LICHTblick
Stepping Stone (Gothic Rock)

Stepping Stone sind eine junge Band aus dem südlichsten Rand des Ruhrgebietes (Schwerte) und haben mit "Licht? ihre dritte CD in Eigenproduktion hergestellt. Düsterer Gitarrenrock mit zwei begnadeten Gesangsleistungen (weiblich/männlich) und begeisterndem Songwriting. Zum x-ten mal könnte ich mich wieder über Taubheit von Labelmanagern aufregen, aber wozu? Der sechsköpfigen Band gelingt es auch so, meine Gehörgänge zu erfreuen. Man verarbeitet sowohl deutsche als auch englische Texte, wobei man sich an den verschiedensten Stilrichtungen der Wave-Gothic Musik der letzten zwanzig Jahre orientiert und einen sehr eigenständigen daraus geformt hat.
Weitere Infos erfahrt ihr im Interview oder unter www.steppingstone.de (andreas)


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Stellt euch doch zu Beginn einmal kurz vor?
Olaf Pertzborn - Gitarren
Marc Siebers - Drums
Mimo Sarti - Keys/Synths
Henning Bäing - Voc
Kerstin Larisch - Voc
Tobi Brauner - Bass

Wie habt ihr als Band zusammengefunden?
Mimo: Gegründet wurde die Band 1993 von Olaf und Marc.
Marc: Wir hatten bis dato selbst noch keine Banderfahrungen. Für Olaf und mich ist Stepping Stone die erste richtige Rockband gewesen, in der wir auch unsere ersten Live-Erfahrungen machten. Henning ist seit 1994 dabei, hat aber bis 2000 Bass gespielt und Background gesungen. Sein stimmliches Potential machte ihn zum Frontmann.
Mimo: Erst seit 2000 existiert diese Band in der Zusammenstellung, wie sie jetzt ist.

Welche Bands würdet ihr als Einfluss gelten lassen und wie schwer ist es dabei, die Eigenständigkeit zu bewahren?
Mimo: Unsere Einflüsse sind sehr verschieden (z.B. Moonspell, Gathering, Lacrimosa, Tiamat, Anathema, HIM, Type O Negative, Subway To Sally, Oomph!, Fields Of The Nephilim, New Model Army usw.).
Marc: Jeder hat seine persönlichen Favoriten, so dass die Musik von Stepping Stone vielleicht auch gerade wegen seines Facettenreichtums so eigenständig klingt.

Ihr singt sowohl in Englisch als auch in Deutsch, fällt euch beides gleich leicht , auch vom Schreiben der Texte her?
Mimo: Im Endeffekt fällt uns beides gleich leicht/schwer. Für die englischen Texte ist meist Marc verantwortlich, wobei auch die anderen aus der Band hier und da einen Textbeitrag erbringen. Für die deutsche Schiene kommt dann mehr Hennings Poesie zur Geltung.
Marc: Einige Texte wie "Willst du...?", "Grube" und "Auf deiner Haut" wurden während der Proben gemeinsam geschrieben. Uns war es wichtig, den lyrischen Inhalt zusammen mit dem Musikalischen zu einer möglichst perfekten Symbiose werden zu lassen.
Mimo: Wir haben uns dafür entschieden, zukünftig mehr deutsche Texte/Lieder zu schreiben, da dies zum einen der Verständlichkeit dient und zum anderen bisher auf gute Resonanz von außen gestoßen ist.

Ihr bezeichnet eure Musik als Goth Rock, arbeitet aber teilweise (oder meist) mit metallenem Riffing, war euch der Begriff Gothic Metal zu negativ?
Mimo: Nun, ich persönlich denke, dass unsere Musik eher nach Gothic Rock als nach Gothic Metal klingt. Metal klingt für mich zwar nicht zwingend negativ, aber ich bin der Meinung, dass unsere Riffs nicht dem Metal entstammen. Zudem ist es auch schwierig, unsere Musik einzuordnen, zumindest als Mitglied der Band. Für Außenstehende mag es vielleicht anders sein, aber die eigene Musik selbst zu definieren, ist schwieriger als man denkt. Fragt mich einer: "Was macht ihr für Musik?", fällt es mir leichter "Gothic Rock" zu sagen als "Gothic Metal", denn mit Metal verbinden viele Menschen ganz andere Musik als mit dem, was wir machen.
Marc: Letztlich sind solche Begriffe eh nur Etiketten, die versuchen, dich in eine Schublade zu stecken und deinen künstlerischen Output damit eingrenzen. Wir haben Musikstücke, die eher dem Wave zuzuordnen sind als dem Rock, andere wieder mehr dem Metal als dem Pop etc. Letztendlich sollte sich jeder sein eigenes Bild von der Musik machen. Wenn wir aber den Begriff "Goth-Rock" benutzen, hängt das damit zusammen, dass unsere Musik im weitesten Sinne Rockmusik ist, wobei wir starke Anleihen beim Gothic-Sound haben und uns das schwarze Lebensgefühl und die Gothicmusik sehr ansprechen. Damit sind keine suizidalen Tendenzen oder Selbstbemitleidung gemeint. Auch den gefallenen Engel beten wir nicht an. :-)



Ihr spielt bald auf dem Kindred-Nightowls Festival mit Größen wie Das Ich , Witt, Zeraphine. Hat man da nicht ein mulmiges Gefühl?
Mimo: Kann man so nicht sagen. Natürlich ist es ein komisches Gefühl, mit Leuten auf einer Bühne zu spielen, die solch einen Bekanntheitsgrad haben wie die oben genannten, aber deswegen gleich ein mulmiges Gefühl zu haben, ist nicht unser Ding. Naja, außerdem haben die ganz Großen ja alle abgesagt ;-)
Marc: Der Herr Bruno Kramm (Das Ich) z.B. ist doch auch nur ein Mensch, obwohl...
Letztlich haben diese Bands auch mal klein angefangen. Gleichzeitig hat man natürlich Respekt, besonders vor Musikern und Bands, die selbst schon lange zu den eigenen Vorbildern zählen. `Ne Portion Lampenfieber gehört außerdem zu jedem guten Gig, ob groß oder klein.
Übrigens, falls jemand den Veranstalter des Kindred-Nightowls, Wolfgang Schirbel, gesehen hat, möge er sich bei uns, Kirlian Camera, Sanguis Et Cinis, Cyborg Attack, Exit To Eden und Heavy-Current melden. Wir bekommen noch Gagen...

Ihr redet im Booklet von Schwerter Musikszene, die meisten kennen den Ort nur als Autobahnausfahrt zum Umfahren von Staus, was ist dort wirklich los?
Marc: Nun, mit der Form des Bekanntheitsgrads der Stadt Schwerte hast du sicherlich recht. Was Schwerte (ca. 50.000 Einwohner) aber auszeichnet, ist ein großes Spektrum an kreativen Bands und Musikern. Anfang der 1990er Jahre hat die Schwerter Band-Initiative erreicht, dass aus einem alten Fahrradkeller unterhalb der Gesamtschule ein Proberaumzentrum gebaut wird. In den sieben Räumen proben seitdem zwischen 25 und 30 Bands. Dies ist aber nur ein kleiner Teil der Schwerter Bandvielfalt.
Bekannte Bands oder Künstler aus Schwerte gibt es nur wenige. Phillip Boa beispielsweise hat früher in Schwerte gelebt, zog aber später um nach Dortmund. Seitdem galt Phillip Boa And The Voodooclub als ursprünglich Dortmunder Band. Black Milk kommen ebenfalls aus Schwerte, sind aber vor knapp einem Jahr nach Dortmund gezogen. Ach ja, kennt noch jemand Ape, Beck und Brinkmann?
Egal, die Szene ist vielseitig und kommt allmählich auße Puschen.

Kann es sein, dass euer Bandfoto auf der Burg Altena entstanden ist ? Wenn ja, ist der Auftritt beim Burgrock schon gesichert?
Mimo: Nein, das Bild haben wir bei den Ruinen der Hohen Syburg in Dortmund machen lassen.
Der Auftritt ist leider nicht gesichert, da kein Bandmitglied aus dem Märkischen Kreis (MK) kommt, und dies ist nun mal die Vorraussetzung für die Teilnahme von Newcomern.

Ihr schreibt im Info, dass eine Zusammenarbeit mit einem Label, Verlag geplant ist. Könnt ihr schon mehr verraten und wie sind die Kontakte entstanden?
Marc: Zur Zeit hat sich leider noch nichts ergeben, was uns zufrieden stellen würde. Die Kontakte entstehen meist über Einzelpersonen. Über den postalischen Weg Kontakte zu knüpfen, ist für die meisten Bands aufgrund massenhafter Anfragen sehr schwierig. Wir versuchen zumindest weiterhin, für uns professionellere Arbeitsbedingungen zu schaffen.

Was sind eure Pläne für die Zukunft?
Mimo: Natürlich wollen wir unseren Bekanntheitsgrad steigern und unter professionelleren Umständen arbeiten können (Label, Bookingagenturen, o.ä.) und auch weiterhin auf Festivals wie dem Kindred-Nightowls zu spielen. Mein persönlicher favourite ist das WGT !!!

Wie seht ihr selbst eure Entwicklung vom Beginn über die erste CD bis zum heutigen Tag?
Mimo: Also, ich denke, dass wir uns stetig in einer Entwicklung befinden, sei es durch neue Bandmitglieder oder einfach nur durch neue Ideen. Ich meine, man hört die Unterschiede zwischen der ersten CD und der letzten. Der Gesang hat sich verbessert, das Songwriting hat sich verändert und ist meiner Meinung nach besser geworden. Alles steht im Wandel...
Marc: Auch wenn wir weiterhin experimentierfreudig sind, was wir auch früher schon waren, so sind unsere Stücke vom Songwriting und Arrengement her wesentlich straighter geworden. Unsere Melodien fressen sich ins Gehirn. Technisch haben wir uns natürlich auch verbessert, was ja nur logisch ist, wenn man seit Jahren regelmäßig probt.

Songwriting, Texte, Arrangements, wie wird die Arbeit innerhalb der Band verteilt?
Mimo: Bei uns hat jeder Mitspracherecht. Hat einer eine Idee, so fügt ein anderer seine dazu und schon entstehen Stücke. Manchmal werden die Texte und die einzelnen Teile gemeinsam erarbeitet, manchmal stammen die Ideen auch nur von Einzelpersonen. Aber zum Schluss bringt sich jeder wieder ein und es entsteht wieder ein komplettes Gerüst, in dem jeder seinen individuellen Stil einbringt.

Sowohl das sakrale Zwischenspiel in "turn the wheel..." sowie die Stimmenbandleistung in "Licht" deuten darauf hin, dass Henning ein großes Potential besitzt. Gab es schon Abwerbungsversuche?
Mimo: Nein!
Marc: Natürlich, aber Henning weiß nichts davon.

Insgesamt sind beide Gesangsleistungen auf sehr hohem Niveau. Talent oder harte Arbeit oder einfach nur der Spaß an der Musik?
Mimo: Nun, im Vordergrund steht wohl der Spaß an der Musik. Dazu eine Prise Talent und schon entsteht das, was man hört. Die harte Arbeit (und damit die Übung) kommt natürlich durch das häufige Proben dazu.

Wie kamt ihr auf die Idee "like a prayer" von Madonna zu covern ? Musstet ihr Tantiemen zahlen? Hat sich Madonna schon als Gastsängerin angemeldet?
Mimo: Zu der Idee kam es, als Stepping Stone (ohne Mimo, Tobi, und Kerstin) Rosenmontags besoffen in der Kneipe saßen und das Lied gehört haben. Ein Bier zuviel und die Idee war da.
Marc: Henning meinte, das könnten wir doch besser... haha. Letztlich fanden wir die Idee, einen bekannten Popsong aus den 80ern zu covern und ihn in unser persönliches Musikkostüm zu stecken, sehr spannend. Wir warten immer noch darauf, dass Madonna uns endlich verklagt.

Darf man auf den Konzerten mit weiteren überraschenden Covern rechnen?
Mimo: Im Moment gibt es nur die eine Coverversion, da wir uns mehr auf eigene Songs konzentrieren, aber neue sind natürlich geplant :-)
Marc: Demnächst werden wir uns an verschiedene Titel heranwagen. Mal schauen, zu welchen Ergebnissen wir kommen werden.