Neue Horizonte
Mortus
(Melodic Death Metal)

Melodischer, melancholischer Death Metal mit finnischem Einschlag Tendenz Sentenced/Charon haben die Österreicher Mortus auf ihrem neuen Album "Exploring new horizons" anzubieten. Das Albumtitel und Bandentwicklung in etwa die gleiche Richtung gehen erklärt uns Bassist Jay in einem kleinen Interview. www.mortus.net (eller)

Viele Leser werden euch nicht kennen, kannst du die Band und ihr bisheriges Dasein in der Metalwelt kurz vorstellen?
Irgendwann im Jahre 1993 gründeten Inch und Sharp die Formation "Sadistic Hate". Ein Jahr später hatte sich die Ursprüngliche Besetzung so stark verändert, dass man sich entschloss, der Band einen neuen Namen zu geben: Mortus, mit Thomson - vocals / Jay - bass / Inch - guitar / Sharp - guitar und Crack - drums wurde geboren. 1995 steuerten wir 2 Songs für einen Sampler mit einem Querschnitt durch die Linzer Musik-Szene bei. Noch im selben Jahr unterschrieben wir einen Vertrag bei CCP- Records und veröffentlichten Anfang '96 unsere Mini -CD "Hopeless". Ein echter "Old School Death Metal" - Kracher. Zwei Jahre nach unserem Debüt erblickte 1997 unser erster Longplayer das Licht der Welt. "The Beat Of Greed" lag musikalisch gesehen noch sehr nah am Vorgänger, jedoch war alles viel ausgereifter und die Geschwindigkeit nicht mehr ganz so oft in höheren Gefilden anzutreffen. Ca. ein Jahr später hängte Sharp die Gitarre an den Nagel, um mehr Zeit für seine anderen Hobbys zu haben. Er blieb zwar weiterhin ein Bestandteil der Band, besonders wenn es um grafische Belange geht, ist er eine große Hilfe, aber wir benötigten dringend einen neuen Saitensadisten, der die Lücke füllte. Anfang '99 stieß Dominik zu uns und erwies sich als absoluter Glücksfall. Menschlich schwer in Ordnung überzeugte er durch sein hervorragendes Können. Er übernahm ab diesem Zeitpunkt alle Lead- und Sologitarren. Ursprünglich wollten wir zum Beginn des neuen Jahrtausends eine neue CD veröffentlichen, durch verschiedene Dinge persönlicher Natur verzögerte sich dieses Vorhaben leider ein wenig. Im Juli 2001 war es dann endlich soweit, wir gingen für 2 Wochen in das hauseigene Studio von CCP-Records und bannten "Exploring New Horizons" auf einen Tonträger. Leider hat kurz darauf Dominik seinen Ausstieg bekannt gegeben. Er wird uns zwar bei den kommenden Auftritten noch unterstützen, aber wir suchen schon wieder einen Ersatz für ihn. Er hat so viele Projekte am Laufen in denen er sich eher verwirklichen kann, und so musste er eine Entscheidung bezüglich seiner Schwerpunkte setzen.

Wie ist die Arbeit in eurer Band aufgeteilt ?
Inch und ich bringen die Riffs in den Proberaum, wobei der größte Anteil sicher von Inch kommt. Das Arrangement wird von allen mitgestaltet. Thomson und Crack beschäftigen sich intensiv mit dem Schlagzeug. Dominik kümmerte sich um die meisten Lead- und Sologitarren. Thomson und ich schreiben die Texte zu gleichen Teilen aufgeteilt. Aufgrund spezieller Vocal- Arrangements arbeiten wir aber oft zusammen an einem Text.

Wie waren bislang die Reaktionen auf euer neues Werk?
Durchwegs sehr positiv. Natürlich gibt es Leute, die mit unserer neuen CD nichts anfangen können, sie sogar schlecht finden, aber die meisten Kritiken von Musikzeitschriften, Internet-Magazinen oder Leuten in unserem Umfeld sind sehr gut und voll des Lobes.

Warum heisst euer neues Album "Exploring new horizons"? Ein Motto für euch?
Es hat etwas mit Weiterentwicklung und Neubeginn zu tun. Im Laufe eines Menschenlebens muss man viele neue Horizonte erforschen. Man kann an Ihnen reifen bzw. sie für einen Neubeginn benützen. Nach so langer Zeit kann man auch schlecht von einer Fortsetzung des Weges sprechen, den wir mit "Beat of Greed" eingeschlagen haben. In dieser Hinsicht steht "Exploring..." für einen Neubeginn. Allerdings ist der Vergleich mit unseren früheren Alben durchaus zulässig und hier kann man eindeutig eine Weiterentwicklung feststellen. Als wir uns unsere Gedanken zum neuen Album machten, wie es entstanden ist, der Inhalt der Texte usw. war es uns plötzlich klar. Der Titel konnte nur "Exploring New Horizons" lauten. Wenn es kein Zufall wäre, könnte man sogar von einem Konzeptalbum sprechen.

Worum geht es in euren Texten?
Die Texte behandeln meistens persönliche Erlebnisse. In ein paar Texten, die von mir verfasst wurden, versuche ich den Tod meiner Schwester zu verarbeiten, die am 13. September 1999 den Kampf gegen den Krebs verloren hat. Meine Schwester war neun Jahre älter als ich, und als mein Vater das Weite suchte, übernahm sie eine wichtige Rolle in meinem Leben. Ihr Tod war für mich sehr schwer zu verkraften. Bis dahin habe ich nicht gedacht, dass der Verlust eines geliebten Menschen physische Schmerzen verursachen kann, aber das war ein Irrtum. Die Musik und das Schreiben von Texten helfen mir sehr und sind für mich zu einer Art Therapie geworden. In diesem Zusammenhang offenbart sich auch meine ganz persönliche Interpretation des Albumtitels.

Stören euch Vergleiche mit finnischen Bands wie Sentenced oder Charon?
Uns stören diese Vergleiche keineswegs. Im großen und ganzen sind sie eher schmeichelhaft und wenn es manchen Menschen hilft, unsere Musik einzuordnen, sind sie sicher sehr nützlich. Allerdings kann ich in manchen Fällen diese Vergleiche überhaupt nicht nachvollziehen. Z.B.: Vor kurzem sagte der Bassist einer befreundeten Band über unser Album, es sei für Ihn das, was er sich von Paradise Lost nach "Icon" erwartet hätte. -> Absolut schmeichelhaft, aber für mich nicht nachvollziehbar.

Der Track "Valhalla" passt im ersten Moment nicht so ganz auf das Album, weil er eher Richtung Viking Metal tendiert. Wieso findet man ihn doch darauf?
Thomson und ich interessieren uns, unter anderem, sehr für die nordische Mythologie. In diesem Fall benützen wir dieses Thema aber um die Vergänglichkeit des Lebens, ein gemeinsames Ziel und die Wichtigkeit des Zusammenhalts zu behandeln. Dies ist wohl einer von jenen Songs, in denen einiges im "Auge des Betrachters" liegt. Entweder eine schöne Wikinger - Geschichte oder der Sinn des Lebens oder so was in der Art.

Wie finanziert ihr eure Musik? Wollt ihr mal von eurer Musik leben?
Wir üben alle bis auf Thomson einen ganz normalen Job aus. Thomson ist Student. Wir halten uns alle ziemlich gut über Wasser und ab und zu hat man soviel Kohle auf der Kante, um es in die Musik zu investieren. Auch mit Konzerten kann man einen Teil der notwendigen Mittel aufbringen.

Wie beurteilst du die österreichische Metalszene und wie siehst du eure Stellung darin?
Ich denke, dass es in Österreich sehr viele gute Bands gibt, die ein breites Spektrum an Musikstielen abdecken. Die Metal - Bands sind da keine Ausnahme. Allerdings bleibt meistens die Internationale Anerkennung aus. Warum das so ist, wäre eine Diskussion in dem ein oder anderem Chatroom wert. Unsere Stellung ist ich nicht wichtig. Ich denke, solche Einschätzungen können schnell überbewertet werden und zu Streitigkeiten führen. Wir verfolgen unsere Ziele und vergleichen uns nicht mit unseren Kollegen in der heimischen Szene. Der Zusammenhalt ist uns wichtig und in gewissem Sinne wäre ein Erfolg einer einzelnen Band ein Erfolg und eine Chance für alle.

Was habt ihr als nächstes vor?
Es wird in nächster Zeit einige Konzerte und Festivalauftritte von uns geben. Wir hatten mal den Ruf einer hervorragenden Live-Band. Diesen wollen wir wieder herstellen. Auch werden wir sehr viel im gesanglichen Bereich arbeiten und weiter ausbauen, um ein breiteres Spektrum an Gesangsstielen abdecken zu können. Bleibt zu sagen, dass wir bereits an neuen Songs arbeiten und bereits die Hälfte an Material für einen Nachfolger von "exploring.... beisammen haben. Die nächste CD soll ziemlich genau in einem Jahr in den Läden stehen.