Wunderbare Welt des Leids
Anubiz
(Doom/Gothic Metal)

Die im Sommer 99 gegründete Band erzählt Gechichten von der dunklen Seite der menschlichen Seelen. Das Ganze wird mit melancholisch bis aggressiver, sowie schwermütig sowie schwermütiger Musik untermalt. Ihre erste Demo CD "pretty in pain" litt zwar ein bißchen unter der nicht all zu perfekten Soundqualität überzeugte aber bereits durch die musikalische Qualität und das Gefühl für das inszenieren von Stimmungsbildern. Mit der aktuellen Veröffentlichung "Leid" hat man die kleinen Fehler des Debüts endgültig ausgemerzt. Ihre Melange aus Doom und Gothic Metal ist ein dunkles Erzeugnis voller atmosphärischer Klänge, welche dann und wann von exzessiven Gitarren durchbrochen werden. Der Wechselgesang von lieblicher Weiblichkeit und dunklen männlichen Vocals verstärkt zudem die Mischung aus Melancholie und Härte. Um ein wenig näher in die Musik von Anubiz einzudringen beantworteten mir Jörg (Git/Vocals) und Micha (Gitarre) ei nige Fragen.
Weitere Infos gibt es unter www.anubiz.de und ein Review der aktuellen Scheibe findet ihr zudem in unserem Archiv.

Vergleicht man eure ersten beiden CD's, fällt sofort die bessere Produktion ins Ohr, was habt ihr anders gemacht?
Jörg E.: Unterm Strich .. Alles. Naja, wir sind halt für "Leid" ins Studio gegangen und haben nicht wie bei der "Pretty in Pain" im Proberaum aufgenommen. Dazu kommt, dass wir in den 1 1/2 Jahren, die dazwischenliegen, musikalisch besser geworden sind. Wir haben die Sache einfach "professioneller" angegangen. Mehr Zeit, bessere Instrumente, kompetentere Menschen drumherum... etc ..
Micha: Ich denke unser Anspruch an uns selbst ist enorm gewachsen und von daher wollten wir eine qualitativ GUTE CD machen. Bei Pretty wollten wir die Songs so billig wie möglich aufnehmen und das Resultat hat man ja gehört.

Im Gegensatz zu vielen Anderen finde ich gerade den Demo Charakter (beschreibbar mit gruftig verwest) interessant. Muß denn heute alles perfekt clean sein? Was haltet ihr von den Äußerungen zu eurer ersten CD ?
Jörg E.: Naja, über die Qualität von Pretty in Pain brauchen wir nicht reden. Wir finden die CD schon ziemlich scheiße. Aber ist auch 1 1/2 Jahre her. Ich selber hab's dann schon lieber in guter Qualität. Aber wenn man auf einer schlechten DemoCD Potenzial heraushören kann, geht das schon in Ordnung. Die Äußerungen zu Pretty gehen schon so wie sie sind in Ordnung. Ok, als die CD neu war, waren wir über schlechte Kritik sauer. Aber heute mit Abstand betrachtet sehen wir das ja auch so ..
Micha: Wir wollen ehrliche und konstruktive Kritik, deswegen gehen die Reviews schon in Ordnung. Was ich aber recht krass fand war z.B. die Rev. Im Eternity. Da hieß unsere CD Pretty in Pink.... Naja, man sollte doch als Schreiberling zumindest den Titel richtig kennen - wenn nicht, läßt das schon tief blicken...
Jörg E.: Stimmt da war ja was. Was für ein TROTTEL.

Beide CD's sind in Eigenproduktionen erschienen, wie sieht es mit der Suche nach einem Label aus?
Jörg E.: Ehrlich gesagt, haben wir uns noch gar nicht umgesehen. Wir wollen erstmal sehen, dass wir unsere CD selber vertrieben bekommen. Ist zwar 'nen Arsch voll Arbeit, aber dafür labert dir keiner ins Konzept. Aber mal schauen was die Zukunft bringt. Vielleicht gehen wir bald mal auf Suche. Oder wir lassen uns finden. RRR. Wäre doch auch nicht schlecht ..

Eine weitere Suche begleitet euch, durch den Verlust von Sängerin Eva. Wie kam es zum Split und was sind die Gründe?
Jörg E.: Das war den Tritt in die Weichteile. Da hat man gerade die CD fertig und dann kommt sowas. Aber man hat sich ja in aller Freundschaft getrennt. Eva hatte halt einfach den Bezug zu unserer Musik verloren. Zu Metallastig. Dazu kam, dass ihr der Weg zur Probe zu weit und zu stressig war. Tia, und für uns hieß das dann: Sängerin gesucht und in der letzten Woche auch gefunden. Zum Glück. Wenn wir leer ausgegangen wären, hätten wir echt ein Problem gehabt. Aber so ... ANUBIZ jetzt wieder glücklich.

Eure erste CD hieß "Pretty in pain", die zweite "Leid". Wie muß man drauf sein, um derartige Dinge textlich zu verarbeiten?
Jörg E.: Ach eigentlich ganz normal. Sind wir ja auch. Naja, oder dann doch vielleicht etwas depressiver eingestellt. Klingt aber auch doof. Ich schreib' meine Texte meistens dann, wenn mich alles oder halt ein bestimmtes Thema so richtig ankotzt oder halt sehr bewegt und interessiert. Meine Texte leiten sich größtenteils aus wahren Begebenheiten ab. Ich meine, man muß nur mal offen durch diese Welt gehen, dann kommt der Rest von selber. Bei soviel Scheiße, die man täglich in den Nachrichten sieht gehen einem so schnell die Themen nicht aus.
Micha: Ich denke, um sich mit diesen Themen zu befassen (und nicht nur oberflächlich) kannst Du nicht nur negativ sein, denn jede Münze hat 2 Seiten. Ich schreibe, wenn mich etwas fasziniert, was viele nicht verstehen wollen, z.B. Persönlichkeitsspaltung hat mich interressiert und da musst Du schon ein wenig strange denken, aber das Gespräch mit "multiplen" hat meine Texte bestätigt. Und über grüne Wiesen im Sonnenschein zu schreiben hat nicht wirklich Tiefgang.

Ihr schreibt Texte über den Hass, glaubt ihr, daß der Mensch das einzige Lebewesen mit diesem Gefühl ist?
Jörg E.: Mmm, noch nicht wirklich darüber nachgedacht. Aber ich kann mir schon vorstellen, wenn du 'nem Affen die Banane klaust, ihm die Freundin ausspannst und ihm dann noch eine zimmerst, könnte es passieren dass der Jung etwas stinkig drauf ist. Was den Rest angeht, denke ich nicht. Hunde, Katzen, etc. sind einfach zu doof, um ein solch intensives Gefühl zu entwickeln. Ich denke, dass man für eine solche Emotion die Sachlage begreifen und verstehen muß.
Micha: Mmhhh... Wenn Tiere lieben können, dann können sie auch hassen. Und ich denke schon, dass diese Gefühle da sind - aber eher als eine Art Instinkt.

Wenn ich falsch liege, habe ich euer Cover Foto falsch interpretiert. Ich denke, es geht hier um Kindesmißbrauch. Natürlich kann es sich auch nur um den Schattenmann der Nacht handeln. Also eine kleine Erklärung zum Cover.
Jörg E.: Das hast du schon ganz richtig gesehen. Das Thema wird ja auch von zwei Songs auf der CD behandelt, und so lag es nahe, dies auch auch dem Cover zu thematisieren.
Micha: Jepp! Am Anfang war auch der CD Name "Spiel mit mir" im Gespräch und die Idee ist dann zu einem Bild, einer Aussage gewachsen.

Die ganze Zeit über Schmerz und Leid zu singen, fällt das nicht irgendwann schwer? Habt ihr vielleicht ein Liebeslied in der Hinterhand?
Jörg E.: Sogesehen haben wir auf Leid ein Liebeslied. Eigentlich sogar zwei. Der erste Song "Ein leerer Blick" erzählt von jemanden, der seinen geliebten Menschen verliert und einfach nicht begreifen kann, warum dieser gestorben ist. Bei "Elenor 1" ist dies ein ähnliches Thema. Allerdings ist die Geschichte von Elenor etwas rauher. Der zweite Teil von Elenor ist schon ziemlich splattermäßig geschrieben. Aber zurück zur Frage, ein Liebeslied mit positivem Ende (geht das überhaupt ?!?!!?) haben wir nicht auf der Hand. Ich glaub', das wäre auch nichts für uns.
Micha: So gesehen ist fast jeder Song ein Liebeslied. Nur dass diese Liebe abnormal, pervers oder einfach nur krank ist. Doch wenn ich mir heute die Nachrichten gebe, sehe ich, dass die krankesten Texte und Geschichten nur ein Schatten der Realität sind. Is schon traurig...
JörgE.: Was du so Liebe nennst !!??!

Könnte das aktuelle Album in einem Sonnen durchfluteten Raum in derartiger Morbidität entstehen?
Jörg E.: Nö, ich denke nicht. In unserem Proberaum haben wir außerdem gar kein Fenster. Da glimmt nur 'ne schwache 20Watt-Lampe. Sonne kommt da nicht rein.
Micha: Es könnte evtl.. Als Beispiel habe ich viele Texte in der Sonne am Meer oder auf einer Wiese geschrieben...Entweder Du hast das Verständnis oder nicht. Bringt ja auch nix, sich einen Smilie auf die Stirn zu nageln...
Jörg E.: Gute Texte kann man da schreiben. Die Musik könnte ich da allerdings nicht machen. Ich kann mich da noch an unsere Anfänge mit Anubiz erinnern. Wer kam den zum ersten Mal in den Proberaum und meinte:"Scheiße, ist das hell hier. Das geht so aber nicht."

Wie wichtig ist die Melange zwischen Text und Musik? Wie entsteht ein Song bei euch und wie wichtig ist der Text?
Jörg E.: Die ist sehr wichtig. Wenn der Text nicht auf die Musik passt, versaust du alles was du sagen willst. Umgekehrt natürlich auch. Wenn wir uns an neue Lieder setzen, überlegen wir eigentlich erst einmal, was wir machen wollen. Also ob wir 'nen ruhigen oder schnellen Song machen wollen. Oft ist es auch so, einer hat ein paar Noten auf der Hand und der Rest steigt mit ein. Wenn das dann paßt, gehts an die Textsuche. Was paßt auf die Musik, welches Thema sagt das aus. Naja, und dann geht's Stück für Stück weiter. Die Songs, die wir machen, sind eigentlich nie Solonummern. Die ganze Band nimmt sich der Sache an und bringt Ideen ein.

Gibt es vielleicht eine kleine Anekdote über den katastrophalsten Abend im Proberaum?
Jörg E.: Eigentlich fällt mir dazu jetzt nichts ein. Ich glaub', sowas gibts gar nicht. Oder wenns den gegeben hat, ist der mit viel Liebe zum Alkohol ins Nirvana geschossen worden. Auf der Bühne sieht das aber anders aus. Da gibts sowas. Passenderweise haben wir am Freitag den 13. gespielt und den Abend auch so auf den Plakaten angepriesen. Da ist uns in der Hälfte unseres Sets das Keyboard verreckt. Der liebe Herr Mohr hat sein Keyboard mit Bier gekühlt. Trottel ... Naja und das verträgt sich halt nicht. Wir haben dann noch 2 Songs ohne Keyboard improvisiert. Man war das 'ne Scheiße. Aber wenigstens hat das Keyboard überlebt.
Micha: Naja, mir ist mal bei einem Gig die Buchse meiner Klampfe "explodiert"... aber so kam ich wenigstens mal in den Genuß ANUBIZ live aus dem Zuschauerraum zu sehen. War schon geil!

Und hier eine Frage, wo ihr euch richtig auslassen könnt. Erzählt mehr zu euren Texten (Gibt es Favoriten, mögt ihr einen alten Song nicht mehr, warum?)
Jörg E.: Einer meiner Favoriten ist der Song "Ein leerer Blick". Vor allem auch deswegen, weil ich schon mehrere verschiedene Interpretationen gehört habe. Ist doch immer wieder interessant, was andere in den Texten lesen. Ein anderer favorisierter Song von mir ist "Die fremde Saat".
Auch gerade deswegen, weil wir den gerade am Umsetzen sind. Da bin ich dann auch mal gespannt, was ich da zu hören bekomme. Vor allem deswegen, weil man das eigentliche Thema garnicht herauslesen kann. Der Text geht auf eine wahre Begebenheit zurück. Aber die verrate ich noch nicht. Einen Song, den ich nicht mehr mag ist "Pretty in Pain". Zum Einen, weil der Song in Englisch geschrieben ist, außerdem gefällt mir das Lied im ganzen nicht mehr. Irgendwie langweilig geworden.
Micha: Ganz weit vorne liegt bei mir "Narben". Er rockt und der Text ist von jemandem, der es "erlebt" hat, geschrieben worden. Ebenfalls "Totenzimmer", ich finde, ich habe das da gut auf den Punkt gebracht und die schöne Musik und der harte Text sind schon eine gute Mischung.

Es scheint sowohl hinter "Pretty in pain", als auch "Leid" ein Konzept zu geben. Was stecken für Gefühle hinter den beiden Werken?
Jörg E.: Hinter "Pretty in Pain" steckt nicht wirklich ein Konzept. Da hatten wir 5 Songs und die wollten wir auf die CD packen. Bei "Leid" sah die Sache schon anders aus. Hier sind wir konsequenter an die Sache rangegangen. Hier haben wir ja auch gesagt, dass keine englischsprachigen Lieder mit auf die CD kommen. "Epidemic" haben wir ja auch deswegen ins Deutsche übersetzt, was sich im nachhinein als Vorteil erwiesen hat. Der Song kommt so viel besser rüber. Die Gefühle waren bei beiden CDs dieselben. Das Grundthema ist ja bei beiden CDs dasselbe. Halt Anubiz. Ich denke mal, das die nächste CD auch unter einem speziellerem Thema stehen könnte. Mal sehen. Ist ja noch etwas Zeit ..

Beschreib bitte deine Gefühle beim Schreiben von "Letzter Weg"?
Jörg E.: Oh man, das ist lang her. Mein letzter Weg war unser erster richtiger Song von Anubiz. Ich weiß aber noch, dass wir uns ein Thema für einen Text überlegt hatten und Micha und ich haben unabhängig jeweils einen Text geschrieben. Und als wir die dann verglichen haben, haben wir festgestellt, dass wir fast identische Texte geschrieben haben. Im Grunde ist das auch nicht der Beste Song, den wir haben. Also vom Sinn. Ich mein, da geht ein Typ mordend durch die Straßen. Immer getrieben von der Stimme im Kopf. Also eigentlich 'nen Splattersong. War halt der erste Song, der aber immer noch Spaß macht.

Es gibt eine Band mit fast gleichen Namen, gibt es Angst vor Verwechslungen?
Jörg E.: Angst haben wir nicht vor Verwechslungen. Außerdem sind Anubis korrekte Leute. Wir haben ja auch schon 2 Mal zusammen gespielt. Dazu kommt, dass Anubis auch eine etwas andere Musik machen. Ich würde mal sagen, dass Anubis etwas ruhiger und melodischer ist. Unsere Musik ist etwas härter und aggressiver. Naja, eigentlich ist das auch wurscht.
Micha: Ich habe letztens die neue CD von ANUBIS bekommen und ich mag die! Wie Jörg schon sagte: korrekte Leute und geile Musik - wir verstehen uns gut und halten Kontakt!

Vor allem die Texte sind durch ihre klare Schreibweise fesselnd, gibt es hier literarische Vorlieben?
Jörg E.: Also ich hab keine mir bekannten literarische Vorlieben. Ich lese selber auch kaum. Wenn ich Texte schreibe, sehe ich eigentlich immer zu, dass ich das eigentliche Thema, ich sag mal verstecke. Die, die meine Texte lesen, sollen sich ihr eigenes Bild machen können. Also den Text einmal so oder so interpretieren können.
Micha: Ich lese gerne Clive Barker oder hole mal den guten, alten Poe raus. Ich mag es, wenn etwas beschrieben wird, was eigentlich die Grenze sprengt, aber trotzdem ein klares Bild entsteht. Wenn Du das Buch GYRE kennst weißt Du was ich meine.

Da ihr, wie jeder andere Newcomer von uns Rezensenten, ohne es zu wollen, gerne mit berühmten Bands verglichen werdet. Welche Vergleiche sind euch am liebsten?
Jörg E.: Gar keine würde ich sagen. Aber wir werden sehr oft mit den alten Theatre of Tragedy verglichen. Ich selber sehe das zwar nicht unbedingt so, aber was soll man machen.

Gibt es eine Band, welche verantwortlich ist, daß ihr Musik macht ohne euch musikalisch zu beeinflussen?
Jörg E.: Bei mir eigentlich nicht.
Micha: Mit 6 Jahren bekam ich meine erste Kasstte von AC/DC, gefolgt von Kiss. Ich denke, da wurde der Grundstein gelegt, doch beinflusst hat mich keine Band direkt. Ich habe schon immer versucht meine Musik zu machen. Als ich anfing Gitarre zu lernen, habe ich nur das nötigste nachgespielt und sofort versucht, eigene Sachen zu machen. Schlag mich tot, ich kann kein einziges Lied nachspielen - mal abgesehen von der Rhytmusgitarre von Smoke on the Water......

Was sind eure Ziele für die Zukunft?
Jörg E.: Ich würde sagen, ROCKSTAR werden. Aber vielleicht auch nur zusehen, dass die CD gut läuft und einfach viel Live spielen und bekannter werden. So was halt.
Micha: Genau! Saufen, geile Groupies ohne Ende, einen Bandjet und endlich mal bei JEDEM Gig unser geliebtes "Früh Kölsch" im Backstage.....