Der Tod als Spielmann
Saltatio Mortis
(MA Rock)

Nach dem man einige Zeit als Spielleute über Mittelalter-Märkte und Straßenfeste zog, gibt es diese siebenköpfige Formation mit ihrem aktuellen Album "zweites Gesicht" jetzt auch in der plugged Version. Neben altertümlichen Instrumenten wie Schalmei oder Dudelsack hat auch das Keyboard und die E-Gitarre Einzug in die Musik der Totentänzer gehalten. Treibende Beats und harte Rock Klänge paaren sich nun mit den Melodien des Mittelalters und werden mit teilweise bombastischen Arrangements in die Gehörgänge transportiert. Deutsche Texte liefern sich ein Duell zwischen 16. Jahrhundert und Neuzeit. Falk und Lasterbalk ließen uns ein bisschen hinter die Kulissen von Saltatio Mortis blicken. Info: www.saltatiomortis.com (andreas)

Die Besetzung:
-> Alea der Bescheidene (Gesang, Sackpfeifen, Schalmeien)
-> Dominor der Filigrane (Sackpfeifen, Schalmeien, Pommern, Binjou, Programming)
-> Die Fackel (Sackpfeifen, Schalmeien, Mandola, Harfe, Keyboards)
-> Falk Irmenfried von Hasen-Mümmelstein (Sackpfeifen, Schalmeien, indisches Wui, Conferenzen)
-> Ungemach der Missgestimmte (Sackpfeifen, Schalmeien, Percussion, Gitarre)
-> Lasterbalk der Lästerliche (Davul, Trommeln, Percussion, Pauken, Programming)
-> Thoron Trommelfeuer (Darabuka, Trommeln, Percussion)

Review lesen

Eigentlich seid ihr auf den Bühnen des Mittelalters zu Hause. Während ihr hier Akustisch und ohne Gesang präsent seid, gebt ihr mittlerweile auch rockige Club Konzerte. Wo fühlt ihr euch zu Hause?
Wir lieben beides, es gibt bei beiden Arten Musik zu machen Vorteile, die es wunderbar machen dazwischen hin und her zu wechseln. Zu Haus fühlen wir uns auf Bühnen und da ist es ziemlich egal, ob da Kabel liegen oder Fackeln scheinen.

Mit eurer aktuellen CD versucht ihr auf dem hartumkämpften Mittelalter Rock Sektor Fuß zu fassen, was gab den Ausschlag, auch mal in die Elektro Kiste zu greifen?
Wir wollten eigentlich schon immer unseren modernen Aspekt mit unserem mittelalterlichen vermischen. Wir denken übrigens nicht, dass der Mittelalter Rock Sektor hart umkämpft ist. Es gibt eine sehr überschaubarer Zahl an Bands, die diese Musik machen und mit denen, die wir persönlich kennen, sind wir auch befreundet. Irgendwie haben doch alle diese Bands auf die gleiche Weise begonnen, nämlich ganz unten, allein diese Erfahrung verbindet einen. Die meisten Leute scheinen das wohl nicht zu sehen und wollen dieser Szene immer einen nicht vorhandenen Konkurrenzkampf andichten, den es einfach nicht gibt. Wer gut ist, dem gehört die Gunst des Publikums, das ist eine der ersten Lektionen, die man auf den Märkten draußen lernt.

Die Dudelsäcke haben Schottland zum einzigen Sieg über England verholfen. Wie wichtig ist dieses Instrument bei euch?
Die Dudelsäcke sind zusammen mit den Schalmeien immer die Seele unserer Musik. Der Klang der Instrumente hat einen Zauber, dem man sich nicht entziehen kann und jeder von uns ist ihm verfallen.

In einigen Reviews werdet ihr lediglich als Mittelmaß bezeichnet, wie sehr schmerzen diese Reviews?
Für uns ist die Pressefreiheit ein hohes Gut und damit gehören halt auch solche Meinungen zum Spektrum und das ist doch auch völlig in Ordnung so. Welche Band hat denn nur Freunde bei den Kritikern? Was uns schmerzt sind Besprechungen, die Unwahrheiten verbreiten, da wünschen wir uns Richtigstellungen. Ansonsten freuen wir uns über jede Besprechung und sind schon mächtig gespannt wie kommende Platten angenommen werden ...

Die alte Musik fordert auch eine Auseinandersetzung mit dem Mittelalter. Wäre dies ein Zeitalter, in dem ihr gerne gelebt hättet?
Mit Nichten, wir sind uns alle, wahrscheinlich weil wir uns viel mit dem Mittelalter auseinandersetzen, völlig einig, dass wir genau heute leben wollen. Mit all den Vor- und Nachteilen der heutigen Zeit. Wir lieben nämlich solche Dinge wie Penicillin, Zentralheizung und Menschenrechte.

Euer Album heißt "zweites Gesicht", würdet ihr gerne diese hellseherischen Fähigkeiten besitzen?
Der Titel spielt tatsächlich darauf an. Ein mittelalterlicher Spielmann hätte sich doch wohl alle zehn Finger geleckt, wenn er die Gabe gehabt hätte in die Zukunft zu sehen, bei den modernen musikalischen Möglichkeiten. Er hätte Gitarren, Synthisizer und Drumsets gesehen und bestimmt alles einmal ausprobieren wollen. Und natürlich haben wir den Titel gewählt, weil die CD auch unsere andere Seite zeigt.

Ihr seid sieben Leute, bei Mittelaltermärkten wird es wohl kaum zu Problemen kommen, doch wie sieht es im Studio aus?
Es ist eng und kuschelig und wir suchen uns natürlich nur Studios aus, die für uns alle Platz haben.

Neben alten Texten schreibt ihr auch selber. Wie sehr müssen die Texte an die altertümlichen Verhältnisse angepasst werden, ohne auf einen aktuellen Bezug zu verzichten?
Wir nehmen alte Muster und belegen sie mit modernem Sinn. Der Bezug zu unserer Zeit ist das wichtigste daran. Es ist uns ein Anliegen, dass unsere Texte vielschichtig sind und aus verschiedenen Perspektiven heraus Wirkung entfalten.

Könnt ihr insgesamt etwas zu den Texten erzählen, woher kommt die Inspiration und bei wem bedient ihr euch?
Alle unsere Texte spiegeln uns selbst auf die ein oder andere Weise wieder. Meist haben die Inhalte einen sehr persönlichen Charakter und spiegeln uns auf die ein oder andere Weise wieder. Unsere Inspiration ist das Leben an sich.

Ihr habt mit Napalm Records ein fast reines Metal Label, hättet ihr euch ein anderes gewünscht und wie läuft die Zusammenarbeit?
Wir könnten uns kein besseres Label wünschen, dadurch dass wir bei Napalm so etwas wie Exotenstatus haben, haben wir auch alle Freiheiten, die wir uns wünschen können. Die Zusammenarbeit ist sehr professionell, wir haben erheblich größere Label erlebt, die weit unter dem Standard von Napalm agieren. Max, der Labelchef ist uns durch sein Engagement und seinen Einsatz unglaublich ans Herz gewachsen und ein unverzichtbarer Partner geworden. Zudem ist Metal doch was feines und Eisenerz, die Heimat des Labels, ist die heimliche Partymetropole Österreichs.