Herzensangelegenheiten
Stolzes Herz
(Theatralic Wave)

Das Projekt aus dem Westerwald existiert seit 1997. Startschuß war sozusagen die Vertonung eines Computerspiels. Dieses Abenteur Rollenspiel wurde nie veröffentlicht. Stattdessen entstand aus diesem Auftrag zur Komposition der Hintergrundmusik die Band "Stolzes Herz", die mittlerweile vier Alben in Eigenregie veröffentlichte. War der Beginn von elektronischen Klängen und englischen Texten bestimmt hat man im Verlauf der Zeit ein Gefühl für klassische Arrangements und die deutsche Sprache entwickelt. Verantwortlich für Texte und Komposition sowie Kopf der "Band" ist Oliver Schramm, der bereits mit 5 Jahren den Weg zur Musik fand. Höhepunkt des bisherigen Schaffens ist das Konzeptalbum "Narren und Engel", eine traurige Geschichte ohne Happy end, welche sowohl in Wort als auch im Ton eine tiefe Melancholie inne wohnen hat. Der gefühlvolle, warme Gesangs Olivers fügt sich perfekt in die getragen bis verträumten Arrangements. Musik für Geist und Seele, welche die schnellliebige Zeit zu einem Hort der Ruhe gedeihen läßt. Die Theatralik des Gothics, die Dunkelheit des Waves und ein Gespür für Endzeitromantik vereinen sich bei "Stolzes Herz" zu einem Gesamtkunstwerk. www.stolzes-herz.de (andreas)


Erzähl uns kurz den Werdegang von "Stolzes Herz".
Also, das ist gar nicht so leicht, weil es eigentlich keinen genaün Anfang gibt. Wie gesagt, ich hatte mal ein Angebot, für ein Computerspiel die Hintergrundmusik zu kompinieren. Dieses wurde aber nie produziert, also hab ich damals angefangen zu den Instrumentalen Stücken Texte zu schreiben. Das ist eigentlich so in meinen Augen, die Geburtsstunde für Stolzes Herz. Das muss so 1997 gewesen sein. Damals hatte ich noch keine Ahnung, was mal draus werden würde, und es war mir damals auch egal. Ich hab schon immer gerne Musik gemacht, immer nur zu dem Zweck, dabei Spass zu haben, und meine Gefühle irgendwie heraus zu lassen. Irgendwann hab ich dann mal versucht die geschriebenen Texte selbst zu singen, das waren dann die ersten Stücke, die ich auch meinem damaligen Bekanntenkreis vorführte, die wiederum gaben mir sehr viel Mut weiter- zumachen. Tja, so fing alles an. Jetzt, fünf Jahre danach, blicken wir auf fünf Alben zurück, die wir immer im totalen Idealismus selbst verfassten und im Eigenvertrieb verkauften. Un dabei sind wir auch geblieben. Wir haben einige schwere Zeiten hinter uns gebracht, und vieles umgesetzt, was wir uns nicht zu träumen gewagt hätten, von daher sind wir schon "Stolz", auf das, was wir geschafft haben.

Der Auftrag für die Hintergrundmusik eines Computerspiels steht also als Beginn von "Stolzes Herz", bist du heute noch enttäuscht, daß es nie veröffentlicht wurde?
Eigentlich nicht. Damals schon, aber heute finde ich die Sachen von damals nicht mehr so toll, von daher bin ich ganz froh, dass diese Lieder nie wirklich ein grösseres Publikum erreicht haben. Ich schätze, das Schicksal hat hier schon alles richtig gemacht.

Stand die Single von Lacrimosa Pate bei der Namensgebung und was hat dieser für eine Bedeutung, auch mit dem Hintergrund, daß das Wort "stolz" immer ein wenig negativ klingt?
Nein, die Single von Lacrimosa hat nichts damit zu tun. Ich glaube, sie kam im selben Jahr auf den Markt, aber hat keinen wirklichen Zusammenhang. Ich bin bis heute kein richtiger Lacrimosa Fan geworden, wenn ich auch hin und wieder mal ein Lied von Lacrimosa höre und sich die Musikrichtung schon stark ähnelt, hab' ich nie eine CD von Lacrimosa gekauft. Fragt mich nicht warum. Ich hatte damals noch andere Sachen im Kopf, aber das Wort "Stolz" kam immer darin vor. Es war irgendwie ein Grundgedanke. Dass das "Herz" noch mitdazukam, hängt damit zusammen, das ich immer Sachen machen wollte, die aus dem Herz kommen. Wenn das auch kitschig klingt. Ich bin eigentlich recht froh über diese Wortwahl, denn sie verkörpert eigentlich zwei Dinge, die mir sehr wichtig sind. Ich denke, das Wort Stolz ist nicht negativ. Stolz zu sein, auf sich oder auf etwas, dass man erreicht hat, ist in meinen Augen nichts negatives, sondern eigentlich eine recht positive Eigenschaft. Dass man dabei trotzdem nicht aufhört, auf sein Herz zu hören, ist doch die beste Medizin zum Leben oder? Mir jedenfalls hat das immer geholfen.

Wie siehst du persönlich die Entwicklung vom Debüt bis hin zur aktuellen Veröffentlichung?
Oh, da hat sich sehr viel getan. Nicht nur musikalisch. Auch vom eigentlichen Schwerpunkt hat sich sehr viel Verändert. Die "Forgotten Songs", die damals am Anfang stand, sprich das erste vollständige Album, war nicht nur recht "unprofesionell", sondern auch ein reiner Wildwuchs von Emotionen. "Narren und Engel" dagegen ist die eigentliche Umsetzung dessen, was mir immer vorschwebte. Eine komplette Geschichte, die trotzallem auch die Möglichkeit offen lässt, die Lieder einzeln zu hören. Ausserdem ist uns die Live Umsetzung sehr gut gelungen. Ich denke, Musik muss wachsen, und sie muss sich mit einem Menschen ändern. Das ist hier ganz klar sichtbar finde ich. Wir haben uns weiterentwickelt, und wir werden auch auf dem heutigen Stand nicht stehenbleben.

"Narren und Engel" beherbergt eine Geschichte. Wie entstand die Idee und wie schwer war die musikalische Umsetzung?
Narren und Engel zeichnet die Geschichte einer verlorenen Liebe, und Narren und Engel hat kein Happy End. Warum die Geschichte so entstand wie sie ist, zeigt das Leben selbst. Leider muss man eben im Leben auch oft mal eine Niederlage hinnehmen, etwas verlieren um zu verstehen. Am Ende steht die Gewissheit. Am Ende hat man was draus gelernt. Das soll auch die Geschichte ausdrücken. Alles, wenn auch noch so schlimm und schmerzhaft, hat irgendwo einen Sinn, und man kann daraus lernen. Wir versuchen eine Botschaft mitzugeben, mit jedem Lied, mit jedem Album. Narren und Engel bringt das eigentlich ganz gut rüber denke ich. Die Umsetzung gestaltete sich allerdings sehr schwer, weil wir, wie schon gesagt auch versuchen wollten, dass die Lieder auch alleine noch stehen konnten. Wir haben also angefangen zuerst die Geschichte zu schreiben, und die Musik und die Texte aussen herumgebaut. Das war nicht immer einfach, aber es ist ganz gut gelungen, glaub' ich.

Insgesamt ist es eine sehr traurige Geschichte, geprägt vom Selbstzweifel des Narren. Gab es keine Chance für ein gutes Ende?
Nein. Auch im Leben bleibt oftmals keine Luft für ein Happy End, oder eine zweite Chance. So traurig das auch ist, aber ich schreibe nunmal keine Liebesromane, sondern versuche meine Gefühle und Gedanken in Texte und Musik zu verpacken, es gibt immer ein Morgen, aber nicht in dieser Geschichte. Ein nächstes mal wird es für den Narren und den Engel nicht geben, er hat seinen Weg gewählt, und umkehren kann er nicht.

Sind wir in der Realität nicht alle Suchende nach dem Engel? Wie siehst du den Bezug zum realen Leben?
Tja, wie gesagt, wenn diese Geschichte auch sehr stark abstrakt zu sein schein, hat doch sehr vieles einen realen Hintergrund. Und eben das UNHAPPY End zeichnet für mich die grösste Parallele zum realen Leben. Wir suchen alle unsern Engel, aber wieviele von uns haben ihn schon gehen lassen, weil ihr Ihn vielleicht nicht erkannt haben?

Könntest du wählen, in welche der beiden Rollen würdest du schlüpfen?
In keine. Ich wäre gerne die dritte Person, die dunkle Verführung ;-)

Das Album ist ein wahrlich monumentales Werk, man beachte nur das 28 (!) seitige Booklet. Gab es nicht Leute, die euch von dem Projekt abgeraten haben?
Nein, nicht wirklich. Im Gegenteil. Nicola, die das Booklet entworfen hat (und das besonders toll geworden ist!) hat mich eigentlich erst übereden müssen, das ganze auf 28 Seiten zu expandieren, denn eigentlich wollte ich das Booklet auf 14 Seiten begrenzen. So ists besser, und ich bin froh, das Sie mich überedet hat. Das Booklet gehört einfach zu dem Werk als ganzes dazu. Und eben auch in diesem Umfang. Wir haben bereits über die Hälfe der Gesamtauflage in den ersten zwei Monaten nach erscheinen der CD verkauft, von daher auch die Kosten wieder drin. Ich würds auch immer wieder tun!

Im düster-melancholischen Bereich mit deutschen Texten zu arbeiten ist immer gewagt, besteht die Angst den typischen Klischees Nahrung zu geben?
Und wenn schon. Wer uns in irgendein Klischee drückt soll das gerne tun. Ich mag diese Schubladengeschichte nicht, aber ich werde auch keine andere Musik machen, damit man uns nicht in irgendein Klischee drängt. Stolzes Herz ist frei, und darauf bin ich stolz. Wir haben keinen der uns vorschreibt was und wann wir es zu machen haben. Und solange uns unsere Musik spass macht, werden wir auch weiter Futter für die Klischeepresser sein. Ich mag die deutsche Sprache und ich mag dunkle Musik, also warum sollten wir das ändern? Ausserdem, wagen kann nur jemand etwas der etwas zu verlieren hat. Wir Leben nicht von der Musik, von daher setzen wir nichts aufs Spiel, und müssen uns auch nicht dem Trott der Musikindustrie unterwerfen.

Gibt es im literarischen Bereich Autoren, welche dich bei der Schreibweise deiner Texte beeinflußt haben?
Nein, leider nicht. Ich habe nicht viel Zeit zum lesen, leider.

Du hast am Anfang entschlossen, deine Musik im Alleingang zu komponieren und umzusetzen. Gab es negative Erfahrungen in herkömmlichen "Bands" und warum besteht jetzt doch so etwas wie ein Bandgefüge?
Also, ich mache die Musik und Texte zwar immer noch alleine, aber ich könnte mir auch nicht vorstellen, ohne die jetzige zusammensetzung zu arbeiten. Die Band ist einfach so gut wie sie ist, Bianca wird noch etwas in die nächsten Stücke eingebunden, aber im Grunde sind es einfach tolle und leibe Menschen. Ich habe früher, bevor ich anfing diese Art Musik zu machen, in mehreren "herkömmlichen" Bands gespielt, ohne das jetzt abwerten zu wollen. Ich bin aber auch leider immer wieder auf die negativen Seiten der Unzuverlässigkeit aufgelaufen, daher die jetzige Konstelation.

Eür Gesamtkonzept gleicht einem Theaterstück, daher wird auch sehr viel Zeit in die Live Performance gesteckt. Wie finanziert ihr das Ganze?
Ich möchte nicht darüber reden, wieviel das ganze Kostet. Es kostet, und ich finanzier' das ganze erstmal privat. Aber im Grunde verkauft sich Stolzes Herz auch nicht schlecht, und da wir nichts an ein Label abgeben müssen, tragen sich zumindest die Kosten für die CDs von selbst. Meisstens spielen wir meisst ohne Gage, aber Idealismus war nunmal nie der Grund zu Reichtum....

Wo, wie und wann kann man euch Live bewundern?
Das ist schwer zu sagen. Viele Clubs haben nicht dem Mut, eine Band wie Stolzes Herz zu angagieren, aber wir werden wohl dieses Jahr noch selbst etwas aufziehen, so als kleine 5 jährige Geburtstagsfeier. Aber ansonsten kann ich nur empfehlen hin und wieder auf unserer Homepage vorbeizusurfen....

Eure Ziele und Wünsche für die Zukunft?
Dass die Welt nicht den Mut verliert, wir einfach weiter Spass an der Musik haben, und wir noch vielen Leuten Träume geben können. Die Zeit zu träumen wird immer geringer, darum sollte sie uns umso kostbarer sein!

Danke!!!!


bisherige CDs
the forgotten songs
zurück zu mir
neues Leben
Live 2001
Narren und Engel


Besetzung
Oliver Schramm (Komposition, Arrangement,Texte, Gesang)
Cindy Vogel (Performance, Bühnenkonzept)
Nicola Baumann (Performance,Konzept, Artwork)
Daniel Demartis (Performance, Bühnenkonzept)
Bianca Lamp (Gesang)