Evolution
Mephistopheles (Black/Death/Thrash Metal)

Auf ihrem neuen Werk "Death Unveiled" vereinen die Deutschen Metaller Mephistopheles wieder viele Metal Genre zu ihrerm eigenständigen Sound. Aus den melodischen Black Metal Zügen der Anfangstage haben sie sich nun auf Album Nummer 4 so weit entwickelt, dass aus Black, Death und Thrash Metal Elementen ein abwechslungsreiches und sehr interessantes Metal Werk entstanden ist. Sänger Eike gewährte mir weitere Einblicke in das Denken und Sein der Band. http://mephistopheles666.com (eller)


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Das neue Album klingt für mich homogener als das letzte. Habt ihr euch mit Produzent Jörg Uken noch besser eingespielt? Oder seid ihr einfach nur besser geworden? :-)
Haha, vielen Dank für das Kompliment erst mal. Sicherlich sind wir mittlerweile mit Jörg besser eingespielt, wir haben ja schon einige Monate unseres Lebens dort verbracht. Der Hauptgrund ist aber, denke ich, im Songwriting zu suchen. Wir haben damals knappe zwei Jahre an der "Modern Instinct’s Purity" geschrieben, "Death Unveiled" entstand in etwa 10 Monaten. Unser Ziel dabei war es, ein wenig eingängiger zu werden. Die Scheibe beinhaltet längst nicht mehr so viele unterschiedliche Riffs wie die "Modern...", die Songstrukturen sind ein wenig lockerer geworden, wenn auch immer noch sehr komplex. Es bedarf wohl immer noch mehrerer Durchläufe um die Songs im Kopf zu behalten, aber da ganze Album wirkt in sich geschlossener. Sicherlich kann man das als Fortschritt bezeichnen, was das Songwriting angeht.

Was glaubst du, wo ist das neue Album im Vergleich zu "Modern Instinct's Purity" besser geworden?
Einerseits ist die Produktion dieses Mal besser gelungen finde ich, obwohl es mal wieder einige Schwierigkeiten mit dem Master gab. Die Drums klingen nicht mehr so extrem getriggert, das war eines der Dinge, die wir auf der aktuellen Scheibe ändern wollten. Die Songs sind insgesamt ausgereifter und vielschichtiger, sie beinhalten eine unglaubliche Vielfalt an Emotionen. Daher sind die Extreme auf dem Album auch stärker. Es gibt Parts, die noch schneller und aggressiver als die "Modern..." sind, dafür aber auch Momente, in denen Melancholie und Trauer aber auch Hoffnung vorherrschen. Diese Vielfalt macht das Album abwechslungsreicher, es ist nicht mehr so stark von Hass durchzogen, sondern zeigt viele Alternativen auf. Wir haben auch musikalisch mit dem Kapitel Last Episode abgeschlossen, während des Songwritings wussten wir, dass sich unsere Situation zum Besseren ändert. Ich denke, das hört man sehr deutlich auf dem Album, die Bereitschaft für einen neuen Abschnitt macht das Album sehr lebendig.

Ihr habt mit Remedy Records ein neues Label. Wie seid ihr auf Remedy gekommen oder umgekehrt?
Das hat bereits vor der "Modern..." begonnen. Remedy haben damals schon ihr Interesse bekundet, wir waren aber noch an Last Episode gebunden. Im Studio zu der "Modern..." wäre es auch fast schon zum Bruch gekommen, da die erste Rate fürs Studio extrem verspätet eintraf und bis heute auch die Einzige geblieben ist. Wir haben Karsten damals schon gesagt, dass er nicht damit rechnen muss die "Modern..." jemals in die Finger zu bekommen, wenn er sich nicht an die Regeln hält. Daraufhin traf die erste Rate ein und wir haben die CD Last Episode überlassen. Im Nachhinein hätte ich es gerne anders gemacht, wir mussten damals aber schnell eine Entscheidung treffen. Als sich dann nichts an der Situation geändert hat, haben wir uns bei Remedy gemeldet und nachgefragt, ob ihr Interesse noch bestünde. Bei einem gemütlichen Abend beim Griechen haben wir die ersten Vorstellungen von einer Zusammenarbeit ausgetauscht, alles Weitere hat sich dann ergeben. Allerdings mussten wir die Optionsfrist von Last Episode abwarten, um einen neuen Vertrag unterschreiben zu können. Aber es hat ja alles geklappt, und wir sind mit der bisherigen Zusammenarbeit mehr als zufrieden. Petra und Jörn sind immer da wenn wir etwas zu besprechen haben, wir können ehrlich, zu jeder Zeit und über alles mit ihnen reden. Das ist sehr wichtig für uns. Gegenseitiges Vertrauen ist unabdingbar für eine sinnvolle Zusammenarbeit, das war bei Last Episode nicht mehr gegeben. Wenn wir Mephistopheles früher als Familie bezeichnet haben, so sind Remedy auf dem Besten Wege ein Teil davon zu werden.

Beim letzten Interview hieß es, eure Texte behandeln die Evolution des menschlichen Bewusstseins und welche Rolle zunehmend stärkere Instinkte dabei spielen. Hat sich am groben Inhalt der Lyrics auf dem neuen Werk was verändert?
Ja und nein... Die Lyrics der "Death Unveiled" sind die konsequente Weiterentwicklung des Gedankens auf der "Modern..." Während die "Modern..." reinen Hass als Basis hatte, ist die "Death..." wie schon erwähnt von sehr viel mehr Emotionen durchzogen. Dies gilt sowohl in musikalischer als auch in lyrischer Hinsicht. Die Anspielungen sind dieses Mal allerdings konkreter. Wenn man sich mit "Death Unveiled" wirklich befasst, kann man meine Art zu denken vielleicht nachvollziehen. Es steht eine Art Story zwischen den Zeilen, die Texte sind dieses Mal nur Anregungen, um einen bestimmten Gedankengang zu verfolgen. Auf eine gewisse Weise erklären wir damit die Gründe für unsere Art zu handeln, für unsere Emotionen. Vieles davon kann man wie auf der "Modern..." meiner Antipathie gegen Menschen und Religionen zuschreiben. Wo die "Modern.." allerdings mit eiskalter Wut und blindem Hass "reagiert", weist die "Death..." Alternativen auf, gibt Anregungen zur Veränderung, zeigt neue Perspektiven. Die gesamte Aussage des Albums wird aber erst in der Verbindung von Text und Musik deutlich, auch das Artwork gehört zum Gesamtkunstwerk.
Als repräsentativen Satz möchte ich gerne den Abschluss des Albums nennen. Hier heißt es "Evolution is on my side", untermalt von einer traurigen aber auch hoffnungsvollen Melodie des Keyboards. Wenn man diesen Satz richtig deutet, kann man unsere Interpretation des Albums nachvollziehen, unsere Gründe und Absichten verstehen.

Glaubt ihr, dass ihr mit eurer Mischung mehrerer Metal-Genre mittlerweile DEN "Mephistopheles-Sound" gefunden habt? Gibt's schon Vorstellungen, wo Mephistopheles soundtechnisch mal hinkommen wollen/werden?
Wir haben sicherlich einen Rahmen gefunden, in dem wir uns bewegen können, um eigenständig zu klingen. Aber zu sagen "so muss es klingen und nicht anders" widerspricht unserer Natur. Mephistopheles stehen für die ständige Weiterentwicklung, den Zwang zur Veränderung. Wir haben gerade mit diesem Album das Gefühl, einen weiteren Schritt gehen zu müssen. Die bisherigen Möglichkeiten sind erschöpft, wir müssen wieder neue Grenzen durchbrechen. Dieses Gefühl hatten wir auch schon nach der "Songs...", die "Modern..." war ein Befreiungsschlag, wir mussten damals eine Menge Frust ablassen. Ich denke allerdings, diesmal steht uns ein noch größerer Schritt bevor. Wir können nicht sagen in welche Richtung wir uns bewegen werden. Songs entstehen spontan, wir verarbeiten unsere Gefühle in der Musik und schauen was passiert. Das ist die Basis unserer Zusammenarbeit, alles andere wäre für uns keine ehrliche Musik. Das ist wahrscheinlich die einzige Konstante, die wir niemals ändern werden. Unsere Musik ist ein Spiegelbild unserer Seelen, wenn wir das ändern verraten wir uns selbst.

Wie seht ihr die mp3-Tauschproblematik mit der die Musikindustrie kämpft für eure Band?
Ich lade mir ja auch selber Songs runter, haha... Allerdings nur um eine Band anzuchecken. Wenn es mir gefällt, kaufe ich mir das Album auch. Auf diese Weise spare ich mir einen Gang in den Laden, muss da nicht mehr in die Scheiben reinhören. Mir ist klar, dass viele das wahrscheinlich anders handhaben, aber was soll man tun? Wir versuchen mit Digi-Packs und Bonusmaterial oder einem überzeugenden Artwork die Leute zum Kaufen anzuregen. Unser Kunstwerk besteht nicht nur aus der Musik, es spielt alles zusammen. Es ist ein Unterschied, ob man nur die Songs auf dem Rechner oder meinetwegen auch gebrannt besitzt, oder das komplette originale Album. Erst mit dem Album gewinnt man einen wirklichen Eindruck von der Band. Außerdem muss den Menschen auch klar sein, dass wenn die CD-Verkäufe zurückgehen, viele Bands aufgeben müssen, weil sie die Kosten für die Herstellung ihrer Werke nicht mehr finanzieren können.

Als Bonus-Song hat "Death Unveiled" ein Coverstück von Unanimated. Eure Lieblingsband?
Keiner von uns hat eine echte Lieblingsband, wir sind ja keiner Teenies mehr, haha.... Wir haben ursprünglich nach einem Song gesucht, den wir live als Abwechslung spielen können. Die Wahl viel dabei auf Unanimated, weil es auf seine Art ein Klassiker ist. Und live kommt der Song immer hammermäßig an. Wir haben in früheren Zeiten alle diese Musik gehört, es ist ein Teil unserer Vergangenheit. Und als Remedy uns um einen Bonussong für das Digi-Pack baten, fiel die Wahl natürlich nicht schwer.

Wie sehen eure Live-Pläne für 2003 aus?
Wir haben einige Gigs zugesagt, unter anderem das Kaltenbach Open-Air in Österreich. Es sind einige größere Bands da, unter anderem Enthroned, Belphegor und Mörk Gryning. Einige der Jungs kennen wir ja bereits, wir freuen uns also auf eine gewaltige Party, hehe. In Hamburg ist auch wieder was geplant, wenn alles klappt auch hier mit Belphegor. Remedy haben uns auf eine gemeinsame Tour mit Dark Age angesprochen, da ist aber noch nichts konkret. Wäre auf jeden Fall ein Heidenspaß, wir verstehen uns echt gut mit den Jungs, dementsprechend begeistert waren alle von der Idee. Alles weitere wird sich ergeben, für Angebote sind wir jederzeit offen. Wenn also jemand noch coole Gigs am Start hat, immer bei uns melden!



Discographie:
Landscape Symphonies (1997)
Songs Of The Desolate Ones (1999)
Modern Instinct's Purity (2001)
Death Unveiled (2003)