Die Kunst des Kummers THE WOUNDED

Mit "The Art of grief" veröffentlichten die Holländer ein wirklich beachtliches Debüt. Durchdachte Texte, sphärische Klänge, straighter Gothic Rock und ein Hang zur Melancholie bestimmen die Musik von The Wounded. Dazu läd eine wirklich begnadete Düsterstimme ein, sich in verträumter Harmonie mit der Realität auseinander zu setzen scheint. Textlich malt man ein dunkles Bild der Welt, und liefert musikalisch gleich den passenden Rahmen. Das Sänger Marco nicht nur Phrasen von sich gibt beweist das nachfolgende Interview. Für Leute die unbedingt Vergleiche brauchen: Die Band liegt irgendwo zwischen Cure und Love like Blood. Außerdem habt ihr ja noch die Möglichkeit das Review zu lesen. So jetzt aber viel Spass beim Lesen und danach schön zum Händler und euch dieses Teil zulegen. Es lohnt sich. (andreas)


Beschreibt doch bitte, wie Ihr Euch als Band zusammengefunden habt.
Im Jahre unseres Lords 1996 wurde die Band von Marco und Andy gegründet. Nach mehreren Proben mit mehreren Musikern bestand sie aus Edwin, Ralph und Nick Brockman (der 1 Jahr später Salacious Gods gründete). Zu dieser Zeit spielte Andy noch Keyboard. Nach dem Wechsel von Nick mit Jonne, der dann die Keybords übernahm, war Andy froh, wieder das zu spielen, was er sollte, nämlich Bass. Nach dem Verkauf jeder Kopie des "starpeople" demos unterschrieben wir einen Vertrag mit Coldblood Industries. Das erste Album wurde aufgenommen und veröffentlicht.

Die Reviews zu Eurer CD sind komplett positiv. Seid Ihr davon überrascht?
Zu Anfang vielleicht ein bißchen, aber wir wußten, daß wir ein paar wirklich gute Songs aufgenommen hatten und so wären wir mehr überrascht gewesen, wenn die Reaktionen schlecht gewesen wären. Das soll jetzt nicht arrogant klingen, aber ich denke, daß du dir wirklich sicher sein mußt, was du tust, wenn du ein Album veröffentlichst. Ich weiß, daß es für manche so ist, als ob ein Traum wahr werden würde und jede Chance wahrnehmen würden, um ihre Songs zu veröffentlichen, dabei aber nicht wissen, daß wenn dein erstes Album nicht gut genug ist, die Chance besteht, daß du als Band wieder verschwindest.

Schreibst Du Deine Texte in bestimmten Stimmunslagen?
Ja, aber es kommt auf die Stimmung an. Ich habe bis jetzt noch nie unter Zeitdruck geschrieben. Weiterhin nutzte ich das Schreiben dazu, um die Stimmung zu töten, in der ich gerade bin, aber es hat bis jetzt noch nicht recht geklappt.

Wie wichtig sind Dir die Texte und wovon handeln sie?
Ich denke, Lyrics sind sehr wichtig, sie geben einem Song ein Gesicht. Die Lyrics, die ich schreibe sind autobiographisch, daß heißt, es passierte mir oder einmen aus meiner Nähe. Ein Teil in einer Lyric ist Fiktion, aber immer basierend auf realen Gedanken. Manche der Songs zeigen nur den Weg, wie ich über manche Dinge denke, andere zeigen mein Inneres. Wenn ich schreibe, öffne ich mich total und ich zögere nie, über meine tiefsten Gefühle zu schreiben.

Was willst Du uns mit dem Song " Your roses will burn" sagen?
"
Your roses will burn" handelt von Menschen, die ihre Macht mißbrauchen. Andere Leute zwingen, Dinge zu tun, die sie gar nicht wollen. Einmal war ich Gruppenleiter einer Abteilung und zu dieser Zeit wollte ich gerade nicht die Leute antreiben, die das gleiche Alter meiner Eltern hatten und somit wurde ich gefeuert. Ich fühle mich nicht wie irgendeine Art von Held oder ähnliches. Ich bin nur stolz, daß mir meine Prinzipien wichtiger als Geld sind. In der heutigen Zeit ist alles wegen Geld. Aber ich hasse es, über Klisches zu reden. Also.....

Die Texte sind teilweise aggressiv, dagegen wirkt die Musik romantisch und düster. Ist dies ein gewollter Kontrast?
Nein, ich versuche gar nichts zu machen. Nur Musik zu schreiben, auf die Art und Weise, wie ich sie mag.

In "against all Gods" setzt Du Dich kritisch mit dem Glauben auseinander, an wen, oder was glaubst Du?
Nein, ich kritisiere nicht den Glauben. Für manche Leute kann der Glaube sehr wichtig sein, um mit einem Verlust umzugehen. Ich kritisiere den Glauben, der auf Leute übertragen wird, die nicht fähig sind, sich dem wieder abzuwenden. Ich kritisiere die Lügen, die von der Kirche verbreitet werden. Den Schmerz, den sie Menschen geben, die total enttäuscht sind, nachdem sie die dunklen Seiten der Kirche entdeckt haben. Dieser Song handel von jemanden, der sich selbst der Kirche und dem Christentum unterwarf und sich dann wieder abwandt, nachdem er die Lügen entdeckt hat. Sie haben noch nie über die Kriminalität gegen die Menschheit gesprochen, die in der Vergangenheit war und sogar noch heutzutage ist. Ihre Vergangenheit ist genauso brutal wie die der französischen Besetzern, gefolgt von Napoleon und der Brutalität und den grausamen Dingen, die die Nazis den unschuldigen Leuten antaten. Oder was der Holländer den indonesischen Einwandere antat. Sie haben vielleicht sogar noch mehr durch die Jahre abgeschlachtet. Aber nach allem glaube ich an ein bißchen mehr als an gar nichts. Die Dinge, an die ich glaube, behalte ich gerne für mich selbst. Ich denke, jeder sollte für sich selber glauben.

Wo liegen Eure Einflüsse?
Die Achziger, Dark Metal und der alte Gothic Kram. Leute reden über Gothic, aber meiner Meinung nach sind die neuen Bands sehr unterschiedlich zu den anderen. Du könntest vielleicht über Neo-Gothic reden. Ich denke, daß Du in diesem Fall gerne von mir hören möchtest,daß ich Bands wie Cure, Anathema, Sisters und Fields nenne....

Du setzt dich in deinen Texten immer wieder mit der bestehenden Gesellschaft auseinander. Wenn Du einen Tag das Sagen hättest, was würdest Du tun?
Ich würde versuchen, daß Gleichgwicht zwischen Reichtum und Armut zu erreichen, Nahrung für die Hungernden und Bildung für die, die sich der Technologie bewußt werden wollen. Ich würde das Gesetz ein wenig ändern, so daß die Kindesmißbraucher, Vergewaltiger und Kindesmörder nie wieder freigelassen werden und ein Teil dieser Gesellschaft werden. In Holland beschäftigt sich der Staat manchmal mit diesen Biestern, so als ob DU Mitleid mit denen haben müßtest. Aber ich bin mir sicher, daß die Dinge, die ich an einem Tag geändert hätte, am nächsten von der höheren Gesellschaft wieder geändert würden. Also ist es verschwendete Zeit zu versuchen, solche Dinge zu realisieren.

Gibt es Schriftsteller die Dich beeinflußt haben?
Nein, die einzige Zeile, die nicht von mir ist, ist von einem Titel. Frailty, der Name einer Frau, ist von Shakespears Hamlet. Ich könnte auch von Jim Morrisson und Robert Smith beeinflußt sein, da ich sehr von deren Schreibstil beeindruckt bin, aber ich denke nicht, daß auf irgendeine Art und Weise wie sie schreibe.

Wie kamt Ihr auf die Idee ein Song von Bronski Beat zu covern?
Wir spielten ein paar Covers zum Spaß im Proberaum. Dieses haben wir zum Spaß aufgenommen und wir empfanden es als gut, es auf`s Album zu packen. Es zeigt auch unsere Verbindung zu den Achzigern. Natürlich hat Jimmy hier seine Erfahrungen vom Schwulsein beschrieben. Ich bin nicht schwul, aber ich denke, ich kann die Worte auf eine andere Art und Weise interpretieren. Zum Beispiel, daß man nicht verstanden wird, wenn man anders ist.

Der letzte Song des Albums klingt ein bißchen nach The Cure, liege ich da richtig?
Ja.

Wie sieht die Musikszene in Holland aus, habt Ihr genug Auftrittsmöglichkeiten?
Die Clubs fragen viel bei uns an und es sind genügend Clubs da, um zu spielen, aber die Umstände sind nicht immer so toll.

Wann werden wir Euch in Deutschland sehen?
Ich hoffe bald. Unser Management arbeitet daran und falls genügend Clubs vorhanden sind, die uns wollen, dann werden wir bald zu unseren Nachbarn kommen. Vielleicht als eine Vorband. Ich freue mich darauf.
Danke für das Interview. Wir werden Euch auf dem laufenden halten.