Aus 'ner Menge Metal gemacht
Undertow
(Misch Metal)

Mit einem vielseitigen neuen Album warten Undertow bei "Unit E" auf. Was so hinter der Band, dem Albumtiel und der Musik an sich steckt, erfahrt ihr nun im folgenden Interview mit Thomas "UnderTOM" Jentsch. (eller)

Könntest du euch und eure Bandgeschichte einmal ganz kurz vorstellen?
Also, Undertow gibt es seit ca. 1993. Da waren wir anfangs noch zu viert (zweiter Gitarrist) und hatten 'nen anderen Drummer als heute. Die Besetzung hat sich noch vor dem ersten Auftritt 1994 auf drei Leute "gesundgeschrumpft". Nach dem letzten Album "Harm On E" haben wir uns von unserem alten Drummer getrennt und mit Oliver "Kuddel" Rieger recht bald einen idealen Nachfolger gefunden. Joachim "Joschi" Baschin singt und spielt Gitarre und ich bediene den Bass. Es ging seit den Anfangstagen immer in kleinen Schritten voran, erstes eigenes Demotape, erste selbstproduzierte CD, erster Plattenvertrag, Gigs quer durch Deutschland auch mehr und mehr in größeren Clubs, mehrere Touren (u.a. mit Crowbar, Pist On) und nun der neue Deal mit Silverdustrecords und der bevorstehende Release am 10.6. mit 'nem kompetenten Vertrieb (SPV).

Ihr schreitet mit eurer Musik eine große Bandbreite verschiedener Musikstile ab. Konntet ihr euch nicht einigen oder wie kommt es dazu?
Nicht einigen ist gut... Nee quatsch, ganz im Gegenteil. Die Bandbreite ist ganz natürlich entstanden, wir haben eben verschiedene Stimmungen usw. Ich glaube auch, dass das Album jetzt nicht zerissen oder unentschlossen wirkt, wir haben eben ein breites Spektrum, da ist viel möglich und das kommt schliesslich auch der Abwechslung zu gute!

Gibt's so'ne Art Oberbegriff, den ihr für euren Musikstil nutzt (oder hat die Presse vielleicht schon nette Sachen dafür erfunden)?
Das alte Leid... der geneigte Hörer muss über Werbung oder in Reviews Anhaltspunkte bekommen, wo wir genretechnisch anzusiedeln sind, damit er in betracht zieht, sein Geld für 'ne CD auszugeben. In der vorigen Frage klang das ja schon an, wir sind leider/gott sei dank nicht so eindeutig zuzuordnen. Das einzige was wirklich total passt ist Metal, ohne irgendwelche Zusätze. Wir haben u.a. Elemente aus Thrash-, Doom-, Alternative-, New- und Hardcore-Metal. Auf irgendnem Plattenfirmeninfo stand vor kurzem New Hardcore-Metal oder so ähnlich, das ist nicht schlecht und deckt ein paar Bereiche ab, verschweigt aber die melodische Komponente, die eingängigen Riffs usw.

Wie seid ihr mit eurer neuen Scheibe zufrieden?
Gee, das ist immer schwierig. Ich bin bisher erstaunt, dass noch kaum negative Aspekte in den Reviews angesprochen wurden. Wenn man selbst monatelang an dem Material arbeitet, aufnimmt, mischt und mastert, dann geht irgendwann (bei mir spätestens nach zwei Tagen Drumspuren hören!) die Objektivität flöten... deswegen finde ich es auch sehr interessant, dass jetzt mehr und mehr Reviews reinflattern und man die Meinung von Aussenstehenden zum Werk bekommt. Wir sind froh, dass das Album jetzt endlich veröffentlicht wird, denn mit den Aufnahmen waren wir schon vor über einem Jahr fertig, unser Produzent hat es aber mit dem Mischen und Mastern nicht auf die Reihe bekommen! Mit etwas Abstand sind wir auf jeden Fall sehr glücklich, ich finde das Artwork sehr gelungen und auch die Plattenfirma hängt sich richtig mit der Promo rein - sieht alles sehr vielversprechend aus! Mal sehen, was die grossen Mags wie Rock Hard, Hammer usw. davon halten...

Ist der Albumtitel "Unit E" nur eine Spielerei mit dem Wort "unite" oder steckt da noch mehr dahinter?
Spielerei keinesfalls, da steckt schon Absicht dahinter... Da hats viele Interpretationsebenen... Einerseits das von Dir angesprochenen unite, dann hört sichs beim Sprechen an wie unity und wenn man es so sieht, wies geschrieben wird, dann entsteht die Bedeutung Einheit E. Das ganze ist ein Running Gag, bei unserem letzten Album war es harmony, harm one und harm on E, also Leid auf E. Wir werden nach Auftritten oft gefragt, wie wir denn unsere Instrumente stimmen, als wir dann sagten, dass wir auf E spielen, haben sich die Leute immer gewundert, dass es trotzdem so druckvoll und wuchtig rüberkommt, denn die meisten Bands stimmen ordentlich runter, um von anfang an mehr Wucht zu haben (Sepulturas Roots ist z.B. mit auf A runtergestimmten Gitarren eingespielt).

Am besten auf der Scheibe gefällt mir bis jetzt der Song "Slope". Mag auch daran liegen, dass ich die neue Scheibe von End Of Green sehr geil finde und deren Michael Huburn bei diesem langsamen Stück mitgewirkt hat. Kennt ihr ihn schon länger oder wie kam es zur Zusammenarbeit bei diesem Song?
End of Green kenne ich schon seit Ewigkeiten, ein guter Kumpel von mir hat mal den Bass bei denen bedient und so bin ich auch stolzer Besitzer des Original Demos der Herren. Über die Jahre haben wir 'ne richtige Freundschaft zu ihnen aufgebaut und da Huber zur Zeit unserer Aufnahmen auch im Studio gearbeitet hat, war es naheliegend, was auszuprobieren. Hat ja dann auch prima geklappt, mal sehen, ob er sich dann bei der gemeinsamen Tour im Herbst auch jeweils mit ans Mikro stellen wird...

Gleiche Frage gilt auch für "Gone", wo Kirk Windstein von Crowbar auf eurer Feature-Liste steht.
Das mit Kirk war schon etwas schwieriger. Wir kennen uns seit Jahren, ich hab ihn zum ersten Mal in Nürnberg auf der gemeinsamen Tour mit Boltthrower gefragt, ob er sich vorstellen könnte auf unserer CD ein paar Zeilen zu singen. Er hat damals sofort zugesagt - ich war entsprechend baff. Wir waren zu der Zeit gerade bei den Aufnahmen zu "Harm on E" und wir verabredeten uns in Stuttgart, wo sie ein paar Tage später spielen sollten. Unser Studio war ganz in der Nähe, ich sollte ihn nachmittags vor dem Club in Stuttgart abholen, ins Studio karren und später wieder zum Auftritt fahren. Das dumme war nur, dass er auf dem Weg von der Schweiz nach Stuttgart nachts sternhagelvoll aus der Koje gefallen ist und ein Monster-Veilchen und entsprechende Laune hatte... Nix wars mit Studiobesuch, Arztbesuch war angesagt. Auf unserer gemeinsamen Tour hats dann geklappt; ein Freund hat sein digitales Achtspurgerät zum Gig nach Nürnberg gebracht und wir haben im Keller, gleich neben Duschen und Toiletten aufgenommen!

Von was handeln die Texte auf "Unit E"?
Joschi und ich teilen uns die Textschreiberei. Soweit ich weiss, drehen sich seine um persönliche Erlebnisse, Gefühle und Sachen, die ihn einfach beschäftigen. Das ist bei mir nicht anders, gelegentlich gefällt mir ein Film oder Buch so gut, dass ich daraus Inspirationen für 'nen Text ziehe (auf dem neuen Album z.B. Neo (M)Orph, beschäftigt sich mit dem Film Matrix). Allgemein lässt sich sagen, dass wir nix mit Fantasy, Warriorn und Schwertern am Hut haben, die Texte sind recht down to earth...

Unvollständige Songnamen regen immer zur Nachfrage an. Was bedeutet der Titel von Track 2, "A.F.A.I.K."?
Unvollständig stimmt ja nu nicht so recht; nicht sofort durchsichtig, vielschichtig ist das, was wir bezweckt haben. Wir arbeiten bei vielen Titeln mit mehreren Bedeutungen oder Interpretationsmöglichkeiten (siehe Albumtitel), eben Sachen, die sich einem nicht sofort erschliessen. A.F.A.I.K. ist ein Begriff aus dem Internet- E-Mail-Bereich, hier werden bei der Kommunikation oft wiederkehrende Begriffe abgekürzt, z.B. A.S.A.P.= as soon as possible oder W.Y.S.I.W.Y.G.= what you see is what you get... A.F.A.I.K. bedeutet as far as I know. Der Text dreht sich um die Arroganz der Menschheit, die den momentanen Wissens- und Forschungsstand oft als DIE Lösung und Wahrheit bezeichnet und alles andere von sich weist. Z.B. war die Erde ja mal 'ne Scheibe und das Zentrum des Universums...

Auch nicht definierbare Coverbilder bedürfen einer Frage: Was soll uns dieses Bild sagen/zeigen/verdeutlichen?
Wir wollten ursprünglich das Bild vom Innencover mit unseren drei ineinander verschränkten Händen als Cover verwenden, hätte auch gut mit dem Albumtitel harmoniert. Irgendwann bin ich dann auf das Coverbild gestossen und war sofort fasziniert, eben weil man auch nicht sofort erkennt, um was es sich handelt - schliesslich sieht man ja nicht jeden Tag den Kern einer nuklearen Fusionsanlage (Fusion, vereinigen, unite...). Auch ohne das Wissen, was es ist, symbolisiert es ganz gut unsere Musik: kompakt, wuchtig und trotzdem vielschichtig und aus 'ner Menge Metal gemacht!

Wo wird man euch demnächst live sehen können?
Also der nächste Gig ist die Releaseparty mit unseren Labelmates von Ektomorf. Wir spielen ständig Gigs an den Wochenenden, da tut sich immer einiges also am besten auf www.undertow.de oder www.silverdust.de checken wo was ansteht. Wir freuen uns natürlich schon sehr aufs Summer Breeze im August und auch auf die gemeinsame Tour mit End of Green Ende Oktober/Anfang November.

Ich danke für eure Zeit. Viel Erfolg noch!
Wir danken, coole Fragen, viel Erfolg noch für das Amboss-Mag!! Take care!