Utopie, Traum, Realität Samsas Traum

Fotos: Thorsten Richter

Es gibt kaum eine Band, welche in der letzten Zeit derart kontrovers diskutiert wurde. Das Rock Hard benutzt die Band zur Möglichkeit einen Rundumschlag gegen eine gesamte Musikrichtung zu machen. Die Band um Mastermind Alexander Kaschte ist mit Sicherheit kein einfach zu konsumierendes Produkt. Wer es jedoch schafft mit "Samsas Traum" in eine fremde Gefühlswelt abzutauchen, entdeckt ein Werk voller dunkler Harmonie. Das folgende, ausführliche Interview soll euch einen kleinen Einblick in die Gedankenwelt von Alexander bringen. Was ich von seiner Musik halte, könnt ihr bei den Reviews erfahren. Viel Spaß! (andreas)

Wie, wo und warum hat sich Samsas Traum im Vergleich zu den beiden Vorgängern verändert?
Der Einsatz von elektronischen Instrumenten und Sounds war eine Entwicklung, die sich ganz von alleine vollzogen hat und die ich erst bemerkte, als sie quasi schon fast abgeschlossen war. Durch ein Buch wurde mein Interesse an alten, analogen Synthesizern geweckt und ich habe viel Zeit damit verbracht, über Flohmarkte zu schlendern und Kleinanzeigen zu durchforsten, ständig auf der Suche nach diesen Geräten. Ein paar kann ich mittlerweile mein eigen nennen, und ich liebe es, abends vor ihnen zu sitzen, das Haltepegal durchzutreten und einfach an den Knöpfen zu drehen und ihnen dabei zuzuhören, wie sie ihre Klänge verändern. Ich hatte bisher für Samsas Traum nur Sounds verwendet, die synthetisch echte Instrumente nachahmen sollten, und irgendwann habe ich einfach begonnen, selbst Klänge zu erzeugen und die Elektronik für Samsas Traum zu entdecken. Und wenn man erst einmal damit angefangen hat, dann hört es gar nicht mehr auf, da die Faszination steigt. Ich persönlich empfinde den Einsatz der Elektronik auf "Utopia" noch als sehr moderat, denn ich habe großen Wert darauf gelegt, daß die Athmosphäre nicht plötzlich zu "kippen" beginnt. Den bisherigen Samsas Traum Trademarks ist auf "Utopia" die schwerwiegendere Gewichtung eingeräumt. Ich mache nach wie vor das, was ich am besten kann.

Selten (außer bei Samsas Traum selbst) hat man ein derart geniales Booklet gesehen. Wie wichtig ist die Verpackung ?
Ich lege immer großen Wert darauf, ein Gesamtkunstwerk zu erschaffen, und da gehört auch die Verpackung dazu. Ich verbringe sehr viel Zeit damit, mir das Layout auszudenken und die einzelnen "Komponenten" zusammenzusuchen...wenn du das Booklet zur "Utopia" schon so toll findest, wie wird dir dann erst das Booklet zum nächsten, offiziellen Album gefallen ? Damit haben wir nämlich schon jetzt angefangen, und das wird so richtig teuer für mich...!?! Vielleicht hast du auch einfach nur die falschen Booklets in der Hand gehabt. Hier bollert gerade die "Machina -The Machines Of God" von den Pumpkins vor sich hin; dieses Booklet solltest du mal sehen, das ist um Welten besser als unseres. Ich bin außerdem noch "Fan" genug um zu wissen, daß es ein schönes Gefühl ist, für sein hart erspartes Taschengeld ein Produkt verkauft zu bekommen, in dem viel Liebe, Arbeit und Aufwand steckt. Außerdem muß ich an dieser Stelle ein Lob an meine Plattenfirma aussprechen, denn sie unterstützt mich in dieser Hinsicht sehr tatkräftig und macht all das erst möglich.

Ward ihr zu Beginn noch im Gothic Metal zu Hause, klingt das neue Werk sehr Dark Wave lastig, täuscht der Eindruck?
...auch in dieser Hinsicht hat sich meine Einstellung alles andere als verändert. Ich mache immer noch ausschließlich das, was ich will. Ich mache immer noch die Musik, die mir gefällt und ich kümmere mich nach wie vor nicht um die Schublade, in die sie andere stecken. Ich bin ja immer noch der Überzeugung, daß wir einzigartig sind, aber bitte...Gothic Metal war es nie, Dark Wave wurde es nicht, Samsas Traum bleibt es. Leute, wenn es auf dieser Welt etwas gibt, das auch nur den kleinsten Funken Beständigkeit in sich trägt, dann ist es Samsas Traum.

In früheren Interviews hast du sehr arrogant gewirkt, bereust du heute manche Äußerungen?
Ich bereue sie nur dann, wenn sie dazu führen, daß sich Fans nicht trauen, mich anzusprechen, weil sie Angst vor mir haben oder wenn mich ein Fan mit "Sie" anredet. Sicherlich war vieles von dem, was ich gesagt habe, falsch, und manches ist es auch heute noch, aber alles hatte immer einen Grund. Du mußt dich nur mal in meine Lage versetzen, dann kannst du es bestimmt nachvollziehen. Du veröffentlichst eine Platte, und mit einem Schlag gibt es 10.000 Leute, die dich für das hassen, was du bist und was du machst. Man macht sich über dich lustig, tritt auf deinen Gefühlen herum und zieht dich durch den Dreck. Ich hatte niemals große Lust dazu, solche Dinge einfach hinzunehmen. Eine schlechte Review über oder eine Beleidigung gegen mich hat nicht, entgegengesetzt zum Verhalten der meisten anderen Bands, zur Folge, daß ich nicht reagiere. Wer hat eigentlich die Regel aufgestellt, daß man alles, was die Presse schreibt, stillschweigend hinnehmen muß? Niemand. Diese Regel gibt es nicht. Diese Wichser sollen sich nicht darüber aufregen, wenn ich zurückschlage, denn sie leben zum Teil von mir: Wir füllen ihre scheiß Magazine mit unserer Musik und von ihnen erbrochenen, schlecht recherchierten Artikeln; wir kaufen ihnen Werbeanzeigen und Interviews ab. Weißt du eigentlich, wie zweigleisig da einige fahren? Wenn ich mich ungerecht behandelt fühle, verteidige ich mich; das ist wie im normalen Leben auch. Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt.

Einen hohen Stellenwert nimmt der weibliche Gesang ein, wie läuft die Zusammenarbeit mit Lydia Budnick?
Lydia ist für mich mehr als eine Musikerkollegin, deshalb möchte ich über unsere Beziehung nicht öffentlich in Interviews reden.

Was haben die blutverschmierten Fotos von Dir im Inlett zu bedeuten?
Ich verstehe die Frage nicht, da diese Fotos meiner Meinung nach gar keinen Grund zur Nachfrage aufwerfen. Alles was sie zu bedeuten haben, ist aus den Bildern ersichtlich. Man sieht einen mehr oder weniger jungen Menschen, der Engelsflügel am Rücken hat, wild mit einer Knarre herumfuchtelt und mit Blut beschmiert ist. Ja, das bin ich. Ich bin ein Engel, der verzweifelt um sein Leben kämpft und durch diesen Kampf schon verdammt weit in die Ecke getrieben wurde.

Wie kommt man auf Titel wie "Stromausfall im Herzspital" oder "Ach Schwesterlein im Eispalast" ?
Ich weiß es nicht, wahrscheinlich muß man einfach nur anstelle eines Gehirns ein Bilderbuch im Kopf haben...Die Idee zu "Stromausfall im Herzspital" ist von Lydia. Wir sind irgendwann mal in der Gegend herumgefahren und wußten nicht so recht, was wir mit uns anfangen sollten. Da hat Lydia den Vorschlag gemacht, ins nächste Krankenhaus zu fahren, um uns dort die Herzen austauschen zu lassen. Der Text und der Titel sind mir einfach so eingefallen, als ich in meiner alten Wohnung im Wintergarten saß und die Synthie-Version des Songs anhörte. In meinem Kopf meldete sich eine Stimme zu Wort und sagt "Stromausfall im Herzspital". Für "Ach Schwesterlein...." muß man einfach ein wenig Andersen gelesen und drei Schwestern haben, die in einer gewissen Zeit ihres Lebens in einem recht kalten und beklemmenden Eispalast gelebt haben und dort von einer widerlichen Schneekönigin gefangen gehalten wurden. Vielleicht muß man auch einfach nur Kinderbücher mögen...

In "Phantasai, liebe Phantasai" klingt deine Stimme seltsam krank, wie erzeugst du diese Stimmung im Studio?
Es ist lustig, daß dir das aufgefallen ist, denn als ich den Track im Dezember 2000 eingesungen habe, war ich wirklich krank. Ich habe mich mit einer herben Erkältung und Halsschmerzen herumgeschlagen; ich sollte beim Singen immer krank sein, denn mir gefällt meine Stimme bei diesem Lied auf "Utopia" von allen Stücken am besten. Die "Singstimmung" im Studio zu erzeugen, ist einfacher, als man denkt. Man wartet, bis es draußen dunkel geworden ist, da man dadurch emotionaler wird, trinkt eine halbe Flasche Rotwein so schnell man kann und setzt damit die Hemmschwelle herunter, geht in die Gesangskabine, schließt die Augen, stellt sich den Text und die damit verbundenen Ereignisse bildlich vor seinem inneren Auge vor und singt dann ganz einfach. Man darf natürlich die Nacht vorher vor Aufregung und Angst kein Auge zugetan haben. Die schlaflose Nacht davor gehört dazu wie das Amen in der Kirche.

Du singst von der Anderswelt, wie soll diese aussehen?
Nun ja, jeder Mensch träumt doch von seiner persönlichen Anderswelt, von seinem Utopia, oder? Ich träume von einem Leben, in dem ich mir nicht ständig darüber Sorgen machen muß, wie es mit mir weitergeht, wie ich an genügend Geld komme, wie ich die Depressionen in mir überwinden kann und wie ich meinen Kopf als nächstes aufräumen werde, um zu sehen, ob es mir etwas bringt. Wenn ich in die Augen von meiner Freundin sehe, dann sehe ich diese Anderswelt. Sobald ich allerdings den Blick von diesen Augen abwende und in eine andere Richtung lenke, sehe ich nichts als einen riesigen Haufen Dreck, in dem wir leben. Bevor es mich noch in den Wahnsinn treibt, muß so schnell wie möglich die Anderswelt her. Und der Kampf um sie ist ganz schön hart...

Was beschreibst du in "Triumph des Herzens"?
In "Der Triumph des Herzens" beschreibe ich den 24.12.2000. Ich bin mit meiner Mutter, ihren Eltern und meinen drei Schwestern in Wetzlar herumgeschlendert; u.a. haben wir uns auch einige Zeit lang im Dom aufgehalten. Das hat in mir irgendwie seltsame Gefühle ausgelöst...ich war sehr ergriffen und sehr...mitgenommen. Es war eine sehr schwierige Zeit, alles war stressig und hektisch, das Leben hat an mir gezogen, mich herumgeschubst und ich bin kaum zur Ruhe gekommen. Alles war so laut, daß ich meine innere Stimme nicht mehr gehört habe. Plötzlich bemerkte ich, daß alle weg waren. Im Dom befand sich kein einziger Besucher mehr. Ich stand ganz alleine mitten vor dem Altar und konnte es im ersten Augenblick gar nicht gegreifen. Da ist Jesus Christus in mich gefahren und hat mir die Worte gesagt, die ich im Refrain des Liedes singe, natürlich nicht in Versform. Danach habe ich mich unglaublich gut und geborgen gefühlt.

In vielen Texten arbeitest du mit Metaphern, wie wichtig sind die Interpretationen des Hörers?
Ich schreibe meine Texte nicht auf diese Art und Weise, um damit Interpretationen zu provozieren, sondern um den Wirbelsturm in meinem Kopf irgendwie in Worte zu kleiden. Für mich persönlich sind meine Texte sonnenklar. Es freut mich, wenn mir jemand sagt oder schreibt, daß er sich mit ihnen auseinandergesetzt hat, oder mir schildert, welche Gedanken er sich um sie gemacht hat. Ich mag es allerdings nicht, wenn mir jemand seine Interpretation über meine Texte einflößen will und mich dann auch noch anhand des von mir Geschriebenen belehren oder gar korrigieren möchte. Glaubt mir, ich habe diese Worte geschrieben und ich weiß, was sie bedeuten. Weißt Du, Samsas Traum ist eine sehr bedeutungslose Band, aber aus ihr ist soviel gemacht worden, in sie wurde soviel hineininterpretiert, daß ich es manchmal nicht verstehen kann...

Könntest du deine Gedanken zu Songs wie "Die Kinderarmee" oder "Stirb endlich" mal offen legen?
Wenn ich das tun würde, würde ich damit allen Lästermäulern und Gegnern von Samsas Traum Material zu einer Art von Verwertung zuspielen, die mich mehr als nur unglücklich und wütend machen würde. Tut mir leid, aber das will ich mir nicht zumuten. Ich habe mein Privatleben schon oft genug zur Schau gestellt, allmählich sollte ich damit besser aufhören.

Wie kamst du auf die Idee, Peter Schillings "Terra Titanic" zu covern?
Nun: erstens habe wir noch nie eine Coverversion veröffentlicht und zweitens wollte ich unbedingt einen Song covern, den man nicht auf Anhieb mit Samsas Traum in Verbindung bringen würde. Niemand hätte erwartet, daß wir diesen Song covern würden... Da Herr Schilling außerdem der Held meiner Kindheit war, den ich oft genug in der ZDF-Hitparade bewundert habe, ist die Wahl auf dieses Stück gefallen. Ich habe außerdem einen persönlichen Bezug zum Text des Liedes, über den ich allerdings nicht sprechen will. Wir haben Herrn Schilling übrigens persönlich gefragt, ob er nicht Lust dazu hätte, zu uns ins Studio zu kommen und mit mir den Refrain einzusingen. Leider hat er abgelehnt, also mußte der Chor wiedermal dafür herhalten...

Glaubst du erneut die Arschbombe des Monats im Rock Hard zu erhalten? Bist du enttäuscht, wenn der Fall nicht eintreten sollte ?
Wir sind es ja wieder geworden, und ich bin stolz darauf, erneut eine Arschbombe zu sein und für einen Monat lang die "Crown Of Shit" tragen zu dürfen. Am Vorabend des Tages, an dem die Zeitung am Kiosk erschienen ist, hat mich die Email eines Fans erreicht, der zu wissen behauptete, daß wir im neuen Heft nicht mehr zur Arschbombe gekrönt worden wären...da haben wir schon alles in Alarmbereitschaft versetzt und darüber nachgedacht, die Band aufzulösen. Glücklicherweise haben sich seine fehlerhaften Behauptungen nicht bewahrheitet. Mehr möchte ich an dieser Stelle eigentlich nicht dazu sagen; ich habe mich ausfürlich mit diesem Phänomen auf unserer Homepage auseinandergesetzt und eine kleine Abhandlung über das Thema geschrieben. Sie ist im Newsteil zu finden. Wer will, kann sie auch von mir zugeschickt bekommen; ich bitte darum, einfach eine Email an kaeferkolonne@web.de zu schreiben.

Deine Songs wirken manchmal dezent kitschig und voller Klischees, siehst du dieses als Kritik oder Kompliment?
Ich empfinde es definitiv als Beleidigung. Meine Songs sind "ich", und ich bin definitiv nicht kitschig oder ein lebendes Klischee. Das sind die selben Unterstellungen, die man auch meinen Kollegen von Illuminate, Mantus und Westwerk an den Kopf wirft. Ich mag keine der genannten Bands vom musikalischen Standpunkt aus betrachtet, aber ich respektiere sie für das, was sie tun: sich unverfälscht umzusetzen und einen Teil ihrer Gefühle der Öffentlichkeit preiszugeben. In empfindsameren Zeiten hätte man uns wahrscheinlich zu Königen gemacht, aber heute, in einer schnelllebigen und halsbrecherischen Welt, ist es ja augenscheinlich "in", hart und unbarmherzig zu sein. Gäbe es keine Autobahnen, gäbe es kein Heavy Metal. Ich kann keine andere Musik schreiben, als die, die ich jetzt schon mache. Alles, sowohl die Harmonien, die Texte als auch der Rhytmus sind Ausdruck meines Charakters und meiner Persönlichkeit. Wer das als kitschig und klischeebeladen empfindet, hat nicht richtig auf die Darbietung gehört und den Sarkasmus übersehen.

Wer ist "dein großer Scharlatan" ?
Mein großer Scharlatan war Aleister Crowley, dem ich in meiner Pubertät einen Großteil meiner Lebzeit und meines Geldes gewidmet habe. Ich habe unzählige seiner Veröffentlichungen studiert und förmlich gefressen. Anstatt anderen, altersgemäßen Beschäftigungen nachzugehen, habe ich hauptsächlich in meinem Kämmerlein gesessen und gelesen...und geglaubt...eines Tages ist dann etwas passiert, was mir den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Ich habe alles auf eine Karte gesetzt, weil ich mir durch Crowley meiner Sache ziemlich sicher war. Kannst du dir vorstellen, wie es ist, seinen Glauben zu verlieren? Obendrein noch einen Glauben, der auf persönlicher Freiheit und übermenschlicher Stärke basiert? Wahrscheinlich nicht, es hat mich fast umgebracht. Viele, viele Jahre lang standen diese Bücher im Regal. Viele, viele Jahre lang habe ich mich nicht mehr an das erinnert, was damals war. Dann kam "Utopia", und in ihrem Zusammenhag fiel mir auf, das da noch ein gewisses Buch aufgeschlagen war...

Hat das Trisol Label in irgendeiner Art Einfluß auf deine Musik? Wäre deine Musik bei jeden anderem Label möglich?
Trisol haben keinen Einfluß auf meine Musik. Die Jungs pulvern mir Unsummen an Geld für Werbung, mein Studio und meine Produktionen in den Rachen, da sie wissen, daß immer etwas gutes dabei herauskommt, wenn man mich einfach nach meinem freien Willen vor mich hin arbeiten läßt. Und glaube mir: so handhaben sie es mit jedem Künstler. Jeder kann bei Trisol machen was er will, Hauptsache es ist "echt". In der Szene kannst du nur gut verkaufen, wenn du glaubwürdig bist. Und Glaubwürdigkeit erlangt man nur dadurch, indem man immer den eigenen Intentionen, und nicht denen des Labels folgt. Das haben Trisol von Anfang an realisiert; deshalb gibt es bei ihnen nur Originale und keine Copycats.

Bist du mit der teilweise aggressiven Werbung von Trisol (Clubsongs usw.) einverstanden?
Ich bin mit allem einverstanden, das meine Verkaufszahlen in die Höhe treibt, meinen Bekanntheitsgrad steigert und dabei nicht mir und meiner Musik schadet oder diese verunglimpft. Trisol betreiben diese marktschreierische Art von Werbung, da es sehr viele Bands und sehr viele Mitbewerber gibt. Wenn du nicht am lautesten schreist, nimmt dich niemand wahr und du verkaufst keine Platten. Ich habe mit Trisol einen sehr guten Fang gemacht. Ich kann das sagen, weil ich mich in der Labellandschaft sehr gut auskenne. Einige der Bands, mit denen ich im Underground groß geworden bin und die es verdient hätten, bekannter zu sein, sind es nicht, da sie den falschen Vertrag bei der falschen Plattenfirma unterschrieben haben. Du mußt einfach immer behaupten, daß du das beste Produkt zu verkaufen hast, damit dir überhaupt jemand zuhört. Sampler und Clubpromotion sind die wichtigste Art der Promotion, die es in der Gothic Szene gibt. Niemand (außer Hardcore-Fans) kauft heutzutage noch eine CD, weil er oder sie eine Anzeige in einer Zeitung gesehen hat. Man muß den Menschen in Discotheken und auf Compilations die eigene Musik förmlich in den Rachen quetschen, damit man seine Produkte auch los wird...

Wo und wann wird man "Samsas Traum" live bewundern können?
Zur Zeit kann ich darüber noch keine verbindlichen Aussagen machen. Fest steht nur, daß wir Anfang nächsten Jahres (wahrscheinlich Mitte bis Ende Februar) auf eine zweiwöchige Tour innerhalb Deutschlands und möglicherweise der Nachbarländer gehen werden. Bis Ende Oktober sollten allerdings auch die Tourdaten feststehen. Schaut einfach ab und an mal auf unserer Homepage www.utopia-ist-ueberall.de vorbei, wir werden die Termin dort veröffentlichen. Abonniert bitte auch unseren Newsletter, damit ihr sofort über die Konzerte informiert werdet. Verraten kann ich schon, daß ich vorhabe, 90 Minuten zu spielen und daß das Set die ganzen Hits unserer bisherigen Alben enthalten wird.

Würdest du deinen Kindern die Musik von "Samsas Traum" empfehlen?
Selbstverständlich würde ich das tun. Ich habe eine große, goldene Metallbox in meinem Haus versteckt, in der ich bereits jetzt jeweils ein Exemplar jeder Veröffentlichung von mir für meine zukünftigen Kinder aufbewahre. Wenn sie eines Tages Interesse an meiner Vergangenheit und meiner Musik entwickeln sollten, bekommen sie diesen kleinen Schatz geschenkt. Anhand der CDs kann ich ihnen dann erklären, was ich in meinen unterschiedlichen Lebensabschnitten alles falsch gemacht habe. Außerdem denke ich, daß es sie freuen könnte, wenn sie sehen, daß ich auch einmal vor den selben Problemen gestanden habe, vor denen sie vielleicht stehen werden.