Schwarze Magier Obsidian Gate

Wahrhaft beeindruckenden Black Metal bieten Obsidian Gate auf ihrem neusten Werk "Collosal Christhunt", denn orchestrale Keyboardsymphonien paaren sich mit rasenden Schwarzmetallgewittern und beschwören einen infernalischen Sturm an Musik herbei. Sollte man als Black Metal Fan, so man denn Keyboards duldet, unbedingt gehört haben. Um ein bisschen mehr über diese Band zu erfahren, die bei dem kleinen Label Skaldic Art zu Hause ist, gab's ein paar Fragen an die Band.
www.obsidiangate.de (eller)

Wie ist Obsidian Gate entstanden und was steckt hinter dem Namen?
Nun, Marco und ich kennen uns bereits fast 21 Jahre und sind somit auch gemeinsam zum Metal gekommen. Uns hat es stets gereizt, auch selber Musik zu machen und nicht nur zu hören, somit kauften wir uns bald Instrumente und begannen im September 1994 unsere eigene Band zu gründen. Wir blieben zu zweit, da wir hier keinen Musiker finden konnten, der ambitioniert genug war, mit uns standzuhalten. Und so nahmen wir von Anfang an einige Rehearsal-tapes auf, und zwar mit grauenhaftem Equipment und bauten so unsere Fähigkeiten aus. Das Ganze klang anfangs in etwa wie eine Mischung aus Abigor´s "Verwüstung" und alten Marduk, wenngleich natürlich schlechter. Als Daniela dann 1996 zu uns stieß, wurde das Ganze ernster, und wir nahmen ein erstes Demo auf, welches den Titel "Die Essenz der Finsternis" trug. Allerdings war der Sound äußerst schlecht, und so blieb das Teil in unserer Schublade. 1998 nahmen wir das zweite Demo auf, "The Prime Uncreation", welches zum ersten Mal verstärkt Keyboards und klassische Einflüsse beinhaltete, da wir neben extremen Metal ziemlich viel Klassik zu der Zeit hörten und wir es reizvoll fanden, diese beiden kraftvollen Stile miteinander zu verbinden. Dieses Demo fand auch recht guten Absatz und verhalf uns zu dem Deal mit Skaldic Art.
Der Name OBSDIAN GATE steht für ein schwarzes, magisches Portal in unbekannte Dimensionen, welches die Seele in unergründliche Tiefen zu entführen weiss. Speziell dem Obsidian, einem besonderen, tiefschwarzen Lavagestein, werden magische Fähigkeiten zugeschrieben, z. B. wurden bei den Inkas Menschen mit aus Obsidian gefertigten Klingen den Göttern geopfert, wobei das Material Obsidian den Seelentransfer ermöglichte.

Wie kam es dazu, dass Martin Wiese von Enid bei euch Vocals beigesteuert hat?
Wir wollten für "Colossal Christhunt" unbedingt chorale Vocals dabeihaben. Allerdings sollten diese von einem ausgebildeten Sänger übernommen werden. Bei vielen Bands gibt es klaren Gesang, weil irgendeiner in der Truppe ein paar Töne treffen kann, allerdings hört man dann auch, dass es alles andere als professionell ist und so etwas wollten wir auf gar keinen Fall. Vratyas (Anm.: Skaldic Art Labelmanager) machte uns dann den Vorschlag, es mit Martin zu versuchen. Wir hörten uns dann ein paar Enid-Songs an und waren von Martins Stimme mehr als überzeugt. Und wir wurden nicht enttäuscht, denn Martin ist ein absoluter Könner. Er war nur einen Tag im Studio, um seine Vocals zu komponieren und einzusingen, und er hat hervorragende Arbeit geleistet. Leider sind seine Vocals etwas unvorteilhaft gemixt, was aber wohl am Zeitdruck lag. Nächstes Mal werden wir definitiv mehr Wert auf diese Parts legen und wollen Martin auf alle Fälle wieder dabei haben, denn wir können uns keinen Anderen für diese Aufgabe vorstellen. He fuckin'rules supreme!

Ist "Colossal Christhunt" ein Konzeptalbum?
Nein, es ist kein Konzeptalbum, es zieht sich nur ein roter Faden durch alle Songs. Trotzdem steht jedes Stück für sich und behandelt ein eigenes Thema.

Von was seid ihr bei den Texten beeinflusst worden?
Nachdem unser Debut "The Nightspectral Voyage" sehr hypotethische, kosmische Themen als lyrische Grundlage hatte, wollten wir auf "Colossal Christhunt" traditionell satanischer werden, somit behandeln die Lyrics das Wesen des Satans an sich, die Offenbarung, die Apokalypse und das Themenfeld Besessenheit. Die Texte sind dennoch fiktiv geschrieben und bieten viele Interpretationsmöglichkeiten, wenngleich sich der Song "Colossal Christhunt" auch historischer Fakten, nämlich der Christenverfolgung im alten Rom bedient. Die Texte entspringen stets meiner Gedankenwelt, ich gebe jeweils das Thema vor und lasse meinen Gedanken freien Lauf, ohne irgendwelche Messages verbreiten zu wollen. Der Entstehungsprozess ist somit ziemlich unspektakulär, wenngleich das Resultat meist sehr opulent ausfällt. Aber so harmonieren die Lyrics am besten mit der Musik, die ebenfalls viele Details zu einem Ganzen zusammenfügt.

Der erste Track trägt mit "Urgewalten" einen deutschen Namen. Habt ihr auch mal überlegt einen kompletten Song auf deutsch mit einzubauen?
Wir wählten diesen Titel auf Deutsch, da "Urgewalten" sehr kraftvoll klingt, kraftvoller als seine englische Übersetzung "Prime Forces". Allerdings stand es nie zur Debatte, einen Song komplett in Deutsch zu schreiben, da man hier Gefahr läuft, entweder zu primitiv oder zu pathetisch zu klingen. Auch in Zukunft ist dies nicht geplant. Eventuell wird es aber mal einen komplett lateinisch getexteten Song geben, aber auch dies steht noch in den Sternen.

Wie entsteht ein Stück bei euch?
Ich denke, wir gehen einen komplett anderen Weg als die meisten Bands, da bei uns die Keyboard-Orchestrationen zuerst komponiert werden. Erst wenn wir damit vollends zufrieden sind und das jeweilige Stück so schon als Soundtrack-mäßige Sinfonie für sich alleine stehen könnte, schreiben wir dafür die Gitarren-, Bass- und Drumparts. Dies hat sich bewährt, da so die Klassik-Elemente eine bessere Symbiose mit den Gitarren bilden können, während einen der umgekehrte Weg doch zu sehr einschränkt und wir somit in unserer Ausdrucksweise mehr limitiert werden. Die Lyrics kommen erst dann zum Zuge, wenn ein Stück im Grundgerüst komplett steht, da man hier die Atmosphäre des jeweiligen Stückes lyrisch besser einfangen kann.

Wie lange braucht ihr, um so komplexe Songs fertig zu stellen?
Die Stücke auf "Colossal Christhunt" waren mit zwei, drei Wochen pro Song erstaunlich schnell komponiert, während wir jetzt für die neuen Stücke stets um die zwei Monate pro Song brauchen, da diese noch wesentlich detaillierter und komplexer ausfallen als die alten Tracks. Aber ich denke, dass sich dieser Aufwand definitiv auszahlen wird. Es kommt aber auch immer darauf an, wie gut die Ideen fließen und wie konzentriert man bei der Arbeit ist. Manchmal ist zwischen den Stücken auch mal eine kleine Schaffenspause angesagt, in der man kreative Energie tanken kann. Aber egal, it is done when it is done. Wir setzen uns keine Deadlines und geben den Songs die Zeit, die sie brauchen.

Von welchen Bands/Künstlern fühlt ihr euch beeinflusst/inspiriert?
Wir versuchen unseren eigenen Weg zu gehen, ohne auf andere Bands zu schauen. Richtig beeindruckt sind wir ohnehin nur von wenigen Bands. Zu diesen Bands zählen zweifelsohne Emperor, die absoluten Götter. "Anthems..." ist für mich das beste Album überhaupt. Inspirationen beziehen wir mehr aus klassischen Komponisten wie Wagner, Grieg, Carl Orff oder Bach, die wahre Genies in Sachen Komposition, musikalischer Power und Tiefgang waren. Dies mit extremen Black Metal kombiniert, ergibt eine einzigartige Symbiose aus Gewalt und Filigranität. Und das macht unseren eigenen Stil aus, da wir auch versuchen, den Klassikelementen stetig mehr Authenzität zu verleihen.

Was hört ihr sonst so aus dem Metal Bereich?
Nun, ich höre bevorzugt extremen, schnellen Black und Death Metal, von Abigor über Belphegor und Emperor bis hin zu Morbid Angel, Nile, Setherial und Zyklon, während Marco auch Sachen wie z.B. Grave Digger, Morgul oder Finntroll liebt. Es ist ganz gut, einen weit gefächerten Musikgeschmack zu haben, um einen größeren Horizont zu bekommen, in dem man sich nicht so schnell limitiert.

Wie kam es zu dem Deal mit Skaldic Art und wie seid ihr mit eurem Label zufrieden?
Von einem Schulfreund von Marco bekam Vratyas ein Demo von uns in die Finger, und da es ihm gut gefallen hat, bot er uns einen Vertrag an, den wir dann freudig unterzeichneten. Vratyas macht seine Arbeit sehr gut, vor allem wenn man bedenkt, dass Skaldic Art ein kleines Label ist, welches Vratyas sehr idealistisch und persönlich führt. Der Vertrieb wird von mal zu mal größer, Promotion ist auch gut... Also, wir können uns echt nicht beklagen. Und dass "Colossal Christhunt" dermaßen verspätet herausgekommen ist, dafür kann Vratyas nichts, das geht voll und ganz auf die Kappe, dieses unfähigen Presswerks, welches zuerst die falsche Musik auf unsere CDs presste und dann in der korrigierten Pressung auch noch mehrere hundert fehlerhafte Silberlinge in die Lieferung mogelte, um uns abzuzocken... Mögen diese Nichtskönner brennen!

Ist geplant, eure Musik auch mal live zu zeigen?
Nun, da Daniela inzwischen gehen musste, sind wir nur noch zu zweit, da sind Auftritte vorerst nicht drin. Außerdem sind wir ja Multi-Instrumentalisten, somit bräuchten wir gute Sessionmusiker an den Drums und am Bass, um unser Material entsprechend darbieten zu können. Irgendwann wollen wir auf jeden Fall mal live spielen, aber da wird wohl noch ein wenig Zeit vergehen...

Wie weit seid ihr mit dem neuem Material? Was können wir als nächstes erwarten?
Wir haben jetzt drei neue Stücke fertig, die um einiges komplexer daherkommen als das alte Material. Vor allem die Orchestrationen fallen jetzt wesentlich authentischer aus. Ansonsten bleiben wir aber unserem Stil treu. Tempomäßig wird es abwechslungsreicher werden, wenngleich die Blastparts durch mein mittlerweile doch stark verbessertes Schlagzeugspiel wohl noch ein wenig schneller daherpreschen dürften. Ich denke, wir werden die beiden Vorgänger noch um einiges toppen können, das Limit ist noch längst nicht erreicht! Desweiteren arbeitet Marco fieberhaft an unserer neuen Homepage, die wohl spätestens im Oktober fertig sein dürfte und sehr beeindruckend aussehen wird. Sollte jeder einmal unter www.obsidiangate.de anchecken! Dort kann man sich dann auch unsere Musik herunterladen sowie viele Infos abrufen. Ins Studio geht es dann nächstes Jahr, und das Album sollte dann im Herbst oder Winter ´02 herauskommen. Time will tell!