10 Jahre Adorned Brood
Adroned Brood (Viking/Folk Metal)

Erst dieses Jahr auf Adroned Brood aufmerksam geworden, hatten mich ihre Songs sofort fasziniert. Der Höhepunkt war dann sicherlich die 10 Jahresfeier von Adorned Brood in Düsseldorf (siehe Konzertbericht), wo auch die Idee zu diesem Interview (mit Gitarrist Benny) entstand. www.adorned-brood.de (holger)


Wann und wie kam es zu Deinem Einstieg bei Adorned Brood?
Ich kannte die einzelnen Band Mitglieder schon lange vor meinem Einstieg und habe ursprünglich mit Andreas und Tim ´96 angefangen Musik zu machen. Da ich alleine durch unsere Freundschaft um AB´s Entwicklung und Anforderungen wusste, zögerte ich nicht lange als ich das Angebot für diesen Job bekam.

Warum hat euer alter Gitarrist damals die Band verlassen? Hat man nicht eine gewisse Bindung an die Band wenn man gerade so einen Meilenstein wie "Asgard" veröffentlicht hat? Ist es nicht ziemlich verantwortungslos, wenn man einfach so die Band verlässt, oder gab es Streit?
Sicherlich hat man eine gewisse Verantwortung, wenn man ernsthaft in einer Band Musik macht, vor allem in einer Phase des Erfolgs. Doch wenn es Probleme gibt, ob musikalischer oder menschlicher Natur, wäre es verkehrt nur aus Verantwortung oder der entstandenen Bindung der Band noch bei zu pflichten. So gibt es zu viel Streitpotential und die Entwicklung der Band wird gehemmt.

Verlässt euer jetziger Sologitarrist aus dem gleichen Grund die Band?
Dieser Schritt wurde von Andreas aus verschiedenen Gründen gemacht, wobei es keinen Sinn hat, diese im einzelnen zu analysieren. Es stellte sich bei ihm eine Unzufriedenheit ein, die zu dieser bedauerlichen Konsequenz führte.

Wer schreibt seit dem hauptsächlich die Songs bzw. wie ist bei euch die Vorgehensweise beim Songwriting, speziell die Verbindung oder der Zusammenschluss von Gitarre und Flöte?
Die Vorgehensweise des Songwritings wird sich mit dem Ausscheiden von Andreas ändern, was natürlich auch ein Stück weit von seinem Nachfolger abhängt. Generell hat jedes Mitglied die Chance bzw. Möglichkeit, seine Ideen anzubringen. Adorned Brood ist in dieser Hinsicht recht demokratisch, jedoch muss man sich auch manchen Vorschlägen und Entscheidungen beugen können, wenn man nichts Überzeugendes gegen zuhalten hat.

Gibt es für euch spezifische Inspirationsquellen zum Musikmachen oder spielt ihr einfach nur ein paar Riffs vor euch hin und was euch gefällt verwendet ihr dann?
Es gilt für jeden, sich bereits Zuhause Gedanken und Ideen für neue Songs zu sammeln. Für diesen Prozess hat natürlich jeder individuell seine eigenen Methoden und Vorzüge der Inspirationssuche. Dabei spielt meist die gegenwärtige Stimmung und Atmosphäre eine tragende Rolle, die es gilt herzustellen. Es kann unter Umständen auch sehr fruchtbar sein, gemeinsam einfach Mal etwas zu spielen, also zu improvisieren. Voraussetzung hierbei ist es jedoch, dass in diesem Moment alle auf einer Linie liegen.

Habt ihr schon mal einen Coffeshop in den Niederlanden besucht? Und wie steht ihr im allgemeinen zu dem grünem Zeug aus unserem Nachbarland?
Interessant, dass du diese Frage nach der obigen stellst, Inspirationsquelle usw. Ich kann diesen Gedanken auf jeden Fall schon Mal im Keim ersticken, falls du diesen hattest. Eine weitere Stellungnahme zu unserer allgemeinen Auffassung sprengt jedoch den Rahmen, da zu viele Aspekte beachtet werden müssten, um überzeugend zu argumentieren. Dies würde eine Exkursion von persönlichen, politischen über soziologischen und moralischen Ansichtsweisen bedeuten, was wir uns und euch ersparen möchten.

Würdest du es bestreiten, wenn jemand sagen würde, dass Adorned Brood Viking Metal spielen und wie würdet ihr selber eure Musik beschreiben bzw. definieren?
Der Mensch braucht anscheinend das klassische Schubladendenken, um sich orientieren zu können. Man kann sich nicht vor dem Vergleich und kategorischen Zuordnungen schützen. Es gibt sicherlich Elemente in unserer Musik, die an den "Stil" des Viking oder auch Mittelalter Metal erinnern, doch genauso gibt es auch Blues Elemente. Ich will damit sagen, dass ich unsere Musik zu facettenreich schätze, als dass ich Adorned Brood mit einem so nichts aussagenden Etikett versehen wollte. Es ist halt Adorned Brood!

Leider habe ich erst kurz vor dem Dong Open Air etwas von euch in die Finger bekommen, hattet ihr zu wenig Promotion oder hatten eure (auch damaligen) Plattenfirmen euch schlecht supported?
Ich denke, dass unsere derzeitigen Vertragspartner ihre Möglichkeiten relativ gut genutzt und auch einiges bewirkt haben, was von vergangenen Label usw. eher mangelhaft war. Letztendlich jedoch erreicht eine Band in diesem Genre am meisten Leute durch ihre Live Präsenz, die bei Adorned Brood zeitweise nicht kontinuierlich durchgezogen wurde. Um in den Magazinen regelmäßig vertreten zu sein, verlangt es schon einen Major Deal und eine sehr ereignisreiche Bandbiographie. Mittlerweile zeichnet sich ab, dass Metalbands neben den Szene-üblichen konventionellen Medien auch die der "breiten Masse" erreichen können, z.B. Videoclips auf zeitgenössischen Musiksendern. Diese Entwicklung macht aus dem Metal und dessen Subkulturen immer mehr kommerziellen Stoff. Dies kann bis zu einem gewissen Punkt positiv gewertet werden, denn auf diese Weise werden viele potentielle Hörer erreicht und das Interesse für andere Bands der Szene könnte geweckt werden. Vor solchen Möglichkeiten würden wir uns auch nicht sträuben, wobei auf anderen Sektoren auch noch so einiges zu tun ist...

Was waren eure ersten Alben, die bei euch im Regal standen und was für ein Album hast du/habt ihr euch als letztes besorgt?
Der Musikgeschmack der Band ist sehr breit gefächert und reicht durch sämtliche Epochen und Stile. Ich persönlich erinnere mich, schon sehr früh Queen entdeckt zu haben, welche heute noch einen Ehrenplatz in meinem Regal haben, jedoch erinnere ich mich nicht an meine aller erste Errungenschaft, es war auf jeden Fall eine Rock - Metal - Einsteigerdroge.
Momentan verfolge ich die Neuveröffentlichungen nicht mehr so intensiv, denn ich habe für mich schon lange keinen Meilenstein mehr finden können. Aus diesem Grund greife ich immer mehr auf Klassiker und alte Silberlinge zurück, welche auch nicht nur aus Hart Metal bestehen.

Könnt ihr sagen, dass die skandinavische (Black) Metal Szene je einen Einfluss auf euch hatte (sei es musikalisch oder gedanklich). Oder hat es euch überhaupt nicht interessiert?
In Anbetracht dessen, dass die skandinavische Metal Szene ziemlich umfangreich ist und so viel gute Bands besitzt, ist es fast unmöglich sich nicht in irgendeiner Weise musikalisch beeinflussen zu lassen oder zumindest sich damit beschäftigt zu haben.

Ich denke und habe beobachtet, dass eure Fans, obwohl es euch schon länger gibt, eine Mischung zwischen jüngeren Black Metal Fans sind und Leute die mehr aus dem Subway Umfeld kommen. Habt ihr in eurer Anfangs Zeit viele Gigs gespielt? Und was habt ihr feststellen können bzw. was hat sich im Laufe der Jahre bei den Fans geändert?
Im großen und Ganzen kann man sagen, dass Adorned Brood treue und ehrliche Fans hat, was wir sehr zu schätzen wissen. Das Alter und Aussehen in ihren Reihen ändert sich wahrscheinlich bzw. wird durch die sich ebenfalls ändernden musikalischen Einflüsse ergänzt. Das Publikum entwickelt sich mit und zieht sich das raus, was ihm gefällt. Es gibt die, die nur die ersten Scheiben mögen, entweder springen sie ab, wenn es etwas weicher bzw. "kommerzieller" wird, was schade ist, jedoch gibt es wieder andere, die in diesem Moment aufspringen.

Ihr habt dieses Jahr ersatzweise im Vorprogramm von Subway to Sally spielen dürfen, ist sicher eine ziemlich große Herausforderung für euch gewesen. Wie hat das Publikum auf euch reagiert bezüglich des Kreischgesanges?
Da Adorned Brood bereits mehrmals im Vorprogramm von STS gespielt hat, kennen uns wahrscheinlich auch schon einige ihrer Fans. Jedoch waren die Reaktionen der Fans bei unseren letzten gemeinsamen Gig in der Live Musik Hall überwältigend, allein schon weil die Leute gar nicht wussten, dass wir spielen würden. Es gab sicherlich auch diejenigen, denen wir zu hart waren, speziell auch wegen dem Kreischgesang, doch waren bei der Mehrheit positive Resonanzen zu verzeichnen.
Der Gig war jedoch keine größere Herausforderung als andere, da es immer gilt alles zu geben. Es war eher ein ungewisses Konzert, da die Organisation sehr kurzfristig war, um nicht zu sagen innerhalb von 4-5 Stunden, da haben wir erfahren, dass wir spielen sollen. Das Publikum war nicht vorbereitet und wir ebenso wenig, auch wenn es gelungen ist, alle unter einen Hut zu bekommen. Also war die Logistik, die hinter dieser Nacht und Nebel Aktion stand eher die Herausforderung.

Was würdet ihr Dieter Bohlen sagen wollen wenn ihr die Möglichkeit dazu hättet oder er euch zufällig über den Weg läuft?
Nichts, denn nicht jeder hat so ein Mitteilungsbedürfnis wie er!

Okay vielen Dank für das Interview und ich hoffe ich kann euch irgendwann mal zu einem Glas Met einladen.
Wir bedanken uns!