Gothische Vertonung
Anubis
(Gothic/Wave)

Mit ihrem aktuellen Album "kassandra" hat die Hanauer Band ein wirklich wundervolles Werk des atmosphärischen Dark Rocks geschaffen. Eine wunderschöne weibliche Stimme schwebt durch die bombastischen Arrangements. Ein textlich monumentales Werk, welche von betörender Reinheit der Musik beeinflußt, eine Verbindung zwischen Griechischer Sage und moderner Gesellschaft liefert. Ergreifendund tief in die menschliche Gefühlswelt dringend thront der Gesang von Barbara Volpert. Das Ganze begleitet von tieftraurig er Musik. Jede Gitarrensaite scheint eine Träne zu vergießen und sich jemals von dem balladesken Keys zu einem Lächeln hinzureißen. Insgesamt ist es ein geniales Album, welches man auch als Rock Oper bezeichnen könnte. Und ein gewagter Vergleich kommt. Diese CD ist eine Mischung aus Pink Floyd, Lacrimosa und Silly. Aber egal, wer einmal "neue Herren" gehört hat und die eindrucksvolle Stimme hörte, dem ist jeder Vergleich egal. www.world-of-anubis.de (andreas)



Nicht all unsere Leser kennen euch, stellt euch doch kurz vor und erzählt euren Werdegang?
Wir heißen Anubis, kommen aus dem Rhein-Main-Gebiet und musizieren seit ca. 6 Jahren zusammen. Nach vielen Umbesetzungen und Experimenten nahmen wir 1998 unsere erste richtige CD "Dying of Utopia" auf. Im nächsten Jahr folgte dann das Konzeptalbum "Heroin(e)". Danach gaben wir erst mal eine Menge Konzerte. Während wir am neuen Album "Kassandra" arbeiteten, trafen wir einige richtungsweisende Entscheidungen für unsere Zukunft, allen voran die, in Zukunft unserer Sängerin Barbara alleine die Bühne zu übe rlassen und auf den männlichen Growl- Gesang unseres früheren Sängers Jan Bairlein zu verzichten. Überhaupt haben wir mit der neuen CD unsere Metal Vergangenheit größtenteils hinter uns gelassen, um endlich das zu machen was wir eigentlich wollen, Gothic-Rock. Als nächstes wollen wir wieder viel Live spielen, denn nur auf der Bühne fühlen wir uns wirklich wohl.

Wie kamt ihr auf die Idee eine griechische Sage als Konzept für euer aktuelles Album zu benutzen?
Unser Songwriter Matthias las eines schönen Nachmittags die Erzählung "Kassandra" von Christa Wolf. Das war für ihn ein Schlüsselerlebnis. In der nächsten Probe hatte er alle 10 Texte und fast alle Melodien dabei und so probten wir bereits die ersten Stücke, bevor wir überhaupt das Konzept erklärt bekamen. Später haben wir uns dann intensiv mit dem Stoff und der Interpretation von Matthias auseinandergesetzt, was vor allem für Barbara eine harte Aufgabe war. Sie versetzte sich tief in die Figur Kassandra und beschreibt die Aufnahmen der CD als tiefgehendes emotionales und schmerzliches Erlebnis. Während der Sessions fuhr sie außerdem ihr Auto zu Schrott und Mattias' Leberwerte verschlechterten sich so drastisch, dass er Urlaub nehmen musste.

Gibt es eurer Meinung nach einen zeitgenössigen Bezug der Geschichte?
Ja, sonst hätten wir diese CD nicht aufgenommen. Wir behandeln ja nicht die alte Sage um den Fall von Troja, sondern benutzen sie lediglich als Metapher für die Unausweichlichkeit des Krieges innerhalb der menschlichen Zivilisation. Der Krieg ist alle Zeit allgegenwärtig. Das ist die Grundaussage unserer Platte, er existiert auf allen Ebenen menschlichen Zusammenlebens, ob im Kopf, beim Sex oder bei der Massenvernichtung. Als Matthias Kassandra schrieb, lag eine offene Zeitung auf seinem Tisch. Da war von israelischen Vergeltungsmaßnahmen für palästinensischen Terror zu lesen, aber auch von vergewaltigten Frauen in Irland, die für eine Abtreibung härter b estraft würden als ihr Vergewaltiger. Aber auch in Deutschland wurde das Klima immer gewalttätiger. Kassandra ist für uns in erster Linie keine Sage oder Figur, Kassandra ist eine Lebenshaltung, die bedeutet die Augen zu öffnen und sich der Vernichtung um und in uns bewusst zu werden.

Ein Konzeptalbum wird hauptsächlich vom Text bestimmt, welchen Stellenwert hat die Vertonung?
Unsere Musik hat die Aufgabe den Text atmosphärisch zu unterstützen und zu interpretieren. Musik weist immer die Richtung, in die der Zuhörer den Text versteht. Wir legen Wert darauf aufregende und emotionale Musik zu machen. Musikalische Originalität ist uns ebenfalls wichtig. Es gibt genug Bands die alle immer gleich klingen. Unsere Musik ist dem Text nicht unbedingt untergeordnet, vielmehr sollen Musik und Lyrik zu einem untrennbaren Gesamteindruck verschmelzen.

Gerade in Aineias gibt es nicht nur durch den Wechsel zwischen männlichen und weiblichen Gesang Parallelen zum Musical. Hat euch dieses Genre bei der Vertonung beeinflußt?
Sicherlich gibt es einige Musicals die wir gerne hören, aber eine Parallele zu Anubis hatten wir nicht beabsichtigt. Viele Hörer haben uns darauf hingewiesen, dass Aineias 2 ein wenig in diese Richtung geht. Das werden wir auf jeden Fall in Zukunft verhindern müssen. Der Wechsel zwischen männlichem und weiblichem Gesang ist vielmehr eine Art Überbleibsel aus früheren Anubis-Tagen, wo gerade dies unser Stilmittel war. Sicherlich werden wir auch weiterhin damit arbeiten, nur müssen wir das dann etwas rauer produzieren, den eine Evita ist unsere Barbara nun wirklich nicht.

Nichts gegen die handwerklichen Fähigkeiten an den Instrumenten, bestimmendes Element ist der wunderschöne weibliche Gesang. Wie geht der Rest der Band damit um, daß Barbara im Mittelpunkt steht?
Wir machen ja nicht (!!!mehr!!!) Musik, um uns auf der Bühne feiern zu lassen. Im Mittelpunkt sollen weder Sänger noch Musiker stehen, sondern die Songs. Auch Barbara versteht sich lediglich als deren Vermittler. Man kann sich unsere Bühnenaufstellung etwa als die Schöne und die fünf Krähen vorstellen. Nein, wir haben uns ganz bewusst entschieden uns als Musiker etwas zurückzunehmen, das sieht man auch auf unserer CD.

Wo seht ihr eure Einflüsse?
Am meisten sind wir sicherlich von den großen politischen Konzeptalben von Roger Waters (Amused to death, The Wall, The final Cut) beeinflusst. Aber auch andere konzeptionelle Künstler wie Dawid Bowie oder Marylin Manson haben unseren Respekt. Natürlich lieben wir guten Gothic-Rock von zum Beispiel den Merry Thoughts oder aus der kalifornischen Death- Rock-Szene. Einen wichtigen Einfluss auf unseren Songwriter hat außerdem die DDR-Rockband Silly mit ihren auch heute noch wunderbar treffenden deutschen Songs.

Wenn man ein paar Jahre zurückblickt gab es kaum Gothic Bands, welche die deutsche Sprache benutzten. Warum habt ihr euch dafür entschieden in Deutsch zu singen?
Diese Entscheidung trafen wir bei Gesprächen mit unseren Zuhörern. Seit jeher waren uns unsere Aussagen und Konzepte mindestens genauso wichtig wie unsere Musik. Nur interessierte sich niemand dafür, oder es verstand keiner. Bei Kassandra war uns die Aussage schließlich so wichtig, dass Matthias nicht nur entschied alle Songs in Deutsch zu verfassen, sondern auch deutlicher Klartext zu sprechen. Aus diesem Grunde sind die Songs auf Kassandra sicherlich schwerer verdaulich als noch auf Heroin(e), aber eben auch viel treffender. Leider bedeutet das nicht, dass wir nicht mehr fehlinterpretiert werden.

Es gibt eine Band mit fast gleichen Namen und ähnlicher Musik, gibt es da nicht die Angst vor Verwechslungen?
Ja, mit Anubiz ist das eine lustige Sache. Unsere beiden Bands haben eine Anubis/z Connection gegründet, das bedeutet wir geben hin und wieder gemeinsame Konzerte, und da sich unsere Bandnahmen absolut gleich anhören ist es immer sehr spaßig wenn es heißt: "Hallo wir sind AnubiX die ersten heute Abend!" Aber in die Quere kommen wir uns musikalisch eigentlich nicht. Anubiz machen hervorragenden Gothic-Metal mit Growls und Soprangesang, während wir Gothic-Rock in den eher tieferen Stimmlagen machen. Ähnlicher als unsere Musik sind wohl eher unsere Partys...

Ihr habt letztes Jahr bei der Battle of the Bands Ausscheidung im Sonic Seducer den zweiten Platz belegt. Welche Bedeutung hat so eine Auszeichnung für euch?
Jury-Wettbewerbe bedeuten uns nach mehreren Jahren Musikmachen gar nichts mehr, da sie geradezu überhaupt nicht über Bandqualitäten aussagen. Der Battle of the Bands war etwas anderes, da die Leser, also die Szene die Bands gewählt hat. Und einen zweiten Platz mit solch einem deutlichen Vorsprung vor dem dritten hat uns sehr viel Mut gemacht. Es gibt ein Publikum für ernsten Gothic-Rock, wenn auch fast nur noch schnulziger Romantikpop oder Billigpornosadomasoschminkwave auf den Markt kommt.

Wie wichtig ist die Präsentation im Internet?
Dazu kann man nur soviel sagen: Die neue Homepage wird kommen. Mal ernst: Medienpräsenz ist für eine Band eben unerlässlich, und das Internet ist in der heutigen multimedialen Gesellschaft natürlich ein wichtiger Faktor. Dennoch sind Printmedien, insbesondere Musikmagazine mit Beilage-CD als Promotion derzeit nicht vollständig zu ersetzen.

Wie sieht es mit Liveauftritten aus?
Für den Sommer 2002 haben wir einiges geplant, und werden die Termine dann auf unserer neuen Homepage ankündigen. Bis jetzt steht fest, dass wir auf dem EntARTet Festival in Hanau am 30.04 spielen werden und .......


Die Band
Barbara Volpert (Gesang)
Matthias Abel (Keys/Programming)
Sebastian Kraus (Git.)
Dirk Matzke (GIT.)
Christoph Sarrach (Bass)
Ramin Modarressi-Khaledi (Schlagzeug)

CDs
Things you never know (Demo)
She died in September (Demo)
Pictures from the Inside (CD 98)
Dying of utopia (CD 99)
Heroine (Cd 00)
Kassandra (CD02)

Internet
www.world-of-anubis.de