch kaum Ansehen bekommt. Andere Länder in Europa sind viel offener und zeigen mehr Respekt, auch gegenüber kleinen Künstlern.

Peachy: Ein umso genialeres Gefühl ist es natürlich, ein gutes Konzert mit gutem Publikum zu machen, gerade weil es nicht selbstverständlich ist. Im Endeffekt ist es ja das, wofür man Musik macht, für das Gefühl, dem Publikum etwas geben zu können und gemeinsam das verdammte Konzert zu rocken!



In welcher Verbindung stehen die Textpassagen zu den entweder klar-düsteren oder gegrowlten Vocals?

Wir benutzen dies schon als Stilmittel, d.h. die Growls drücken meist Wut oder Schmerz aus, während die klaren Vocals eher dem klagenden Vortragen einer Geschichte dienen.



Ihr bezeichnet eure Musik selbst als Gothic-Metal, ist dies eure Sicht dunklen Wave Rock mit growligem Dark Metal zu paaren?

Peachy: Häufig erfinden Bands eigene Bezeichnungen für ihre Musik. Wir wollten uns und anderen das ersparen. Eigentlich haben wir verdammt viele Einflüsse und wollen uns nicht in eine Schublade stecken lassen. Vielleicht passt die Bezeichnung Gothic-Metal am ehesten zu uns, vielleicht auch einfach Dark-Metal. Dennoch versuchen wir nicht zwanghaft, einem bestimmten Stil zu folgen. Wir wollen uns einfach künstlerisch frei in einem melancholischen und düster harten Rahmen bewegen.



Ihr eröffnet das Album mit "Revelation", ist es für euch mehr als ein Opener, evtl. eine Kampfansage?

Peachy: Weiß nicht, ob Kampfansage das richtige Wort ist. Viele unserer Songs klagen an, was in dieser Welt abgeht, was zwischen Menschen passiert. "Revelation" handelt von dem Gefühl, dass andere Menschen im eigenen Umfeld einen seelisch ausrauben, sich nehmen was sie brauchen und einem dann fallen lassen. Es klagt die allgemeine Wertlosigkeit von Individuen in der Gesellschaft an.



Ich finde es extrem mutig, einen klassisch angehauchten, rein instrumentalen Song mit flirrenden Akustik Saiten auf dem Werk zu platzieren, was steckt dahinter?

Peachy: Um es kurz zu machen: Fernst unser Drummer steckt dahinter! Das Stück ist von ihm und wir fanden es alle so cool, dass wir es unbedingt als Gimmick auf dem Album haben wollten. Zukünftig werden wir vermutlich mehrere solcher Zwischenstücke machen, da wir einfach Zuhörern ein breites Spektrum bieten wollen, mit dem wir uns musikalisch ausdrücken. War sozusagen auch ein kleiner Anstoss zu neuen Wegen...



Wenn ich mal in meinem Kleinhirn krame, erinnert ihr an eine gewisse deutsche Band, "Love like blood". Selbige haben meiner Meinung nach als aller erste metallene Einflüsse in ihrer darkigen Musik untergebracht. Zudem ähnelt sich der Gesang (Das ist ein Kompliment). Wo seht ihr euren Einfluß?

Peachy: Danke erstmal für's Kompliment, auch wenn ich es ja gar nicht annehmen kann. Einflüsse haben wir eigentlich enorm viele. Das reicht von Elektro, über Goth-Rock zu Black- und Deathmetal. Wir sind musikalisch sehr offen, weshalb wir auch unseren Sound nicht versuchen, in eine ganz klare Bahn laufen zu lassen. Wir experimentieren immer mal wieder rum.

Volker: Wir haben wie gesagt zwar einen gemeinsamen und entsprechend breiten Musikgeschmack, jedoch haben jeden von uns andere Bands inspiriert. Jeder einzelne fügt seine eigenen Einflüsse in die Band und in die Musik ein.



Erzählt uns etwas über die Texte, wie entstehen Sie, wovon handeln Sie?

Volker: Es ist schwierig, einen Text "auf Teufel komm raus" zu schreiben. Es sind eher persönliche Erlebnisse, die einem passiert sind oder mit denen man gerade kämpft. Sie entstehen aus den Gefühlen und den Gedanken, welche man in dem Moment hat. Man schreibt sie sich von der Seele und manchmal ist es eine Art von Selbsttherapie.

Peachy: Andere Songs handeln dann über das Leid der Menschheit, bzw. ihr ärmliches Fehlverhalten... Ein bisschen Weltuntergang spielt da oft mit hinein. Gute Inspirationsquelle ist dafür das tägliche Leben. Wir verarbeiten also Gefühle wie persönliche Trauer, Verzweiflung, Unverständnis, Wut und Frustration. Der Inhalt unserer Texte ist uns schon sehr wichtig, da wir uns von allem oberflächlichen Mist distanzieren wollen. Es wäre schön, damit Leute zu erreichen, die sich in den Texten wiederfinden können, die genauso empfinden oder schonmal so empfunden haben.



In letzter Zeit tauchen des öfteren Videos von Goth Rock Bands bei MTViva auf. Eine Szene vor dem Ausverkauf oder neue Chance?

Peachy: Schwer zu sagen... Teilweise werden da auch wieder Klischees verkauft, die sich als erfolgreich herausstellen. Das nimmt dieser Art von Musik vielleicht etwas von der Ehrlichkeit, die sie eigentlich vertritt oder vertreten sollte. Es nervt, wenn sich plötzlich Teenies Nightwish und Within Temptation-Poster neben ihre Britnay Spears und Boygroup-Poster kleben, und dann anfangen, sich für "gothic" zu halten.
Auf der anderen Seite kann man eigentlich auch froh sein, dass nicht nur Schrott bei diesen Sendern gespielt wird. Und vielleicht jungen Leuten auch mal gezeigt wird, dass es ein musikalisches Leben ausserhalb von Hip-Hop und Schnulz Pop gibt... schließlich braucht die Szene ja auch Nachwuchs...
Allgemein keine leichte Frage also...



Wie würdet ihr einem MTViva Moderator eure Musik beschreiben?

Peachy: Garnicht, weil wir mit hoher Wahrscheinlichkeit niemals in die Situation kommen werden, oder wollen. Unsere Musik soll nach unseren Vorstellungen eigentlich nie ein solch hohes Niveau an Oberflächlichkeit erreichen, um für diese Musiksender und deren Zielgruppe interessant zu werden.

Volker: Falls es mal soweit kommen würde, was ich ehrlich gesagt auch nicht glaube, würde ich ihm das selbe erzählen wie euch: die Wahrheit. Ich würde ihnen nie das erzählen, was die Masse vielleicht gern hören würde. Eher würde ich mir bei der Sache einen Spass machen und dort mal so richtig ablassen. Außerdem würde ich gern mal Markus Kavka fragen, warum er sich nicht mehr für Sendungen wie Headbanger´s Ball, Metalla oder Virus einsetzt.