Verteidiger der Eigenständigkeit
Human Fortress (Melodic/Power/Folk Metal)

Mit "Defenders of the crown" ist den Hannoveranern Human Fortress ein gutes und vor allem eigenständiges zweites Album gelungen. Das Besondere an der Musik von Human Fortress ist das Zusammentreffen von Mittelalter/Folk Einflüssen und ihrem melodischen Power Metal, was sie von anderen straighten Power Metal Kapellen abhebt. Hörbeispiele zum aktuellen Album gibt's auf www.human-fortress.com Die Fragen beantworteten Gitarrist Torsten Wolf (TW) und/oder der Rest der Band (HF). (eller)


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(Foto © thomas meineckat)

Seid ihr von euch überrascht, dass ihr mit euren 2 Alben schon so gute Kritiken einheimsen konntet und zudem in so frühem Stadium ein bekanntes Label erwischt habt?
TW: Vielen Dank erst einmal dafür, daß Ihr Human Fortress mit diesem Interview unterstützt. Nach den Aufnahmen bei Tommy Newton hatten wir alle ein gutes Gefühl, dass mit dem Album eigentlich etwas im Markt passieren müsste. Aber als Musiker steckt man so tief in seiner eigenen Musik, dass man selbst nicht mehr objektiv sein Material bewerten kann. Meiner Meinung nach haben wir uns gegenüber unserem Debutalbum deutlich gesteigert und das war unser Ziel für das neue Album. Wir haben sämtliche progressive Elemente eliminiert und uns auf das Schreiben kompakter Songs mit supereingängigen Melodien konzentriert. Über die guten Reviews seitens der Presse freuen wir uns natürlich. Wichtiger sind uns jedoch die Meinungen unserer Fans, denn die kaufen unsere Alben ja schließlich. Wir haben auf unserer Homepage ein Forum eingerichtet, damit wir jederzeit engen Kontakt halten können. Das ist uns sehr wichtig. Nach der Trennung von LMP hatte unser Management trotz der wirtschaftlichen Ungewissheit nach dem 11. September viele Angebote von Recordlabels erhalten. Massacre machte uns das beste Angebot und hat daher den Zuschlag bekommen.

Gab es neben anerkennendem Lob auch neidische Kommentare von irgendwelchen Seiten?
TW: Offiziell ist mir nichts zu Ohren gekommen. Aber es gibt hier in der Hannoverszene schon ein paar Mucker, die uns unseren Auftritt auf dem Wacken Open Air nicht gegönnt haben. Teilweise kommt man sich schon vor wie in einem Kindergarten, wenn diese Typen uns hinterher im Forum vom WOA als schlechteste Band voten.

Euer Albumtitel erinnerte mich sofort an das alte AMIGA Kultspiel "Defender of the crown". Habt ihr bei der Namensgebung nur einfach einen Track von eurem Album übernommen oder steckt mehr dahinter?
HF: Die Idee zu dem Titel stammt von unserem Sänger Jioti, der regelmäßig am Computer spielt und ich möchte daher nicht ganz ausschließen, dass ihn das beeinflusst hat.

Handelt es sich eigentlich um ein Konzeptalbum oder stehen die Songs auch für sich?
HF: Nein, "Defenders" ist kein Konzeptalbum. Es gibt aber schon ein Konzept dahingehend, dass Jioti stets über mittelalterliche Themen singt. Er liebt diese Rollenspiele einfach.


(Fotos © thomas meineckat)

Der auffälligste Song ist wohl "Border raid in lions march", weil er mit einer tanzbaren Melodie und einem epischen Mittelteil daherkommt. Wovon handelt der Track?
HF: Der deutsche Titel lautet "Grenzüberfall im Löwenmarsch" und ist wieder ein typischer mittelalterlicher Kriegssong geworden. Der Song gehört zu meinen absoluten Favoriten. Der Chorus ging mir nach mehrmaligem Hören einfach nicht mehr aus dem Kopf. Dieser Song ist sicher auch ein Grund dafür, warum Tommy Newton unser Musik als Epic Melodic Battle-Metal bezeichnet hat.

Ihr verarbeitet Folk/Mittelalter Einflüsse in eurer Musik wie im eben genannten Song. Gibt's schon Überlegungen diesen Anteil zu verstärken? Ich hätte nichts dagegen...
HF: Ja, wir arbeiten bereits an neuen Songs und unser Ziel ist es, uns noch weiter von diesen vielen Powermetalbands abzugrenzen und origineller zu klingen. Zur Zeit haben wir verschiedene hörbare Einflüsse in unserer Musik und jeder Song erinnert einen an die eine oder andere Band, ohne dass man uns insgesamt in eine Schublade stecken kann. Die Folk/Mittelalter Einflüsse wollen wir in Zukunft noch forcieren. Außerdem werden wir den Schwerpunkt auf Midtemposongs legen, da diese Stücke live beim Publikum einfach besser angekommen sind. Bei 170 beats schnellen Powermetalsongs kann man ja nicht wirklich mittanzen oder? Wir wünschen uns auf dem neuen Album auch einen moderneren Sound. Wir experimentieren mit tiefergestimmten Gitarren, anderen Instrumenten und Rhythmen. Wir werden aber bestimmt nicht so einen großen Schritt machen, dass die Fans die Entwicklung nicht mehr nachvollziehen können. Wir wollen weiterhin kompakte Songs mit wunderschönen, verträumten Hooklines schreiben. Jioti wird sein Gesangsspektrum auf dem nächsten Album sicher noch vergrößern, damit die Songs noch unterschiedlicher klingen. Wie gesagt, das sind unsere Pläne. Natürlich weiß ich jetzt noch nicht, auf welche Ideen ich in den nächsten Monaten kommen werde. Wir haben uns aber fest vorgenommen, "Defenders" noch einmal klar zu übertreffen.

Im Song "Schattentor" ist mir aufgefallen, dass der Titel eigentlich deutsch klingt, der Song aber auf englisch ist. Wie hängt das zusammen?
HF: Der deutsche Titel ist eher ein Zufall. Bei unserer Songwritingsession haben wir den Song gespielt und Jioti hat dazu gesungen, obwohl er noch keinen Text dafür hatte. Dabei ist ihm das Wort "Schattentor" irgendwie herausgerutscht. Keine Ahnung wie er darauf gekommen ist! Die Idee hat allen Beteiligten so gut gefallen, dass wir den Titel einfach behalten haben.

Was sagt ihr als Noch-Newcomer zu der Problematik des mp3-Saugens im Internet? Hattet ihr bereits positive oder negative Erfahrungen damit?
HF: "Defenders" war bereits zwei Wochen vor Veröffentlichung im Internet erhältlich und das ist eine riesige Sauerei. Demnach können ja nur Journalisten dafür verantwortlich sein, denn nur sie bekommen vorab Promos zugeschickt. Wir haben auf unserer Homepage bereits angekündigt, dass es kein weiteres Human Fortress Album geben wird, wenn sich ein Großteil der Leute das Album wieder aus dem Netz stehlen. Man muss das einfach einmal so deutlich sagen. Die Band verdient nichts daran und wir benötigen die Einnahmen, damit wir davon die Produktionskosten für die nächste CD bezahlen können. Wir möchten unseren Fans Qualität bieten und die kostet nun einmal Geld.

Was habt ihr in nächster Zukunft geplant? Konzerte, neue Songs?
HF: Wir warten natürlich erst einmal ab, wie gut sich das neue Album verkauft. Bei guten Zahlen wird uns Massacre sicher auf Tour schicken. Unser Management ist ebenfalls am Ball und mit unserer neuen Bookingagentur im Rücken wollen wir unsere Livepräsenz unbedingt verstärken. In der Zwischenzeit konzentrieren wir uns auf das Komponieren neuer Songs.

Danke für das Interview.
Danke Eller, das Interview hat mir Spaß gemacht und liebe Grüße an Eure Leser.