Tanzbare Gedanken Project Pitchfork

Am 26. Februar erscheint das neue Album von Pitchfork. Mittlerweile kann die Band auf 10 Jahre zurückblicken, in dem sie vom Underground Tipp zur bekanntesten Elektro Wave Band heran reifte. Bereits mit den letzten beiden Alben gab es Chartplatzierungen. Auf ihrem neuen Album verarbeiten Pitchfork ihre eigene Gedankenwelt zu einem Cocktail aus getragener Elektronik und den bekannten harten Beats. Melancholie und harte Elektronik ergeben eine Einheit. Texte kommen aus dem Bauch, durchwandern das Hirn und werden dann mit treibenden Synthie Sound in des Hörers Ohr transportiert. Neben einer extremen Tanzbarkeit bietet die Band immer wieder Songs die zum nachdenken anregen. Nach dem Motto, erst tanzt der Körper dann das Gehirn, bietet das Duo, bestehend aus Peter Spilles und Dirk Scheuber, Musik für Körper und Geist. Philosophie, Glaube und Liebe sind tragende Säulen der Texte, welche auf dem aktuellen Album noch persönlicher als früher ausfallen. Während die Musik in Discotheken den Körper in willenlose Marionetten verwandelt, wird in den heimischen vier Wänden die Kraft der Worte deutlich. Jürgen Jansen und Dirk Scheuber standen für einige Fragen am Telefon Rede und Antwort. (andreas)

Was hat sich im Vergleich zu Eon:Eon verändert?
Es ist noch besser. Im Ernst. Wir haben das Album zum erstenmal im eigenen Studio aufgenommen. Wir hatten wesentlich mehr Zeit um an den Songs zu feilen. Man merkt der Produktion an, das alles wesentlich reifer und in sich stimmender ist.

Hat euer neues Album wieder ein zentrales Thema?
Es heißt Daimonion, was aus dem Griechischen kommt und Schutzgeist bedeutet. Es geht um die warnende innere Stimme. Die Texte befassen sich mit der Weltanschauung von Peter. Das ganze ist sehr persönlich gehalten. Peter versucht seine Gedankenwelt zu umschreiben, ohne den Hörer zu beeinflussen. Er läßt immer wieder Platz für Eigeninterpretationen. Teilweise ist es sehr philosophisch gehalten. Andere Songs wie Jupiter handeln von Liebe. Ein zentrales Thema gibt es also nicht.

Warum "Existence" als Single Auskopplung?
Eine Auswahl zu treffen fällt immer schwer. Wir hätten auch jedes andere Stück nehmen können. Aber irgendwann muß man sich entscheiden.

Warum erscheint die Maxi in verschiedenen Covern?
Ganz einfach, weil es zwei verschiedene Versionen gibt. Es gibt einen Alternativ Mix, einen Zeromancer Mix. Dazu zwei neue Stücke, welche nicht auf dem Album enthalten sind. Das Eine ist in Rot, das andere in Gelb gehalten. Beide Versionen erscheinen Ende Januar.

Wie wichtig ist das Video zu dem Song?
Sehr wichtig. Du hast im Video die Möglichkeit den Text visuell umzusetzen. Wir schicken den Song zu mehreren Regisseuren und fragen, wie sie den Song umsetzen würden. Das meiste was zurückkommt ist Schrott. Die sehen dann Pitchfork auf irgendwelchen Friedhöfen in Prag oder so. Oliver Sommer hat es verstanden den Text in perfekte Bilder umzusetzen. Das Video wird auch mittlerweile auf Viva 2 gespielt.

Worum geht es in dem Stück?
Der Song richtet sich gegen die katholische Kirche als Institution. Wir allesamt glauben an Religion und es geht auch nicht gegen irgendeinen Dorfpfarrer, sondern gegen das System Kirche. Die Kirche hat alle Weisheit und Wahrheit verleugnet, verändert und falsch übersetzt. Man sollte aus jeder Religion, das für sich passende herausnehmen.

Das Album weist teilweise poppige Züge auf, welche aus den 80ern stammen könnten, täuscht der Eindruck?
Es kann natürlich sein, das ein paar Passagen an die 80er erinnern, es ist aber nicht beabsichtigt. Diese poppigen Züge, wie du sie nennst, könnten auch aus den 90ern sein. Wir richten uns auf keine vergangene Epoche, sondern verarbeiten unsere Form von Musik. Das es dabei immer wieder zu Vergleichen mit früher kommt, bleibt halt nicht aus.

Was haben sich für neue Möglichkeiten mit dem Wechsel zu einer Major Company ergeben?
Es ist ein wesentlich einfacheres Arbeiten. Wir entscheiden immer noch alles selbst, es hat sich in dem Bereich nichts geändert. Das Marketing ist natürlich wesentlich besser. Pitchfork hat dadurch die Chance, Leute zu erreichen, welche nicht aus der sogenannten Szene kommen. Für ein Teil der alten Fans ist es natürlich Verrat. Aber es ist auch nur ein geringer Teil, welche uns deswegen verurteilen. Das Problem ist, daß diese Leute am lautesten schreien. Sie wollen halt nur ein elitärer Kreis sein, der diese Musik hört.

Wie läuft das Songwriting bei euch ab?
Als erstes gibt es die Musik. Peter setzt diese in imaginäre Bilder um und schreibt dann die Texte passend auf die Musik. Die Worte sind also die visuelle Umsetzung der Töne.

Habt ihr mit Pitchfork alles erreicht, oder gibt es noch Ziele?
Eigentlich haben wir alles erreicht, was wir uns wünschten. Aber es gibt natürlich immer noch Ziele, sonst wär man Tot. Natürlich wollen wir noch bekannter werden und noch mehr Leute mit unserer Musik erreichen.

Welchen Einfluß haben die Solo-Projekte auf die Musik von Pitchfork?
Überhaupt keinen. Wie der Name schon sagt ist jedes Projekt auf dem eigenen Mist des jeweiligen gewachsen. Es ist Musik die sehr persönliche Geschmäcke nach außen bringt. Musikalische Vorlieben, welche mit dem Sound von Pitchfork nicht vereinbar sind. Solo Projekte bieten immer die Möglichkeit zu Experimenten. Es ist daher auch egal, welchen Erfolg es hat, oder wie die Verkaufszahlen sind.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit And One?
Scheuber: Das war nur ein kurzes Intermezzo für die Tour. Ich kenne die Band seit Jahren. Als man mich fragte ob ich vor Weihnachten Zeit hätte, habe ich zugesagt.

Ihr geht jetzt mit Zeromancer auf Tour, habt ihr euch selbst dafür entschieden?
Ja. Wir finden die Band supergeil. Es sind die nettesten Leute auf diesem Planeten. Wir freuen uns auf die Tour mit ihnen, weil wir mit Sicherheit viel Spaß bekommen werden.

Was kann man von der neuen Tour erwarten?
Es wird einige neue Lichteffekte geben. Aber insgesamt arbeiten wir noch an der Umsetzung der einzelnen Songs.